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Rezensionen zu
Hass ist keine Meinung

Renate Künast

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€ 11,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,99 [A] | CHF 17,00* (* empf. VK-Preis)

Einer meiner diesjährigen Jahresvorsätze war es mehr politische Bücher zu lesen. Mit „Hass ist keine Meinung“ ist nun sogar ein Buch von einer Politikerin eingezogen, nämlich der Grünen Abgeordneten Renate Künast. Von Berufswegen wird sie täglich mit Hasskommentaren, Mails und Bedrohungen konfrontiert und erreichte irgendwann einen Punkt, an dem sie begann über die Herkunft des Hasses nachzudenken und deren Urheber im realen Leben zu konfrontieren. Ihr Erfahrungen und Erkenntnisse hat sie in diesem Buch zusammengefasst. Hass im Internet ist etwas, das uns täglich begegnet und mit dem wir umgehen müssen. Entweder, weil uns selbst Wut entgegen schlägt oder wir auf sozialen Plattformen oder in Kommentarspalten mitbekommen, wie gegen Menschen und Sachverhalte gehetzt wird. Renate Künast hat im Selbstversuch die Verfasser von Hasskommentaren auf ihrer Facebookseite im realen konfrontiert und sich der Diskussion gestellt. Schnell wich sie dabei von ihren eigenen Vorurteilen ab und redete, in den meisten Fällen, ausgiebig mit den Menschen über die Probleme und Sorgen. Auf Grundlage ihrer eigenen Beobachtungen und mit Hilfe von wissenschaftlichen Studien und deren Ergebnisse versucht sie nun in dem hier vorliegenden Buch die Grundlage und Quelle der Wut im Internet zu finden und hält zugleich Ausschau nach Lösungsansätzen und Verantwortlichkeiten, wer für diese möglichen Lösungen zuständig sein könnte und auch, wer es sein sollte. Dabei schafft sie es immer einen neutralen Ton zu wahren, was angesichts der Tatsachen vermutlich nicht immer leicht war. Begriffe wie Filterblasen und Echokammern, aber auch Data Mining, Fake News, Social Bots und Microtargeting werden erklärt, um anschließend die gesteuerten Vorgänge von politischen Gruppen und Einzelkämpfern im Netz zu erklären. Das sie sich dabei auf Beispiele aus dem rechtspolitischen Spektrum konzentriert könnte mit ihrer eigenen politischen Arbeit zu tun haben, oder einfach mit dem Fakt, dass nun mal eben diese Gruppierungen vom Hass im Netz profitieren und ihre eigenen Meinungsmache vom Wut der Menschen abhängig machen. Statt einer Frustration entwickelt sich im Verlaufe des Buches jedoch ein Plädoyer für die Wahrung unserer demokratischen Grundsätze und gibt den Leser*innen den Mut, für eben jene einzustehen, im wahren wie auch im digitalen Leben.

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"Der Vorwurf, man dürfe in Deutschland seine Meinung nicht sagen, hält sich hartnäckig. Er ist für mich der erfolgreichste Fall von Fake News." (S. 89) Das Internet bietet uns ein unbegrenztes Angebot an Informationen und viel Freiheit. Es ermöglicht eine Kommunikation mit Personen auf der ganzen Welt in Echtzeit, unter anderem über soziale Netzwerke. Dass Prominente, Politiker und sonstige Personen des öffentlichen Lebens nicht nur mit den Sonnenseiten konfrontiert werden, sondern auch jeder Menge Kritik und Hass augesetzt sind, sollte mittlerweile bei allen angekommen sein. Soziale Netzwerke und sonstige Plattformen machen es einfach, schnell mal seinen Senf dazu zu geben. Dabei vergessen so einige ihre gute oder auch weniger gute Kinderstube und werfen jegliche Moral über den Haufen. Da werden wirklich zum Teil widerliche Hasskommentare vom Stapel gelassen. Mit einem Klick ist alles erledigt und hier darf doch jeder seine Meinung äußern oder? Es ist schon erschreckend, was da alles gepostet wird. Renate Künast beschreibt hier ihre eigenen Erfahrungen und wie sie damit umzugehen versucht. Ich finde den Ansatz von Frau Künast mutig und ungewöhnlich für eine Politikerin. Sie sucht hier tatsächlich Personen auf, die Hasskommentare zu ihrer Person geschrieben haben. Dabei hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass sie die Leute an den Pranger stellen will, sondern tatsächlich um Aufklärung bemüht ist. Im Verlauf war ich nicht immer ihrer Meinung und ich finde auch nicht ausnahmslos alles gut, was sie da tut. Beispielsweise fand ich den Tweet über den Vorfall in einem Zug in Bayern und bzgl. des Verhaltens der Polizei nicht gut. Bei einigen der Konfrontationen war ich mir manchmal nicht sicher, ob ich lachen oder lieber weinen soll. Unglaublich was Menschen so für Ansichten haben und zu welchen Aussagen sie sich hinreißen lassen. Sehr erschreckend. "Ja, es gibt viele Dinge, über die man sich ärgern kann. Aber das ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen, erst recht nicht dafür, anderen Menschen die Würde zu nehmen. Es gibt andere, sachlichere Wege, Ärger und Kritik zu äußern." (S. 179) Doch es geht hier nicht nur um Hasskommentare, sondern noch viel mehr. Zum einen geht Frau Künast auf die Entwicklung der rechtsgesinnten Parteien ein, wobei Fake-News ein zentrales Thema sind und zum anderen geht es um die Gefahren im Internet, die einem zunächst gar nicht gefährlich vorkommen. Das war nicht alles neu für mich, aber hier wurde es wirklich interessant. Die wenigsten Internetnutzer wissen, dass sie sich in sogenannten Filterblasen und Echokammern bewegen. Wir bekommen genau das gezeigt, was Algorithmen für uns ermitteln. Ein erhaltenes Suchergebnis oder angezeigte Nachrichten mögen auf den ersten Blick objektiv und umfassend wirken, doch das sind sie nicht. Die größte Herausforderung ist also längst nicht mehr der Zugang zum Internet bzw. dessen Bedienung an sich, sondern die eigene Fähigkeit tatsächliche Fakten von Fake News zu unterscheiden. "Wenn Fake News gelöscht werden, haben sie ihr Ziel in der Regel längst erreicht: Sie haben sich in den Timelines und in den Köpfen zahlreicher Menschen festgesetzt." (S. 81) Im weiteren Verlauf ist oft von Trump, Russland und großen Unternehmen die Rede, die digitale Daten für ihre Zwecke nutzen und verbreiten. Es fiel mir zunehmend schwer zu entscheiden, was davon Fakten sind und was nicht. Insgesamt hat es einen Touch von Verschwörungstheorie. Haben digitale Daten wirklich einen so großen Einfluss auf unser Handeln und unsere Entscheidungen? Alles klingt erschreckned plausibel und doch bin ich da sehr skeptisch. Wer Lust auf das Buch hat (und das Thema geht wirklich jeden etwas an), der muss sich mit Begriffen wie Data-Mining, Fake History, alternative Fakten, Camebridge Analytica, Filterblasen, Echokammern, Fake-Accounts, Social Bots, Hatespeech, Microtargeting und hoaxmap.org aueinandersetzen. Das kann wirklich nicht schaden! Am Ende des Buches mag ich Facebook noch weniger als vorher und ich werde mich zukünftig weiterhin bemühen, Dinge zu hinterfragen. Das betrifft ganz besonders Nachrichten und die Art und Weise der Berichterstattung. Fazit: Ich finde das Buch von Renate Künast insofern gut, dass es einem in Erinnerung ruft, andere Personen mit Respekt zu behandeln. Das gilt für das Real Life ebenso wie für Aktivitäten im Internet. Denn Respekt ist schließlich das, was alle automatisch auch für sich selbst erwarten. Das Buch beschäftigt sich thematisch aber nicht nur mit Hasskommentaren und der Konfrontation mit den Schreiben, sondern schneidet auch ein wichtiges Thema für unser tägliches Verhalten an: Digitale Daten. Wir sind täglich Fake News ausgesetzt und es fällt zunehmend schwerer zu erkennen, was Fakt und was Lüge (also alternativer Fakt) ist. Das dünne Buch behandelt diese Themen nicht allumfassend, sondern reißt sie lediglich an, trotzdem war ich positiv überrascht! Frau Künast bestärkt mich darin, Nachrichten, Meldungen und Gerüchte nicht als gegeben hinzunehmen, sondern immer zu hinterfragen. Denn wir dürfen nicht vergessen: "Gezielt gestreute Gerüchte haben in der Geschichte vergangener Jahrhunderte verheerende Ausbrüche von Gewalt gegen Minderheiten ausgelöst." (S. 79) Der Appell an alle ist also sowas wie: Glaubt nicht alles, was man euch erzählt. Vor allem nicht, was das Internet euch erzählt! Lasst euch nicht so einfach anstacheln. Springt nicht auf jeden Zug auf. Prüft die Fakten, bleibt skeptisch und setzt euer Gehirn ein.

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Der zunehmende und grenzen- wie gewissenlose Hass in Deutschland zeigt sich besonders deutlich an einigen wenigen Feindbildern. Und vor allem der Feind in den eigenen Reihen, die vom „besorgten Bürger“ ausgemachten Volksfeinde und Volksverräter stehen dabei im Mittelpunkt. Ob Carolin Emcke, Claudia Roth, Anja Reschke, Anetta Kahane oder eben Renate Künast, sie alle sind zum Hassobjekt der Neuen wie Alten Rechten geworden. Es ist natürlich kein Zufall, dass es sich bei den meist gehassten Protagonistinnen eben um Frauen handelt. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten gehen gerne mit Frauenfeindlichkeit einher. Der kleinste gemeinsame Nenner der Hassbürger scheint die Abwertung von Frauen zu sein, es ist quasi der Volkssport der Neuen Rechten. Einzig Heiko Maas stößt auf ähnlich viel krankhafte Verachtung. Renate Künast wollte sich mit den Beleidigungen, Demütigungen und Drohungen nicht weiter abfinden. Gemeinsam mit der Spiegel Redakteurin Britta Stuff reiste Künast durch Deutschland und suchte die Menschen auf, die ihr Hassbotschaften geschrieben hatten. Daraus ist die Grundlage ihres Buches Hass ist keine Meinung. Was die Wut in unserem Land anrichtet. entstanden. Gleich beim ersten Besuch trifft Künast auf einen Bürger aus der Mitte. Warum er ihr denn Hassbotschaften schreiben würde? Da sei diese Wut. „Schon beim Lesen der BILD-Zeitung jeden Morgen rege er sich auf.“ Und sofort möchte man einhaken: Hass ist eben doch eine Meinung und sogar ein Geschäftsfeld. Ein offensichtlich sehr gut dotiertes. Hass ist ein Geschäftsmodell und unter dem Label Meinungs- und Pressefreiheit stärken sich die Feinde der offenen Gesellschaft gegenseitig den Rücken. Besonders erschreckend sind hier auch die Äußerungen deutscher Staatsanwaltschaften, die es zum Beispiel als Teil der Meinungsfreiheit betrachten, wenn man das Pack einfach abschießen will. Die Besuche bei den Hassbürgern sind allerdings nur der Aufhänger, um sich mit grundlegenderen gegenwärtigen Problemen auseinanderzusetzen. Wie kommt es zu dem Hass? Hatespeech entsteht nicht im luftleeren Raum. Einerseits gibt es wie erwähnt zahlreiche Medien, die den Hass bedienen und entfachen helfen. Andere Phänomene sind Filterblasen und Echokammern. Fakenews sind ebenfalls in aller Munde. Es ist ein Potpourri von Lügen, Gerüchten, selbstreferentiellen Verweisen, Propaganda und rechter Ideologie, das die Grundlage für die Weltwahrnehmung der besorgten Bürger ist. Und das wichtigste Element ist die Mixtur zur Verschwörungstheorie. Die Flüchtlinge seien da, weil „irgendwer“ sie als Migrationswaffe benutzt, zur Umvolkung der Deutschen. Kein Unsinn, der nicht bereitwillig aufgegriffen wird, um den Hass weiter zu schüren. Renate Künast gelingt es mit Hass ist keine Meinung eine allgemeine Einführung in die Phänomene von Hass und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzulegen. Dabei stehen selbstverständlich die wichtigsten Ideologen hinter den besorgten Bürgern im Mittelpunkt. Der Rechtsextremismus ist und bleibt in Deutschland die unterschätzte Gefahr. Gerade jetzt, kurz vor den Bundestagswahlen ereifern sich rechte und liberale Parteien darin, den besorgten Bürgern zu gefallen. Und das macht nicht vor Regierungsmitgliedern halt, die das Spiel der AfD betreiben, während im Hintergrund bereits über mögliche Koalitionen verhandelt wird. Dabei bewegt sich Künast immer auf dem aktuellen Stand der Sozialwissenschaft in dem sie z.B. auf die Soziologen Wilhelm Heitmeyer und Zygmunt Bauman verweist. Man möchte lediglich ergänzen, dass diese Hetze nicht ein Unikum der Neuen Rechten ist. Teile der Linken stehen dem in Nichts nach. Lediglich die Objekte des Hasses differieren da in Teilen. Während man sich bei anderen sehr wohl einig ist, was nicht zuletzt Wählerbewegungen von der Linken zur AfD belegen. Renate Künasts Hass ist keine Meinung ist eine hochaktuelle Zusammenschau, der Problematiken um die Neue Rechte, die besorgten Bürger und des Hasses, der einem Off- wie Online um die Ohren fliegt. Man muss den Hass erkennen und verstehen und anschließend bekämpfen. Künasts Buch leistet hierzu einen Beitrag.

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