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Rezensionen zu
Nacht über Tanger

Christine Mangan

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Nach dem frühen Tod der Eltern wächst die junge Alice Shipley sehr behütet im Hause ihrer Tante Maude auf. Als sie Jahre später zum Studium nach Bennington zieht, ist sie froh, gleich am ersten Tag die lebenslustige Lucy kennen zu lernen. Beide teilen sich ein Zimmer und werden beste Freundinnen. Doch die Zeit dort endet für Alice abrupt und mit einer großen Katastrophe! Im Jahre 1956 zieht Alice mit ihrem frisch angetrauten Ehemann John nach Tanger. Obwohl er nicht der Mann ihrer Träume ist, hofft sie dennoch, an seiner Seite die schrecklichen Bilder hinter sich zu lassen. Doch als eines Tages völlig überraschend ihre ehemalige Zimmergenossin vor ihrer Tür steht, wird ihr klar, dass sie vor ihrer Vergangenheit nicht weglaufen kann. Schon gar nicht, als kurze Zeit später ihr Ehemann spurlos verschwindet … Mit „Nacht über Tanger“ bringt uns Christine Mangan einen tollen atmosphärischen Roman, der uns tief ins Marokko der 50er Jahre zieht. Die Ereignisse werden abwechselnd aus Alices und Lucys Sicht erzählt. Dabei erinnern sich die beiden Frauen in Rückblenden auch an ihre gemeinsame Zeit auf dem College. Auf diese Weise entsteht ein immer detaillierteres Bild ihrer Persönlichkeiten, die sich doch grundlegend voneinander unterscheiden. Man bekommt auch sehr schnell ein Bild davon, wie es damals zu dem mysteriösen Unfall kam, der Alice Leben so einschneidend verändern sollte! Christine Mangan hat einen sehr bildlichen und detaillierten Erzählstil, der mich sofort fesseln konnte. Dennoch ist die Geschichte eher ruhig erzählt und verströmt den zeitgeschichtlichen Flair Marokkos. „Nacht über Tanger“ steht und fällt mit seinen Protagonisten. Die Autorin zeichnet sehr vielschichtige Charaktere, mit Ecken und Kanten, die mir persönlich zwar nicht immer sympathisch waren, mich aber dennoch von sich überzeugen konnten. Die Geschichte wird auch durch die interessanten Wendungen unterstützt. Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf Lucys obsessiver Liebe gegenüber Alice. Einer Liebe, die schon in der Realität nur in den seltensten Fällen auf Gegenseitigkeit beruht und daher auch in diesem Fall unweigerlich zum Scheitern verurteilt ist. Die daraus resultierende Eifersucht ist nicht nur gefährlich, auch deren Erscheinungsformen und Auswirkungen werden in diesem Buch sehr gut thematisiert. Es ist der Autorin gelungen, die Problematik psychologisch tiefgründig und vielschichtig zu veranschaulichen. Auch die exotische Atmosphäre Tangers mit dem Labyrinth aus engen Gassen, den pulsierenden, farbenfrohen und geruchsintensiven Souks, den Pfefferminztees, den kleinen urigen Cafés und der brütenden Hitze wurden wunderbar für den Leser eingefangen. „Nacht über Tanger“ ist eine psychologische Charakterstudie, an der auch Alfred Hitchcock und Daphne du Maurier ihre Freude gehabt hätten!

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Draußen ist es bitterkalt. Dennoch hat mir dieses spannende Drama mächtig eingeheizt. Nordafrikanische Hitze strömt aus dieser bildgewaltigen Geschichte. Während man die Sonne auf der Haut spürt, kommt man einer Tragödie immer näher. Lucy Mason und Alice Shipley sind beste Freundinnen. Sie haben sich ein Zimmer im College von Vermont geteilt. Tanger 1956 Wir lernen eine Alice kennen, die sich nicht aus dem Haus traut. Ihr Mann John genießt das Leben in Tanger. Er schert sich nicht darum, dass seine Frau immer depressiver wird. Alice träumt vom feinen englischen Tee. Sie kann mit dem aromatischen Pfefferminztee, der in Tanger so beliebt ist, nichts anfangen. Sie kann mit diesem Land nichts anfangen. Dennoch ist sie dankbar, mit John verheiratet zu sein. Lucy erscheint einem wie das Pedant zu Alice. Mutig und abenteuerlustig. Ein Jahr ist es her, dass sie Alice gesehen hat. Sie reist von New York nach Marokko. Die afrikanische Hafenstadt gefällt ihr auf Anhieb. Sie macht sich auf den Weg zu ihrer Collegefreundin. Als Alice Lucy vor ihrer Haustür stehen sieht, ist sie alles andere als begeistert. Alice Alice ist eine zarte Person. Ängstlich und unglücklich verbarrikadiert sie sich im Haus. Ein Heimchen am Herd ist sie dennoch nicht. Einkäufe möchte die psychotische Frau auch nicht erledigen. Die fremde Stadt bereitet ihr Angst. Das plötzliche Auftauchen ihrer Freundin stört ihre Routine, die sie sich mühsam aufgebaut hat. Erinnerungen werden wach. Mit ihr eine weitere Panik! Lucy Lucy kommt ziemlich kalt rüber. Ihr entgeht keine Geste, Mimik und Reaktion der Freundin. Sie hat sie gesucht und gefunden. Warum nur kann sich Alice nicht über ihren Besuch richtig freuen? Warum kann sie das rege Nachtleben in Tanger nicht genießen? Schäbige, und doch so beliebte Pubs, wecken von Anfang an Lucys Interesse. Alices Mann verhält sich ihr gegenüber misstrauisch. Lucy fühlt sich in Caprihosen und Blusen wohl. Alice bevorzugt mädchenhafte Kleider. Die beiden Freundinnen (?) könnten verschiedener nicht sein. John John kommt wie ein arroganter Lackaffe rüber. Für seine Frau scheint er keine Liebe zu empfinden. Er weiß nicht, was er von dieser komischen Lucy halten soll. Eigentlich fand er sie Anfangs ganz interessant. Nun wird sie langsam lästig. Er hofft, dass sie bald wieder verschwindet. Jedes Kapitel wird abwechselnd aus der Sicht von Alice und Lucy erzählt. Von Alice konnte ich mir auf Anhieb ein genaues Bild machen. Bei ihr spürt man die Einsamkeit. Man fühlt die Ängste, die ihr das Leben unheimlich schwer machen. Lucy ist unscheinbar. Die kühle Frau lässt sich nicht in die Karten schauen. Als Leser fragt man sich, warum sie unbedingt mit Alice befreundet sein will. Nur der alten Zeiten willen ist nicht glaubhaft. Vor einem Jahr hat sich eine Tragödie in Vermont ereignet. Alices Erinnerungen sind von einem Nebel umhüllt. Eine Nebel, der sich immer mehr zu lichten beginnt. Dann ist auf einmal ihr Mann verschwunden. Das Setting reflektiert das Nachtleben von Tanger und die traumhafte Landschaft. Die Protagonisten haben Erkennungswert. Das Cover zeigt eine coole Frau. Lucy lässt sich nicht in die Augen schauen. Man verspürt beim Lesen Fernweh. Möchte durch Tangers verschlungene Gassen schlendern und in urigen Cafes süßen, aromatischen Pfefferminztee trinken. Bei der ganzen Idylle vergisst man gerne die politischen Unruhen. Doch diese Geschichte wartet noch mit ganz andere Gefahren auf. Der Schreibstil kommt ruhig daher. Die Spannung steigt kontinuierlich. Auch die Nebencharaktere sind gut gezeichnet. Das Geschehen lebt überwiegend von Alice, Lucy und John. Das mit einer Intensität, die dem Leser nichts vermissen lässt. Das Ende hat mich überrascht. In der Geschichte wird besonders deutlich, dass man seine Probleme überall mitnimmt. Ein gelungenes Debüt! Danke Christine Mangan

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"Nacht über Tanger" von Christine Mangan - ein Roman, der es in sich hat: ein entspanntes Lesen ist das nicht. Eher ein angespanntes. Denn der Roman ist herrlich nervenaufreibend und zum Nägelkauen spannend. Es geht um die Freundschaft zweier Frauen - Alice und Lucy. Ihre "Freundschaft" begann in den 40/50er Jahren auf der Highschool, wo sie Zimmergenossinnen waren. Es fällt mir schwer, von einer Freundschaft zu sprechen. Denn tatsächlich handelt es sich hier um ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis. Alice, Tochter reicher Eltern, die leider vor einigen Jahren verstorben sind, ist die Schwache in dieser Beziehung. Der Tod ihrer Eltern hat sie in ein seelischen Tief gestürzt, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat. Sie ist psychisch angeschlagen, ohne Selbstbewusstsein. Das Gegenteil von ihr ist Lucy, ebenfalls Waise. Sie ist taff, selbstbewusst und gibt in der Beziehung der beiden Mädchen den Ton an. Mit beiden stimmt etwas nicht. Lucys Zuneigung zu ihrer Freundin ist obssessiv und manipulativ. Sie wäre gern wie Alice (was ihre Herkunft angeht, denn Alice kommt aus einer wohlhabenden Familie). Alice hat sie durchschaut, hat aber nicht die Kraft, gegen Lucy aufzubegehren. "Es war mein sehnlichster Wunsch, dass alles wieder so war wie früher; vor dieser schrecklichen Nacht. Diese Hoffnung lebte noch immer in mir, wenn auch verborgen in meinem leeren Herzen. Doch ihre Körperhaltung, ihr Art, sich zu bewegen - wie ein verängstigter, eingesperrter Vogel, fand ich -, machten mich stutzig, und ich fragt mich, ob das Problem gar nicht die Geheimnisse waren, die wir teilten, sondern vielmehr etwas völlig anderes." Die Geschichte der Anfänge ihrer Freundschaft erfährt man in der Retroperspektive. Denn eigentlich spielt der Roman in Tanger (1956), wo sich die beiden Frauen ein paar Jahre nach ihrer gemeinsamen Schulzeit wiedersehen. Alice ist mittlerweile verheiratet und mit ihrem Mann nach Marokko gezogen. Lucy steht eines Tages bei Alice überraschend vor der Tür. In den letzten Jahren scheint viel geschehen zu sein. Man erfährt, dass es damals an der Schule ein mysteriöses Ereignis gab, welches die Ursache für das abrupte Ende der Freundschaft war. Doch für Lucy scheint die Freundschaft noch lange nicht vorbei zu sein. Heute wie damals hat Alice nicht die Kraft, sich gegen Lucy zur Wehr zu setzen. Alice scheint Menschen, die Besitzansprüche auf sie erheben wollen, förmlich anzuziehen. Denn Ehemann John hat sie wegen ihres Vermögens geheiratet. Solange er mit Alice zusammen ist, braucht er sich keine Sorgen um seine finanzielle Zukunft zu machen. So betrachten sich Lucy und John gegenseitig als Störfaktoren, wenn es darum geht, Alice zu vereinnahmen. "Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her; dem Ehepaar; und ich kam zu dem Schluss, dass irgendwas nicht stimmte - ich konnte es spüren, denn es füllte den Raum aus, knisternd, zischend, es schrie förmlich danach, bemerkt zu werden." Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht von Lucy und Alice erzählt. Das ist hochinteressant. Denn dieselben Ereignisse sind noch lange nicht dieselben Ereignisse. Und man wird das Gefühl nicht los, dass beide Frauen nicht ganz richtig im Kopf sind. Die Autorin macht das ganz geschickt: Jede der Frauen wirkt im ersten Ansatz völlig normal und weckt Sympathie. Doch auf einmal kommt eine klitzekleine Andeutung im Text, die Zweifel an der jeweiligen Person weckt. Nach und nach stellt sich heraus, was damals in der Schule passiert ist. Scheinbar kann jede der Frauen zu allem fähig sein. Das Lesen wird von der ersten Zeile an von einer unterschwelligen Spannung begleitet. (Daher das "angespannte Lesen", s. o.) Hier bahnt sich etwas an. Und schnell ist man sich sicher: Mindestens eine(r) der Protagonisten wird auf der Strecke bleiben. Ich habe über die Autorin gelesen, dass sie Creative Writing studiert und zur Gothic Literature (läuft in Wikipedia unter Schauerliteratur) promoviert hat. Es hat sich gelohnt, denn Christine Mangan beherrscht diese Disziplin par excellence: "Nacht über Tanger" ist richtig richtig schaurig, aber schaurig genial. "Jetzt fiel mir auf, dass Tanger in vielerlei Hinsicht eine Geisterstadt war. Nur war sie nicht tot, leer und öde, sondern lebendig. Sie blühte und quoll über vor Erinnerungen an die großartigen Denker, die durch ihre Gassen geschlendert waren. Die hier nachgedacht und Tee getrunken hatten und inspiriert worden waren. Sie war ein Zeugnis, ein Grabmal derjenigen, die vorher hier gewesen waren. Doch die Stadt machte nicht den Eindruck, als sei schon alles vorbei. In ihr blühte und schäumte noch immer etwas, das darauf wartete, entdeckt oder freigesetzt zu werden. Ich konnte es spüren, an dem Kribbeln in meinen Händen." Bemerkenswert ist auch die Stimmung, die diesen Roman durchzieht. Neben der permanenten unterschwelligen Spannung, der man ausgesetzt ist, meint man auch "Tanger" zu spüren: unerträgliche Hitze, grelles Sonnenlicht, das pulsierende Leben in einer arabischen Stadt, exotische Gerüche, fremde Menschen, die etwas Bedrohliches an sich haben. Die Autorin zieht hier sämtliche Register und hat damit einen Roman geschaffen, der der Bezeichnung Schauerliteratur alle Ehre macht. Lesempfehlung! © Renie

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Es ist ihr Mann John, der darauf drängt nach Tanger zu ziehen, Alice Shipley ist wenig begeistert davon und fühlt sich in Marokko sichtlich unwohl. Sie wurde auf ihrem Mädchen-College in Neuengland auch nicht auf ein solches Leben vorbereitet, überhaupt sollte eine junge Frau in den 1950ern in geordneten Verhältnissen leben. Alice ist einsam und unglücklich als plötzlich ihre ehemalige Zimmergenossin Lucy vor ihr steht. Schnell blüht sie auf, verlässt das Haus, doch mit Lucy sind auch die bösen Erinnerungen zurückgekehrt und Alice weiß, dass sie ihrer vermeintlichen Freundin nicht trauen darf. Die Vergangenheit hat sie eigentlich gelehrt, möglichst viel Abstand zwischen sich und Lucy zu bringen – doch nun sind sie auf engstem Raum und Alices schlimmste Befürchtungen sollen sich bewahrheiten. Christine Mangan hat mit „Nacht über Tanger“ einen Roman geschrieben, der unerwartete Züge eines Psychothrillers entwickelt. Atmosphärisch überzeugt er auf jeder Seite und man hat von Beginn an den Eindruck, zurückversetzt in die 50er Jahre zu sein und kann die Hitze Afrikas regelrecht spüren. Neben den psychologisch interessant gezeichneten Figuren war es vor mich vor allem Tanger in Mangans Darstellung, das nicht nur glaubwürdig, sondern nahezu greifbar erscheint. Der Reiz der Geschichte liegt im psychologisch geführten Kampf zwischen den beiden Frauen. Zunächst erscheinen sie als Freundinnen, doch bald wird durch ihre Erinnerungen klar, dass dem nur bedingt während der Studienzeit so war und dass es ein dramatisches Ende gegeben haben musste, dass sie entzweite. Diese Wissenslücke an sich sorgt schon für Spannung, viel raffinierter und eindrucksvoller jedoch ist das Vorgehen Lucys bei dem man sich letztlich nur noch fragt, wie weit sie bereit ist tatsächlich zu gehen. Und dann geht sie noch einen Schritt weiter. Tanger war einer der Sehnsuchtsorte von Amerikanern und Europäern gleichermaßen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, doch die Flucht nach Afrika hat nicht alle Probleme beseitigt, die es zuvor gab und so stellt Youssef fest: „Ein Dummkopf (...) bleibt ein Dummkopf, ob zu Hause oder hier. Gerät man zu Hause in Schwierigkeiten, sollte man sich nicht wundern, wenn man auch hier in Schwierigkeiten gerät. Man bleibt ja überall derselbe Mensch. Tanger mag zwar etwas Magisches an sich haben, aber Zauberkräfte besitzt diese Stadt auch nicht.“ Es ist etwas Magisches, das bei der Beschreibung der Kasbah durchscheint, aber auch dies kann nicht überdecken, was die Figuren mit sich bringen und wovor sie versuchen zu fliehen. Auch wenn Tanger im Roman für fast alle zum Alptraum wird, selten konnte ein Handlungsort einen solchen Reiz verströmen wie bei Christine Mangan. Ganz sicher neben der Figurenzeichnung und dem Handlungsaufbau die größte Stärke der Autorin.

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Nach dem frühen Tod ihrer Eltern hat Alice Shipleys in England lebende Tante Maude die Vormundschaft für das Mädchen übernommen. Als Alice später zum Studium in das im amerikanischen Bundesstaat Vermont gelegene Bennington zieht, ist sie froh, gleich am ersten Tag Lucy Mason kennenzulernen. Beide teilen ein Zimmer und werden beste Freundinnen. Doch die Zeit dort endet für Alice abrupt mit einer Katastrophe. Nach längerem Krankenhausaufenthalt und traumatisiert kehrt sie - noch nicht volljährig - in die Obhut ihrer Tante nach England zurück. Bereits nach wenigen Monaten trifft sie dort John McAllister. Obwohl er nicht der Mann ihrer Träume ist, nimmt sie seinen Heiratsantrag an und zieht kurz nach der Hochzeit, im Jahr 1956, mit ihm nach Tanger. Sie hofft, dort die Vergangenheit hinter sich lassen zu können und malt sich eine schöne Zukunft aus. Doch die Realität ist anders: John und ein Freund vergnügen sich in der Stadt, im Hamam, auf Märkten oder im Hinterzimmer von Cafés und genießen das Nachtleben. Alice aber gelingt es nicht, sich in der fremden Umgebung einzuleben; sie verlässt schließlich kaum noch die Wohnung. Eines Tages steht völlig überraschend ihre ehemalige Zimmergenossin Lucy, zu der sie seit über einem Jahr keinen Konntakt mehr hatte, vor der Tür. Die junge Frau ist sofort von Tanger begeistert und versucht, die Freundin aus der Isolation zu reißen, indem sie sie zu gemeinsamen Unternehmungen überredet. Doch Alice fühlt sich dadurch bedrängt und fremdbestimmt, leidet nur noch mehr. Als eines Nachts ihr Ehemann spurlos verschwindet, keimen Erinnerungen an die Katastrophe in Vermont auf, und sie fragt sich, ob Lucy möglicherweise ein falsches Spiel treibt. Resümee: Die Ereignisse werden - mit Ausnahme der letzten Szene - abwechselnd aus Alices und Lucys Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Dabei erinnern sie sich in Rückblenden auch an ihre gemeinsame Zeit auf dem College. Auf diese Weise entsteht ein immer detaillierteres Bild ihrer Persönlichkeit, und der Leser kann sich nicht nur denken, wie es damals zu dem mysteriösen schweren Unfall kam, sondern ihm graut auch immer mehr vor dem, was sich aktuell anzubahnen droht. Dabei hofft man ständig, dass der Hobby-Psychologe in einem sich irrt bzw. es Wendungen gibt, die eine Eskalation - wie auch immer sie konkret aussehen mag - vermeiden. Die Dramatik wird auch durch den Aufbau des Buches vorangetrieben. Im Sinne einer Drei-Akte-Struktur nimmt die Handlung zwischen Prolog und Epilog folgenden Gang: In Teil I, der Exposition, wird der Leser mit den Protagonisten Alice, Lucy und John, ihrer Situation sowie Persönlichkeit bekanntgemacht. Das Problem wird bereits angedeutet, sodass der Leser ahnt, dass Alices Leben in Tanger und ihre Ehe nicht glücklich werden. Teil II dreht sich um die Konfrontation: Der Konflikt wird aufgebaut und steigert sich durch Komplikationen und unerwartete Wendungen immer mehr, bis es schließlich zur Eskalation kommt. Am Ende dieses Kapitels hält der Leser fassungslos die Luft an und fragt sich, ob und wie die Situation - speziell für Alice - noch geklärt werden kann. Der III. Teil bringt schließlich die Auflösung bezüglich der Geschehnisse in der Vergangenheit und Gegenwart. Besonders gelungen finde ich es in Anbetracht der Thematik, dass die Autorin wie schon erwähnt die letzte Szene mit der Überschrift "Lucy" ausnahmsweise in der Er-Form geschrieben hat. Apropos Thematik: Es geht u.a. um obsessive Liebe, gefährliche Eifersucht, deren Erscheinungsformen und Auswirkungen. Es ist der Autorin gelungen, die Problematik psychologisch tiefgründig und vielschichtig zu veranschaulichen. Am Schluss ist festzustellen, dass beide junge Frauen eine Entwicklung durchgemacht haben. Sehr gut eingefangen ist die exotische Atmosphäre Tangers mit dem Labyrinth aus engen Gassen, den pulsierenden, farbenfrohen und geruchsintensiven Souks, Pfefferminztees, Cafés und der Hitze. Fazit: Dies ist nicht einfach "nur" ein Roman, sondern ein Psycho-Thriller, an dem auch Alfred Hitchcock und Daphne du Maurier ihre Freude gehabt hätten.

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Die Engländerin Alice Shipley und die Amerikanerin Lucy Mason teilten sich schon als Studentinnen in Neuengland ein Zimmer. Jetzt ist Alice ihrem Mann ins politisch unruhige Marokko des Jahres 1956 gefolgt. Doch Alice hat große Schwierigkeiten, sich an die Hitze und die Mentalität der Leute zu gewöhnen. Meist sitzt sie zu Hause, während John das Nachtleben genießt und sich an Alice’s großzügigem Rentenfond bedient. Als Lucy sich unerwartet zu Besuch bei ihrer alten Studienfreundin anmeldet, ist Alice ebenso erfreut wie erstaunt. Denn nach einem mysteriösen Unfall vor einem Jahr hatten die beiden keinen Kontakt mehr… Es ist eine ebenso raffiniert-ausgeklügelte wie fiese Story, die Christine Mangan da in ihrem psychologisch fein gesponnenen Krimi “Nacht über Tangar” erzählt. Aus der Sicht der reichen Erbin Alice erleben wir ihre Version der Ereignisse, aus der Perspektive von Lucy die ihrige. Fanatische Liebe, Besitzansprüche, Raffgier, Eifersucht – in der schwül-heißen Atmosphäre der marokkanischen Hafenstadt Tangar kochen die Emotionen hoch. Angesiedelt hat Mangan ihre Story in den 1950er Jahren, einer Zeit, in dem die Menschen und die Mode freier wurden und Marokko seiner Unabhängigkeit entgegen strebte. Gekonnt fängt Mangan diese aufgeladene Stimmung in der pulsierenden Stadt ein und entrollt dort ihre spannende, ungemein gut inszenierte Geschichte. Patricia Highsmith wäre stolz auf sie gewesen. Hervorragend und sehr lebendig gelesen von Bibiana Beglau und Friederike Kempter.

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Von: Manuela Quarz

25.06.2018

Freundschaft, Liebe, Obsession und Hass, alles dabei plus Hochspannung pur – gepackt in dichte Bilder aus Tanger! Gänsehaut inbegriffen… einfach lesenswert!

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Von: Bianca Zolchow

15.06.2018

Ein lesenswerter Roman, der nicht darauf angewiesen ist Spannungshochpunkte zu erzielen. Interessante Entwicklung der Charaktere, welche im exotischen Tanger stattfindet. Farbenpracht trifft auf die verworrene Psychologie der Menschen.

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