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Rezensionen zu
Alles was glänzt

Marie Gamillscheg

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Der Debütroman von Marie Gamillscheg #Alleswasglänzt lässt einen langsam in ihre Welt abtauchen. Sie beschreibt ein aussterbende Dorf, den ausgehöhlten Berg und die einzelnen Personen der Geschichte mit sehr viel Liebe zu ungewöhnluchen Details. Dabei wird keine Geschichte im herkömmlichen Sinn erzählt, sondern eine Art Sittenbild einer untergehenden Welt entworfen. Ausgesprochen bemerkenswert ist ihr Erzählstil: man hört das knacken des Berges, bemerkt die Temperatur der Luft. Die Autorin umreißt mit wenigen Worten, Phrasen, kurzen Sätzen - expressionistisch - Ort und Figuren und erweckt sie so intensiv und eindrucksvoll zum Leben. Fazut: fesselnde, sehr empfehlenswerte Lektüre!

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Rezension - Alles was glänzt - Zum Buch Autorin: Marie Gamillscheg Verlag: Luchterhand Literaturverlag Erscheinungstermin: 19.3.2018 Buchlänge: 224 Seiten Preis: 18 Euro Klappentext Tief in den Stollen des alten Bergwerks tut sich was - und alle im Dorf können es spüren. Es ist, als würde der Berg zittern, als könne er jeden Augenblick in sich zusammenbrechen. Vielstimmig und untergründig erzählt Marie Gamillscheg von einer kleinen Schicksalsgemeinschaft im Schatten eines großen Berges, von Strukturwandel und einem Ungleichgewicht in der Natur, vom Glanz des Untergangs wie des Neubeginns. Rezension Alles was glänzt ist der Debütroman der in Graz geborenen Autorin Marie Gamillscheg. Was mich besonders an dem Buch begeistert hat, ist der Schreibstil, er ist angenehm leicht und treffend und nimmt mich sofort mit. Die Zeilen und Seiten flogen nur so dahin und ich bin total in der Geschichte versunken. Es geht um die unterschiedlichsten Personen im Dorf am Berg. Doch irgendwas verändert sich, die Bewohner beschreiben ein Zittern des Berges. Martin hat es wohl am deutlichsten gespührt, er erleidet einen Autounfall und das ganze Dorf ist bestürzt und schwelgt in Erinnerungen an ihn und an frühere Zeiten. Auch die junge Teresa merkt einen Unterschied, denn ihr fällt ein Spalt am Berg auf, der größer wurde. Sie erzählt dem Neubewohner Merih davon. Merih ist erst angekommen und fühlt sich sehr wohl und möchte einige Veränderungen im Dorf vornehmen, um wieder neue Besucher anzuziehen. Teresa hingegen möchte weg von hier und in der großen Stadt eine Künstlerlaufbahn einschlagen. Auch Susa, die Wirtin und gute Seele des Dorfs, spürt das sich etwas tut. Sie kennt alle aus dem Dorf und überlegt und phantasiert, wie von jedem Einzelnen der Tod ausschauen könnte. Die in Berlin arbeitende Journalistin beschreibt jeden Einwohner sehr genau und schafft es mich bei jedem mitfühlen zu lassen. Auch regt sie mit dem Thema zum Nachdenken an, was passiert wenn die Natur sich wehrt und was können wir tun, oder würden wir es einfach so lange ignorieren, wie es nur geht? Fazit Ich bin begeistert von dem Buch, nicht nur der Schreibstil, sondern auch das Thema und die Beschreibung aller Charaktere berührt mich und trägt mich leicht und einfach durch den Roman.

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Leider viele Fragezeichen

Von: inyanmni aus Kiel

11.06.2018

Marie Gamillschegs Debütroman kommt mit einem wunderschönen mintfarbenen Umschlag und darunterliegendem steingrauen Einband daher. Die Grundprämisse ist sehr vielversprechend: ein ehemaliger Abbauberg, der jeden Moment in sich zusammenfallen kann, und die aufgrund dessen langsam absterbende Gemeinde an seinem Hang. Auch das Personal der Geschichte ist super, und kurze Absätze sowie ständig wechselnde Perspektiven sind eigentlich genau meins. Ich wollte das Buch also wirklich, wirklich mögen. Leider fällt mein Fazit aber deutlich weniger begeistert aus, als der erste Eindruck, den ich aufgrund der Leseprobe gewonnen hatte. Der Verlauf der Handlung ist zwar wirklich interessant und vielfältig, die unterschiedlichen Konflikte und Hoffnungen werden gut dargestellt, allerdings gibt es auch hier schon Abschnitte, die sich mir überhaupt nicht erschließen. Und das Ende (sowohl das Ende um Merih, Teresa etc. als auch den 'Epilog') verstehe ich so gar nicht. Ich bin jederzeit bereit zuzugeben, dass das an mir liegen mag, ein Blick in andere Rezensionen suggeriert allerdings, dass es nicht nur mir so geht. Das ist sehr schade, weil ich mich nach dem Zuklappen des Buches gefragt habe, was genau die Autorin insgesamt sagen wollte.

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Dorfdilemma

Von: tination

10.05.2018

Von eigentlich einem schon toten Ort erzählt Marie Gamillscheg. In „Alles was glänzt“ erzählt sie über ein Bergdorf, dass kurz vor dem Tod steht. Denn der hohle Berg droht dank intensiven Bergbaus in sich zusammenbrechen und das Dorf mit in den Tod reißen. Die Bewohner haben ihr Dorf schon längst aufgegeben. Doch der Regionalmanager Merih versucht trotzdem, die Bedrohung durch den Berg zu verdrängen und dem Dorf neuen Glanz zu verleihen. Ob er es schafft? Naja. Der Ort ist trostlos. Nicht an die benachbarte Schnellstraße angebunden. Das Grubenmuseum, das einstige touristische Ziel ist schon längst geschlossen. Genau gesagt, seitdem ein Journalist DER Journalist über die Einsturzgefahr des Berges medienwirksam berichtete. Das war der Tod des Ortes. Der Bürgermeister geht lieber zur Kur und Merih versucht, die letzten Bewohner vom Rande des Ortes ins Ortszentrum zu ziehen. Nur damit es auf dem Dorfplatz wieder belebter zugeht. Denn Susas Kneipe hat auch nur noch die allerletzten Stammgäste. Einer der Stammgäste ist Wenisch. Ein alter Mann, der auf die Rückkehr der Tochter von der Stadt ins Dorf wartet. Zurück zu ihm. Vergeblich. Auch sein bester Trinkkumpel, der Martin, ist bei einem Autounfall ums leben gekommen. Auf der Straße am Berg. Der Berg hat ihn wohl schon vor dem drohenden Einsturz geholt. Martins Freundin Esther kommt mit der Trauer um seinen Tod nicht klar. Und beginnt einen Neuanfang in der Stadt. Das kann leider ihre Schwester Teresa absolut nicht verstehen. Denn sie wollte und will weg aus dem Dorf. Denn sie sieht die klaffende Bergspalte am Rande des Dorfes. Verzweifelt ist sie. Sie möchte weg, kann aber nicht. Und Merih ist ihr auch keine Stütze. Denn der Regionalmanager möchte in das Dorf ziehen. Und nicht weggehen. Das versteht Teresa nicht. Sie ist verzweifelt. Verärgert, dass ihre Schwester ohne sie gegangen ist. Das Buch ist durchweg trostlos. Die Charaktere werden abwechselnd in relativ kurzen Kapiteln weitererzählt. Meist kurz und knapp in wenigen Sätzen. Das macht das ganze Leben im Dorf natürlich noch trostloser. Leider bleibt dabei der Zugang des Lesers zu den Charakteren auf der Strecke. Es bleibt eine sehr kühle Atmosphäre. Fast zu kühl. Am ehesten kann man noch Teresa nachvollziehen. Dieser immer wiederkehrende Blick zur Felsspalte lässt sie verzweifeln. Auch die letzte Hoffnung für den Ort, der Regionalmanager Merih, kann nichts tun. Seine Aktivitäten interessieren den Ort nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. In dem Ort ist sie bereits gestorben. Es ist ein Buch der Hoffnungslosigkeit. Des Verzweifelns. Des Sterbens. Des Aufgebens. Der Trauer an bessere vergangene Zeiten. Und trotzdem interessant und brutal ehrlich. Denn die Charaktere könnte man an vielen Orten, die bereits am Aufgeben sind, finden. Diese Trostlosigkeit und die nicht verspürende Nähe zu den Charakteren kann einen Leser sehr herunterziehen. Der Berg, das Monster, tut hierbei sein Übriges. Wer also die Vorstufe und den Umgang einer wissenden, bevorstehenden Naturkatastrophe lesen möchte, ist hier richtig. Hier wird definitiv keine heile Welt erzählt.

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„Alles was glänzt“ von Theresa Gamillscheg war eine kleine Überraschung, denn ich habe es durch Zufall entdeckt, und als es dann bei mir daheim lag, wurde mir auf der ersten Seite schon klar, dass der Schreib- und Erzählstil genau meins ist. Und beim Thema Berge bin ich doch auch gleich dabei. Es geht um ein kleines, fast vergessenes Dorf, das an einem Berg liegt. Nun ist dieser Berg allerdings kein gewöhnlicher Berg, sondern jahrzehntelanger Bergbau haben ihn nahezu vollständig ausgehöhlt und er droht auseinanderzurechen. Obwohl bereits Risse und ein Spalt, fast einen halben Meter breit, sich dem Dorf näher, scheinen dessen Bewohner sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und leben ihren Alltag. Bis eines Morgens die Leiche Martins aus einem Auto geborgen wird und alle Anwohner in Aufruhr geraten. Denn im Gegensatz zur Stadt kennt jeder im Dorf jeden und so ein Tod trifft natürlich alle: »In der Stadt wäre das nichts, aber hier, bei uns, das trifft uns direkt ins Herz.« Doch eigentlich fing alles mit einem kleinen roten Knopf im Bergmuseum an, der nicht mehr funktionieren wollte. Plötzlich wurde man sich im Dorf des Verfalls des Bergs bewusst, der ja nur noch eine leere Hülle ist. Regionalmanager Merih hat die Aufgabe zugeteilt bekommen, die Anwohner des kleines Dorfs umzusiedeln, um das Stadtzentrum wiederzubeleben und sie auch von der Gefahr, die vom Berg ausgeht, fortzubringen. »Wenn wir noch erleben, wie der Berg in sich zusammenbricht, dann wird vor allem das Licht entscheidend sein […]. Wenn das Licht mit dem Berg gemeinsam runterkommt, dann kann uns das nichts Böses wollen.« In Marie Gamillschegs Roman lernen wir aber nicht nur Merih kennen, der auf seine eigene Weise versucht, sich mit den Dorfbewohnern zu verstehen, sondern auch die Schwestern Esther und Teresa, die beide das Dorf verlassen und in die Stadt ziehen möchten. Esther macht sich einiges Tages einfach auf; ihre Schwester bleibt sehnsüchtig zurück. Ebenso lernen wir Gastwirtin Susa kennen, die die Kneipe des Dorfs führt. Sie ist misstrauisch gegenüber Merih und den Veränderungen, die er mitbringt. So hat jeder der Dorfbewohner seine kleine Geschichte, aber große Charakterentwicklungen braucht Gamillscheg nicht, um Gefühle zu wecken. Der unaufgeregte Schreibstil hat mich direkt ab der ersten Seite gefesselt und ließ mich erst mal nicht mehr los. Viel passiert in „Alles was glänzt“ zwar nicht, aber gerade das macht die Magie des Romans aus. Das stille Dorf, der ausgehöhlte Berg, die ruhigen Anwohner, alles trägt zu der melancholischen und unaufgeregten Atmosphäre bei. Der ausgehöhlte Berg steht dabei stets im Mittelpunkt des Geschehens. In malerischen Beschreibungen, die aber nie ausarten, beschreibt Gamillscheg, wie der Berg komplett von Tunnel durchzogen ist, wie seine Wände glitzern und funkeln. Dazu werden immer wieder Legenden und Mythen rund um den Berg erzählt, wie beispielsweise die Legende vom Blintelmann: Fazit: Mit diesem Roman werden sich Fans von Seethalers „Ein ganzes Leben“, Bellovás „Am See“ oder auch Cognettis „Acht Berge“ angesprochen fühlen; auch Righettos „Das Fell das Bären“ trifft in dieselbe Sparte Buch. Dieses unaufgeregte, leise, immer leicht melancholische mag ich sehr, weshalb ich auch sehr gern bei solchen Roman zugreife. Auch „Alles was glänzt“ von Gamillscheg trifft meinen Geschmack genau. An Handlung geschieht nicht viel, dennoch kommt man als Leser ins Grübeln und wird immer wieder von den gnadenlos schönen Formulierungen aus dem Konzept geworfen. Das einzige, von dem ich mir mehr gewünscht hätte, wäre Krawall beim Finale. Trotzdem: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

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Rezension Marie Gamillscheg - Alles was glänzt Klappentext: Tief in den Stollen des alten Bergwerks tut sich was – und alle im Dorf können es spüren. Die Wirtin Susa zum Beispiel, wenn sie im „Espresso“ nachts die Pumpen von den Ketchup-Eimern schraubt. Oder der alte Wenisch, ihr letzter Stammgast. Sogar der Bürgermeister, wenn er nicht gerade auf Kur ist. Zuallererst aber hat es der schweigsame Martin gespürt, bis er dann eines Morgens die Kontrolle über sein Auto verlor. Es ist, als würde der Berg zittern, als könne er jeden Augenblick in sich zusammenbrechen. Für die junge Teresa und den Neuankömmling Merih ist die Sache klar: Sie will sich endlich absetzen aus dem maroden Ort, er hingegen sucht einen Neuanfang - ausgerechnet hier. Meinung: Ein Dorf steht im Schatten eines alten Bergwerkes. Und der dazugehörige Berg ist voller geheimnisvoller, zum Teil nicht kartographierter Stollen, der Berg zittert und immer wieder kommt es zu Rissen und leichten Erschütterungen. Als der junge Dorfbewohner Martin bei einem Autounfall stirbt, scheint sein Tod Ereignisse in Gang zu setzen, die das Dorf für immer ändern werden. Da ist z. B. die Schülerin Teresa, deren Schwester Esther an dem Verlust von Martin zu zerbrechen droht und die sie einfach nicht mehr erreichen kann. Oder die Gastwirtin Susa, die am Dorfplatz die Stellung hält, gefangen in ihrer Vergangenheit. Und als der Regionalmanager Merih in den Ort kommt, hofft er dort, einen Neuanfang zu finden. Alles was glänzt ist erstaunlich kurzweilig. Der eigenwillige Erzählstil benötigt zwar ein wenig Eingewöhnung, doch Marie Gamillschegs poetisch anmutende Erzählweise eröffnet sich dem Leser recht schnell. Mit klaren und präzisen Sätzen legt sie die Psyche ihrer Figuren dar, lässt uns Leser an deren Schicksalen teilhaben und schafft durch so viele kleine Andeutungen, dass sich diese ganz tief ins Herz bohren. Oft sind es hier die kleinen Worte, die auf die Zerrissenheit hindeuten, auf Schicksalsschläge und Erfahrungen, nur um dann im nächsten Satz schon auf etwas ganz anderes einzugehen und gerade dadurch die Brisanz hervorheben. Und genau das macht dieses Buch so besonders und ergreifend. Man erfährt genug über die Figuren, um sich in sie hineinzuversetzen, aber die Autorin lässt auch genügen Raum für Spekulationen. Das Buch ist etwas Besonderes und es fällt mir ehrlich gesagt schwer, es in passenden Worten zu beschreiben, ihm Gerecht zu werden. Die Geschichte wirkt nach und stimmt nachdenklich, sie lässt einen sich selber in so manchen Gedankengängen und Personen wiederfinden und sorgt dafür, dass ich auch zu meinem Leben und Ereignissen Parallelen zog. Und so hat mich dann letztendlich das Schicksal des alten Wenisch wohl am meisten berührt. Fazit: Alles was glänzt ist eigenwillig, aber sehr prägnant erzählt. Die Schicksale der Protagonisten berühren und gerade die Andeutungen und genau gewählten Worte sorgen dafür, dass das Buch mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Ein intensives Leseerlebnis, das mich wohl noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten. Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

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Obacht, Klappentext: „Tief in den Stollen des alten Bergwerks tut sich was – und alle im Dorf können es spüren. Es ist, als würde der Berg zittern, als könne er jeden Augenblick in sich zusammenbrechen.“ Marie Gamillschegs Romandebüt „Alles was glänzt“ hält die Lupe auf ein kleines Dorf, dessen Bewohner sich mit Leibeskräften am Gewohnten, Bekannten und Bewährten festkrallen, während der Wandel unaufhaltsam bebend auf sie zurollt. Ein tödlicher Unfall erschüttert die Gemeinde, Autounfall. Der Martin ist tot. Wie konnte das passieren? „Man kann wiederholen, was der Bürgermeister zur Zeitung gesagt hat: In der Stadt wäre das nichts, aber hier, bei uns, das trifft uns direkt ins Herz.“ Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht diverser Dorfbewohner. Von der verschrobenen Susa, die seit immer schon hinter der Theke der Dorfwirtschaft steht und jeden einzelnen Bewohner kennt. Wir betrachten die „Hinterwäldler“ durch die Augen von Merih, dem gesandten Regionalmanager, der für Wandel, Umzug und Update kämpft. Da ist Wenisch, der Alte, der sich noch gut an den jungen Martin und sein Chamäleon Franz erinnert. Teresa, ein junges Mädchen, deren Schwester Esther endlos unter dem Tod von Martin leidet. Sie selbst will einfach nur weg, raus in die Stadt. Die Erlösung von der Unsichtbarkeit. „In der Stadt muss es so fad sein“, sagt Susa zu Wenisch und stellt eine Kiste Mineralwasserflaschen auf den Boden hinter der Theke. „Wenn die herkommen, tun sie so, als wäre es das Aufregendste, was sie je erlebt haben, dass es hier Berge vor der Tür gibt, der Bus nur zweimal täglich kommt und dass man bei mir rauchen darf.“ Ich musste mehrmals herzlich schmunzeln über die sehr ehrliche, detaillierte und sensible Beobachtungsgabe der Autorin. Sie schreibt unheimlich reif, welche inneren und äußeren Veränderungen jeder der Charaktere durchmacht, ob impulsiv oder langfristig. Einen „richtigen“ Plot gibt es nicht, man ahnt, dass vielleicht irgendwann der Berg einstürzt. Die Sprache ist von einem Beben, ein Zittern, einem Spalt, der wächst. Parallel zur unaufhaltsamen Katastrophe wagt Merih den Neuanfang und baut sich mit dem Dorffest gleich einen neuen Ruf auf. Aber auch da ahnt der clevere Leser bereits: Das kann doch nur schiefgehen. „Der Regionalmanager wird richtig dumm sterben, stellt sich Susa vor. Ihm wird der Föhn ins Badewasser fallen oder er wird die Hand in den Toaster stecken oder er wird von einer Drehtür zerquetscht, weil er zu langsam durchgeht, in irgendeinem Kaufhaus der Stadt, am helllichten Tag, die Leute treten einen Schritt zurück und schauen zu.“ Während man also am stillen Plot teilnimmt, fühlt man sich wie ein heimlicher Beobachter, wie ein stummer Dorfbewohner. Einer, der zustimmend nickt und dann an seinem Weißbier nippt. Ja, so kennt man das, das stimmt. Hast ja Recht. „Sie haben Kinder und Enkel, die ihnen von ihren Reisen erzählen, ohne dass sie selbst wegfahren müssen. Sie müssen sich nicht für Politik interessieren, weil wenn irgendwo was Schlimmes passiert, dann passiert das immer sehr weit weg von hier.“ FUX-FAZIT: 🦊🦊🦊🦊 4 von 5 Füxen. Mich hat’s berührt. Weil ich so vieles nachvollziehen konnte, weil ich oft wirklich schmunzeln musste, weil ich mich kein einziges Mal langweilen konnte. Ja, es bleiben Dinge ungeklärt. Ja, es passiert viel zwischen den Zeilen, ja man muss a weng mitdenken. Aber für mich ist es ein ganz besonderes Romandebüt und ich freue freue freue mich auf mehr von Marie Gamillscheg. Bitte.

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Nicht alles glänzt

Von: Buecherberge aus Köln

06.04.2018

Ich habe die 219 Seiten des Debütromans „Alles was glänzt“ von Marie Camillscheg in einem Rutsch durchgelesen. Die zugrundeliegende Handlung spielt in einem abgelegenen Bergdorf. Die Bewohner bilden eine eingeschworene Gemeinschaft und stehen Veränderungen skeptisch gegenüber. Die heraufziehende Gefahr durch auftretende Erdspalten versuchen sie zu verdrängen. Grundlegend eine Thematik die mich sehr interessiert, ich bleibe aber am Ende dennoch ratlos zurück. Sprachlich ein eher ungewöhnliches Buch. Die Autorin verzichtet weitestgehend auf Dialoge und verwendet einen distanzierten, beschreibenden, nüchternen Schreibstil. Dieser lässt sich, auch aufgrund der Kürze der einzelnen Kapitel, dennoch flüssig lesen. Die einzelnen Abschnitte beschreiben abwechselnd die unterschiedlichen Protagonisten und werden immer wieder durch die Sage des Blintelmann unterbrochen. Die bedrückende Atmosphäre des Dorfes wird von Marie Camillscheg sehr gut eingefangen. Die einzelnen Protagonisten bleiben mir aber über den gesamten Verlauf fremd. Es werden zwar sehr viele interessante Handlungsstränge aufgezeigt, jedoch nicht zu einer Auflösung gebracht. So sitze ich nun hier mit dem Buch in der Hand, betrachte das schöne Cover und muss mir eingestehen, dass die Botschaft der Geschichte leider nicht zu mir durchgedrungen ist. Schade!

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