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Rezensionen zu
Was in jener Nacht geschah

Katherena Vermette

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Winnipeg, North End: Stella, eine junge Mutter indigener Abstammung, schaut in einer kalten Winternacht nach ihren Kindern und bemerkt ein schreckliches Verbrechen auf dem benachbarten brachliegenden Gelände von ihrem Fenster aus. Doch die Polizei schenkt ihrer Vermutung, dass vier Personen eine Frau vergewaltigt haben zunächst keinen Glauben. Winnipeg, North End: Stella, eine junge Mutter indigener Abstammung, schaut in einer kalten Winternacht nach ihren Kindern und bemerkt ein schreckliches Verbrechen auf dem benachbarten brachliegenden Gelände von ihrem Fenster aus. Der Roman „Was in jener Nacht geschah" von der kanadischen Autorin Katherena Vermette ist ein vielschichtiges Familiendrama über generationsübergreifenden weiblichen Erfahrungen der psychischen und physischen Gewalt von Männer und Frauen. Vermette erzählt mit ständig wechselnden - meist weiblichen - Perspektiven (aller Seiten: Opfer, Täter, Familienangehörige) von Alltagsrassismus gegenüber den Métis und der indigenen Bevölkerung, von den negative Bindungserfahrungen (Stressnarbe) durch ständig abwesenden Väter und dem Mutterverlust. Bis zum Ende fiel es mir schwer, die familiären Verwandtschaftsverhältnisse nachvollziehen zu können, ein Hinweis auf den Familienstammbaum am Ende des Buches hätte mir geholfen. Das Buch liest sich nicht so einfach weg, denn es ist komplex verschachtelt, hat durchaus auch sperrige Sequenzen in sich. Insgesamt wirken die Leben der Personen im Buch teils dunkel und düster durch die erlebten Traumata, durch die zerbrochenen Träume, teils voller Liebe und Zusammenhalt innerhalb der Familie. Sicherlich keine einfache literarische Kost, aber sehr bewegen.

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"Sie hat es nicht vergessen. Sie weiß noch alles. Sie wird immer alles wissen, jedes Detail, jede Einzelheit, auch wenn sie nichts davon laut aussprechen will. Jedes Mal, wenn sie irgendetwas von all dem laut ausspricht, wird es größer, also behält sie es in ihrem Innern und spricht nur aus, was sie muss." - Katherena Vermette, "Was in jener Nacht geschah" Winnipeg, North End: Als Stella in jener verschneiten Februarnacht aus dem Fenster schaut, scheint sie zu erstarren: Sie beobachtet die brutale Vergewaltigung und Misshandlung einer jungen Frau. Stella schafft es, die Polizei zu rufen - doch als diese vier Stunden später eintreffen, glauben sie ihr nicht. Die Polizei geht von einer Schlägerei unter Gang-Mitgliedern aus, eine Vergewaltigung sei bei diesem Wetter draußen doch gänzlich unwahrscheinlich. Aber Stella weiß, was sie gesehen hat. Und am nächsten Tag wird ein Mädchen mit schlimmen Verletzungen in die Notaufnahme gebracht... "Was in jener Nacht geschah" von Katherena Vermette ist einer der eindrücklichsten und spannendsten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Auf den ersten Blick scheint die Geschichte fast ein Krimi zu sein, auf den zweiten Blick geht die Autorin hier aber viel tiefer: Sie erzählt von indigenen Frauen in Kanada, der generationenübergreifenden Gewalt, die man ihnen angetan hat - und immer noch antut - und den daraus resultierenden Traumata, die sich von Müttern auf Töchter und Enkelinnen überträgt. Katherena Vermette ist selbst eine Red River Métis und in Winnipeg geboren. In ihrem Roman gibt sie den Lesenden viel Wissen über die indigene Bevölkerung Kanadas weiter. Sie berichtet von offenem Rassismus und solchem in Form von Mikroaggressionen innerhalb von Beziehungen zwischen weißen und indigenen Personen, von der Polizei, die auf die Indigenen herabschaut und ihre Probleme nicht ernst nimmt, sie als lästig empfindet und von der ständigen Sexualisierung und dem Missbrauch indigener Kanadierinnen. Gerade letzteres macht auch auf die verschwundenen indigenen Frauen Kanadas aufmerksam und ist gerade mit diesem Hintergrund besonders erschütternd. Sprachlich und stilistisch ist der Roman nicht ganz einfach zu erfassen. Es kommen sehr viele Charaktere zu Wort, wodurch ein feines Geschichts- und Beziehungs-Netz gesponnen wird, das von den Lesenden entwirrt werden muss. Zu Beginn fällt es schwer, sich einen Überblick zu verschaffen - da kann ich nur empfehlen, den Stammbaum am Ende des Buches im Blick zu behalten. Mit diesem ist es ein bisschen leichter, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Personen zu verstehen. Für mich war diese Komplexität der Geschichte und Figuren aber genau richtig - ohne hätte das Buch wohl nicht so gut funktioniert. Auch der Wechsel zwischen der personalen und der Ich-Erzählung fand ich sehr interessant und passend. Katherena Vermette hat mich mit "Was in jener Nacht geschah" von Anfang an in ihren Bann gezogen und gefesselt. Ihr Roman ist einerseits augenöffnend und lenkt den Fokus auf ein Thema, mit dem ich mich bisher eher sporadisch beschäftigt habe. Andererseits ist das Buch aber auch eine Ode an Freund*innen- und Verwandtschaften, an die starken Bande zwischen Müttern, Töchtern, Enkelinnen, Tanten und Nichten. Und: Es ist atemberaubend spannungsgeladen. Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung!

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Ich gebe zu, dass ich vom Klappentext her nicht darauf kam, dass es sich um einen gesellschaftskritischen Roman handelt, hätte mir dieses wunderbare Werk andererseits dann aber eventuell auch entgehen lassen. Mit den kanadischen Ureinwohnern als Bevölkerungsgruppe habe ich mich bislang noch gar nicht auseinandergesetzt und betrat für mich absolutes Neuland. Ausgehend von der vermeintlichen Vergewaltigung, welche eine junge Frau von ihrem Fenster aus beobachtet, folgen wir unterschiedlichen Erzählsträngen, die schlussendlich natürlich alle zusammenlaufen und sowohl die Protagonistinnen als auch die Handlungsstränge zusammenführen. Wir haben die junge Mutter Stella, eine Indigene, die aber einen Hellhäutigen geheiratet hat und mit ihm ein neues Leben angefangen hat, deren Oma Kookom der Familie, die zwei Töchter - Cheryl und Rain - sowie deren Enkelinnen Lou, Paul und eben Stella. Sie alle kämpfen um ihren Platz in der Gesellschaft, haben als Frauen neben Gewalt, Verachtung, Unzuverlässigkeit und Verlassenwerden von Männern viel Negatives erlebt, schöpfen jedoch im Zusammenhalt als Familie ihre Kraft.  Stück für Stück erfahren wir, was die einzelnen Frauen der Familie erlebt haben, wo sie gerade stehen, welche Sorgen sie mit sich tragen. Was ich ein bisschen schwer fand, ist die Tatsache, dass die Beziehungsgeflechte nicht ganz klar sind und jeder mindestens einen Spitznamen hat so dass ich oft nicht mehr klar durchgeblickt habe. Hätte ich zu Beginn gewusst, dass es am Buchende einen Stammbaum gibt, wäre das durchaus hilfreich gewesen ;) So tragisch im Prinzip die einzelnen Schicksale sind, so bewundernswert sind die Frauen, welche sich ihrem Schicksal stellen und Stärke beweisen. Dass Frauen aber nicht nur Opfer sind, sondern selbst zu Tätern werden können, verwundert da nicht, wobei sich der Hass auch hier leider wiederum gegen eine Frau richtet. Auf alle Fälle eine sehr spannende und sehr intime Gesellschaftsstudie, die mir wieder bewusst macht, wie gut ich es habe, dass ich viele dieser Kämpfe nicht mehr fechten muss, weil das die Generationen vor mir getan haben.  Perfekte Lektüre für ruhige Abende im Bett. 

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INDIGENE FRAUEN UND KANADAS JUSTIZSYSTEM

Von: mirabellaparadise

09.08.2021

Bei WAS IN JENER NACHT GESCHAH handelt es sich nicht um einen typischen (Kriminal-)Roman. Der Leserschaft ist nach wenigen Seiten klar, wer die Täter sind und welche Motive sie hatten. Das AUGENMERK gilt hier dem Inhalt und den damit verbundenen, fesselnden Hintergrundinformationen: Die „JAGDSAISON“ und „ Die freie Jagd auf indigene Frauen“ in Kanada. Bisher habe ich mich mit dieser Thematik nicht beschäftigt, da ich davon keine Kenntnis hatte. Aufgrund des Lesestoffs und das in mir geweckte Interesse habe ich Internet-Recherchen betrieben und einem Beitrag der TAGESSCHAU entnommen, dass das Justizsystem Kanadas wohl nicht funktioniert: Mehr als 4.200 Frauen und Mädchen, Inuit und Metis, wurden entführt, vergewaltigt, ermordet oder gelten als vermisst (Stand: 2019). Jahrzehntelang wurde der Genozid „totgeschwiegen“. Zu meinem Entsetzen ist dieses dunkle Kapitel der kanadischen Geschichte nicht etwa „alter Tobak“ aus längst vergangener Zeit – sondern aktuell. VERMETTE sensibilisiert die Leserschaft über soziale Ausgrenzung von Randgruppen anhand mehrerer Schicksale. Scham über das Erlebte und Angst vor Konsequenzen/Racheaktionen hält die (überlebenden) Opfer vor einer Anzeige zurück. Mein Resümee: Eine Lektüre, welcher ich das Prädikat „BESONDERS WERTVOLL“ verleihen möchte. Der Buch-Aufbau ist relativ ungewöhnlich. Die Handlung wird aus vielen unterschiedlichen Perspektiven (Opfer, Täter, Familienangehörige) erzählt, die es mir schwer gemacht haben, den Überblick zu behalten. Ein Personenregister am Anfang des Buches wäre hilfreich gewesen. Am Ende des Buches gibt es nach der Danksagung jedoch einen Familien-Stammbaum. Leider habe ich diesen erst entdeckt, als ich den Roman schon „ausgelesen“ habe.

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Ein eher schlichtes Cover mit einem interessanten Klappentext, der mich neugierig auf den Inhalt machte. Die Geschichte spielt in einer schlechten Gegend in North End in Winnipeg. Stella beobachtet eines nachts im Winter ein schreckliche Tat, ein junges Mädchen wird vergewaltigt. Doch als sie die Polizei ruft, gibt es für die Tat gar keine Anhaltspunkte. Stella hat zudem keinen guten Standpunkt bei der Polizei. Der Fall soll trotzdem untersucht werden, während dessen kommt man den Charakteren im Buch näher, starke Frauen die ihre Leben mit Kindern fast alleine meistern. Jeder Charakter erzählt in der Ich-Perspektive. Zudem sind alle miteinander verwandt und haben alle schmerzhafte Erlebnisse. Die Geschichte spielt bei den Ureinwohnern Kanadas und die schrecklichen Ereignisse sind generationenübergreifend und nicht wirklich leichte Kost. Ein Einblick in eine Realität die es eigentlich überall noch immer gibt. Düster, trotzdem stark und irgendwie auch hoffnungsvoll. Mir hat das Buch sehr gefallen.

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Sehr gelungener Debütroman

Von: Büchermelange

02.08.2021

Von der ersten Seite an, war ich total in der Geschichte drin und ich konnte das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Jedes Kapitel spiegelt eine eigene Geschichte wieder und (ACHTUNG Spoiler!) am Ende ist jeder Portagonist/jede Protagonistin der/die vorgestelllt wird in irgendeiner Art und Weise miteinander verbunden, was das Buch einfach noch interessanter gemacht hat. Es geht um eine indigene Familie - im Vordergrund stehen idigene Frauen - und um den Zusammenhalt in dieser Familie. Es geht um Angst, die Liebe zueinander und auch um das Erwachsenwerden. Wer einen Roman sucht, der einfach dahinzulesen ist, ist hier an der falschen Adresse. Man muss genau aufpassen was in jedem Kapitel passiert um mitzukommen und genau das ist es was dieses Buch ausmacht. Das Buch schnappt wichtige Themen auf und hat mich teilweise entsetzt, da viele Dinge von der Autorin auch sehr bildlich und ehrlich beschrieben wurden, ohne um den heissen Brei herumzureden.

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Kein Krimi, aber trotzdem superspannend. Keine Familiengeschichte, aber trotzdem die Geschichte einer Familie mit starken Frauen. Der Debütroman von Katherena Vermette hat mich bestens unterhalten und absolut meinen Lesegeschmack getroffen!

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"Sie hat es nicht vergessen. Sie weiß noch alles. Sie wird immer alles wissen, jedes Detail, jede Einzelheit, auch wenn sie nichts davon laut aussprechen will. Jedes Mal, wenn sie irgendetwas von all dem laut ausspricht, wird es größer, also behält sie es in ihrem Innern und spricht nur aus, was sie muss". (S.358) Achtung Spoiler! "The Break" - so lautet der Titel der kanadischen Originalausgabe von "Was in jener Nacht geschah", die bereits 2016 erschienen ist. Die 13-jährige Emily wurde gebrochen. Wie so viele Frauen in ihrer Familie vor ihr. Gewalttätig angegriffen und vergewaltigt nach einer Party, die sie mit ihrer besten Freundin Zig besucht hat. In einer eiskalten und verschneiten Winternacht in Winnipeg, North End. In einer sozial schwachen und polizeibekannten Gegend. Vor dem Haus der jungen Mutter Stella - Cousine von Emilys Mutter Paul. Vor Stellas Haus finden sich Spuren eines schweren Überfalls, Blutlachen, eine zerbrochene Bierflache. Stella hat vier Täter in schwarzen Kapuzenjacken gesehen. Oder waren es Täterinnen? Emily schweigt. Der vielfach ausgezeichnete Debütroman der kanadischen Autorin Katherena Vermette klingt zunächst nach einem erschütternden Krimi. Doch das ist er nicht. Nicht im klassischen Sinn. Vielmehr legt die Autorin hier ein bewegendes und düsteres literarisches Soziogramm vor. Sie erzählt von generationsübergreifenden weiblichen Erfahrungen der Gewalt, Unterdrückung und Misshandlung, von Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben, ihre Kinder primär allein erziehen, teils in Drogen- und Alkoholsucht rutschen. Vermette erzählt von Mutterverlust, abwesenden Vätern und damit verbundenen Traumata, vom Alltagsrassismus gegenüber den Métis und der indigenen Bevölkerung, von zerbrochenen Träumen und fehlenden Zukunftsperspektiven, von Gewalt an Frauen durch Frauen. Aber die Autorin erzählt auch von teils sehr starken Frauen, die im tiefsten Schmerz zusammenhalten. Aufgrund der vielschichtigen Beziehungen der Figuren zueinander, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist und den partiellen Sprüngen im Erzähl- und Sprachstil, empfand ich den Einstieg in den komplex konstruierten Roman nicht leicht. Trotz des Familienstammbaums am Buchende. Dafür gibt es einen Stern Abzug. Aber das Durchhalten hat sich sehr gelohnt. Sicherlich keine einfache literarische Kost, aber sehr bewegend. Ein starkes Plädoyer für die Kraft weiblicher Stimmen und familiärer Solidarität unter Frauen!

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