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Rezensionen zu
Zum Leuchtturm

Virginia Woolf

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Der Roman „Zum Leuchtturm“ von Virginia Woolf besticht weniger durch die Handlung als durch die Form, die mit Konventionen bricht. Umso interessanter ist diese Hörspielfassung, die die experimentelle Erzählweise brillant umsetzt und den Zugang zu dem literarisch anspruchsvollen Werk erleichtert. Die dreiteilige Geschichte, in der die Schriftstellerin ihre Kindheitserinnerungen einfließen ließ, beginnt mit einer Szene in einem Ferienhaus auf der Hebrideninsel Skye. Mr und Mrs Ramsay verbringen dort mit ihren acht Kindern seit jeher ihren Urlaub, im Hintergrund ist Meeresrauschen zu hören. Die Atmosphäre ist jedoch alles andere als idyllisch. Die Mutter verspricht dem sechsjährigen James, am folgenden Tag eine Bootstour zum Leuchtturm zu unternehmen. Der patriarchalische Vater raubt ihm jedoch jegliche Illusionen, indem er sagt, dass es regnen wird, und tatsächlich fällt die Fahrt ins Wasser. Von Anfang an ist eine beklemmende Spannung in der Familie zu spüren, die während des gesamten Urlaubs kaum nachlässt. Mrs Ramsay ist eine ambivalente Figur, die mich gleich in den Bann zog. Einmal fällt der Satz „Mitgefühl ist die wichtigste Tugend der Frauen“, der ihren Charakter sehr treffend beschreibt. Sie hat ein ausgeprägtes Mitgefühl und das Bedürfnis, Menschen zueinander zu führen. Besonders deutlich zeigt sich dies bei einem gemeinsamen Abendessen mit den Feriengästen, bei dem sie immer wieder versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen und erst dann zufrieden ist, als sie aus den isolierten Individuen eine einigermaßen harmonische Gruppe schafft. Auch sehnt sie sich nach Dingen, die immun gegen den Wandel und die Vergänglichkeit sind. Das Motiv, aus losen Enden etwas Ganzes zu schaffen wiederholt sich mehrmals: Zum Beispiel sitzt Mrs. Ramsay an der Terrassentür und strickt eine Socke während ihr Gast Lily Briscoe versucht, ein Bild fertigzustellen. Die gesamte Geschichte besteht aus losen Gefühlsbeschreibungen, verschiedenen Zeitebenen, Beobachtungen, Fantasien und Bewusstseinsströmen der Figuren. Unterstrichen wird das Fragmenthafte durch die ständig wechselnden Erzählerinnenstimmen und Perspektiven. Während im ersten Teil die psychologische Studie der Figuren im Vordergrund steht, kommt im zweiten Teil das lyrische Talent der Autorin zum Tragen. Zehn Jahre, in denen der Erste Weltkrieg stattfindet, Mrs. Ramsay verstirbt, Tochter Prue die Geburt ihres Kindes nicht überlebt und Sohn Andrew im Krieg fällt, werden zu einem einzigen Schauplatz verdichtet: das Sommerhaus, das während dieses Zeitraums immer mehr verkommt. Nur die leeren Räume, Möbel, zurückgelassenen Gegenstände und Kleider erinnern an die Familie Ramsay und vergangene Zeiten. Das Motiv der Vergänglichkeit wird durch die poetische Schilderung der wechselnden Jahreszeiten und den Klang des Meeres verstärkt. Erst der dritte und letzte Teil, in dem endlich die Fahrt zum Leuchtturm – wenn auch mit dedizierter Mannschaft – stattfinden kann und Lily Briscoe ihr Gemälde fertigstellt, hat etwas Versöhnliches. In Textform hätte ich sicher meine Schwierigkeiten mit dem Werk gehabt, doch diese akustische Umsetzung mit wechselnden Sprechern, der Mischung aus Natur- und Alltagsgeräuschen, untermalt durch Klavierklänge, die die trübe oder bedrohliche Stimmung unterstreichen, hat mich begeistert.

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