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Rezensionen zu
Gespräche mit Freunden

Sally Rooney

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Interessant, anders emotional und zerissen

Von: Buch und Ton

12.03.2020

Mit „Gespräche mit Freunden“ ist der irischen Autorin Sally Rooney ein etwas anderer Beziehungsroman gelungen. Die Zuneigung einer jungen Frau zu einem verheirateten Mann, die sich aus Gesprächen mit ihm und seiner Frau ergibt, steht hier am Anfang des Romans, der sich dann darauf aufbauend in eine, die unterschiedlichsten Konstellationen beleuchtende zwischenmenschliche und sexistische Berg- und Talfahrt verwandelt. Es entspinnt sich eine auf den ersten Blick für den von außen auf das Geschehen blickenden Leser merkwürdige Situation, die den Geschmack des Unehrenhaften, des Verbotenen und des Betrügerischen zu offenbaren scheint. Doch auf den zweiten Blick ist es dann irgendwie anders und eine Ehrlichkeit drängt sich auf einer besonderen Ebene in den Vordergrund. Es ist die Ehrlichkeit der Hauptpersonen des Romans, die Ehrlichkeit zu sich selbst, zu ihren Gefühlen und dem Ausleben derselben. Die Hauptfigur ist emotional getrieben und dennoch stets wankelmütig. Es ist das immer wieder zu hinterfragende Gefühl und die Einstellung zum eigenen Körper, die in Kombination mit im wahrsten Sinne des Wortes scheinbar grenzenlosem Verlangen, den Grat zwischen Egoismus und Hingabe immer wieder aufs Neue zieht. Und das in verbal kommunikativer Weise unter Zuhilfenahme der modernen Kommunikationsmittel wie aber auch der einfachen Sprache. Ein Roman, der ebenso fasziniert wie spaltet – so sind „Gespräche mit Freunden“ halt manchmal.

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Die introvertierte Frances (21) studiert am Dubliner Trinity College, schreibt Poetry und performt diese bei Spoken-Word-Veranstaltungen in Dubliner Pubs. Zusammen mit ihrer kontaktfreudigen Ex Bobby. So lernen die beiden jungen Frauen Journalistin Melissa (37) und deren gutaussehenden Mann (32) kennen. Während Melissa ein Porträt über das literarische Duo schreibt, lernen sich alle Vier kennen. Und lieben. Vergöttert Bobby Melissa, kommt Francis dem stillen Schauspieler Nick immer näher. Die Handlung könnte abgedroschener nicht sein. Eine junge Frau verliebt sich in einen weit älteren Mann. Eine Affäre beginnt. Warum also handeln große Teile der Literaturwelt „Gespräche mit Freunden“ als den heißen Scheiß der Millennium-Generation? Warum sorgt das Debüt der Irin Sally Rooney (Jahrgang 1991) für solch ein Aufsehen? So glasklar, dass Splitter fliegen Rooneys gibt einer jungen Frau eine Stimme, die wir sonst nicht hören würden. Einer jungen Frau, die mit sich selbst nicht im Reinen ist. Die kein Ziel hat. Die hadert und zweifelt und ihren Weg nicht kennt. Die viel zu klug für die Welt ist und doch – oder gerade deswegen – unzulänglich im Umgang mit Menschen. Die sich abschirmt, unsicher ist und cool wirken will. Die Mauern baut, um nicht verletzt zu werden. Und sich weh tut, um sich zu spüren. Die denkt, nichts wert zu sein. Anti-Heldin Francis verkörpert die selbstzerstörerische Zerrissenheit der Jungend so treffend, dass es schmerzt. So glasklar, dass Splitter fliegen. Dabei ist es kein Zeitgeist. Junge, gebildete Menschen, die Zeit zum Denken und für Müßiggang besitzen, denken diese Gedanken in jeder Generation. Herrje, ich bin 40 und sah mein rauchendes 21-jähriges Ich mit Kommilitonen über soziale Ungerechtigkeit, intellektuelle Diskrepanzen und polyamore Liebe philosophieren. Die Ähnlichkeiten sind unheimlich. All die Gedanken, die Francis denkt, sind mir bekannt. Oder besser, sie waren mir bekannt. Denn die Zeit schliff die Kanten der Splitter rund. Fügte Scherben zusammen. Machte mich gnädiger und sanfter. Lässt mich netter über mich und die Menschheit denken. Meist. Auch Frances beginnt diese Entwicklung. Am Ende ihrer Erzählung. Was Rooneys Debüt zu einem klassischen Entwicklungsroman macht. Fragt man die 1968er oder Zeitzeugen der 1920er, werden diese Ähnliches berichten können. Genauso wie die Erben wohlhabender Händler und die Kinder des Adels vergangener Jahrhunderte. Es war schon immer das Vorrecht der Jugend, alles besser zu wissen, als die Alten. Dennoch wirkt Frances Stimme frisch, fast revolutionär. Essenz der jungen, gebildeten Weiblichkeit Zumindest die Frage, wie feministisch sie sein muss, wie sehr eine junge Frau den Mann an sich hassen „muss“, ist in ihrer Reichweite und Intensität eine Frage unserer Zeit. Zu all den intellektuellen Problemen, die Frances als junge, moderne Frau mit sich herumträgt, gibt Rooney ihrer Protagonisten noch ein ganz reales weibliches Leiden mit auf den Weg. Endometriose – eine Krankheit, unter der immerhin 10 bis 15 % aller Frauen leiden. So ist Frances die Essenz all der Herausforderungen, Reizüberflutungen, moralischer Bürden und Gender-Debatten, die heute über die Heranwachsenden der gebildeten, gutbürgerlichen Mittelschicht hereinbrechen. Weckt Verständnis Ich fand die Gedankengänge interessant; Frances Zerrissenheit glaubwürdig. Auch wenn ich mich während des Lesens überwiegend zu alt für die Lektüre hielt, zu weit weg, weckte sie doch Verständnis für die jungen Frauen von heute. Weckte Erinnerungen an mein jüngeres Ich. Auch wenn ich dieses jüngere Ich heute gerne schütteln würde und ihm sagen möchte: „Denk nicht so viel. Das Leben wird es fügen. (Und man, wärst Du fasziniert, was aus Dir werden wird…)“ Schriftstellerisch ist Rooney ein Naturtalent. Auch wenn mich die Ich-Erzählweise mit der konsequenten indirekten Rede anstrengte: Die Metaphern reiche Sprache ist ein Genuss. Durch Frances Gedanken zu blättern erschreckend beklemmend und authentisch. Und so schwer die Kost sein könnte, so leicht ist sie dann doch. Leicht fließen die „Gespräche mit Freunden“ dahin und wir belauschen sie dabei.

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Schwacher Spannungsbogen

Von: Newspaper aus Krefeld

30.09.2019

Inhalt: „Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Sie treffen sich bei Events, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen … Ein intensiver Roman über Intimität, Untreue und die Möglichkeit der Liebe, eine hinreißende, kluge Antwort auf die Frage, wie es ist, heute jung und weiblich zu sein.“ Schreibstil/Art: Die Persönlichkeiten der vier Hauptprotagonisten sind eigenwillig, teils unnahbar und unantastbar und teils provokativ aber stellenweise auch schwach gezeichnet. Eine Beziehung konnte ich leider zu keinem aufbauen obwohl das Buch aus Frances Perspektive geschrieben ist und man meinen müsste, dass es dadurch persönlicher wirkt. Da ich sie aber gelegentlich ziemlich anstrengend und naiv fand, störte mich ihre Sichtweise und Einstellung. Vor allem weil es sich meistens doch nur um ihre Befindlichkeit drehte und der Leser gar nicht die Chance hatte die Gedankengänge der anderen nach vollzuziehen. Die Personen sind zu sehr auf Distanz gehalten. Bei den Dialogen hätte ich mir das Gesprochene in Anführungszeichen gewünscht. Die Sprache hat mir gut gefallen; modern und flüssig. Aktuelle Themen wurden mit eingebunden und in Form von Gesprächen, E-Mail- und SMS Verkehr ausgetauscht. Fazit: Anfangs fand ich es noch interessant zu lesen, wie sich die Einzelbeziehungen entwickeln. Vor allem zusehen wie Melissa, Nick, Bobbi und Frances sich das Leben schwer machen, denn unausgesprochenes verkompliziert doch so einiges. Aber irgendwie habe ich mehr erwartet, mir fehlte die Spannung. Manches ist und bleibt für den Leser unplausibel und nicht nachvollziehbar. Ab und an fand ich den Inhalt fragwürdig, da ich oftmals den Entscheidungen nicht zustimmen konnte. Für alle die ein unkompliziertes und ruhiges Buch suchen, ist es passend. Leser die Spannung erwarten, bekommen diese hier leider nicht geboten.

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Eigentlich erzählt dieser Roman sehr triviale Beziehungsgeschichten. Eigentlich. Und dann schaut man genauer hin und bemerkt den feinen Unterschied. Natürlich geht es voranging darum wer mit dem und welcher Zuneigungsgrad aktuell ist. Wenn man dann auch noch in Betracht zieht, dass zwei von 4 Hauptpersonen Collagstudentinnen sind, dann könnte man geneigt sein das Buch nicht mal aufzuschlagen. Aber dann tut man dem Roman unrecht, denn der Unterschied zu anderen Romanen die auf den ersten Blick einen ähnlichen Plot haben, ist enorm. Die Autorin Sally Rooney bringt uns diese Geschichte nicht durch eine klassische narrative Erzählweise näher, nein, sie skizziert ihre Gespräche. Daher ist der Titel auch absolut passend gewählt. Die 4 wichtigsten Personen sind im ständigen Kontakt miteinander und tauschen sich aus. Sally Rooney beschreibt aus der Sicht einer der Collegestudentinnen, Frances, wie gesprochen wird, welche Tonlage angeschlagen wird, welche Körpersprache zum Einsatz kommt. Dann kommt noch hinzu, dass dieser Roman mit den Beziehungen die dort geführt werden, das klassische bekannte Lebensmodell, Mann und Frau in einer Ehe, in Frage stellt. Der Roman eröffnet den Blick auf neue Beziehungsmöglichkeiten und lässt es so normal erscheinen. Für viele ist es so, aber ich glaube für ganz viele leider noch nicht. All das macht den Roman so anders und ein Stück mehr Literatur als nur Schmöker. Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Erwartung an den Roman immens hoch war, da die britische Presse und Literaturszene diesen Roman in den Himmel gelobt haben. Die Latte lag leider etwas zu hoch durch die vielen überpositiven Stimmen. Wer mit weniger Informationen an den Roman herangeht wird belohnt. Die Übersetzung ist von der mit sehr geschätzten Zoe Beck hervorragend gelungen. Fazit: Wann habe ich zum letzten Mal ein Gespräch mit Hingabe mit einer/m Freund/in geführt? Der Roman inspiriert zum näheren und ehrlichen Austausch mit den wirklich wichtigen Menschen im Leben. Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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