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Rezensionen zu
Was vom Tage übrig blieb

Kazuo Ishiguro

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Wollen wir wirklich das, was wir anstreben? Identifiziert sich unsere Seele mit unseren Handlungen? Oder kaschieren wir mit unserem Verhalten nur unsere Unzulänglichkeiten? Wie das Sprichwort sagt, ist manchmal das, was eine Person nicht sagt, wichtiger als das, was sie deutlich macht. Und so ist es auch bei Herrn Stevens. Er präsentiert seinen Lesern eine romantische Geschichte ohne jedes Anzeichen von Emotionen, und obwohl er zunächst nichts zu verbergen scheint und seine Erlebnisse direkt erzählt, ist es dennoch möglich, zwischen den Zeilen ein wenig mehr über ihn zu erfahren. Ich empfehle „Was vom Tage übrig blieb“ Lesern, die sich auf die Atmosphäre einlassen können und keine Lust auf Action oder Dynamik haben.

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großartig

Von: seitenleben

15.05.2018

Mr. Stevens ist seit vielen Jahren Bulter auf Darlington Hall. Eine schwierige Aufgabe gleichzeitig alle Bediensteten im Auge zu behalten und den Dienstherren zu seiner vollsten Zufriedenheit zu bedienen. Mr. Stevens ist immer loyal, immer zuverlässig und völlig diskret. Sein ganzes Leben strebt er nach der Würde eines vollkommenen Butlers. Als Lord Darlington stirbt, wird das Haus von einem Amerikaner übernommen. Mit der neuen Situation kommt Stevens nur schwer zurecht. Es gibt weniger Personal, alles ist etwas lockerer und der Herr macht auch noch Scherze. Als 1956 Mr. Farraday ihm den Vorschlag macht, eine Woche mit dem Automobil zu verreisen, nimmt Stevens ihn nach langer Überlegung an. Vielleicht kann er ja auf dem Weg die ehemalige Haushälterin Mrs. Kenton besuchen und zur Rückkehr bewegen. Kazuo Ishiguro hat für diesen Roman 2017 den Literatur Nobelpreis erhalten. Zurecht wie ich finde. Ganz leise, ausführlich und sprachlich einfach wunderschön beschreibt er Mr. Stevens Leben und Gedankengänge. Der Butler erinnert sich auf seiner Fahrt immer wieder an alte Erlebnisse und Begegnungen mit wichtigen Politikern im 2. Weltkrieg. Sein alter Dienstherr hatte hier etwas zweifelhafte Ansichten, doch Stevens hinterfragt nie. Er dient einfach nur stoisch weiter. Kein Schicksalsschlag kann ihn von seiner Haltung abbringen. Es ist kein sehr sympathischer Kerl, dieser Mr. Stevens. Vielleicht tief im Inneren, aber dafür müsste er seine Selbstaufgabe erst einmal ablegen. Die Charaktere sind insgesamt beeindruckend tiefgehend gezeichnet. Auch wenn man sie möglicherweise nicht mag, sie haben doch viele Facetten und versteckte Emotionen, die eben nur in den Zwischentönen durchklingen. Sprachlich und auch das Gebahren, passt wunderbar in die Zeit. Es wirkt etwas steif und gestelzt. Wie man sich einen Butler so vorstellt. Einfach würdevoll. Leider entstehen durch Mr. Stevens ausschweifende Gedankengänge, die sich thematisch oft wiederholen, einige Längen. Trotzdem konnte mich das Buch fesseln und begeistern. Das Hörbuch beinhaltet 8 Cds, ca. 10 Stunden Hörzeit. Gert Heidenreich hat eine schön warme und tiefe Stimme, sehr passend für einen altmodischen, aber natürlich würdevollen Butler. Er liest ganz ruhig und unaufgeregt, ich hätte noch Stunden weiterhören können.

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Mr. Stevens arbeitet seit 30 Jahren als Butler auf Darlington Hall. Er ordnet sein gesamtes Leben seinem Beruf unter, selbst was seine eigenen Gefühlen angeht. Stevens ist ein ergebener Diener der seit vielen Jahren dem adeligen Hausherrn gedient hat und nun steht er im Dienst des neuen amerikanischen Besitzers Mr. Farraday. Sevens soll die ehemalige Hausdame Mrs. Kenton finden, da es schwierig geworden ist, Personal zu finden. Er soll sie nach Darlington Hall zurückholen. Auf seiner Reise erinnert er sich an die vergangenen Dienstjahre, wie er sich in Situationen gegenüber seinem Vater, der Hausdame oder dem Hausherrn Lord Darlington verhalten hat. Er denkt über seinen Beruf nach und lässt Ereignisse Revue passieren. In seiner Pflichterfüllung spührt man eine gewisse Kälte anderen gegenüber, sogar als sein Vater stirbt, der sich, selbst Diener gewesen, auch immer sehr gefühlskalt gegenüber seinem Sohn gezeigt hat. Stevens Senior gibt endlich seinen Gefühlen Ausdruck, doch sein Sohn kann darauf nicht reagieren, antwortet immer wieder dasselbe.... Das Buch ist mit Antony Hopkins und Emma Thompson verfilmt worden und bringt die Atmosphäre des Romans perfekt zur Geltung. Der Film ist ebenso traurig und man hofft immer, dass es irgendwann noch ein Happy-End für Stevens und Mrs. Kento geben könnte, aber eine Liebesgeschichte sucht man vergebens. Natürlich ist das Buch viel besser als der Film, aber zu diesem Schluss bin ich bisher immer gelangt, wenn ich erst den Film sah und dann das Buch gelesen habe!

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Bilanz eines Butlerlebens

Von: Barbara62

21.02.2018

Vieles hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Leben des altgedienten Butlers Stevens auf dem englischen Landsitz Darlington Hall verändert. Auf Lord Darlington, dessen Familie über 200 Jahre im Besitz des Gutes war, ist ein amerikanischer Eigentümer gefolgt. Neuartige Pflichten, ein leichterer Umgangston und ein auf ein Minimum reduzierter Stab von Bediensteten stellen völlig neue Anforderungen an ihn, denen er sich als Mensch mit einer natürlichen Abneigung gegen Veränderungen nur schwer gewachsen fühlt. Im Juli 1956 schlägt sein neuer Arbeitgeber ihm vor, während seiner Abwesenheit eine kleine Reise zu unternehmen, und gestattet ihm sogar die Nutzung seines Automobils. Nach längerem Zögern nimmt Stevens an und beschließt, die in den 1930er-Jahren als Haushälterin in Darlington Hall beschäftigte Miss Kenton in Cornwall zu besuchen und eventuell zu einer Rückkehr zu bewegen. Die sechstägige Reise ohne dienstliche Verpflichtungen gibt ihm die Zeit, über sein Leben, verpasste Gelegenheiten, seinen Stolz auf die geleistete Arbeit in einem vornehmen Haus, in dem die Großen ein und ausgingen und er der Narbe am Rad der Geschichte oft sehr nahe kam, aber auch über seine bedingungslose Loyalität zu einem Dienstherrn, der auf zweifelhafte Weise in die Politik zwischen den Weltkriegen verstrickt und nach 1945 ein gebrochener Mann war, nachzudenken. Und immer wieder beschäftigen ihn auch seine beiden Lieblingsthemen: die Würde des Butlers und die Frage, wann ein Butler ein Großer seines Fachs ist. Gert Heidenreich ist für mich einer der besten deutschen Hörbuchsprecher, so auch bei dieser glücklicherweise ungekürzten Lesung von Kazuo Ishiguros Roman „Was vom Tage übrig blieb“ mit etwa zehn Stunden auf acht CDs, in denen er dem Butler seine Stimme leiht. Vor allem bei den Dialogen zeigt er sein großes Können, aber auch bei den ungewollt komischen Szenen des Berichts. Obwohl der Funke bei mir noch nicht von Beginn an übergesprungen ist, denn ich musste mich an die äußerst umständliche, verlangsamte Denk- und Erzählweise von Stevens erst gewöhnen, hat mich die Tragik seines verpassten Lebens und der bedingungslosen Unterordnung immer mehr gepackt. Mehrfach musste ich an Mr. Carson, den Butler auf Downton Abbey, denken, der wohl ähnlich empfand und formulierte wie Stevens, aber eine ungleich leichtere Aufgabe hatte. Beide verkörpern für mich den englischen Butler schlechthin, loyal bis zur Selbstaufgabe. Kazuo Ishiguro, geboren 1954 in Nagasaki und britischer Schriftsteller japanischer Herkunft, hat 2017 den Literaturnobelpreis unter anderem für diesen außergewöhnlichen Roman erhalten, der 1989 bereits mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Wer Spaß an den feinen Nuancen der Sprache, Sinn für das britische Lebensgefühl und ein bisschen Ausdauer hat, wird dieses Hörbuch garantiert mögen.

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„Literaturwerkstatt- kreativ“ stellt vor: „Was vom Tage übrig blieb“ (Hörbuch) von Kazuo Ishiguro Kazuo Ishiguro erzählt uns die Geschichte des alternden Butlers Stevens. Dieser ist seit dreißig Jahren auf Darlington Hall beschäftigt, einem der vornehmsten Häuser Englands und Lord Darlington ist sein Dienstherr. Stevens verkörpert genau das was von einem Butler erwartet wird. Ergebenheit, uneingeschränkte Loyalität, Selbstbeherrschung und vor allem Würde. Nach dem Tod von Lord Darlington erwirbt der Amerikaner Mr. Farrady, den Landsitz und übernimmt Stevens gleich mit. Die unkonventionelle, amerikanische Art seines neuen Dienstherrn verwirrt Stevens, vor allem als dieser ihm anbietet Urlaub zu machen und dafür sogar sein Auto zur Verfügung stellt. Stevens nimmt das Angebot letztendlich an, da er zeitgleich einen Brief von Miss. Kenton erhalten hat, einer früheren Haushälterin von Darlington Hall. Sie ist unglücklich verheiratet und er hofft sie bewegen zu können nach Darlington Hall zurück zu kommen. Auf dieser Reise, die sechs Tage dauert, lässt Stevens sein Leben noch einmal wie einen Film an sich vorbei ziehen. Vor allem die lebhaften Auseinandersetzungen mit Miss Kenton kommen ihm wieder in den Kopf, aber auch ihre gemeinsamen Kakao-Abende. Er denkt aber auch über seinen Vater nach, der auch Butter war, aber einer anderen Zeit angehörte. Und er denkt über Lord Darlington nach und seiner uneingeschränkten Loyalität ihm gegenüber. Fazit: Kazuo Ishiguro hat im letzten Jahr den Literaturnobelpreis erhalten und dies habe ich zum Anlass genommen mich mit seiner Literatur zu beschäftigen. Meine Wahl fiel auf das Hörbuch „Was vom Tage übrig blieb“. Gert Heidenreich hat dieses Buch mit seiner sehr angenehmen Stimme wunderbar gelesen und vor allem Stevens hervorragend interpretiert. Ishiguro hat uns durch Butler Stevens an einem kleinen Diskurs der Europäischen Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts teilhaben lassen. Er hat uns mit dem Berufsfeld eines Butlers vertraut gemacht, vor allem aber aufgezeigt, wie Stevens seine eigenen Bedürfnisse – fast schon bis zur Selbstaufgabe – für seinen Herrn zurückstellt. Für mich, wie wohl für die meisten, ist diese unbedingte Loyalität und Selbstaufgabe kaum noch nachvollziehbar und wie aus dem Jahrhundert gefallen. Trotzdem war es interessant in diese mir völlig andere Welt einzutauchen und den Gedankengängen von Stevens zu folgen. Ishiguro besticht mit seiner herrlich wortgewandten und bildhaften Sprache und ihm gelingt es hervorragend, die Zeitepoche in der der Roman spielt, mit ein zu beziehen. Auch die Hauptcharaktere Stevens und Mrs. Kenton hat der Autor so filigran skizziert, das ich deren andauernden amüsanten Fehden bildhaft und lebendig vor Augen hatte. Auch wurde ich durch diesen Roman in meine Kindheit zurückversetzt und mir war die Serie „Das Haus am Eaton Place“ auf einmal wieder sehr präsent. Vor allem dieser Butler kam mir in den Sinn, der genauso steif war wie Stevens. Der Roman wurde bereits mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt. Und falls ich Euch neugierig gemacht mache, habt ihr jetzt die Wahl zischen Buch, Hörbuch oder Film. Ich kann „Was vom Tage übrig blieb“ auf jeden Fall empfehlen, jedoch muss man sich schon ein wenig in eine (fast) Viktorianische Zeit hineinversetzen können. Besten Dank an den Random House Audio Verlag für das Rezensionsexemplar.

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