Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Anschlag von rechts

Reiner Engelmann

(14)
(15)
(0)
(0)
(0)
€ 8,99 [D] inkl. MwSt. | € 9,30 [A] | CHF 12,90* (* empf. VK-Preis)

Lauter Rechtsrock dröhnt, es wird mitgegröhlt und reichlich Alkohol fließt. Immer später wird es, während eine Flasche nach der anderen geleert wird und sich die Freunde in Rage reden. Über die inkompetenten Politiker, die der Flüchtlingsschwemme nicht Herr werden. Darüber, dass dies unter einem starken Führer nicht passiert wäre. Darüber, dass jetzt auch in dieser Kleinstadt P. eine Flüchtlingsunterkunft entstanden ist. Dass die Flüchtlinge quasi gratis in einer eigenen Wohnung leben dürfen, während man selbst bei der eigenen schwierigen (finanziellen) Situation nicht unterstützt wird. Und das, obwohl man doch hier gebürtig ist. Weitere Lieder von Landser und Störkraft laufen und heitzen Stimmung weiter an. Man müsste doch etwas unternehmen; ein Zeichen setzen. Damit die wissen, dass sie hier nicht willkommen sind. Bald schon werkeln zwei vollkommen Betrunkene an einem Molotov-Cocktail. Danach, nun, da er schon so schön fertig ist, soll er auch zum Einsatz kommen. Robert erklärt Beate, sie solle Matze und ihn zu der Flüchtlingsunterkunft bringen. Diese folgt - Robert widerspricht man einfach nicht. Unter Alkoholeinfluss schon gar nicht. Und außerdem ist ja auch sie besorgte Mutter und blickt der Flüchtlingswelle mit Schrecken und Entsetzen entgegen. Kurze Zeit später brennt das Haus in P. und nur durch großes Glück kommt dabei niemand zu Schaden; zumindest körperlich nicht... Das Buch gliedert sich nachdem die Vorboten geschildert wurden in drei Teile: "Flucht aus...", "Die Tat" sowie "Im Namen des Volkes". So begleitet der Leser zunächst die Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe auf ihrem schweren Weg nach Deutschland, den sie sich zuvor auch so nicht ausgemalt hatten. Bei ihnen handelt es sich um die Opfer des im Vordergrund stehenden Anschlags. Danach wird die Tat an sich geschildert, wobei bereits das Treffen auf ein Feierabendbier der drei Freunde sehr unter die Haut geht. Nicht zuletzt aufgrund der Zitate aus dem dort gespielten Rechtsrock. Mir persönlich fiel es unbeschreibbar schwer, zu glauben, dass tatsächlich solche Lieder gehört und derartige Texte mitgesungen werden. Es ist mir unbegreiflich, dass sich Bands mit Stücken wie "Hura, das Asylheim brennt" eines gar nicht mal so kleinen Hörerkreises erfreuen. Songtextpassagen, in denen der Rassenkampf und rechte Gewalt verherrlicht werden und zu Anschlägen aufgerufen wird, waren für mich wie Hiebe in die Magengegend. Da mir etwas solches derart fern ist und es sich hierbei auch um Gebiete handelt, über die man sich sonst gut informieren könnte und möchte, hätte ich davon sogar gerne noch mehr Auszüge in dem Buch gelesen. Für mich war das eine ganz neue Welt... Der letzte Teil befasst sich dann mit den Gerichtsverhandlungen - bedenkt man, dass im Jahr 2015 von 222 begangenen Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte 169 ohne Ermittlungserfolg blieben, in 41 Fällen Tatverdächtige ermittelt, in acht Fällen Anklage erhoben und in lediglich vier Fällen Urteile gesprochen worden sind, ist dies mehr als alamierend. Im Anhang findet sich ein ausführliches Glossar zu Symbolen, Grüßen, Kleidungsmarken, Musik und Abkürzungen, die der rechten Szene zugeordnet und teilweise sogar verboten sind. Dabei muss ich gestehen, dass ich bei einigen Symbolen und Zahlencodes doch überrascht war, dass dieses Symbol auch in dieser Art interpretiert werden kann. Die Triskele beispielsweise würde ich als harmloses Symbol der keltischen Mythologie deuten. Bei ihr fallen mir eher Dreifaltigkeit, und Kombinationen wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder Körper, Seele, Geist ein anstatt dass ich mich an ein "dreiarmiges Hakenkreuz" (S.173) denken würde. Als Irland-Freund war dieses Symbol für mich immer positiv konnotiert - sowohl optisch als auch von der mir geläufigen Bedeutung. Daher stellt sich mir die Frage, ob für das Buch nicht so ziemlich jedes mögliche Symbol gesucht und aufgelistet worden ist, auch wenn es nicht gänzlich in die rechte Szene gehört. Bei den Zahlencodes geht es mir ähnlich: Einige, wie 18 oder 88, kennt man zwangsläufig und kann sie auch selber in die rechte Szene einordnen. Dass auch 28, 74, 124, 444, 1919 (meine erste Assoziation war nicht SS, sondern ging vielmehr in Richtung der Ermordung Luxemburgs und Liebknechts oder die der demokratisch-parlamentarischen Verfassung...), 146 und weitere auf diese Art behaftet sind, war mir meist neu. Nachvollziehbar, aber dennoch teilweise etwas weit hergeholt... Vielleicht bin ich bloß sehr naiv, wenn ich bei diesen Zahlen noch nicht rechtes Gedankengut unterstelle. Bei den Kleidermarken war dies dann schon eindeutiger, zumal ich einige von ihnen auch vom Namen her bereits kannte. Bei Doc Martens blieb ich allerdings bereits zwiegespalten zurück, denn, auch wenn Skinheads zu den "Stammkunden" zählen, verbinde ich die Marke auch mit der Punkerszene oder generell arbeiterverbundenen Menschen. In meinem Umfeld kenne ich genügend linksorientierte, die sich für die Produkte dieser Firma begeistern können... Der Schreibstil des Buches ist sehr einfach und verständlich gehalten, weswegen ich vom bloßen Sprachgebrauch bereits sagen würde, dass dieses Werk auch für jüngere Leser als die empfohlenen 13jährigen geeignet wäre. Vom Inhalt her ist das natürlich eine ganz andere und sehr individuelle Frage, denn wenn Protagonisten Aussagen wie "Wenn der Neger brennt, dann werde ich richtig feiern." (S.62) tätigen oder Lieder mit kinderleicht zu merkenden Reimen zitiert werden, ist das schon nicht ohne. Was ich allerdings sehr schade finde ist, dass ich beim Lesen immer wieder auf Rechtschreib-, Wort-, oder ähnliche Fehler gestoßen bin; das hat ein so wichtiges Buch nicht verdient... Sehr ansprechend ist meines Erachtens das Hinterfragen des Begriffes der "Flüchtlingswelle" und das Aufzeigen rechter Tendenzen bei Aussagen von Politikern am Beispiel von den durch die Presse gegangenen Worten des CSU Generalsekretärs. Alles in allem bin ich der Meinung, dass es nicht geschadet hätte, wenn dieses Werk noch etwas ausführlicher und "erwachsener" gewesen wäre, denn mir als 13jährige wäre es schätzungsweise noch etwas zu kindlich gewesen. Zwar ermöglicht dies ein schnelles und lockeres Lesen, allerdings frage ich mich, ob das bei dieser Thematik so nötig ist oder ob dass doch nicht so ganz zum Inhalt passt. Immerhin könnte ein Mittelweg zwischen verständlich und anspruchsvoll gefunden werden, da der Schreibstil meines Erachtens die Recherchearbeiten des Autors runterspielt und weniger als Tatsachen greifbar macht. Gerade in Verbindung mit den von mir bereits erwähnten Fehlern wirkt es so, als wäre dem Buch beim Entstehen nicht so viel Zeit, Mühe und Achtung geschenkt worden als es tatsächlich der Fall gewesen sein dürfte. Denn, dass Engelmann für dieses Buch nicht wenig Recherchen angestellt hat, dürfte außer Frage stehen. So vergebe ich 4 von 5 Sternen, da mich das Buch trotz des Schreibstils zu erschüttern vermochte, den Leser nah an Rechtsextreme führt und sensibel für Symbole und Ähnliches macht.

Lesen Sie weiter

Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit - Wörter, über die auch in der heutigen Zeit noch viel zu wenig gesprochen und geschrieben wird, die noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Unzählige Vorfälle werden einfach totgeschwiegen oder in den täglichen Nachrichten klein gemacht. Reiner Engelmann hat mich mit seinem Buch sehr neugierig gemacht, auch weil die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht und somit das tagtägliche Geschehen in Deutschland widerspiegelt. Reiner Engelmann, bekannt für seine Bücher mit sozialen Brennpunktthemen, berichtet in "Anschlag von rechts" über einen tatsächlich stattgefundenen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland. Er schildert nicht nur die Tat selbst, der Leser lernt auch Opfer sowie Täter und deren Lebensgeschichte näher kennen. Aus welchem Grund mussten die Opfer aus ihren Heimatländern Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe fliehen? Was trieb die Täter zu dieser schrecklich hinterlistigen Tat? Reiner Engelmann hat viel Recherchearbeit in das Buch gesteckt, um dem Leser einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt der Täter zu geben, auch hat er hierfür an mehreren Gerichtsverhandlungen teilgenommen.  Fazit: Ein aufrüttelndes Jugendbuch, dass sowohl schockiert, als auch aufklärt. Es sollte viel mehr solcher Bücher geben. Dies wird nicht mein letztes Buch von Reiner Engelmann gewesen sein.

Lesen Sie weiter

„Irgendwo in einer Kleinstadt mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier“... Reiner Engelmann hat in seinem neusten Jugendbuch einen Angriff auf eine Flüchtingsunterkunft als wahre Begebenheit aufgegriffen, Hintergründe rechechiert, mit Hilfe von Angehörigen und Anwälten die Beweggründe analysiert und die Opfer befragt. Daraus ist ein beachtliches Buch entstanden, welches für Jugendliche ab 13 Jahren empfohlen wird. Das Buch ist keine Stimmungsmache, sondern versucht uns Leser schon alleine mit dem thematischen Aufbau in die Situation mit reinzunehmen: in Teil 1 kommen die Opfer zu Wort. 5 Menschen erzählen von ihrer Heimat und ihrer Flucht – mal mehr, mal weniger eindrücklich und ergreifend. 5 Schicksale, die – scheinbar beispielhaft herausgegriffen - aufzeigen, dass Schutzsuchende aus allen möglichen Gründen und sozialen Schichten zu uns nach Deutschland kommen. Was auf den ersten Blick oberflächlich erscheint, ist wohl bewußt so gewählt, denn auf eine Mitleidsmasche wurde verzichtet – zum Wohle des Themas, welches nicht nur mit dem Herzen, sondern vor allem pragmatisch gesehen werden soll. Teil 2 nimmt sich nun den Tätern an. Wie entsteht die Tat, wie wird sie ausgeführt – ein kurzer Schwenk zu den Opfern in dieser Nacht lässt uns kurz den Gedankengang unterbrechen – was passiert die Stunden danach. Die Täter werden aufgegriffen – 3 unterschiedliche Typen Mensch, die unterschiedlich mit der Verhaftung und dem Tatvorwurf umgehen. Wir erleben drei Anwälte, die erst einmal dem „unbeschriebenen Blatt des Mandanten“ gegenüberstehen und drei Jugendliche, die sich mal mehr, mal weniger schnell öffnen und die wahren Hintergründe preisgeben. Dieser Abschnitt ist spannend, denn auch wir Leser lassen uns erst einmal blenden von einer Entschuldigung in den Medien, schwanken zwischen Sympathie und Antipathie hin und her... und genau diese Entwicklung ist vom Autor so gewollt. Denn sie zeigt, dass nicht immer alles so einfach scheint, wie es sich im ersten Augenblick anfühlt. Weder die Situation der Flüchtenden und Opfer, noch die Situation der Alteingesessenen und Täter. In Teil 3 bekommen wir einen Einblick in die mediale Welt und den Prozeß mit Urteil – wir erleben den Gedankengang des Richters, die Vertretung der Anwälte und was solch ein Prozeß allgemeingültig deutlich machen kann: „Fremden- und Rassenhass dürfen nicht noch einmal Oberhand gewinnen. Dazu soll dieses Urteil beitragen, aber dazu müssen wir auch alle etwas beitragen. Denn dieses Urteil wird gesprochen im Namen des Volkes, also im Namen aller.“ Es wird sowohl an unsere Offenheit gegenüber der Flüchtenden plädiert, aber auch, die Augen nicht vor denjenigen zu verschließen, die nach einfachen Lösungen wie diesem Anschlag suchen. Wir müssen die „Ängste und Sorgen der Menschen ernst nehmen und dafür brauchen wir Aufklärung, Bildung und vor allem Geduld. Etwas, was sich über Jahre hinweg entwickelt hat, lässt sich nur von heute auf morgen umkehren. Aber wir sollten besser heute als morgen damit beginnen“ (Seite 159, Mitte) Dazu passt das Nachwort, in welchem Fragen wie „Krieg als Fluchtursache“, „Waffenexporte“ und „Unterdrückung und Verfolgung“, „Klimawandel als Fluchtursache“, „Armut und Ausbeutung“ oder auch das Glossar mit Symbolen und Codes herangezogen werden, eine Diskussion zu entfachen, die sich sehr gut in einer Schulklasse machen würde. Aufgeklärte, politisch offene Lehrer sollten dieses Buch aufgreifen und zusammen mit ihren Schülern erarbeiten. Denn meines Erachtens hat es Reiner Engelmann geschafft, ein die Jugend ansprechendes, äußerst informatives Buch zu gestalten – mit genug Tiefe und doch leicht genug, um nicht die Lust am Lesen und Thema zu verlieren. Ein Buch, welches ich gerne in der Familie und Freundeskreis (mit dem ein oder anderen Oberklassenlehrer) empfehlen werde.

Lesen Sie weiter

Nach einer wahren Begebenheit – Ab 13 Jahren „Das Beispiel einzelner Menschen“, überlegte er, „kann manchmal mehr über seine Zeit aussagen als ein ganzes Geschichtsbuch.“ Hier, in dieser Geschichte, sind es genau diese einzelnen Geschichten, von und über Menschen, die so viel aussagen. Nach einer kurzen Einführung, die nicht mehr als 3 Seiten benötigt und den unheilvollen ‚Vorboten‘, die kaum länger sind, ist man drinnen ~ in den Geschichten einzelner Menschen und Familien. In den Schicksalen der Flüchtlinge. Warum sie, Männer, Frauen, Kinder, ihre Heimat verließen und ich wünschte ein jeder würde sich etwas damit beschäftigen, bevor pauschalisiert wird. Aber man erliest sich auch wie schnell eine Stimmung kippt und aus verbaler Hetze tatsächliche Gewalt wird. Fünf Länder, fünf Erlebnisse und Leben werden in einem recht sachlichen Ton und ohne auf die Tränendrüse zu drücken, geschildert. Es war in allen, trotz der Unterschiede immer das gleiche, was diese Menschen veranlassten ihr Land zu verlassen. Krieg, Mord, Tod. Und keine Chance irgendetwas dagegen tun zu können ohne selbst ein Opfer zu werden, wobei ~ sie sind bereits Opfer. „Nacht für Nacht hörte er Gewehrfeuer, Detonationen von Bomben oder Granaten. Er lebte im Krieg. Seit dem ersten Tag seines Lebens. Er kannte es nicht anders.“ Das Buch „Anschlag von Rechts“ behandelt eine Thematik, die absolut zeitaktuell ist und überall so geschehen kann bzw. bereits geschah und immer wieder geschieht. Junge Menschen und auch Erwachsene, die abdriften in eine Gesinnung, angestachelt durch Unwissenheit, Ignoranz, Langeweile und vielleicht sogar ein Stückweit Dummheit, die jeglichen gesunden Menschenverstand vermissen lassen. Dabei frage ich mich immer wieder, ob denn keiner aus der Geschichte gelernt hat, zu viele grausame Beispiele sprechen für sich. Diese Erzählungen im Buch sind eine Rekonstruktion einer wahren Begebenheit. Zwar wurden die Namen geändert und Orte nicht benannt, dennoch ist da sehr viel Realität enthalten, nicht zuletzt auch durch die Gespräche, die der Autor mit den Betroffenen führte. Wie bereits erwähnt ist alles sehr sachlich und nüchtern gehalten, aber dadurch mindert sich keineswegs die Botschaft, die dahinter steht. Man erfährt die Begebenheiten aus Sicht der Opfer und der Täter. Erlebt die Angst der einen und die Wut der anderen. Nimmt an Verhören teil und letztendlich sogar an einem Prozess mit anschließender Urteilsverkündung. Hier haben mir die Aussagen und Begründungen des Gerichts sehr imponiert. Wer handelt muss mit Konsequenzen rechnen, immer und bei allem. Durch die angenehm große Schrift liest es sich sehr flüssig. Auch das Buch ist mit seinem festen Einband und der Einteilung im Inneren sehr schön gestaltet. Bereits zu Beginn gibt es eine Auflistung aller Kapitel, dadurch ist alles sehr übersichtlich. Auch der Abschnitt zum Ende hin hat mich sehr angesprochen. Der Autor Reiner Engelmann hat sich sehr viele Gedanken gemacht und mich damit selbst zum Überlegen gebracht. Dieses Buch kann ich ohne Vorbehalte jugendlichen Lesern empfehlen, aber auch für Erwachsene kann es so manchen Blick über den Tellerrand vermitteln. Ein klare Empfehlung spreche ich diesem Buch auch für den schulischen Unterricht aus. Hier muss nicht nur gelesen werden. Diese Geschichte gibt so viel Raum für Diskussionen, Aufklärung, Vermittlung und Verständnis. Vielleicht würde so manches Verhalten dann im Vorfeld gar nicht erst entstehen. „Welch Geistes Kind Sie sind, haben Sie auch dadurch gezeigt, welches Vokabular Sie Ihren Kindern vermitteln.“ Rezension verfasst von © Kerstin

Lesen Sie weiter

Reine Engelmann ist Sozialpädagoge und arbeitet hauptberuflich mit Kindern. Schwierige Themen sind sein Metier. Er hat bereits über Auschwitz, Kinderrechte, Zivilcourage und Mobbing geschrieben. Das sind so wichtige Themen, weil sie maßgeblich an der Entwicklung und unserer Vorstellung von Moral beteiligt sind. Vergangenheit darf nicht vergessen werden, weil sie uns unlieb ist, weil wir sie verdrängen wollen, weil wir sie für einflusslos halten. Genauso dürfen wir vor Missachtungen der Menschenrechte, die vor unseren Augen geschehen, diese nicht verschließen. Nun also hat Engelmann über den Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft geschrieben. Das Buch besteht im Grunde aus zwei Teilen. Am Anfang werden die unterschiedlichen Personen eingeführt. Die Täter, aber auch die Opfer. Die einzelnen Geschichten der unterschiedlichen Flüchtlinge sind variantenreich und gleichzeitig haben sie eines gemeinsam: Die Angst ums eigene Leben. Kinder wie Erwachsene werden hier fokussiert. Die traumatisierte Witwe aus Simbabwe, die Familie aus Syrien, der Junge aus Pakistan. Da auf reale Figuren Bezug genommen wird, sind die Schicksale umso bewegender, dabei ohne Kitsch oder Melodram. Engelmann gibt hier den Menschen, die unter „Flüchtlinge“ zusammengefasst werden, Gesichter, Geschichten, Varianzen und zeigt sie als Individuen. Dass ist etwas, was viele Berichtserstattungen nicht vollbringen. Es erzeugt Nähe, aber auch einen authentischen Blick. Dass Engelmann das gleiche auch bei den Tätern schaffen will, ist die große Stärke des Buches. Der Stil bleibt manchmal oberflächlich, einfach. Wenn ich auch vielen Jugendbüchern nicht anmerke, dass sie für Jugendliche geschrieben wurden, hier merkt man es deutlich. Die Täter sind zu dritt. Sie hauen Stammtischparolen raus, denken es wäre cool, Nationalsozialistischen Symbolen zu nutzen, sehen sich aber nicht als Nazis. Sie kommen, wie der Autor selbst schreibt „der Realität also nah, können dieser aber nicht vollständig entsprechen“ (S. 11). Das Buch pendelt zwischen erzählendem Sachbuch und der Fiktionalisierung realer Begebenheiten. Eine Linie trifft es dabei nicht. Engelmann versucht Einblicke zu gewähren, die er aber selbst nie hatte. Und hier strauchelt das Buch meiner Meinung nach etwas. Die Täter werden fast etwas zu plakativ dargestellt. Der grobe Anführer, der seinen Fehler nicht sieht, nicht zugibt, rechtsradikal zu sein, aber deutliche fremdenfeindliche Sprüche und nationalsozialistische Symbole nutzt. Sein Freund, der verzweifelt Anschluss sucht, mitzieht, nicht ganz der Schlauste ist. Am meisten bin ich aber über die Frau gestolpert. Ihr werden leicht romantische Gefühle für den Haupttäter nachgesagt, sie ist sich aber nie einer Schuld bewusst, ihr Fremdenhass wird als reine Mitläuferschaft dargestellt. Sie ist hier eindeutig schwach, naiv, ziemlich dämlich. Insgesamt schafft das Buch hier nicht, was es laut Klappentext verspricht, nämlich zu zeigen, dass Fremdenfeindlichkeit in „der Mitter unserer Gesellschaft“ angekommen ist. Hier wird keine Gesellschaftsmitte als Tätergruppe gezeigt, sondern eine bildungsschwache soziale Unterschicht. Ich glaube durchaus, dass dies ein sehr wichtiges Buch ist. Weil sowohl Täter als auch Opfer menschlich dargestellt werden, weil konturlose Formulierungen Gesichter und Geschichten bekommen. Als Jugendbuch kann dieses Buch zum großen Nachdenken anregen und neue Blickwinkel bieten.

Lesen Sie weiter

"Anschlag von Rechts" ist ein Jugendbuch, bedrückend, einfach, verständlich und sehr informativ geschrieben. Das Buch basiert auf einer wahren Begebenheit und ist sehr aktuell. In einer kleinen Stadt, treffen sich drei Freunde trinken, pöbeln, bauen einen Molotowcocktail und bewerfen damit ein Asylbewerberheim. In sozialen Netzwerken haben sie sehr oft ausländerfeindlich gepöbelt und das konnte Ihnen nachgewiesen werden. Dieses Beispiel finde ich gut gewählt, denn Jugendlichen ist häufig nicht klar, was im Internet alles nachweisbar ist. Der Autor zeigt ganz wunderbar verständlich die Hintergründe der Tat und stellt fest das Fremdenfeindlichkeit von unserer Gesellschaft zu viel toleriert wird. Dem stimme ich zu, ich lebe in der Stadt, in welcher Montags "PEGIDA" demonstriert. Welche für mich eindeutig rechtsradikal ist und verboten gehört. Die Opfer kommen am Anfang zu Wort und beschreiben Ihre Gründe der Flucht aus der Heimat. % Familien leben zusammen in der Flüchtlingsunterkunft. Ich finde ganz wichtig für junge Menschen, das selbige die Zusammenhänge auch gut verstehen. Warum Menschen Ihre Heimat verlassen. Denn das ist ganz klar, auch Europa und wir sind Mitschuld das Menschen aus Ihrer Heimat fliehen. Reiner Engelmann hat im Glossar wichtige Details der rechten Szene aufgeführt, wie Modelabel, Bands, Zeichen etc.pp. Da war mir einiges neu. Insgesamt ein sehr gutes Buch, auch wenn die Geschichte traurig ist. Ich habe 2 Arzttermine für das Buch gebraucht, es liest sich sehr flüssig. Reiner Engelmann kennt sich mit dem Thema gut aus und hat dazu einige Bücher geschrieben. Ich danke Randomhouse und dem cbj Verlag, das ich das Buch lesen durfte.

Lesen Sie weiter

Rezension zu "Anschlag von Rechts" 💣👮 Am Anfang wird die Flucht von 5 Familien, jeweils aus einer Sicht einer Person, beschrieben. Alle Familien werden in die gleiche Asylunterkunft eingeteilt. Drei Freunde treffen sich wie immer zu einem Feierabendbier, doch diese Nacht werden sie zu Verbrechern. Ein paar Stunden und Bierchen später werfen sie einen Molotowcocktail in die Asylunterkunft. Dabei haben sie schon auf Facebook, What'sApp und co. schon viele ähnliche ausländerfeindliche Sprüche fallen lassen. Die Geschichte ist eine spezielle Geschichte, weil sie leider immer wieder, in der heutigen Welt, vorkommt. Diese Geschichte ist ja auch eine wahre. Mich hat das Buch sehr beeindruckt und hat mir gezeigt, wie schlimm solche Aussagen sein können. Die Familien werden immer wieder in der Geschichte erwähnt, wobei die drei Täter im Vordergrund sind. Spannend ist zu sehen, wie die Täter immer wieder versuchen alles auf den Alkohl zu schieben. Das Buch ist mir aber mehr als eine Dokumentation vorgekommen und nicht wie eine Erzähl-Geschichte. Der Schreibstil war so, dass man das Buch schnell durchlesen konnte, obwohl es ein heikles Thema ist. Die ganze Vorgeschichte mit der Flucht und das ganze Verfahren wurde gut beschrieben. Das Cover ist passend gewählt und zeigt; Das Fenster, wo der Molotowcocktail hineingeworfen wurde. Fazit: Eine beeindruckende Geschichte, die 4/5 Sternen bekommt.

Lesen Sie weiter

Anschlag von Rechts hat mich durch das Thema, dass hier behandelt wird sehr interessiert. Man hat in den letzten Jahren in den Nachrichten so viel über verschiedene Anschläge in ganz Deutschland gehört. Jetzt war ich sehr gespannt, wie Reiner Engelmann eine dieser Taten als Buch verfasst hat, da es ja so auch tatsächlich passiert ist. Während das Buch noch auf dem Weg zu mir war habe ich mir schon viele Gedanken gemacht, wie das Buch aufgebaut ist, weil man aus dem Klappentext bereits weiß, dass verschiedene Perspektiven beleuchtet werden. Ich hatte ein bisschen Angst davor, wie es umgesetzt wurde Aber das war ganz unbegründet, denn die Struktur in dem Buch fand ich sehr gut. Zu Beginn gibt es ein Inhaltsverzeichnis, was direkt deutlich macht, dass die Geschichte in drei Teile gegliedert wurde. So wurde nichts durcheinander gebracht. Alle einzelnen Teile die zum großen Ganzen beitrugen bekamen ihre eigene vollständige Aufmerksamkeit. Letztendlich gefiel es mir sogar am Besten, dass so viele unterschiedliche Personen beziehungsweise Personengruppen betrachtet wurden. Denn so verstand man alles, auch wenn ich es bis jetzt nicht nachvollziehen kann, wie man zu so einer Tat fähig sein kann. Oftmals war ich auch einfach so wütend und von einigen Aussagen geschockt. Da das Buch keine 200 Seiten hat gab es auch keine Phasen, die sich gezogen haben. Ich fand es von der ersten bis zur letzten Seite spannend und interessant. Reiner Engelmann hat zwar nicht sehr ausschmückend geschrieben, aber das war aufgrund des Themas auch gar nicht nötig. Denn er hat es trotzdem geschafft, mich zu berühren was hier vermutlich nicht mal das Ziel war, aber ich bin einfach immer zu emotional. Das Buch war insgesamt sogar sehr informativ, denn ich habe viel über die neonazistische und rechte Szene erfahren, was ich noch nicht wusste. Denn am Ende gibt es ein Glossar in dem einige wichtige Sachen, wie z.B. Codes und Symbole, Musik und Kleidungsmarken sowie verschiedene Gruppierungen und Organisationen, erläutert werden. Aber auch in der Geschichte an sich waren viele Informationen eingebunden, auch über die Flüchtlinge und was sie alles auf sich nehmen mussten. Ich würde sogar sagen, dass mich diese Seiten am meisten fesseln konnten. Fazit Anschlag von rechts handelt von einem aktuellem und meiner Meinung nach sehr interessantem Thema. Die Geschichte, die auf einer wahrend Begebenheit basiert, wurde aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und spannend geschrieben. Durch Informationen, die in die Geschichte eingebunden wurden und ein Glossar am Ende war das Buch sehr informativ.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.