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Rezensionen zu
Fay

Larry Brown

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Nachdem ich eine Stunde lang die zahlreichen Bücher einer Buchhandlung durchstöberte, die Bestseller-Listen mich langweilten und ich eigentlich schon auf dem Weg nach Draußen war, stieß ich auf „Fay“. Die Geschichte hat mich instinktiv angesprochen und fasziniert und ich wollte mehr wissen. Da ich in der Regel klar definierte Genre (wie Krimis, Biografien, Liebesgeschichten etc.) lese, wusste ich nicht ganz wo ich den Roman einordnen sollte. Rückblickend hat er für mich von allem etwas, etwas von einem Liebesroman, etwas von einem Krimi und auch etwas autobiografisches, denn Larry Brown stammt selbst aus Mississippi und gewährt dem Leser Einblick in das Leben der Südstaaten. „Fay“, mit etwas unter 700 Seiten, hat mich zugegebenermaßen nicht sofort gefesselt. Die Geschichte fängt zwar geheimnisvoll an und lässt den Leser lange im Dunkeln tappen, dennoch fehlte mir zu Anfang etwas der Zugang zu dem Buch. Man muss sich auf die Geschichte einlassen, und jegliche Erwartungen verabschieden, erst dann macht es Spaß in das Leben von Fay und in den Schreibtsil von Larry Brown einzutauchen. Für Diejenigen, die gerne längere Passagen von 50-100 Seiten am Stück lesen, ist das Buch genau das Richtige. Ich schätze, wenn man normalerweise nur ein paar Seiten pro Tag liest, wird man das Buch schnell weglegen. Trotz ein paar Längen und des gemächlichen Tempos, in dem die Geschichte erzählt wird, passiert sehr viel Unerwartetes. Alle Ereignisse treffen den Leser wie einen Schlag aus dem Nichts. Der Autor behandelt sie allerdings so undramatisch und ruhig, als würde er über einen ereignislosen Nachmittag berichten. Das macht Spaß und hält den Leser bei der Laune und auf der Lauer. Wie schon erwähnt hat Larry Brown einen sehr interessanten Erzählstil, der einem erst am Ende des Romans so wirklich bewusst wird. Ziemlich genial konstruiert sind die unterschwelligen Taten derer Personen, denen Fay begegnet. Im gesamten Buch muss man zwischen den Zeilen lesen, in denen so viel erzählt wird und zum Vorschein kommt. Durch die Unerfahrenheit und vielleicht auch Naivität Fays, kann man als Leser manche Geschehnisse schneller deuten als die Protagonistin. So erkennt man, welche Leere Fay im Leben anderer füllen soll, bevor sie es selber ahnt. Gerade in Büchern analysiere ich menschliches Verhalten liebend gerne und versuche es zu deuten, das hat mir in dem Buch wirklich sehr viel Spaß gemacht. Es ist wie ein Rätsel, das man lösen muss. Für Abwechslung sorgen die vereinzelten Perspektivwechsel. Hier habe ich auch erst am Ende wirklich verstanden, welchem Muster sie folgen. Perspektivwechsel, solange sie weiterhin einen klaren Protagonisten zulassen, gefallen mir immer, da man Einblick in verschiedene Köpfe erhält, und sie die Geschichte auflockern und spannender machen. Es hat mir Spaß gemacht, mich in der Welt von Fay zurechtzufinden. Auf ihrem Abenteuer trifft sie auf die unterschiedlichsten Gestalten, welche ihr Lektionen übers Leben lehren. Dabei lässt sie sich nicht unterkriegen und kämpft sich trotz schwerem Start durchs Leben und geht ihren ganz eigenen Weg raus aus der Adolescence. Das Einzige, was mir fehlte, ist, dass man auf den knapp 700 Seiten nur Bruchstücke über Fays Leben auf der Farm erfährt. Sehr gerne hätte ich mehr erfahren, auch wie es dazu gekommen ist, dass sie geflohen ist und ihre Geschwister zurückgelassen hat. Nachdem ich das Buch beendet habe, habe ich erst erfahren, dass das Leben auf der Farm von Larry Brown in einem anderen Roman namens „Joe“ erzählt wird. Die einzig wirklichen Schwachstellen sind demnach für mich nur die Dialoge. Teils sind sie etwas stockend und nicht ganz flüssig. Hier weiß ich nicht ob es an der Übersetzung liegt oder am Autor. Ich denke aber es liegt an der Übersetzung, da ich einen Teil im Internet auf Englisch gelesen habe und mir die Dialoge im typischen Südstaaten-Dialekt flüssiger vorkamen. Was mir gefiel: Der Roman regt zum Nachdenken an. Man kann sich richtig von der Geschichte treiben lassen, denn man weiß nie wohin sie einen führt. Am Ende war es für mich schon fast schmerzhaft das Buch wegzulegen, nachdem man Fay auf knapp 700 Seiten näher kennengelernt hat. Bis zum Schluss war mir vieles ein Rätsel, auch der Sinn des Buches, weshalb mir das Ende so gut gefallen hat, an dem dem Leser ein Licht aufgeht. Was mir fehlte: Teils hätte der Roman weniger Längen haben können, und der Fokus auf Zigaretten und auf Alkohol war mir persönlich etwas zu übertrieben. Alle 5-10 Seiten kommt es vor, dass jemand nach einer Zigarette kramt, eine Packung kauft oder eine raucht. Das war mir dann doch zu häufig und somit zu stark im Vordergrund. Mein Gesamteindruck: Rätselhaft und poetisch zugleich. Sehr interessante und distanzierte Erzählweise trotz vieler, teils grausamer Geschehnisse. Leider mit ein paar Längen, aus dem Grund nicht unbedingt etwas für langsame Leser.

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Gut, aber nicht sehr gut

Von: Claudia K. aus Rhede

24.07.2017

Als die 17jährige Fay die gewaltätige Umgebung ihrer Familie verlässt, hat sie, wie gern wiederholt wird, nur einige Zigaretten und zwei Dollar in der Tasche. Ihr Weg, auf dem wir sie begleiten, ist wahrlich kein leichter und Fay, naiv aber dennoch pragmatisch und doch mit einer gewissen "Bauernschläue" charakterisiert, erlebt weiterhin, dass das Leben nicht unbedingt der sonnigste Platz ist. Die Perspektivlosigkeit ihres bisherigen Lebens begleiten sie weiter (was, seien wir ehrlich, auch nicht anders zu erwarten ist, wenn jemand unüberlegt beschließt, ohne Vorbereitungen sein bisheriges Leben zu verlassen). Drogen- und Alkohlmissbrauch, sexuelle Gewalt begleiten Fay, immer wieder trifft sie optimistisch und an das Gute glaubend die falschen Entscheidungen, vertraut mehr oder weniger den falschen Menschen. Im Verlauf der Geschichte wurde für mich aber auch klar, dass Fay nicht wirklich konfliktbereit ist - weglaufen aus Situationen ist für sie immer der Beste weg. Auch dann, wenn ein Bleiben die Situation zum Positiven verändern könnte. Trotz detaillierter Landschaftbeschreibungen und vielen Versuchen, mir Fay nahezubringen: Larry Brown erzählt eine Geschichte und hat zumindest mich dabei in die Rolle des Lesers gedrängt. Doch von einem Buch erhoffe ich mir, dass ich Teil der Geschichte werde, immer weiter und drängender lese, um zu sehen, wie es mit "mir" weiter geht. Doch ein etwas abrupter Schreibstil verhindert hier für mich ein eintauchen in die Geschichte. Dazu kommt, dass das Buch Längen aufweist, nicht zuletzt habe ich mich zeitweilig gefühlt, als hielte der Autor mich für zu dumm, mich zu erinnern, dass Fay mit wenig Geld und Rauchwaren unterwegs war oder dem Alkohol durchaus zugetan war. Als Thriller-Liebhaber und begeisterter Fan von Cody Mcfadyen und Karen Slaughter fehlte mir einfach die Dichte, die Kunst, mich mitzunehmen und vor allem fehlten Spannungsbögen. Das Meiste war schon nach ca. 100 Seiten vorhersehbar. Und obwohl Fay Höhen und Tiefen erlebt, gibt es keine Achterbahn der Gefühle beim Lesen. Und so bleibt ein für das deutsche Publikum neu entdeckter Autor, von dem ich persönlich nur zögerlich noch einen Roman lesen würde, den ich aber allen Lesern empfehle, die sich auf Geschichten nicht zu tief einlassen möchten und mit einem etwas ruppigen Schreibstil gut zurecht kommen.

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Fay

Von: The Book Storys

23.07.2017

Heute kann ich euch mal wieder, oder eher gesagt, endlich mal wieder ein Buch vorstellen, welches mich nicht nur innerlich sehr tief berührt und bewegt hat, sondern das mich von seiner philosophischen Art auch stark beeindrucken konnte. Es ist ein Schein-Buch, von dem man niemals das erwartet hätte was es im Endeffekt war. Wir lesen hier von einer tragischen Geschichte, die so ähnlich leider viel zu häufig in der Realität vorkommt. Genau das war es auch, was mich von Anfang an so beeindrucken konnte; dass es jeden von uns hätte treffen können. Denn laut dem Klappentext und natürlich dem Verlag in dem es erschienen ist (Heyne Hardcore), denkt man es geht "Hardcore" im Sinne von Gewalt und Verbrechen zu. Natürlich kommt das auch vor, keine Frage. Jedoch ist der Fokus eher auf den psychischen"Hardcore" gelegt, was einem als Leser sehr oft sehr emotional zusetzt. Also wer hier eher eine krasse splatter Geschichte erwartet, sollte es nicht unbedingt lesen, denn dieses Buch legt sehr viel Wert auf Tiefgang und philosophische Aspekte. Die 17-jährige Fay, der wir hier in der Geschichte folgen, berührt einen von Anfang an. Gerade wenn man vom Alter her nicht weit auseinander liegt und dann liest was sie alles erlebt hat, lässt es einem eiskalt den Rücken runter laufen. Was Fay erlebt müsst ihr natürlich selbst lesen, jedoch warne ich hiermit jeden vor, der schon mal Gewalt in jeglicher Form erleben musste, denn das kommt hier, wie schon erwähnt auch vor. Wir lesen viel über das Nachtleben auf den Straßen und in diversen Klubs, da es natürlich für Fay nicht unumgänglich ist so was mitzubekommen, wenn man auf der Straße lebt. Die Charaktere, und damit mein ich wirklich alle, selbst die, die nur einen "Seiten-Auftritt" in der Geschichte haben kann man sich so real/bildlich vor Augen führen. Man spürt ihren Charakter und ihre Art. Man kann nachvollziehen wie sie sich fühlen und handeln. Man liebt sie und man hasst sie. Larry Brown weiß mit Worten umzugehen, er weiß wie man Situationen emotional und realistisch überbringt. Er weiß, wie man Charaktere einprägsam und bedeutend macht. Larry Brown weiß was das Wort "Tiefgang" bedeutet und hat es komplett neu erfunden. Ich habe nur eine kleine Sache an diesem Buch auszusetzen und das sind die viel zu häufig und viel zu detailliert beschriebenen Alkohol und Drogenexzesse. Am Anfang hat das ganze eine gewisse Atmosphäre hervorgerufen, nach der gefühlt 50ten Beschreibung hat es dann schon ein klein wenig an den Nerven gezehrt. Mein Fazit lautet aber auf jeden Fall: Jeder der kann sollte/muss dieses Buch lesen. Es ist ein Meisterwerk der Unterhaltung, der Spannung und des emotionalen Tiefgangs!

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Ich war ausgesprochen neugierig auf dieses Buch, auch wenn mir von vornherein bewusst war, dass ich bei Heyne Hardcare sicherlich keine leichte Kost serviert bekomme. Vielleicht hatte ich auch gerade deswegen ausgesprochen hohe Erwartungen an dieses Buch, die ich aber auch erfüllt bekam. Der Schreibstil, aber auch das Setting von Larry Browns Geschichte, erinnerte mich teilweise stark an John Grisham, den ich oft gerade wegen seines quasi trockenen Stils sehr schätze. Auch Browns Schreibstil ist frei jeder "sprachlicher Schnörkel" und in seinen Formulierungen sehr direkt. Trotzdem bekommt man als Leser eine sehr detailreiche Schilderung der jeweiligen Umgebung, in der die Figuren sich aufhalten. Davon war ich als Leser von vornherein angetan und die Story entwickelte auch gerade dadurch eine starke Sogwirkung. Besonders beeindruckend war für mich aber die Hauptfigur selbst. Fay ist eine wirklich faszinierend unschuldige Figur, die trotz ihrer entbehrlichen Herkunft nichts von ihrer Aufrichtigkeit eingebüßt hat und völlig unbedarft andere Menschen in ihren Bann zieht. Ich muss gestehen, dass ich anfangs recht stark das Gefühl hatte hinter diesem weiblichen Charakter einen männlichen Autor zu haben, der sie entsprechend seiner Vorstellungen lenkte. Dieser Eindruck lässt sich schlecht formulieren, ohne sich dadurch in seichtes "Gender-Fahrwasser" zu begeben, aber manchmal fand ich Fays Gedankenwelt nicht ganz authentisch. "Larry Browns Protagonisten können einem das Herz brechen." * Das vergaß ich jedoch recht schnell, da die Handlung mich derart packte, dass ich, vollkommen gebannt vom jeweiligen Verlauf, gar nicht aufhören konnte zu lesen. Das Buch bleibt ein Roman, hat jedoch starke Thriller-Einschläge, die für mich zum Teil unheimlich unerwartet auftauchten. An anderen Stellen wiederum baut der Autor starke Spannungshöhepunkte auf, die er dann jedoch im Sand verlaufen lässt, um bei anderen Passagen unerwartet grausam zuzuschlagen. Emotional war die Geschichte sehr bewegend und ich konnte nicht umhin mehrmals heimlich zu flüstern "Tu es nicht Fay!". Trotz ihrer -mitunter schwerwiegend falschen Entscheidungen- bleibt sie nämlich eine absolute Sympathieträgerin, deren Schicksal ich sehr aufgeregt verfolgt habe. Was das Milieu der Figuren angeht sollte man sich mit dem chronischen Zigaretten- und Alkohlkonsum aller Charaktere arrangieren, der Autor führt diese Genussmittel nämlich pedantisch in jedem Kapitel mehrmals an. Es handelt sich hierbei übrigens um die erste Übersetzung von Brown ins Deutsche, aber ich denke, dass ich seine Bücher sicherlich auch gerne einmal auf Englisch versuchen werde, da die Originalsprache der Figuren sicherlich noch interessanter sein dürfte. Fazit: Ein ebenso spannender wie emotionaler Roman, der von einer beeindruckenden Hauptfigur bestimmt wird. Ihr ungeschöntes Leben in der Unterschicht der amerikanischen Südstaaten verleiht dem Buch ein besonders düsteres und packendes Flair.

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Titel: "Fay" Autor: Larry Brown Verlag: Heyne Verlag Sprache: Deutsch Gebunden: 656 Seiten ISBN-13: 978-3-453-27096-1 Preis: 22,99€ Klappentext Unerfahren, ungebildet und ungeliebt. Ein Zuhause kann man die Hütte im Wald nicht nennen, in der die siebzehnjährige Fay mit ihrem gewalttätigen Vater und den beiden jüngeren Geschwistern lebt. So beschließt sie eines Tages, aus dem Hinterland Mississippis abzuhauen. Mit nichts als einer halben Packung Zigaretten und zwei Dollar in der Handtasche macht sie sich auf den Weg nach Süden Richtung Meer. Viele Männer kreuzen ihren Weg, nicht alle meinen es gut mit ihr. Und nicht alle überleben die Geschichte. Meine Meinung "Fay" ist ein Roman, der 2000 von dem bereits verstorbenen Autor Larry Brown in Amerika veröffentlicht wurde. Nun schaffte es sein Werk auch nach Deutschland. Brown beschäft sich in diesem Werk vor allem mit einer Randgruppe. Fay, die an vielen verschiedenen Orten aufgewachsen ist und schon früh arbeiten durfte, wir unter den Einflüssen von Gewalt, Alkohol, Drogen und sexuellem Missbrauchs groß. Obwohl sie doch sehr naiv ist und ein kleines Dummchen, entschließt sie sich irgendwann dazu, dass das nicht alles im Leben gewesen sein kann und kehrt ihrer Familie den Rücken. Nur mit zwei Dollar in der Tasche und nicht mehr als den Sachen die sie am Leib trägt zieht sie los und lernt auf ihrem Weg vor allem Männer kennen. Doch diese Männer meinen es zumeist auch nicht gut mit Fay. Dies versteht sie jedoch meist erst viel zuspät, da sie immer wieder versucht an das gute im Menschen zu glauben und sehr naiv an die Sache herangeht. Nach einigen durchgetrampten Nächten kommt sie jedoch in einer kleinen Familie an und fühlt sich zunächst auch sehr geborgen. Sie erfährt zum ersten Mal im Leben Liebe und lernt, wie eine Familie miteinander umgeht. Doch obwohl Fay gerne dort bleiben würde, lassen es die Ereignisse nicht zu. Und so reist sie weiter. Sie trifft weiter falsche Entscheidungen, die man ihrer Naivität in die Schuhe schieben kann. Jedoch wird sie mit der Zeit immer skeptischer und auch vorsichtiger. Sie ist anders als gedacht keine leichte Beute. Zusammengefasst hat mir der Roman sehr gut gefallen. Er zeigt dem Leser auf, dass das Leben nicht nur Sonnenseiten auf Lager hat, sondern einige auch ziemlich im dunkeln unterwegs sind. Die Charaktere hat Brown gut herausgearbeitet und man konnte sie sich fast bildlich vorstellen. Einzig, dass Brown oft Alkohol und Drogen und auch die weibliche Sexualität (obwohl es aus Fays Sicht geschrieben ist) in den Vordergrund rückt, hat mir weniger gut gefallen. Das Fay raucht und gerne trinkt hätte man nicht auf jeder Seite so stark herausarbeiten müssen.

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"Fay" ist ein Roman der bereits 2000 veröffentlicht wurde aber erst jetzt nach Deutschland kam. Der Einstieg in das Buch wird einen durch den wunderschönen Schreibstil sehr leicht gemacht und so zieht sich das durch das gesamte Buch. Larry Brown schafft es einem die Südstaaten im Kopf zum Leben zu erwecken. Und so wird man in die Welt von Fay teleportiert. Sie flüchtet eines Tages , weil sie es zu Hause nicht mehr erträgt. Ihre Leidensgeschichte erfährt man aber nicht gleich komplett, sie verteilt sich über das ganze Buch. Auf der Suche nach Liebe, Glück und einem besserem Leben wird sie immer wieder mit schrecklichen Dingen konfrontiert. Meine Meinung: Mich wundert es das dieses Buch im Heyne Hardcore Verlag erschienen ist. Der doch ehr für Schock/Horror und blutige Erlebnisse steht. Da hab ich schon manch andere Romane (nicht aus diesem Verlag) gelesen, die waren wesentlich grausamer. Dadurch werden sich viele distanzieren. Was ich sehr traurig finde. Denn dieser Roman ist ein kleiner Südstaaten-Juwel aufgrund der detailreichen Landschaftsbeschreibung. Diese Erklärung der Landschaft und was die Protagonistin alles erlebt und dabei fühlt....ist unbeschreiblich. Ein wunderschöner Schreibstil. Was mich ein wenig genervt hat waren diese ständigen Erwähnungen von Zigaretten und Alkohol. Das sie ein kleines naives Dummchen ist und man sich so sehr darüber aufregen kann was sie alles falsch macht und in welche gefährlichen Situationen sie sich so leichtfertig begibt weil sie es nicht besser weiß, leuchtet mir ein. Aber immer wieder....sie hatte nur noch 2 Zigaretten und Alkohol, Alkohol. Naja. Manche Szenen waren zu ausschweifend, es hätte der Geschichte nicht geschadet wenn es gekürzt gewesen wäre, weil ich es unwichtig fand. Im großen und ganzen hat es mir gut gefallen. Besonders wegen dem Schreibstil würde ich es empfehlen.

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‚Fay‘ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Mädchens, die aufgrund schwerer Familienverhältnisse entscheidet, wegzulaufen. Die Geschichte ist eine Kombination aus ‚Coming-of-Age‘ und ‚Roadmovie‘, gespickt mit viel Leid, Perspektivlosigkeit und allgemein der dunklen Seite des Lebens. ‚Fay‘ ist ein Roman aus der Feder des bereits 2004 verstorbenen Autors Larry Brown. Das Buch wurde bereits 2000 veröffentlich, jetzt endlich hat es den Weg auch in den deutschsprachigen Raum gefunden. Inhaltlich konnte ich einige Parallelen zu dem Film ‚Runaway Girl‘ finden, welcher auch auf einem Roman basiert – dem 2007 erschienen ‚Hick‘ von Andrea Portes. Die Ähnlichkeiten beruhen aber vor allem auf der Grundthematik und der gezeigten Gesellschaftsschicht. Sogenannte Bücher aus dem ‚Country Noir‘ Genre üben eine Faszination auf mich aus, die ich nicht mal in Worte packen kann. Mich interessieren die dunklen Flecken einer Gesellschaft. Da das Buch auch noch in einem meiner Lieblingsverlage, Heyne Hardcore, erschienen ist, brauchte ich nicht mehr viel Anreiz und war sofort interessiert. Bereits zu Beginn der Geschichte wird klar, dass uns hier eine soziale Randgruppe dargestellt wird. Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Drogen, sexuelle Gewalt – all dies scheint in Fays Welt an der Tagesordnung zu stehen. Fay möchte ausbrechen und beschließt, ihrer Familie den Rücken zu kehren. Auf ihrem Weg begegnet sie vielen Menschen, die es tatsächlich nicht immer gut mit ihr meinen. Fay wird als eine sehr gefasste, pragmatische, aber doch naive junge Frau dargestellt, die gerne an das Gute im Menschen glauben will. Doch auch bei ihr hat das verrohte Leben schon Spuren hinterlassen und sie wird zunehmend misstrauischer mit jeder schlechten Erfahrung. Trotz ihrer aufgeschlossenen und netten Art, weiß sich Fay zu helfen, wenn sie in Bedrängnis gerät und ist alles andere als eine leichte Beute. Doch Fay trifft leider nicht immer gute Entscheidungen, was wohl vor allem an ihrer Naivität liegt. Für mich als Leser nicht unbedingt nachvollziehbar, aber aus Fays Sicht durchaus. So ist es sogar vorgekommen, dass Fay aus meiner Sicht eine total dumme Entscheidung trifft, die ich überhaupt nicht mochte. Im Verlauf der Story verschlechtert sich aber alles so sehr, dass der vermeintliche Fehler vorher, eher einer Rettung gleichkommt. Die Geschichte selbst hat nicht unbedingt hervorstechende Highlights und fließt eher vor sich hin, jedoch war ich niemals gelangweilt, auch wenn das Buch durchaus ein paar Längen aufweist. Einzig das Ende konnte mich leider nicht ganz überzeugen, da es wohl einfach nicht mein Geschmack war. Ich habe nicht mit einem Happy End gerechnet, da das wohl kaum dem Buch gerecht werden würde, aber etwas weniger offen und ein wenig hoffnungsvoller hätte mir schon gefallen.

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Eine weitere Entdeckung aus dem literarisch reichen Süden der U.S.A.

Von: David Cappel aus Düsseldorf

02.07.2017

Eine weitere wunderbare Neu- bzw. Wiederentdeckung und es bleibt zu hoffen, dass weitere Bücher aus dem aufgrund seine frühen Todes überschaubaren Gesamtwerk Larry Browns (5 Romane, zahlreiche Kurzgeschichten und 3 Sachbücher) bei Heyne erscheinen werden. Wer Autoren wie James Lee Burke oder (viel mehr noch) Donald Ray Pollock mag, wird viel Freude mit "Fay" haben, wobei es Brown nicht um vordergründige Krimispannung, sondern viel mehr um Spannungen geht und zwar zwischen der mutigen, nur scheinbar naiven 17-jährigen Vagabundin Fay und den vielen Menschen, die unterwegs über den Weg laufen und die sich aufgrund ihrer eigenen ausweglosen Lage (Armut, Sucht, Kriminalität) versucht fühlen, Fay auszubeuten. Wären Autoren wie Pollock und Brown nicht so talentiert im Beschreiben von landschaftlicher und menschlicher Stimmungen, wären ihre von viel Gewalt und Verzweiflung geprägten Odysseen ihrer Hauptfiguren kaum erträglich. Ohne Glorifizierung von Gewalt bzw. Gegengewalt schildern sie nüchtern, zugleich sehr bildhaft, wie Träume, die nicht in Erfüllung gehen, sich gefährlich mit Verbrechen und Niedertracht als Ausweg vermischen. Die Formulierung, dass auch Browns Sprache die Atmosphäre des Südens mit seiner natürlichen Schönheit bei gleichzeitiger großer Armut "atmet", mag klischeehaft klingen, stimmt aber dennoch. Ähnlich wie Burke und Pollock nimmt Brown seine Figuren ernst, kriecht in ihre Seelen und ihr Denken und versieht sie oftmals mit unbändiger Energie und viel Mut, mit der sie am Traum vom besseren Leben trotz aller Mühen und Not festhalten. Das Buch hat gelegentlich Längen, da Brown seinen Spannungsbogen von Fays Reise vom Norden Mississippis bis ins Küstenstädtchen Biloxi sehr behutsam aufbaut, aber seine Sprache und lebendigen Charaktere helfen gut darüber hinweg. Wer Pollocks spannenden und lesenswerten Roman "Das Handwerk des Teufels" kennt, weiß, von wem er inspiriert wurde. Sehr empfehlenswert!

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