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Rezensionen zu
Eine kurze Geschichte von sieben Morden

Marlon James

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"But a man can only move so far before leash pull him back. Before the master say, Enough of that shit, that's not where we going. The leash of Babylon, the leash of the police code, the leash of Gun Court, the leash of twenty-three families that run Jamaica." Marlon James finds highly evocative and imaginative ways to poetically untangle recent Jamaican history - this book is fictional, but it talks about real events. Putting the attempted assasination of Bob Marley right before a planned peace concert at the narrative center, James creates a whole tornado of characters and language in order to display who had an interest in preventing peace and why, and what the consequences of these dynamics were. In the 70's, Kingston has been dominated by gangs that were connected to political parties, the Jamaica Labour Party (JLP) and the People's National Party (PNP). The gangs had built a whole system of repression and benefits to secure their respective rule, especially in their territories in Western Kingston: "That's why neither the JLP nor the PNP fucking with the peace treaty. Peace can't happen when to much to gain at war. And who want peace anyway when all that mean is that you still poor?" Not only was the CIA involved in Jamaican politics at the time, the two gangs also had one common enemy: The corrupt police: "Babylon out to kill you whether you was an animal with stripes or spots." And anyway, who can guarantee the people of Kingston that the police force will be able to provide a better order than the one created by the gangs? "The second you say peace this and peace that, and let's talk about peace, is the second gunman put down their guns. But guess what, white boy. As soon as you put down your gun the policeman pull out his gun. Dangerous thing, peace." Told in five parts with several chapters each, the story covers the 70's, 80's (during the crack wars), and 90's. The cast of characters as listed at the beginning of the novel contains 76 people, one of them being a ghost. The point of view changes in every chapter and, God help us all, large parts are told in Jamaican patois, some as a stream-of-consciousness, and one even in free-flowing verse. There is murder, violence, torture, fear, poverty, all kinds of drugs, corruption, straight and gay sex. In the later parts, the story moves from Jamaica to the United States, where Jamaican crews connected to the Kingston gangs run a drug trade - it's the same war, just fought differently. I just love James' wild imagination, how masterfully he manages to hold this wide-ranging story together, the cinematic descriptions, the well-drawn characters, and the way he employs narrative techniques. I wish he had taught at Macalester earlier, so I could have taken a class with him. A well-deserved Booker win for Marlon James.

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INHALT: Jamaikas Hauptstadt Kingston ist Ende 1976 Spielball der zwei großen Parteien des Landes. Die People’s National Party unter Führung von Michael Manley ist an der Macht und führt den Inselstaat nach und nach in eine eine Art sanften Sozialismus mit festen Beziehungen zu Kuba und der Sowjetunion. Die oppositionelle Jamaica Labour Party unter Edward Seaga verfolgt dagegen pro-westliche Ziele mit guten Kontakten zur CIA. Der Wahlkampf ist in vollem Gange und es gilt der Leitspruch: »Wer Kingston gewinnt, gewinnt auch das Land«. Leider werden die demokratischen Grundprinzipien nicht gerade als heilig angesehen und so gibt es parallel zum offiziellen Wahlkampf auch zwei einflussreiche Gangs, Copenhagen City und die Eight Lanes, die sich auf den Straßen von Kingston einen erbitterten Kleinkrieg liefern. Als ein weltberühmter Raggea-Sänger – der Name wird nie genannt – auf Vorschlag der PNP ein Friedenskonzert für die Jamaikaner geben soll, erreicht der Bandenkrieg eine neue Dimension: Sieben Männer brechen in das Haus des Sängers ein und schießen auf alles, was sich bewegt. Doch der Sänger überlebt und kann sogar das Konzert bestreiten. Die PNP bleibt an der Macht, doch für die Attentäter wird ins Horn geblasen und es beginnt eine Jagd auf jeden Einzelnen die bis in die frühen 90er Jahre dauert, bis auch der Letzte für den Mordversuch sein Leben lassen muss. FORM: Marlon James‘ ehrgeizig fetter Wälzer ist in fünf große Kapitel unterteilt, die für fünf wichtige Tage in der Geschichte dieses speziellen Rachfeldzugs stehen, beginnend mit dem Abend des Attentats, des Folgetages, Stippvisiten in 1979 und 1985, und dem Finale im März 1991. Das ganze Buch über lässt James die Protagonisten sprechen, sowohl die Attentäter und ihre Gegenspieler, als auch mehr oder minder nebenbeteiligte Personen (CIA, Presse, etc.). Es entsteht ein Roman aus Dutzenden Stimmen und ein dichtes Geflecht aus Ansichten und Beweggründen – ganz nach dem Vorbild von Faulkners ALS ICH IM STERBEN LAG, auf das in der Danksagung auch explizit hingewiesen wird. Doch eine gute Konstruktion ist natürlich nichts Wert, wenn man nicht auch schreiben kann. Und hier kann ich ruhigen Gewissens bestätigen: Der Mann kann schreiben. Marlon James (*1970) hat jeder seiner Figuren eine eigene Stimme gegeben, was ihm bei dieser Vielzahl an Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten grandios gelungen ist. Auch dem Übersetzer-Team kann hier ein ganz klares Lob ausgesprochen werden – es war sicher nicht leicht den Originaltext mit seinem Jamaika-Vokabular ins Deutsche zu übertragen, ohne die Grundatmosphäre zu beschädigen. Die Geschichte selbst hat bei weit über achthundert Seiten naturgemäß ihre Längen. Die Dialoge sind oft zäh – wenn auch mit viel Sarkasmus gewürzt – und manche Nebenkriegsschauplätze hätten meines Erachtens nicht so ausgewalzt werden müssen. Dem gegenüber stehen reichlich Szenen voll brutalster Gewalt, die ich in atemloser Spannung gelesen habe. Dies aber nicht aus voyeuristischen Gründen, sondern weil James es versteht, seine Leser in die Figuren eintauchen zu lassen. Wenn dem jungen Demus beispielsweise das Adrenalin vor lauter Aufregung schon aus den Ohren tropft, steigt auch der Puls des Lesers. Oder wenn die hübsche Nina des Nachts von korrupten Polizisten im Streifenwagen ins unbekannte Dunkel entführt wird, spürt man ihre Angst förmlich unter der Haut. Das alles ist Marlon James‘ schriftstellerischem Können zu verdanken, der stilsicher alle Tricks nutzt, um seine Leser mit auf die Reise zu nehmen. Auch die Recherche zu den Vorfällen muss sehr umfangreich gewesen sein. EINE KURZE GESCHICHTE VON SIEBEN MORDEN ist ein Schlüsselroman in dem jede große Figur einer historischen Person zugeordnet werden kann – der Sänger, dessen Name nicht genannt wird, ist dabei noch die leichteste Hürde. Sowohl die Politiker als auch die Gang-Mitglieder und deren Dons gibt oder gab es wirklich, was dem Roman ein erhebliches Plus an Authentizität verleiht. Es bleibt jedoch zu bemerken, dass die wahren Hintergründe offiziell nie völlig aufgedeckt wurden, und sich James als Grundlage für sein Buch nur bei einer der vielen Spekulationen bedient hat. FAZIT: Diese kleine Einschränkung ändert aber nichts an der Gesamtqualität dieses beeindruckenden Werkes, das völlig zu Recht mit dem Man Booker Prize geehrt wurde. Dieser Roman ist mehr als nur die Untersuchung eines Kriminalfalles oder ein schnöder Politthriller – es ist das Sittengemälde eines ganzen Landes über viele Jahre hinweg, geschrieben von einem grandiosen Schriftsteller. Fünf Sterne.

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Meinung zur Veröffentlichung: Wenn's nicht so war, dann wär's so ähnlich Jamaikanisches Sprichwort Am 03. Dezember 1976 drangen bewaffnete Unbekannte in das Haus des berühmten, in Kingston, Jamaika lebenden Musikers Bob Marley ein und eröffneten das Feuer. Während seine Ehefrau und sein Manager bei dem Attentat schwer verletzt wurden, kam der Musiker nahezu unbeschadet davon, so dass er wenige Tage später auf einem Friedenskonzert der „People's National Party“ gegen die zunehmende, politisch motivierte Gewalt im Land auftreten konnte. Trotz vieler Verdachtsmomente konnten die Hintergründe des Attentats nie aufgeklärt werden. Marlon James beschreibt in seiner Danksagung am Ende des Buches die Schwierigkeiten, die er hatte, dieses Mammutprojekt in eine geeignete Form zu bringen. Ungezählte Seiten ohne einen roten Faden, zahlreiche unzusammenhängende Figuren und Handlungsfäden, bei denen es ihm nicht gelingen wollte, diese in ein inhaltliches Korsett zu fügen. Erst die Lektüre Faulkners und Duras schenkte ihm die Idee für ein Grundgerüst, welches nach vier Jahren Arbeit in dem nun hier vorliegenden Eine kurze Geschichte von sieben Morden münden sollte. Reale und fiktive, lebende und tote Personen sollten nicht nur einer Geschichte viele Stimmen geben, sondern letztendlich ein episches, wahnwitzig komplexes und Jahrzehnte umspannendes Bild Jamaikas zeichnen, welches nicht nur spannend zu lesen ist, sondern gleichzeitig auch als Chronik eines Inselstaates im gesellschaftlichen wie politischen Umbruchs verstanden werden kann! Auch wenn der Anschlag auf Marley der inhaltliche McGuffin ist, der den Stein ins Rollen bringt, wird der Sänger im gesamten Roman nie namentlich genannt, sondern der Blick fokussiert sich auf die sieben Auftragskiller und deren Schicksale. Diese Männer (und über 70 weitere maßgeblich relevante Figuren und deren Perspektiven), so wie das zu der Zeit kritische politische Klima dienen dem Autoren für ein vielschichtiges Porträt der Menschen des Inselstaates in der Mitte der 70'er-Jahre, welches klassen- und gesellschaftsschichtenübergreifend ein allumfassendes, sehr lebendiges Bild zeichnet. Gonna tell the truth about it, Honey, that's the hardest part Bonnie Riatt, „Tangled and Dark“ Eine kurze Geschichte von sieben Morden (Originaltitel: A Brief History of Seven Killings, 2014) erscheint als wunderschön aufgemachte, sehr schwergewichtige, gebundene Ausgabe mit Lesezeichenband bei Heyne Hardcore (864 Seiten, €27,99) in einer Übersetzung aus dem Englischen von Guntrud Argo, Robert Brack, Michael Kellner, Stephan Kleiner und Kristian Lutze. Neben dem Roman befinden sich ein Glossar der im Buch verwendeten Ausdrücke, ein ausführliches (und notwendiges) Personenverzeichnis und eine Danksagung im Buch. Mit seinem dritten Roman Eine kurze Geschichte von sieben Morden gelingt Marlon James ein monumentales Werk, welches dem Leser zu Beginn einiges abverlangt, ihn aber dafür mit einem wunderbaren Leseerlebnis beschenkt. Eine detailverliebte, sehr ambitionierte Geschichte, die die Standards eines gängigen Buches mühelos aushebelt und mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Kein leichter, aber ein dafür umso faszinierender Roman...

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Jamaika. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und total entspannte Menschen, die sich zu Reggae-Klängen, mit einem Joint in der Hand, im weißen Sand aalen. Diese Assoziationen werden wohl die meisten Leute haben, wenn sie den Namen dieser karibischen Insel hören. Aber diese Vorstellungen vom Paradies auf Erden haben mit der Realität herzlich wenig zu tun, was spätestens nach der Lektüre des 2015 mit dem renommierten Man Booker Prize ausgezeichneten Roman „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ klar sein dürfte. Der Autor Marlon James wurde 1970 in Kingston geboren, und diese Ende siebziger/Anfang der neunziger Jahre bilden den zeitlichen Rahmen für seine alles andere als kurze Geschichte. Und wenn wir schon dabei sind – die Anzahl der Morde ist mit sieben auch eher tiefgestapelt. Mitte der siebziger Jahre ist das Leben auf Jamaika geprägt von den Auseinandersetzungen der Anhänger zweier politischer Gruppierungen. Auf der einen Seite die sozialistisch geprägte People’s National Party, auf der anderen die pro-westliche Jamaica Labour Party. Politische Willkür, Korruption und Gewalt sind an der Tagesordnung, und die verschiedenen Gangs mischen munter mit, es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Als die Wahlen bevorstehen, soll auf Initiative der PNP ein Friedenskonzert, bei dem auch die Reggae-Ikone Bob Marley auftreten soll, ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen. Dazu wird es aber nicht kommen, denn zwei Tage vor dem Konzert dringen Unbekannte in das Haus des Sängers ein und scheißen wild um sich. Sein Manager und Marleys Frau werden schwer verletzt, er selbst trägt nur leichte Blessuren davon und kann seinen Auftritt wie geplant absolvieren. Aber noch immer ist die Karibikinsel vom Frieden weit entfernt. Rund um dieses Ereignis konstruiert Marlon James das vielschichtige Porträt der jamaikanischen Gesellschaft und nutzt dazu die Stimmen und Perspektiven der unterschiedlichsten Charaktere. Vom Journalisten, über Politiker, Gangster, Ausreisewilligen, Lebenden und Toten, dem Sänger und dem ständigen Sound des Reggae – alles ist vertreten und zeigt auf lebendige Art die verschiedensten Aspekte der Karibikinsel. James schreibt lebendig, aber dennoch ist die Lektüre manchmal zäh und anstrengend, weil man ob der Vielzahl der Personen und Perspektiven sehr konzentriert zu Werke gehen muss. „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ ist ein monumentales Werk, allein der Umfang mag den einen oder anderen Leser im Vorfeld schon abschrecken. Aber die 860 Seiten lohnen sich, gerade deshalb, weil man unglaublich viele Informationen

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