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Rezensionen zu
Dada-Almanach

Andreas Trojan, H. M. Compagnon

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Dada-Almanach Vom Aberwitz ästhetischer Contradiction Man muss in mögen, den Dadaismus. Und ich mag ihn. Ein fantastisches Buch, in meinen Augen, in meinem Sinn. Durchaus zeitlos ... oder wieder zeitgemäß?! Verfasst von Andreas Puff-Trojan (* 20. Dezember 1960 in Wien), der ein österreichischer Autor und Literaturwissenschaftler ist. Der Autor, der mit gebührendem Takt zu Dada und Feingefühl diesen Almanach zusammengefasst hat. Es macht große Freude in diesem Almanach zu blättern, sich den Wortergüssen hinzugeben, über die Worte, den Sinn und Unsinn zu lächeln, insgeheim mental bejahend zu nicken. In der Aufmachung stilvoll, ästhetisch in der Gestaltung ist dieses Buch sein Geld wert und eine Bereicherung für mein Bücherregal. Es ist eines der Bücher, die ich mit Sicherheit öfter in die Hand nehmen werde, um darin zu blättern mich zu ergötzen. Ich gebe 7 von 7 Lesezeichen

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Mein erstes Mal Dada habe ich im Alter von 17 Jahren erlebt und wie so oft im Leben bleibt das erste Mal von irgendwas einem besonders im Gehirn kleben. Lustigerweise war dieses Erlebnis in einem eher staubig-langweiligen Umfeld, denn es war zu meiner Abiturzeit – 11. Klasse. Es war der Deutschunterricht, die Stunde hatte eigentlich nicht wirklich begonnen, die Lehrerin hatte den Unterricht nicht wie sonst mit austauschbaren Phrasen der Begrüßung eröffnet. Sie stand einfach auf und schrie ganz laut „JOLIFANTO bambla ô falli bambla“. Damals vermutete ich, dass der Wahnsinn statt nur in meiner Familie und bei mir nun auch endlich in der Schule angekommen war. Ich hatte mich ein wenig getäuscht, denn meine Lehrerin gab uns lediglich eine Kostprobe des Lautgedichts „Karawane“ von Hugo Ball. Es war also der Wahnsinn einer längst vergangenen Zeit. Als ich den „Dada Almanach“ las, habe ich natürlich auch dieses Gedicht wieder für mich entdeckt und mich an den Deutschunterricht erinnert, der vielleicht nicht immer ätzendlangweilig war. Auf Youtube habe ich übrigens eine Rezitation der „Karawane“ gefunden: DADA bedeutet nichts. Nach der Live-Performance meiner Deutschlehrerin war ich neugierig auf Dada, ich versuchte es zu fassen, dada zu begreifen und ging dabei sogar soweit, dass ich nach der Schule ein wenig im Internet recherchierte. Das Ergebnis fiel für mich damals eher unbefriedigend aus, ich hatte es immer noch nicht verstanden – also geriet diese Episode meines Lebens in Vergessenheit. Jetzt, fast 10 Jahre später habe ich den „Dada Almanach“ gelesen und dieses Dada ist mir begreiflicher. In einer Erklärung von Richard Huelsenbeck steht: „Wir fanden Dada, wir sind Dada, und wir haben Dada. Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die Dichtung und die Malerei mit nichts ändern und wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende bringen.“ (Dada Almanach, Seite 127) Plastischer wird Dada nicht als in dieser Erklärung. Dada ist Kunst und Literatur, steht für die Freiheit der Kunst und bringt das zum Ausdruck mit viel Tamtam und Blödsinn. So gesehen war der Dadaismus ein Aufbegehren gegen das Kunst-Establishment, eine Erneuerung der Kunst und vielleicht auch ein aufregendes Experiment. Ein Wunder, dass ich mich mit 17 daran nicht festgebissen habe. Gegründet wurde der Dadaismus 1916 in Zürich von den Künstlern Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Hans Arp, Marcel Janco und Richard Huelsenbeck. Treffpunkt der Szene war das Cabaret Voltaire. Der Hintergrund ist ziemlich interessant, warum gerade die Schweiz so beliebt war bei den jungen Künstlern: Die Schweiz nahm nicht am Ersten Weltkrieg teil. In allen anderen Ländern wurden die jungen Männer für den Kriegsdienst eingezogen. Der einzige Ausweg für Kriegsgegner war also, in die Schweiz überzusiedeln. Der „Dada Almanach“ Den „Dada Almanach“ gab es schon einmal, er wurde von Richard Huelsenbeck in Berlin veröffentlicht. Andreas Puff-Trojan und H.M, Compagnon, die Autoren des neuen „Dada Almanach“ aus dem Manesse Verlag, benannten ihr Buch genauso als Hommage an den ursprünglichen Almanach. Das Ziel der beiden Autoren war es, einen Querschnitt aus allen Bereichen des Dadas zu geben. Dada war eine internationale Kunstrichtung, deshalb achtete die Autoren auch sehr darauf, dass nicht nur die berühmten Künstler des Dada abgedruckt wurden, sondern auch die unbekannteren. Dieses Ziel spürte ich beim Lesen jedes Kapitels; der „Dada Almanach“ liefert sehr viel Abwechslung und dazu ist das Buch noch wunderschön. Die Texte wurden mit allen Mitteln der Typographie abgedruckt. Jeder Text bekommt genügend Raum und kann so für sich wirken. Für meine persönliche Erleuchtung über Dada war es auch sehr gut, dass Puff-Trojan und Compagnon sich die Mühe gemacht haben und am Ende des Buchs eine Art Lexikon zusammengestellt haben mit Kurzbiographien zu den Künstlern und zu den Orten der Kunstbewegung. Das war für das Verständnis sehr hilfreich! Bei manchen Kunstwerken des Dada erwünschte ich mir jedoch innerhalb des Buchs ein wenig Hilfe zur Deutung und Interpretation. Da hielten sich die Autoren weitgehend raus, sie kuratierten Dada lediglich. Nicht immer dichteten die Dadaisten bewusst unverständlich, im „Dada Almanach“ befindet sich auch ein „normales“ Gedicht von Hugo Ball (Totentanz 1916 auf Seite 49): So sterben wir, so sterben wir, Wir sterben alle Tage, Weil es so gemütlich sich sterben lässt. Morgens noch in Schlaf und Traum Mittags schon dahin. Abends schon zu unterst im Grabe drin. Hugo Ball bezog sich bei seinem deutlichsten Gedicht eindeutig auf den Ersten Weltkrieg und das sehr kritisch. Die Dadaisten waren Kriegsgegner und das merkt man nicht nur bei Hugo Balls Werk, sondern immer wieder an unterschiedlichsten Stellen im „Dada Almanach“. Es ist interessant diesen Atlas des Verrückten auch in dieser Hinsicht zu lesen. Fazit Der „Dada Almanach“ von Andreas Puff-Trojan und H.M, Compagnon ist ein hochinteressanter und sehr ästhetischer Überblick über die Werke des Dadaismus. Mit Sicherheit wird dieses Buch bei mir jetzt nicht im Schrank verstauben.

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Wir haben beschlossen, unsere mannigfaltigen Aktivitäten unter dem Namen Dada zusammenzufassen. Wir fanden Dada, wir sind Dada, und wir haben Dada. Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die Dichtung und die Malerei mit Nichts ändern und wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende bringen. Wir stehen hier ohne Absicht, wir haben nicht mal die Absicht, Sie zu unterhalten oder zu amüsieren.“ (Richard Huelsenbeck, vorgetragen im ,Cabaret Voltaire‘ im Frühjahr 1916) Der Dadaismus hat dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Eine Bewegung, die sich den Unsinn, das Spiel mit Buchstabenmassen und Wortbausteinen und die Faszination für die Verweigerung von Sinn auf die Fahnen geschrieben hat. Und deren poetisches und ästhetisches Anliegen sich in der typographischen Gestaltung von Gedichten und Lautbildern manifestierte. Im Manesse Verlag ist dieses Jahr der Dada-Almanach erschienen, der Lautgedichte, Manifeste und Textbilder dieser aberwitzigen Bewegung in einem gelungenen und wunderbar gestalteten Sammelband zusammenführt. IMG_20160528_110754Doch was ist Dada eigentlich? Mein erstes Dada-Gedicht begegnete mir irgendwann in der Grundschule. Die Karawane/Zug der Elefanten von Hugo Ball. „jolifanto bambla o falli bambla“ – diesen Unsinn fabrizieren erwachsene Menschen? Ich war ziemlich beeindruckt und wollte auch Künstler_in werden. Dadaist_in zu werden, ist relativ einfach. Tristan Tzara, ein Mitgründer der Bewegung, empfiehlt, ein paar Wörter aus einer Zeitung auszuschneiden, alles wild durcheinanderzuschütteln und neu zusammenzusetzen. Zack, entsteht ein Dada-Gedicht und im besten Fall ist man „ein unendlich origineller Schriftsteller mit einer charmanten, wenn auch von den Leuten unverstandenen Sensibilität.“ (S. 9) Aber Dada ist noch mehr. Die Bewegung des Nicht-Sinn-machen-wollens betreibt überzeugend inkonsequent (immerhin handelt es sich hier um Dada) ein ästhetisch Spiel gegen die herrschende Norm. Dada hat keine moralische Haltung, Dada ist politisch, aber nur im subversiven Sinne. Denn „Kein System haben wollen ist ein neues.“ (Dr. Serner). Richard Huelsenbeck sagt, Dada könne man nicht erklären, nur erleben. Dada war auch ein Wasser zur Stärkung der Haarpracht, denn der Zürcher Toilettenartikelhersteller Bergmann & Co hatte sich zufällig schon den Produktnamen reservieren lassen. Hugo Ball schreibt dazu: „Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt.“ Und im Dada-Almanach sind die unterschiedlichsten Spiel- und Schreibarten der Dadaisten versammelt. Es gibt Lautgedichte, Textbilder, Liebesoden, Krippenspiele, Prosa, aber auch Totentänze und Lamentos, die daran erinnern, dass der Ursprung des Dada eben nicht im Nichts liegt, sondern in der persönlichen Konfrontation mit der Sinnlosigkeit einer Welt im Kriegszustand. Weil alle Wörter sinnlos werden, arbeiten sich die Dadaist_innen an den Wörtern ab und stellen dadurch auch herrschende Normen und Welterklärungsmodelle in Frage. Denn es gibt sie, die große Literatur. Es gibt Goethe und Schiller und trotzdem erschießen sich die Menschen im Krieg. Warum ist die Welt so wie sie ist? „Jede Sache hat ihr Wort, da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muss es überhaupt etwas heißen? Müssen wir denn überall unseren Mund dran hängen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine öffentliche Angelegenheit ersten Ranges.“ (Hugo Ball, Eröffnungs-Manifest. 1. Dada-Abend in Zürich, 14. Juli 1916) Was passiert mit einem Wort, wenn es aus seinem Sinnzusammenhang befreit wird? Einige Dadaist_innen wurden später Surrealist_innen und versuchten sich an der „ecriture automatique“, da gab es Dada schon nicht mehr. Auch diese Entwicklung wird im Dada-Almanach anhand der Biographien der „Dada-Leader“ dargestellt. Und da gibt es einige: Propagandada, Dadasophen und den Oberdada. Und alle trafen sich im März 1916 im „Cabaret Voltaire“ um Lautgedichte und Antikriegslieder vorzusingen. Der Dada-Almanach bieten einen gelungenen Ausschnitt dieser kurzen Zeit. Ich habe das Buch unglaublich gerne gelesen und kann nur noch einmal auf die hochwertige und ästhetisch ansprechende Gestaltung des Bandes verweisen. Und das aller Schönste: man braucht kein Manifest oder keine Theorie. Man lässt sich einfach in die Wortkunstwerke der Dadaist_innen fallen und genießt diese wunderbare Lektüre.

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Dada wird 100! Aus diesem Anlass sind in diversen Medien Artikel erschienen, die mich darauf aufmerksam machten und mich die Frage stellen ließen: Dada, was ist das eigentlich? Sicherlich hatte ich schon davon gehört, hatte aber keine genaue Vorstellung dieser Kunstrichtung. Wikipedia sagt dazu: “Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und übertrieben verwendet.” Auch im Bücher-Magazin gab es einen Artikel, der meine Neugier endgültig weckte, sowie mehrere Buchempfehlungen. Offensichtlich handelt es sich um eine Kunstform, der man sich am besten über die Werke selbst nähert, also sollte es für mich der Dada-Almanach sein. Die Entscheidung für dieses Werk war genau richtig. Ohne Einführung, ohne Theorie, präsentiert es dem Leser die verschiedenen Ausprägungen des textlichen Dada (oder Dadaismus): Laut- und Simultangedichte, Textbilder und Ideogramme, Totentänze und Lamentos, Liebesoden und Couplets, Krippen und Gauklerspiele, Miszellen und Prosa, Aperçus und Annoncen, Manifeste und Standpauken. Lediglich ein kurzer Text ist diesen Kapiteln vorangestellt, nämlich eine “Anleitung” von Tristan Tzara, wie man ein dadaistisches Gedicht macht. Und das ist die denkbar beste Einleitung, denn hier und in den darauf folgenden Lautgedichten zeigt sich der “Unsinn” hinter Dada, die Ablehnung des Wortes, der Sprache, der etablierten Kunst. Bekanntestes Beispiel hierfür ist wohl das Gedicht “Karawane/Zug der Elefanten” von Hugo Ball. Doch nicht alle Dada-Werke sind sinnfrei, so lautet etwa die letzte Zeile des Gedichts “Totentanz 1916”, ebenfalls von Hugo Ball: “Wir danken dir, wir danken dir, Herr Kaiser für die Gnade, Weil du uns zum Sterben erkoren hast. Schlafe nur, schlaf sanft und still, bis dich auferweckt, Unser armer Leib, der den Rasen deckt.” (Seite 49) Das ist natürlich eine eindeutige, zynische Abrechnung mit Kaiser und Militär, die Deutschland in den Krieg geführt haben. So eindeutig ist das mit Dada also wohl doch nicht. Überhaupt stelle ich fest: Die Werke von Hugo Ball, dem “magischen Dada-Bischof” (Seite 156), gefallen mir am besten. Über “Ein Krippenspiel. Bruitistisch” muss ich laut lachen. Humor ist für mich unwiderstehlich. Auch sinnleere Wortneuschöpfungen anhand bestehender Wörter sind typisch für Dada und bereiten mir großes Vergnügen, etwa in “Röhrensiedlung oder Gotik” von Johannes Theodor Baargeld: “Das Institut beabsichtigt mit einer Aufzahl Entwachsungen, abnormer Haarungen, Kotsteinerungen und Perlbildungen am weiblichen Akt den Ornamentalkanon der Röhrenaphrotektur auszukauen.” (Seite 96″). Indes bin ich nicht mit allem, wofür Dada steht, einverstanden: “Es kann nicht hingenommen werden, dass ein Mensch Spuren seines Daseins auf der Erde hinterlässt” (André Breton: “Geographie Dada”, Seite 139). Warum denn nicht? Die “Manifeste und Standpauken”, Texte der Dadaisten zur Erläuterung des Dadaismus, sowie der “Dada-Appendix”, in dem die Herausgeber schließlich den Begriff “Dada”, seine verschiedenen (örtlichen) Ausprägungen sowie die verschiedenen Dada-Persönlichkeiten erläutern, stehen ganz zu Recht am Schluss des Dada-Almanachs und sind kurz gehalten, sodass der Laie keine langen, überkopften Theorien fürchten muss. Sie an den Anfang zu stellen, wäre nicht im Sinne von Dada, den man über die Werke selbst kennenlernen sollte. Gelungen ist auch die Gestaltung des Almanachs, die Herausgeber haben sich Mühe gegeben, die dadaistischen Texte auch optisch richtig in Szene zu setzen. Aber was ist denn nun Dada? Theo van Doesburg sagt es so: “Alles in unserer Zeit ist Dada, nur die Dadaisten nicht. Wenn die Dadaisten Dadaisten wären, dann wären die Dadaisten keine Dadaisten. … Dadai ist undefinierbar. Doch weiß jeder, was Dada ist, weil er in Dada lebt.” (Seite 143). Habe ich euch neugierig gemacht? Dann ist der Dada-Almanach genau das Richtige für euch.

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"Dada ist ein Wirbel, der aus seiner eigenen Peripherie geboren, hervorgegangen aus einem allgemeinen Daseinszustand, die Menschen in sich hineinreißt, sie umherschleudert, durcheinanderschüttelt, sie entweder auf die eigenen vier Beine stellt – oder liegen lässt. Raoul Hausmann" Der soeben erschienene dada Almanach gefällt mir schon rein äußerlich ausgesprochen gut: Ein beinah quadratisches Buch mit rohem grauen Pappeinband, farbig geprägtem Titel-Schriftzug auf dem Deckel und knallrotem Vorsatzblatt – die Farben Schwarz und Rot dominieren – auf weißen Seiten, auf hochwertigem Papier, in grafisch gelungen gestalteter DADA-Versuchsanordnung finden sich die "Texte" auf 176 Seiten, gebunden in roter Fadenheftung. Entstanden ist der Kunstband bei Manesse in Zürich, da, wo auch DADA damals vor 100 Jahren seinen Anfang fand. Das Buch beginnt gleich mit Tristan Tzaras "Anstiftung" zur Herstellung eines DADA-Gedichtes, was ein jeder einmal ausprobieren sollte, denn es ist ein großes Vergnügen ("Nehmt eine Zeitung. Nehmt Scheren.") ... Danach ist das Buch in diverse Kapitel aufgeteilt, so finden sich Lautgedichte zusammen und Bildgedichte, Prosa, Stücke und Manifeste. Viel Bekanntes findet der Leser, wie etwa Hugo Balls "Karawane", Kurt Schwitters "An Anna Blume" und Hans Arps "Die Schwalbenhode", die beginnt mit den bekannten und von mir geliebten Zeilen: "weh unser guter kaspar ist tot wer trägt nun die brennende fahne im zopf und wer dreht die kaffeemühle wer lockt nun das idyllische reh auf dem meer verwirrte er die schiffe mit dem wörtchen parapluie und die winde nannte er bienenvater weh weh weh unser guter kaspar ist tot hieliger bimbam kaspar ist tot" Weniger bekannte, aber (wieder)entdeckenswerte Namen tauchen auf, darunter Walter Serner mit dem "Letzte Lockerung manifest", welches wohl in etwa zeitgleich mit dem Manifest Tristan Tzaras entstand. Immerhin zwei Frauen sind dabei: Elsa von Freytag-Loringhoven und Emmy Hennings, die spätere Frau Hugo Balls. Mir fehlt allerdings Hannah Höch mit ihren wunderbaren Collagen. Raoul Hausmann (der zeitweise Gefährte Hannah Höchs) ist immerhin zu finden und Max Ernst, der spätere Surrealist, der gesellschaftskritische Maler Georg Grosz und noch viele andere spannende Stimmen (mein Favorit: Clément Pansaers!). Am Ende des Buches werden die "Dada-Leader", oben genannte und desweiteren Johannes Baader, André Breton, Richard Huelsenbeck und Francis Picabia mit einer kurzen Biografie und ihrer Wirkweise innerhalb der Gruppe vorgestellt. Zusätzlich wird die geografische Entwicklung aufgezeigt: Wer agierte wo, von Zürich über Berlin nach Paris und in die "Filialen" Genf, Köln, Hannover, Holland, Belgien, Madrid bis sich allmählich die heftige Dada-Welle durch politische und individuelle Veränderungen oder Uneinigkeiten im Sande verlief ... Der Schwerpunkt des Buches liegt auf Werk und Schaffen der Künstler, und dabei speziell im Textlichen, weniger auf zeit- oder kunstgeschichtlichen Aspekten, weshalb es mir auch besonders gut gefällt. Zudem ist es in meinen Augen auch selbst ein Kunstwerk, ein absolut sehens- und lesenswertes Künstlerbuch! Die Herausgeber des Buches Andreas Puff-Trojan und H.M. Compagnon schreiben im Nachwort: "Dada ist NICHTS, also ALLES. Ein Almanach dagegen liefert MANCHES: eine Auswahl." Und so ist es. Ein kleiner gelungener Einblick in DADA-Welten...

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