Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Ein wilder Schwan

Michael Cunningham

(9)
(6)
(3)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Als ich noch ein Kind war, kam meine Mutter jeden Abend in mein Zimmer, setzte sich zu mir ans Bett und las mir ein Märchen vor, immer ein anderes, aber immer begannen sie mit „Es war einmal…“ und endeten mit dem hoffnungsvollen Satz „…und sie lebten Glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Ich kann mich noch genau an ihre Stimme beim vorlesen erinnern, sie war dann immer etwas sanfter und weicher als gewöhnlich - ein paar Nuancen schriller wurde sie nur, wenn Hexen oder böse Stiefmütter auf der Bildfläche erschienen. Ich liebte die Welt der Märchen und in meiner Kindlichen Naivität war es für mich ganz selbstverständlich das Tiere und Pflanzen sprechen konnten, das alle Probleme, erschienen sie auch noch so groß, überwunden werden konnten und jeder, egal wie schwach, arm oder dumm, wenn er nur mutig genug war, glücklich werden konnte. Nachdem mich meine Mutter zugedeckt und das Licht gelöscht hatte, lag ich oft noch eine weile wach und dachte darüber nach was geschieht, nachdem der Prinz das Dornröschen wachgeküsst hatte, der verzauberte Frosch endlich kein Frosch mehr sein musste, oder Aschenputtel auf das Schloss des Prinzen zog. Lebten sie wirklich so glücklich miteinander, gab es niemanden der ihnen ihr Glück neidete, gibt es nur diese eine Geschichte die sie ihren Kindern und Enkeln später erzählen und wäre dieses ewige Glück nicht furchtbar langweilig. Eine Antwort darauf fand ich nie, bis jetzt, denn Michael Cunningham nimmt neun dieser teilweise Jahrhunderte alten Märchen, bringt sie in die heutige Zeit, interpretiert sie neu und lies „Ein wilder Swan“ entstehen. In einer seiner Geschichten wird das Leben der Pfefferkuchen Hexe aus Hänsel und Gretel betrachtet, bevor sie sich ein Haus aus Süßigkeiten zusammenzimmerte. Eine äußerst extrovertierte Frau die nach dem vierten verschlissenen Ehemann und diversen Liebschaften beschließt lieber für sich allein zu leben. Sie kauft sich ein Grundstück im Wald und baut dieses uns allen allzu bekannte Haus. Dort, in dieser völligen Einsamkeit lebt sie nun viele viele Jahre und wartet sehnlichst auf Besucher. Eine andere erzählt von Rumpelstilzchens innigstem Wunsch seine liebe einem Kind zu schenken, da es mit den Frauen nicht recht klappten will und eine Adoption für ihn nicht in Frage kommt, schminkt er sich das Thema Kinder ab. Doch als er als einziger der Müllerstochter aus der patsche helfen kann, indem er für sie das Stroh zu Gold spinnt, sieht er seine Chance gekommen doch noch an ein Kind zu gelangen. Und ergreift sie. Eine weitere handelt von Schneewittchen die, auch nachdem sie von dem Prinzen erlöst wurde, zu seinem Vergnügen jeden Abend in den Gläsernen Sarg steigen soll. So oder so ähnlich sind all die „Märchen“ aufgebaut denen sich Michael Cunningham gewidmet hat. Manchmal ist es die Vorgeschichte zu dem jeweiligen Märchen, manchmal die Fortsetzung, einige sind auch völlig verfremdet. Doch wie auch in den Originalen gibt es auch hier am Ende einer jeden Geschichte eine Moral. Das man schätzen sollte was man hat, oder Äußerlichkeiten nicht das wichtigste an einer Person sind. Er lässt ganz alltägliche menschliche Probleme von Märchenfiguren erleben. Sie sind plötzlich nicht mehr aus einer abstrakten magischen Welt, sondern ganz normal, mit ganz gewöhnlichen Charakterzügen, Ängsten und Vorstellungen vom Leben. Ich kann nicht gerade behaupten das mir Cunninghams Werk restlos gefallen hat, ich habe mich in der Vorstellung das Prinzen in einer Bar rumhängen oder Prinzessinnen mit dem Fahrstuhl fahren völlig verheddert, für mich gehören sie einfach in eine andere Welt. Wobei - das muss ich wirklich zugeben, ich seinen Schreibstil sehr interessant finde, teilweise spricht er den Hauptprotagonisten mit DU an, dann schreibt Cunningham wieder in der ER oder SIE form, oder einem einzigen Dialog. Es wirkt als hätte er eine persönliche Beziehung zu seinen Charakteren und würde ihre Taten wertend darlegen, um dann über sie zu richten. „Du hattest nicht viel zu tun. Irgendwann hast du angefangen, den Zuckerguss und die Lutscher öfter als notwendig auszutauschen, einfach nur, weil du eine Aufgabe gebraucht hast und weil du (es war ein bisschen verrückt, aber für deine Verrücktheit hast du dich nie geschämt) dich gefragt hast, ob eine bessere Ausführung - ein noch intensiverer Keksduft, Zuckerzeug von anderen Herstellern in noch leuchtenden Farben und Mustern - die Lösung wäre.“ Doch mein ganz persönliches Highlight in dem Buch waren die fantastischen Illustrationen von Yuko Shimizu. Kontrastreiche schwarz/weiße Linienzeichnungen, die die Gesichten in ihrer düsteren Stimmung mehr als nur unterstützen. Sie ziehen einen in ihren Bann. „Ein wilder Schwan“ hat meine Kindliche Seifenblase ganz schön zum platzen gebracht und mir den Zauber und die Illusion wie es nach dem „… und wenn sie nicht gestorben sind…“ weitergeht, genommen. Es war mir einfach ein zu großes durcheinander, moderner Schreibstil und alte Geschichten funktionieren auf diese Art einfach nicht für mich.

Lesen Sie weiter

Hach, es ist ja alles immer wie im Märchen. Vor allem in Märchen. Aber was, wenn die Realität Einzug in die Geschichte hält, der Alltag nach dem Happy End die Liebesgeschichte ruiniert oder man ein Märchen mal aus der Sicht der bösen Hexe betrachtet? Einzelne Märchen werden nacheinander aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet und sind dann doch eher etwas für Erwachsene. Böse, sexy, realistisch aus anderer Perspektive und auf die heutige Zeit getrimmt erzählt der Autor bekannte Märchen ganz neu. Stil, Machart, Meinung Die Idee, altbekannte Märchen mal ganz anders zu beleuchten, fand ich super. Das Buch sprach mich sehr an und ich war wirklich gespannt. Wir hatten auf einem Mädelsabend nach etwas zu viel Wein mal eine ähnliche Ideensammlung begonnen, angezettelt durch „sei mit deinen Erwartungen doch nicht so Disney“ bishin zu „was meinst du, wie toll der Prinz Rapunzels Haarpracht findet, wenn er das erste mal mit ihr in einen dm-Markt gehen muss“. Genau so geht der Autor vor, natürlich aber auf einem etwas höheren Anspruch im Verdienst der Literatur und etwas unnötigem Schnickschnack. Die Idee ist wie gesagt super und die Herangehensweise an die verschiedenen Märchen ist auch immer etwas anders mit verschiedenen Themen, Blickwinkeln und Lektionen sowie immer etwas sozialkritischem Beiwerk. Nur zuerst musste ich als Nicht-Märchen-Experte bei einigen Geschichten erst einmal drauf kommen, um welches Märchen es sich hier überhaupt handelt bzw. wie das noch mal genau war. Hier hätte mit eine Kurzfassung geholfen bzw. der genaue Name des Märchens. Klar, ich hätte es auch googlen können, aber dafür hat mich das Buch leider nicht genug gepackt. Es gibt auch zu jedem Märchen eine Abbildung, die sicher sehr kunstvoll gestaltete ist, auf die ich aber gut und gerne verzichten konnte. Für mich war das nix, aber andere finden das sicher sehr kunstvoll. Das Buch kommt in edlem Gewand, ist mit 19€ eher dünn und damit ein teurer Spaß und deshalb hatte ich einfach mehr erwartet. Die Geschichten sind nicht so lang, manchmal hat man gerade raus, um welches Märchen es sich handelt und dann ist die Geschichte auch schon vorbei. Ich finde, in Anbetracht des Preises und der Aufmachung hätte einfach viel mehr WOW hinter der Idee stecken müssen. Fazit Ich vergebe 3 Sterne und muss gestehen, dass ich den Rest des Buches nur noch überflogen habe, weil ich schlichtweg keine Lust mehr hatte. Die 3 Sterne sind hauptsächlich dieser tollen Idee geschuldet. Märchen von anderen Perspektiven betrachten ist genial, und einige Gedanken sind wirklich interessant oder lustig. Ich hatte mir jedoch mehr erwartet, viel mehr. Auf dem nächsten Mädelsabend mit Wein werde ich die Idee vielleicht nochmal ansprechen und wahrscheinlich besser unterhalten werden und auch interessante Gedanken hören und haben. Wenn ich noch mal vor der Entscheidung zum Kauf des Buches stehen würde, würde ich 19€ also lieber in Wein für meine Mädels investieren. Und vielleicht ein eigenes Buch darüber schreiben, um dann sogar Gewinn zu machen. Denn das Buch hier machte auch nicht den Eindruck von sehr langer, intensiver Arbeit. Märchen finden, lesen, anderen Blickwinkel überlegen, es kunstvoll darstellen. Da hätte ich auch kein Problem mit, wenn es so gut wäre wie ich es erwartet habe. Aber so bin ich enttäuscht. Ich tippe jedoch darauf, dass ich mit meiner Meinung etwas von der durchschnittlichen Meinung abweiche. Wahrscheinlich gibt es oft 4 & 5 Sterne, weil die Idee mal was neues ist und die Aufmachung kunstvoll aussieht.

Lesen Sie weiter

Wenn das bildschöne Liebespaar nicht bis ans Ende seiner Zeiten zufrieden und glücklich zusammenlebt; wenn Wünsche sich umkehren und Alpträume mit sich bringen; wenn das vermeintlich böse Männchen auch nur eine gescheiterte Persönlichkeit mit dem Traum von Liebe ist, ja, dann stecken wir wohl in einer Sammlung von Märchenadaptionen des amerikanischen Schriftstellers Michael Cunningham. Unterhaltsam mischt er hier den modernen, realistischen Alltag mit bekannten Erzählungen aus unserer Kindheit und nimmt ihnen ihre oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei. So sehen sich für einander bestimmte Prinzen und Prinzessinnen plötzlich mit den Krisen einer langjährigen Ehe konfrontiert und ein verwunschener Edelmann wird erst dann zur wahren Bestie, wenn ihm seine Schönheit wiedergegeben wird. Wie es sich bei Geschichtensammlungen oft verhält, gingen mir auch diesmal einige der Erzählungen näher als andere. Ich war zwar beeindruckt, wie Cunningham mit den verschiedenen Motiven der Märchenwelt spielt und diese für seine Zwecke einsetzt, doch verbirgt sich in den meisten seiner Geschichten auch eine mir von ihm bereits bekannte Trostlosigkeit, die ich einserseits nachvollziehen kann und realistisch finde, andererseits auch einen bitteren Beigeschmack bei mir hinterlassen. Sie scheinen nicht das bei mir zu erreichen, was sie bei anderen schaffen und so kann ich nicht ganz in die begeisterten Lobeshymnen mit einstimmen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.