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Rezensionen zu
Das letzte Nashorn

Lodewijk van Oord

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€ 15,99 [D] inkl. MwSt. | € 15,99 [A] | CHF 23,00* (* empf. VK-Preis)

So vieles ist besonders an diesem Buch, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Lodewijk van Oord lässt diese Geschichte abwechselnd von den drei wichtigsten Personen aus ihrer Perspektive erzählen: Edo Morell, Sariah Malan und Frank Rida. Teilweise überschneiden sich die Berichte und man bekommt manche Ereignisse aus verschiedenen Sichtweisen präsentiert, aber manches erfährt man auch speziell nur zu den einzelnen Protagonisten. Edo ist der Direktor eines Amsterdamer Zoos und hat einen ehrgeizigen Plan: er will alles neu strukturieren, den Zoo wieder zu einem richtigen Publikumsmagnet machen und nebenbei auch noch die Nashörner vor dem Aussterben retten. Dabei helfen sollen ihm Frank, der Teil des Zoovorstandes und sein bester Freund ist, und Sariah, eine Südafrikanerin mit Wurzeln in den Niederlanden, die auch die Nashörner retten will, wenn auch mit anderen Mitteln. Ebenso wie Edo ist wohl der Autor ein Visionär, feilt er doch daran, wie Edo seine Pläne erklärt und damit wohl jeden überzeugen könnte, mitzumachen. Doch er beherrscht es nicht nur, flammende Plädoyers für Nashörner und Umbauten zu halten, sondern lässt auch den Zooalltag realistisch einfließen und schafft es nebenbei noch, den Schicksalen der Protagonisten Platz und ihnen somit eine Tiefe zu geben. Eine zu Beginn fast simple Rettungsgeschichte wird dadurch zu einem intensiven Geflecht aus Vertrauen, Liebe, Vergänglichkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Die verbliebenen Nashörner gehen zwischen den gutgemeinten Ideen und dem notwendigen Kommerz ein wenig unter und der Leser fiebert mit dem stattlichen Albrecht (der seinen Namen wohl einem berühmten Maler verdankt) bis zum Schluss mit. Ist es nur eine Frage der Zeit – bis entweder alles wie geplant funktioniert oder die letzten Nashörner nicht mehr zu retten sind? Ein wenig abrupt endet die Geschichte und einiges wird nur angedeutet – wohl, damit der Leser sich selbst noch länger mit der Thematik auseinandersetzen kann. Was hätten Sie getan, welche Entscheidungen hätten Sie getroffen? Dafür klärt sich, warum das Nashorn auf dem Cover auf dem Kopf steht.

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Edo Morell ist frischgebackener Direktor des Amsterdamer Zoos. Und schon steht die erste Entscheidung fest, der Zoo muss modernisiert werden um überhaupt eine Chance zu haben. Schnell nimmt er die afrikanische Nashorn-Expertin Sariah mit an Bord um sein "Afrika" aufzubauen. Dieser Teilbereich soll nur der Anfang sein, denn Edo verfolgt ein großes Ziel! Er möchte Nashorn Nachwuchs von der vom Aussterben bedrohten Rasse. Der Plan steht und alles scheint zu laufen... oder etwa doch nicht? Dieser Roman verbindet zweierlei. Da wäre zu erst einmal die Geschichte der 3 Hauptpersonen: Edo, Sariah und Frank. Aber auch die Geschichte der Nashörner. Und die Geschichte der Nashörner ist nicht lustig.... Leider nicht! Diese großen und mächtigen Tiere sind vom Aussterben bedroht und trotzdem gibt es einen großen Markt für diese seltenen Tiere. Sei es für Männer-Pillen aus Nashornpulver in Asien oder als Prestige Wandbehang. Schrecklich! Dieser Roman ist auf der einen Seite unterhaltsam, verliert aber nie den Tiefgang des Themas. Wie gehen wir mit unseren Tieren um? Wie kann bzw sollte man Tiere retten und kann man das überhaupt (noch)? Das Buch hat mich tief beeindruckt und wird mich auch noch nachhaltig beschäftigen. Einen einzigen kleinen Kritikpunkt habe ich: Die Kapitel sind immer aus der Sicht von Edo, Sariah bzw Frank geschrieben. Von wem muss man leider jedes Mal von Neuem selbst herausfinden... Trotzdem gebe ich eine glasklare Lese-Empfehlung!

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Der Amsterdamer Privatzoo "Artis" arbeitet nicht effektiv. Er verzeichnet sinkende Besucherzahlen und steigende Kosten. Da muss ein rettendes Konzept her und der energische Direktor Edo Morell entwirft für die Rettung des Zoos neue Ideen und Marketingstrategien. Sein Plan sieht die Eröffnung eines Zooareals mit Namen Afrika vor, der nur von afrikanischen Tieren bevölkert werden soll. "Afrika an der Amstel" heißt sein neues Konzept. Dazu soll auch die Teilnahme am Tierarterhaltungsprogramm mit vom Aussterben bedrohten Nashörnern dienen. Er engagiert eine Nashornspezialistin aus Südafrika, Sariah Morrel, die sich leidenschaftlich für den Erhalt der seltenen Tiere einsetzt. Dieses Buch hat mich recht schnell gepackt, denn ich interessiere mich schon länger für Erhaltungszuchtprogramme und weiß um die vom Aussterben bedrohten Nashörner. Die Handlung führt nach einer Einführung der Hauptcharaktere dann auch tiefer in die Materie ein und zeigt sowohl den Idealismus als auch die Profitgier, die hinter diesen Zuchtprogrammen stecken. Die Rettung der Tiere wird zum Spielball der menschlichen Spezies. Doch nun zur Geschichte. Aus Sicht der drei Hauptfiguren Edo Morell, Sariah Malan und Frank Rida, erfahren wir ihre verschiedenen Sichtweisen, eigenen Lebensberichte und aktuelle Informationen über das Nashornprogramm im Zoo. Edo ist der dynamische Direktor des Amsterdamer Tierparks, der seinen Zoo mit einem Marketing-Masterplan wieder überlebensfähig und zu einem größeren Ruf verhelfen will. Die geplante Afrikalandschaft ist ein neuer Denkansatz, der die Besucherströme wieder ansteigen lassen soll. Auch die Rettung bedrohter Arten, in diesem Fall der Schwarzen Nashörner sind für sein Konzept eingeplant und sollen für Publikumsinteresse sorgen. Frank Rida, leitender Zoovorstand, Doktor der Kunstgeschichte und Freund von Edo Morell, unterstützt die Rettung des Zoos mit Öffentlichkeitsarbeit und übernimmt die Verhandlungen mit Behörden etc. Sariah Malan ist Halb-Niederländerin und hat sich dem Schutz von Dickhäutern verschrieben. Eine persönliche Tragödie hat ihr Leben in Südafrika überschattet und so nimmt sie die Aufgabe eines Zuchtprogramms in Amsterdam an. Edo kauft den schwarzen Nashornbullen Albrecht und man erlebt als Leser hautnah mit, nach welch ausgeklügeltem System dieser in den Zoo eingeflogen wird. Dieses Tier ist eine Rarität, eines der letzten seiner Art und sehr, sehr teuer. Das macht die Übersiedlung so spezifisch und für mich ungeheuer spannend. Man muss sich einmal vorstellen, wie 1515 von Albrecht Dürer das erste Bild eines Nashorns in Europa entstand und dieses Tier damals erstmals in das Bewusstsein der Menschen geriet. Für die Menschen damals ein Unikum sondergleichen. Und gerade mal 500 Jahre später ist dieses Tier bereits ausgestorben. ***Tierinteressierte finden nach dem Fazit eine Information zu den Nashörnern. Edo und Sariah lernen sich näher kennen, ihre enge Zusammenarbeit lässt sie sich auch persönlich näher kommen. Sie sorgen sich um Albrecht, schliesslich soll er sich im Zoo sehr wohl fühlen, um dann mit Angela und Ursula den Fortbestand seiner Art zu sichern. Das ist aber nicht so einfach und es wird im Buch in einer leichten, heiteren Art und Weise dargestellt. Aber auch Überfälle und Krankheiten werfen ihre Schatten auf die kleine Nashorngruppe. Mein Held des Buches ist von Beginn seines Einzugs im Zoo der Bulle Albrecht. Der Autor vermag die Überlebensfrage der Tierarten geschickt mit menschlichem Idealismus und Kommerzdenken zu erklären. Wie leicht dieser Roman jedoch auch von seiner Erzählweise her wirkt, umso schwerer wiegen die tiefgründigen Hintergedanken der Menschen. Es wird deutlich, wie wir Menschen immer weiter die vermeintlich lenkende Führungsposition einnehmen, während um uns herum die Tierarten aussterben. Der tragische Verlust der Artenvielfalt könnte auch unser eigener Untergang sein. So möchte ich mal die Intention des Autors auslegen. Wir sollten darüber nachdenken, wie wir mit Tieren generell umgehen und ob einzelne Tiere in Zoos noch eine Art darstellen. Denn in freier Wildbahn sieht man einige Tiere nicht mehr. So zum Beispiel: den Dodo, Elefantenvögel, Falklandfüchse, Lavamäuse, Höhlenbären, Guamrallen, Wandertauben, Tarpane, Tasmanische Tiger und andere Arten. Der Charakter Edo hat mir gezeigt, wie Menschen flammende Reden über die Erhaltung von Tieren halten können, aber doch andere Dinge im Sinn führen können. Dieser Roman verbindet die Rettung von Tieren mit einem verworrenen Geflecht aus Liebe, Hoffnung und Vertrauen. So entsteht praktisch eine Nebenhandlung auf Menschenebene, die ebenso spannend wie tiefgründig zu lesen ist. Die Geschichte findet ein relativ offenes Ende, man kann sich seine eigenen Gedanken zum Thema machen. Ein Spitzenbuch mit Witz, Spannung und Tiefgründigkeit über den Zooalltag, das menschliche Miteinander und die Erhaltung der vielfältigen Arten auf der Erde, die menschliche Spezies inbegriffen! ***INFO: Das Spitzmaulnashorn auch Schwarzes Nashorn genannt, gilt seit 2013 in freier Wildbahn als ausgestorben. Im Januar diesen Jahres ist im Chester Zoo ein Schwarzes Baby-Nashorn zur Welt gekommen.

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Sehr lesenswert

Von: Eva-Maria Obermann

11.04.2016

Edo Morell will einen Zoo retten. Der junge Direktor, der aus der Filmbranche kommt, plant eine Umstrukturierung des Amsterdamer Zoos Artis. Er will mehr Erlebnis, mehr Fremde, mehr Attraktion in die alten Gehege bringen und fängt mit „Afrika“ an, einem neuen Themenabschnitt. Neue Tiere will er dazu anschaffen, vor allem auch drei vom Aussterben bedrohte Nashörner. Damit unter denen die Paarung klappt holt er Sariah an Bord, afrikanische Nashorn-Spezialistin und mit Leib und Seele am Fortbestand dieser Spezies interessiert. Doch so leicht machen es ihm weder Sariah, noch die Nashörner. Der Roman wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Zum einen ist da Edo, zielorientiert, der eine große Nummer abliefern will, Attraktion und Ruhm. In ihm selbst sieht es dagegen ziemlich kaputt aus. Innerlich kaputt ist auch Sariah, die Mann und ungeborenes Kind bei einem Angriff durch Wilderer verloren hat. Sie lebt für die Nashörner und erzählt aus ihrer Perspektive die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch, die Rasse zu erhalten und dem Gefühl, den Tieren unrecht zu tun, solange sie eingesperrt sind. Dritter Ich-Erzähler ist Frank, Gremienmitglied, in die Tage gekommen, philosophierend über Dürer und das Nashorn. Dabei wird Geschichte mit Fiktion verwoben. Die reale Geschichte des Nashorns in der Kunst und in Europa, sein Mythos, die Schaulustigkeit der Menschen und die Haltung der Tiere werden mit dem fiktiven Ausblick auf das Ende der Rasse zusammengeführt. Nashörner sind gefährdet – womöglich so sehr, dass dieser Roman durchaus auch Realität werden könnte – noch ist er es aber nicht. Doch allein das Aufzeigen der Möglichkeit, beunruhigt. Denn es ist kein natürliches Artensterben, es ist ein brutales Abschlachten, das in diesem Roman die Nashörner vernichtet. Der Mensch. Der Gefahr der Wilderer in der „freien“ Natur wird die Gefangenschaft im Zoo gegenübergestellt. Sicherer? Nicht, wenn es nach diesem Buch geht. Wilderer machen vor Zoomauern nicht halt, der Umgang mit den lebenden Geschöpfen gerade durch seine hier aufgezeigte Alltäglichkeit erschütternd, bewegend. Darf Tier noch Tier sein? Edo, der nicht aufhören kann im Rahmen eines Filmspektakels zu denken, der inszeniert, um jeden Preis, kann im Grunde zu keiner Sekunde Retter der Rasse werden. Er verbraucht, spielt ein Spiel mit den Medien. Und Sariah, die jedes tote Nashorn mehr zerbricht, bleibt darin eine Spielfigur. Das letzte Nashorn ist ein unglaublich witziger Roman, spielt selbst mit Sichtweisen, Abgründen und Situation. Zugleich ist er ein erschütternd nachdenklicher Roman, weil er unseren gesamten Umgang mit Tieren in Frage stellt, vom Wilderer bis zum Tierschützer. Dies eingebettet in den historischen Kontext des europäischen Nashorninteresses, lässt den Menschen als im Grunde nicht lernfähig erscheinen. Die Besucher der Zoos und Veranstaltungen sind mit keiner Faser besser, als jene, die das Nashorn als Jahrmarktsattraktion bestaunten oder jene, die es töten, um die angeblich aphrodisierende Wirkung seines Horns verkaufen zu können. Tiere sind Profit, Dinge, keine Lebewesen. Ein dunkles Fazit. Das letzte Nashorn ist ein kluges Buch, gut geschrieben, nicht per se anklagend, hetzerisch, fanatisch dem Tierschutz zugeschrieben. Sehr subtil setzt es Zeichen, zeigt Vergleiche und Verbindungen auf hinter der Geschichte um das letzte Nashorn, das hier leider auch nur Mittel zum Zweck ist. Sehr lesenswert.

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Der Roman um Albrecht & Co. spielt in einem Zeitraum von insgesamt vier Jahren. Da es keine konkreten Datumsangaben gibt, bleibt es offen, ob wir uns hier in der Gegenwart oder (nahen) Zukunft befinden. Es gibt ja durchaus noch Nashörner auf der Welt, aber wenn man mal nachforscht, so findet man schnell heraus, dass viele Nashornarten bereits ausgestorben sind und der Fortbestand dieses wunderschönen Tieres in Gefahr ist. Schuld daran sind vor allem Wilderer, die die Tiere wegen ihres wertvollen Hornes töten. Die Geschichte wird abwechselnd aus drei Perspektiven erzählt: Neben dem ehrgeizigen Zoodirektor Edo Morell kommen auch die Tierschützerin Sariah Malan und der betagte Vorsitzende des Zoovorstandes, Frank Rida, zu Wort. Die drei Protagonisten wechseln sich pro Kapitel der Reihe nach ab. Trotzdem hat es bei mir manchmal schon ein bis zwei Seiten gedauert, bis mir anhand des Kontextes klar war, wer nun erzählt. Hier hätte ich mir vielleicht einen kleinen Verweis auf den aktuellen Erzähler gewünscht (z. B. in der Überschrift). Aber das nur am Rande. Die verschiedenen Perspektiven machen die Geschichte noch spannender, als sie ohnehin ist. An und für sich waren mir alle drei Figuren recht sympathisch, aber Edo hat bei mir ambivalente Gefühle ausgelöst. Auf der einen Seite ist ihm sehr an dem Fortbestand der Nashörner gelegen und auch an dem Wohlergehen der anderen Zootiere. Doch mit der Zeit lernt man, dass es ihm hier vor allem um eine gelungene Präsentation nach außen geht. Denn nur, wenn die Besucher den Eindruck haben, den Tieren geht es gut, werden sie auch wiederkommen. Auch wenn Edo durchaus eine gewisse Verbundenheit zu "seinen" Tieren spürt, so ist ein gelungenes Marketing und die Unterhaltung der Besucher für ihn immer vorrangig, er betrachtet die Tiere als Mittel zum Zweck. Sariah hingegen liebt Tiere über alles, und eigentlich findet sie es grausam, sie in Käfige zu sperren und auszustellen. Auf Edos Projekt lässt sie sich nur ein, da sie einsieht, dass das Nashorn in der Wildnis keine Überlebenschance mehr hat. Vielleicht gelingt es ja tatsächlich, diese Spezies zumindest in Gefangenschaft vor dem Aussterben zu bewahren. Umso tragischer, dass die Wilderer nun mittlerweile sogar schon ihre Wege in Zoos gefunden haben... Zwischen Edo und Sariah entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die jedoch unter ihren häufigen Meinungsverschiedenheiten leidet. Die Storyline zwischen den beiden wird aber eher in den Hintergrund gerückt, hier steht wirklich Nashon Albrecht im Mittelpunkt. Frank ist ein gutmütiger, gebildeter Herr, der für Edo väterliche Gefühle hegt und ihn deswegen uneingeschränkt in seinem Vorhaben unterstützt. Als Kunsthistoriker beschäftigt er sich viel mit der Vergangenheit und bietet dem Leser historische Fakten, vor allem aus der Kunstwelt, über das Nashorn. Dies war teilweise interessant, zuweilen aber auch etwas langweilig. Da Frank sich auch mit Sariah gut versteht, steht er oft zwischen den Stühlen. Der Schreibstil ist lebendig, mit vielen Dialogen. Die Geschichte ist eine Mischung aus heiter und tragisch und hat mit dem Thema "Bedrohte Tierarten" einen sehr ernsten Hintergrund. Dadurch, dass die Nashörner Namen haben, werden sie - zumindest empfand ich es als Leserin so - vermenschlicht, und das macht das Ganze nur noch tragischer, als es sowieso schon ist. Ich habe öfter Seufzer des Bedauerns und der Enttäuschung von mir gegeben, das Schicksal von Albrecht und seinen Artgenossen ließ mich nicht kalt. Ich verrate nicht, ob die Nashörner am Ende aussterben, aber sagen wir so: Das Ende ist sehr realistisch. Dank Edo lernt man viel über Marketing und Eventmanagement. Seine Ideen sind einerseits tatsächlich erstaunlich kreativ und wirkungsvoll, andererseits überschreiten sie irgendwann auch eine Grenze. Gerade auf den letzten Seiten wurde ich als Leserin mitten hineingezogen in die Gewissenskonflikte der Protagonisten. Wir müssen Tiere anständig behandeln, ihr Überleben sichern - aber dürfen wir aus ihnen Menschen machen? Stört es Tiere überhaupt, wenn ihre Art ausstirbt? Trauern sie um ihre Artgenossen, oder ist es ihnen nur wichtig, dass sie ihre Triebe befriedigen können? Ist das Aussterben von Tierarten nicht seit jeher gängig und gehört einfach zum natürlichen Prozess? Sollten wir aussterbende Tierarten in Ruhe ihre letzte Zeit auf Erden verbringen lassen, oder sollten wir sie herumreichen wie einen Superstar und den Menschen noch einmal die Gelegenheit geben, die letzten lebenden Exemplare aus der Nähe betrachten zu können? Das Buch regt zum Nachdenken an. Darüber, wie wir Menschen mit Tieren umgehen. Darüber, wie man Zoos betrachten soll. Manche Leute gehen gerne hin, da sie sie als einzige Möglichkeit sehen, bestimmte Tiere aus nächster Nähe bewundern zu können. Manche Leute wiederum meiden Zoos, da sie es nicht ertragen können, wie die Tiere dort eingesperrt sind. Ich bin hin- und hergerissen, und auch in diesem Buch werden verschiedene Sichtweisen dargestellt, die alle für sich eine Daseinsberechtigung haben. Ich habe "Das letzte Nashorn" in einem Rutsch gelesen, und Albrechts Schicksal hat mich berührt, auch wenn es - vorerst - nur fiktiv war. Ich lege das Buch vor allem - aber nicht nur! - denen ans Herz, die sich für Tiere und bedrohte Arten interessieren.

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Nachdem ich soeben "Das letzte Nashorn" ergoogelte, bekam ich einige Seiten angezeigt, die aufzeigen, dass das Aussterben der Nashörner keine Fiktion ist und daher bekam der Roman noch einen ganz anderen intensiveren Blickwinkel. Ich schäme mich gerade fremd, dass ein Nashorn Tag und Nacht bewacht werden muss, um es vor Wilderern zu schützen. Das Horn eines Nashorns ist Gold wert und auch der Grund, warum es vom Aussterben bedroht ist oder eben manche Arten nicht mehr vorhanden sind. Eigentlich ist es zu Weinen und hat einen wirklich bitteren Nachgeschmack. In "Das letzte Nashorn" wird die Story aus drei Perspektiven erzählt: Edo Morell, Sariah Malan und Frank Rida. Alle drei setzen sich unterschiedlich ein, um das letzte männliche Nashorn Albrecht zu beschützen oder zur Fortpflanzung zu bewegen, denn dazu wird er extra aus Berlin eingeflogen. Während Edo nur darauf erpicht ist, möglichst viel Profit aus Albrecht zu schlagen, ist Sariah diejenige, die sich wirklich aus vollem Herzen engagiert. Sie stammt ursprünglich aus Afrika und hat sich schon dort auf den Erhalt von Nashörnern eingesetzt. Nach und nach präsentiert sie uns ihre Vergangenheit und es wird klar, warum sie mitunter einen krankhaften Einsatz zeigt. Frank ist eher derjenige, der sich aus allem heraushält und wirkt ein klein wenig unscheinbar. Als Albrecht im Zoo eintrifft, verändert sich die Story und wir bekommen Naturkundeunterricht, Deluxe, was ich wirklich spannend fand. Wann beschäftigt man sich auch mit dem Sexualleben eines Nashorns? Diesen Zweck soll Albrecht nämlich erfüllen - sich fortpflanzen. Das Balzverhalten der Nashörner war wirklich interessant. Für mich war das Lesen des Romans auf der einen Seite sehr amüsant, aber auf der anderen Seite hat es mich auch sehr traurig gemacht. Mir ist erneut bewusst geworden, wie schändlich wir mit Tieren umgehen und wie wenig wir sie wertschätzen. Je mehr Profit, umso wertvoller ein Tier? Ich gestehe, dass es das Cover war, was mich auf "Das letzte Nashorn" aufmerksam gemacht hat und traurigerweise weiß ich nun auch, warum das Nashorn auf dem Kopf steht. Albrechts Geschichte ist, was den Roman so wertvoll macht. Er ist der wahre Protagonist, denn er hat mich zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Es ist ein erhobener Zeigefinger zu erkennen, da muss man nicht tief graben und das ist, was "Das letzte Nashorn" ausmacht, die Wahrheit, die zwischen den Zeilen steckt und in den Zeilen, die ganz knallhart ausgesprochen werden. Ein echter Buchschatz mit wertvollem Inhalt. Leseempfehlung!

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So vieles ist besonders an diesem Buch, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Lodewijk van Oord lässt diese Geschichte abwechselnd von den drei wichtigsten Personen aus ihrer Perspektive erzählen: Edo Morell, Sariah Malan und Frank Rida. Teilweise überschneiden sich die Berichte und man bekommt manche Ereignisse aus verschiedenen Sichtweisen präsentiert, aber manches erfährt man auch speziell nur zu den einzelnen Protagonisten. Edo ist der Direktor eines Amsterdamer Zoos und hat einen ehrgeizigen Plan: er will alles neu strukturieren, den Zoo wieder zu einem richtigen Publikumsmagnet machen und nebenbei auch noch die Nashörner vor dem Aussterben retten. Dabei helfen sollen ihm Frank, der Teil des Zoovorstandes und sein bester Freund ist, und Sariah, eine Südafrikanerin mit Wurzeln in den Niederlanden, die auch die Nashörner retten will, wenn auch mit anderen Mitteln. Ebenso wie Edo ist wohl der Autor ein Visionär, feilt er doch daran, wie Edo seine Pläne erklärt und damit wohl jeden überzeugen könnte, mitzumachen. Doch er beherrscht es nicht nur, flammende Plädoyers für Nashörner und Umbauten zu halten, sondern lässt auch den Zooalltag realistisch einfließen und schafft es nebenbei noch, den Schicksalen der Protagonisten Platz und ihnen somit eine Tiefe zu geben. Eine zu Beginn fast simple Rettungsgeschichte wird dadurch zu einem intensiven Geflecht aus Vertrauen, Liebe, Vergänglichkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Die verbliebenen Nashörner gehen zwischen den gutgemeinten Ideen und dem notwendigen Kommerz ein wenig unter und der Leser fiebert mit dem stattlichen Albrecht (der seinen Namen wohl einem berühmten Maler verdankt) bis zum Schluss mit. Ist es nur eine Frage der Zeit – bis entweder alles wie geplant funktioniert oder die letzten Nashörner nicht mehr zu retten sind? Ein wenig abrupt endet die Geschichte und einiges wird nur angedeutet – wohl, damit der Leser sich selbst noch länger mit der Thematik auseinandersetzen kann. Was hätten Sie getan, welche Entscheidungen hätten Sie getroffen? Dafür klärt sich, warum das Nashorn auf dem Cover auf dem Kopf steht.

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Edo Morell hat eine Vision. Er nennt sie den „Masterplan“ und möchte damit den Amsterdamer Zoo revolutionieren. Als Direktor des Amsterdamer Zoos sieht er vordergründig die Zahlen, Besucher des Zoos sind für ihn zahlende Kunden und er behandelt diese auch so. Die Tiere scheinen für ihn nicht mehr als ein Mittel zum Zweck zu sein, auch wenn die Pfleger immer wieder versuchen, ihn für die von ihnen betreute Tiere zu begeistern versuchen. Aber Edo hat etwas ganz anderes mit dem Zoo vor und dafür braucht er die Hilfe von Spezialisten. Da er mit einer Afrikawelt beginnen möchte, stellt er die Halb-Europäerin, Halb-Afrikanerin Sariah Malan ein. Sariah Malan, Tochter einer Niederländerin und eines Afrikaners, widmete ihr Leben bislang den Dickhäutern und erforschte hier vor allem zusammen mit ihrem Vater die Nashörner Afrikas. Unterstützung erhält Edo außerdem von dem ehemaligen Politiker und Vorstandsmietglied Frank Rida. Selbst kinderlos und unverheiratet, sieht er in Edo eine Art Kindersatz, den es zu fördern gilt. Die Geschichte beginnt mit Edo, dem man auf einem Rundgang durch den Amsterdamer Zoo folgt. Dabei wird einem schnell deutlich, wie Edo zu den Tieren und seinem Arbeitsplatz steht. Der Autor legt einen sehr ruhigen, aber dennoch fesselnden Schreibstil an den Tag. Obwohl man zunächst wenig Dialoge und Handlung hat, ist die Geschichte dennoch farbig, leicht und flüssig zu lesen. Mit etwas Ironie, Wortwitz und Sarkasmus, schafft der Autor einen humorvollen Unterton. Aber der Autor möchte mehr erreichen und legt einen kritischen Oberton dazu. Somit wird der Roman nicht nur unterhaltsam auf der einen Seite, sondern auch noch tiefsinnig und regt zum Nach- und Mitdenken an. Nach du nach erfährt man als Leser die Geschichten der drei Hauptprotagonisten, die zu Beginn noch viele Fragen aufwirft und bei der man als Leser immer wieder nur kleine Häppchen zugeworfen bekommt. Ich selbst war vor zwei Jahren schon einmal im Amsterdamer Zoo und er hatte mir gut gefallen. Die Vision von Edo konnte ich mir bildlich vorstellen, da mir die örtlichen Gegebenheiten bekannt waren. Was mich ein wenig störte war, dass man zu Beginn eines Kapitels zunächst nicht wusste, mit wem man es zu tun hat. Der Autor wechselt nämlich die Perspektive. Man beginnt mit Edo, aber dann kommen Sariah und Frank noch hinzu und erst durch das Lesen der ersten Seite eines Kapitels kann man erkennen, um wen es im aktuellen Kapitel geht. Hier hätte ich mir eine Überschrift mit dem Namen des jeweiligen Protagonisten gewünscht, damit das Rätselraten zu Kapitelbeginn entfällt und man sich gleich ganz auf die Geschichte einlassen kann. Fazit: Ein Roman mit vielen Facetten, humorvoll, tiefgründig, geheimnisvoll und doch so spannend, dass man gar nicht merkt, wie die Seiten verfliegen und die Geschichte immer weiter Fahrt aufnimmt.

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