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Rezensionen zu
Mittagsstunde

Dörte Hansen

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Dörte Hansen „Mittagsstunde“

Von: Doris Rehse aus Wolfsburg

19.01.2023

Zuerst fand ich das Buch ziemlich langatmig. Aber dann wurde es doch noch spannend. Was ich allerdings nicht verstanden habe ist, warum Sönke manchmal mit dem Nachnamen „Feddersen“ und manchmal mit dem Nachnamen „Kröger“ bezeichnet wird. Oder habe ich da etwas nicht verstanden. Und Marret ist dann die Tochter von Ella oder ist sie das eheliche Kind von Ella und Sönke?

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"Der Wind war immernoch der alte. Er schliff die Steine ab und knickte Bäume, beugte Rücken. Auch diesem alten Wind war es egal, was Menschen taten, ob sie blieben oder weiterwanderten. Es ging hier gar nicht um das bisschen Mensch." - Dörte Hansen, "Mittagsstunde" In der Mittagsstunde ist es ganz still in Brinkebüll. Das Dorf auf der schleswig-hosteinischen Geest hält Mittagsschlaf - und als es gemächlich wieder aufwacht, dreht die Welt sich in einem anderen Tempo und die Bewohner*innen müssen sich diesem anpassen - oder sie verschwinden. Von dieser Auflösung des Traditionellen, dem Verschwinden des fiktiven Dorfes zwischen Niebüll und Husum und der Menschen, die dort leben, erzählt Dörte Hansen in ihrem zweiten Roman "Mittagsstunde". Sie berichtet in zwei Zeitebenen, die eine ist in der Zeit nach der Flurbereinigung in den 60er Jahren angesiedelt, die andere heute. Dabei wählt sie auch zwei verschiedene Perspektiven. Im "Damals" kommt vor allem Sönke Feddersen, der Kröger des Dorfes, zu Wort. Das "Heute" wird aus der Sicht von Ingwer Feddersen, seinem Enkel, erzählt, der nach der Grundschule das Abitur machte und dann zum Studieren nach Kiel zog - weg von Brinkebüll, weg vom Dorfkrug, den er eigentlich hätte übernehmen sollen. Ingwer kümmert sich in seinem "Sabbatical" dann mit knapp 50 Jahren um seine beiden Großeltern - und erlebt sowohl deren Verfall, als auch das Abhandenkommen der Landwirtschaft, wie sie früher betrieben wurde, mit. Diese beiden Motive - das Dorf, das sich bis zur Unkenntlichkeit verändert und das Älter werden - wurden von der Autorin sehr, sehr gut umgesetzt. Unsentimental und ohne Kitsch erzählt sie die Geschichten der Feddersens und der anderen Dörfler*innen, man lernt sie alle nach und nach kennen - und schließt sie auch alle mit der Zeit ins Herz. Dörte Hansen stammt selbst aus Husum und lässt in ihren Roman viel Plattdeutsch mit einfließen, was alles noch authentischer macht. Ich hätte gerne noch viel mehr von diesem Dörfchen in Nordfriesland gelesen - und war daher meist etwas traurig, wenn es dann um Ingwers Zeit in Kiel ging oder um seine WG-Mitbewohner*innen. Mit diesem Erzählstrang bin ich leider nicht wirklich warm geworden, er hat für mich nicht ganz gepasst. Was auch ein wenig schade war: Eine Autorin, die so exzellent mit Worten umgehen kann, sollte für mein Empfinden keine rassistischen Ausdrücke verwenden - auch wenn sie zu der Zeit, zu der das Buch teilweise spielt, gängig waren. Hier wünsche ich mir einen sensibleren Umgang mit Sprache. Dörte Hansen kann es einfach, dieses Schreiben über ländliche Gegenden, kleine Dörfchen und deren Bewohner*innen. Ihr kauft man es ab, wenn sie über deren Feste schreibt, über die Beziehungen untereinander und das Zerren zwischen Traditionen, der Natur und dem Drang des Menschen zum Modernen. Auch "Mittagsstunde" konnte mich also wieder überzeugen - wenn auch nicht so sehr wie ihr Debütroman "Altes Land". Vor allem für Lesende, die - wie ich - sehr gerne Landromane wegschmökern, wieder ein besonderer Genuss!

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„Etwas Flüßiges schien plötzlich in ihm aufzusteigen, eine Flut, ein Schwal aus hilflosen Gefühl. Er stand auf einmal bis zum Hals in Wehmut.“ (S.59) Seid ihr eigentlich Dorf- oder Stadtmenschen? 🚜 ich wohne zwar im Moment mitten in einer (kleinen) Stadt, kann es aber absolut nicht mehr erwarten, bald auf dem Land zu wohnen! 🍃 natürlich ist es mega cool, so zentral zu wohnen und überall (auch in die Buchhandlung) zu Fuß gehen zu können - trotzdem sehne ich mich seeehr stark nach weniger Menschen und mehr Ruhe, freier Fläche und Tieren! 🐛🐮🌻 umso mehr habe ich es genoßen, in Dörte Hansens Roman „Mittagsstunde“ einmal mitten in das nordfriesische Landleben einzutauchen! ✨ Ingwer Fedderson ist um die 50, Geschichtsprofessor und lebt in einer WG in Kiel. Eigentlich - denn nun kommt er zurück in sein Heimatdorf Geetsdorf um für seine Eltern zu sorgen, die mittlerweile pflegebedürftig sind. Hierfür reist er also aus der Stadt zurück aufs Land um auf dem Gasthof der Familie zu wohnen und kräftig mit an zu packen. Doch was ist mit seinem Heimatdorf passiert? Nichts scheint mehr so zu sein, wie er es in Erinnerung hatte. Die namensgebendene „Mittagsstunde“ stirbt genauso aus wie viele der anderen Traditionen, mit denen Ingwer aufgewachsen ist. Dörte Hansen erzählt voller Wärme und Wortgewalt vom Aussterben der dörflichen Welt. Auch wenn ich (aus dem tiefsten Oberbayern) bei den plattdeutschen Redeanteilen kein Wort verstanden habe eine klare Empfelung! 🌻 Ich möchte ganz bald noch „altes Land“ der Autorin lesen! Habt ihr das schon gelesen? 🌾

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Mittagsstunde

Von: Nanni

08.01.2020

"Mittagsstunde" fühlt sich an wie ein Tag auf dem Land. Ein Besuch in einem Dorf, das ein Dorf meiner Heimat sein könnte. Ich fühle mich zurückversetzt zu all den kleinen Problemen und Wehwehchen, zu den Geheimnissen, die mal mehr, mal weniger schwer wiegen, zu Hoffnungen, Sehnsüchten, Träumen und dem Abschied von eben diesen. Wie auch "Altes Land" ist "Mittagsstunde" in einem ruhigen Ton erzählt, der von Sprecherin Hannelore Hoger perfekt aufgegriffen wurde. Es gibt keine Spannungsbögen und doch muss ich immer wieder zurückkehren zum Roman. Es ist die Dramatik der kleinen Dinge, der kleinen Wendungen, der einzelnen Schicksale, die an den Roman und vor allem an dessen Figuren fesselt. Wer Hansen liest / Hoger hört, muss zurückfahren. Entschleunigen. Darf keine Rasanz erwarten. Weder im Erzählstil, noch in den Handlungen. Es gibt etliche Geheimnisse, die manchmal keine sind, und es gibt Wendungen. Wenige, kaum unerwartete. Hansen hat ihren eigenen Stil. Passend für ihre Romane, die gefühlt aus der Zeit fallen. So wie auch ihre Figuren. Charaktere, von denen man glaubt, dass es solche nicht mehr gibt, und die doch vielerorts noch anzutreffen sind. Auf dem Dorf. Darf ich als Dorfkind sagen. Die Stimmung, die Mittagsstunde transportiert, ist etwas, das mir auch schon im echten Leben begegnet ist. In Dörfern, in denen der Altersdurchschnitt steigt, weil die jungen Leute weggehen. In die Stadt ziehen. Junge Menschen, die beim Heimkommen eine gewisse Sehnsucht verspüren und doch wieder weggehen. Die immer seltener wiederkommen und immer länger fortbleiben, bis das Vergessen das Heimweh weggespült hat. Hansen erzählt von einem Wechsel der Generationen, einem Wechsel der Ansprüche und der Wünsche. Vom Verfall einer vertrauten Welt und davon, dass etwas Neues etwas Gutes sein kann. Dass aus dem Wagnis, den eigenen Ort der Sicherheit zu verlassen, etwas Gutes entspringen kann. In ihrem Erzählton, den Hoger wiedergibt, als wäre es ihr eigener. Der mir in "Altes Land" extrem gut gefallen und in "Mittagsstunde" etwas zu langsam war. Ich spreche gerne eine Empfehlung für die Kombi Hansen / Hoger aus.

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Der Autor schafft eine starke Atmosphäre in einem stabilen Umfeld, in dem Sie so originell wie glaubwürdige Charaktere spielen, die Sie gerne beim Fahren beobachten. Übrigens verändert sich das Landleben und am Ende der Protagonist. Und was Heimat ausmacht, beschreibt der Autor viel besser als jeder Wissenschaftler, der mit diesem Begriff kämpft und am Ende scheitert. Trotzdem ist das zweite Werk nur halb so erfolgreich wie "Altes Land", weil zwischen den erfolgreichen Zeilen einfach die Handlung fehlt. Ein kleiner Fehler ist auch die überflüssige Verwendung des Wortes "scheinbar", was besonders dann auffällt, wenn die Verwendung des Wortes "anscheinend" besser gewesen wäre. Das hätte einen guten Rezensenten anziehen sollen.

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Mittagsstunde in Brinkebüll… Ingwer Feddersen ist in dem kleinen Dorf Brinkebüll in Nordfriesland aufgewachsen. Doch später zog es ihn zum Studieren und Arbeiten nach Kiel. Nun kehrt er mit 47 Jahren zurück – denn er hat noch etwas gutzumachen. Seine Großeltern, beide inzwischen über neunzig, leben weiterhin dort – in einem Dorf, das Stück für Stück verschwindet. Angefangen mit dem Niedergang hat es in den 1970er Jahren nach der Flurbereinigung und dem Verschwinden der Hecken und Vögel. Auch Ingwer verschwand – nach Kiel. Doch im alten Gasthof, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat, hält Ingwers Großvater Sönke weiterhin die Stellung. Doch Ingwer macht sich zunehmend Sorgen, auch um seine verwirrte Großmutter Ella. Er blickt zurück und überdenkt sein eigenes Leben… „Die Arbeit der Vermessungsingenieure war getan, sie hatten Brinkebüll bereits erledigt, abgehakt. In ihren Flurkarten und Plänen gab es dieses alte Dorf nicht mehr, es war auf dem Papier schon ausradiert, berichtigt und begradigt.“ – Seite 31,eBook Nach ihrem Debüt „Altes Land“ ist „Mittagsstunde“ der zweite Roman der Autorin Dörte Hansen. Schauplatz hier ist das fiktive nordfriesische Dorf Brinkebüll, das Mitte der 1960er Jahre große Veränderungen durchmachte und danach Stück für Stück weniger wurde. Was Dörte Hansen hier besonders gelungen ist: Die detailreiche und atmosphärisch dichte Beschreibung des Dorfes – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Sie fängt viele einzelne kleine Momente des typischen Dorflebens ein und gibt sie auf ihre ganz eigene Art wieder. Ob Sommerhitze und klirrend kalter Winter – bildgewaltig schildert sie die jeweiligen Gegebenheiten. Aber auch die Charaktere sind sehr gut und stark beschrieben. Die Handlung spielt in der Gegenwart, springt aber auch oft in die Vergangenheit. Dort wird vor allem das Leben von Ingwers Mutter und das der Großeltern beschrieben, sowie seine eigene Kindheit. So setzt sich nach und nach ein Bild zusammen – sowohl von den Haupt- und Nebencharakteren, als auch vom Dorf selbst, wie es langsam auf das Vergessen zustrebt. Auch kommt hier das typische Dorfleben zur Geltung – Jeder scheint alles zu wissen, es gibt Geheimnisse und oft wird auch einfach weggeschaut: „Sie hörte alles. Alle hingehaltenen Wahrheiten, wer wen mit wem betrogen hatte, wer Schulden nicht bezahlen konnte, wer schlug und wer geschlagen wurde. (…) Sie kannte dieses Dorf von seiner Unterseite, wusste Dinge, die der Pastor gar nicht wissen durfte und die Polizei auch besser nicht.“ – Seite 113, eBook Es wird tragisch und auch mal traurig, es gibt Abschiede und ein Neubeginn, aber auch überraschende Entwicklungen. Nach und nach entfaltet sich die Geschichte des Dorfes und deren Bewohnern und ergibt am Ende ein vollständiges Bild. Mein Fazit: Ein atmosphärisch dichter Roman, der den Leser schnell packt. Dörte Hansen gibt hier das Damals und das Heute eines fiktiven Dorfes mit ihren ganz eigenem und besonderem Schreibstil wieder. Einen halben Stern ziehe ich ab, da die Zeitenwechsel manchmal etwas durcheinander waren und man sich neu orientieren musste. Doch das ist nur ein winziger Kritikpunkt. „Mittagsstunde“ ist mal komisch, mal herzlich, aber oft auch berührend – bildgewaltig geschrieben und sehr lesenswert. 4,5 von 5 Sternen.

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Die Meinungen zu Mittagsstunde von Dörte Hansen, die ich bisher gelesen hatte, waren durchweg positiv und so war ich extrem gespannt auf das Buch. Wir befinden uns im norddeutschen Brinkebüll, wo der knapp 50-jährige Ingwer aufwuchs, bevor er für sein Studium aus dem Dorf in die Stadt zog und blieb. Nun kehrt er zurück, um seine Eltern zu pflegen, die dort einen Gasthof besitzen, und eigentlich gar nicht seine Eltern, sondern seine Großeltern sind. Jeder weiß das, keiner spricht es aus - ein Motiv, das sich durch das Buch zieht. Ganz wunderbar - und stellenweise erschreckend - zeichnet die Autorin ein Bild über das Dorf und die Bewohner, und jedes Dorfkind findet wohl massig Situationen und Charaktere wieder, die es aus der eigenen Jugend kennt. Es sei ein stilles Buch, und doch sprachlich und inhaltlich packend, habe ich im Vorfeld gelesen - und kann dem zustimmen. Ich muss jedoch sagen, dass es mich emotional nur an vereinzelten Stellen wirklich "gekriegt" hat. Meist dann, wenn es um die Beziehung zwischen Ingwer und seinen Eltern geht; beispielsweise um Jahrzente zurückliegende, eigentlich nichtige, zwischenmenschliche Episoden, die einem Sohn/Tochter noch als Erwachsener in Form eines schlechten Gewissens im Magen liegen können. Dennoch habe ich mich sehr gern in Brinkebüll befunden, fand die Charaktere authentisch und, das finde ich extrem wichtig, nicht immer nur schwarz/weiß. Eine klare, schöne Sprache, die gut zur Geschichte passte, die Entwicklung eines Dorfes, das gezwungen ist sich modernen Gegebenheiten anzupassen, und sich vereinzelt doch erfolgreich wehrt - all das werde ich positiv in Erinnerung behalten.

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So authentisch!

Von: Ursula

23.01.2019

Ingwer Feddersen, 47 und Professor für Archäologie in Kiel, nimmt sich ein Sabbatjahr und kehrt in sein Heimatdorf Brinkebüll zurück, um sich um seine Großeltern zu kümmern. Doch in den letzten Jahren hat sich viel verändert: Es gibt keine Schule, keinen Kaufmann und fast keine Bauern mehr und selbst die Störche scheinen nicht mehr auf den Dächern zu sitzen. Doch wann haben die Veränderungen begonnen? Und warum? Beim Versuch, Bilanz zu ziehen, hat Ingwer am Ende eine ernüchternde Erkenntnis. Die Kapitel werden abwechselnd aus den Perspektiven Vergangenheit und Gegenwart erzählt - die Geschichte verschmilzt so nach und nach ineinander. Nach ein paar wenigen Kapiteln war ich voll im Geschehen drin, konnte mich vollkommen fallen und in das Dorf versetzen lassen. Dörte Hansens Sprache hat mich wieder vollkommen überzeugt, denn sie schafft es wie kein anderer, das Geschriebene so authentisch wirken zu lassen: Jeder Stein, jedes Haus, jeder Windzug ist so nah am Leser, wie wohl in kaum einem anderen Buch. Dabei hat sie einen Roman erschaffen, der sich mit dem Niedergang der bäuerlich-dörflichen Welt, mit dem Leben und mit dem Tod befasst und damit, was eigentlich am Ende bleibt. Im Gegensatz zu "Altes Land" fand ich "Mittagsstunde" allerdings ein kleines bisschen zu erinnerungsträchtig - die Erkenntnis am Ende wiegt das allerdings meiner Meinung nach wieder auf. Also bitte unbedingt lesen! ❤️

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