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Rezensionen zu
Macbeth

Jo Nesbø

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Diese Shakespeare-Adaption war tatsächlich mein erster Nesbø-Thriller. Vielleicht war das nicht meine beste Entscheidung, denn mir fehlten die Überraschungen, die einen guten Thriller ausmachen und die der Autor bestimmt auch beherrscht. Die Story ist gut erzählt und die Umsetzung in unsere Zeit sehr gut gelungen. Aber dadurch, dass er die Namen konsequent in Shakespeares Sinn verwendet, spoilert er sich leider komplett, was den Ausgang betrifft. Daher meine klare Empfehlung: sollte man das Original nicht kennen, dieses auf keinen Fall vorher lesen. Nur so bleibt die Geschichte ein spannender Thriller. Für alle anderen ist es ein interessantes Lesevergnügen, dem ich gern 4 Sterne gebe.

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Ich bin ein bekennender Fan von Cover-Songs. Ich liebe es einfach, bekannte Lieder im neuen Gewand zu hören. Doch funktioniert das auch in der Literatur? Im Unterschied zur Musik liest man Bücher ja meist nicht wieder und wieder, wie man sich Lieder ständig anhören kann, sondern meist nur einmal. Auf jeden Fall finde ich den Ansatz, den das Hogarth Shakespeare Projekt fährt, super spannend: Bekannte Autoren nehmen die Klassiker und versetzen sie in die heutige - oder zumindest eine modernere - Zeit. Die Verschmelzung beider Welten gelingt #JoNesbø in #Macbeth einwandfrei. In typischer Nesbø-Manier bewegen wir uns in Polizei-Kreisen, mit Macbeth als Helden mit dunkler Vergangenheit, der den Aus- und Aufstieg geschafft hat - bis sich die Ereignisse überschlagen und die Gier nach Macht Überhand nimmt, wie wir es ja aus dem Original von #Shakespeare kennen. Überhaupt ist das Buch sehr nahe am Original gehalten, wir finden alle Charaktere, von Duff über Duncan, Hecate und natürlich Lady, wieder, auch die Orte lehnen sich an den Klassiker an. Als Cover-Fan habe ich das sehr gerne gelesen! Ein kleines Manko ist in meinen Augen der eingangs angesprochene Punkt: Wir wissen, was passiert, wir wissen, wie die Charaktere reagieren, wie die Handlung ausgeht. Für mich nahm das schon zu einem gewissen Maße die Spannung. Aber #Macbeth von Nesbø hat - in meinen Augen - eben nicht den Anspruch, als eigenständiges Werk zu funktionieren. Würde man das Original überhaupt nicht kennen, wären die Verhaltensweisen der Personen nicht zwingend schlüssig, die übertriebene Brutalität und die rasante Entwicklung dieser Gier nach Macht nicht unbedingt glaubwürdig. Ich für mich habe daher stets im Kopf behalten, dass es sich hier um eine Hommage an den Klassiker handelt - und vor diesem Hintergrund hat das Buch großen Spaß gemacht!

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leider nicht mein Fall

Von: Claudia

30.12.2018

Nesbo lese ich normalerweise sehr sehr gerne und kann in seine Bücher tief eintauchen. ich mag seinen Schreibstil, seine besondere Art, Spannung aufzubauen und gleichzeitig die Figuren bis ins Detail auszuleuchten. In diesem Buch habe ich all das vermisst und nach dem ersten Drittel aufgegeben. Es ist mir zu gewollt "opulent". Fazit: gewiss ein gutes Buch, aber nicht mein Fall. Kann ja mal vorkommen, selbst bei Lieblingsautoren...

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Generell gefällt mir die Idee, Romane von Shakespeare neu zu interpretieren, vielleicht auch um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Inwiefern eine neue Auslegung von Sprache und Raffinesse an Shakespeares jedoch heranreichen kann, lässt mich zweifeln. Jo Nesbø, den ich als Kriminalautor sehr schätze, hatte nun die Ehre in der Hogarth-Reihe, neben Kollegen wie Margaret Atwood mit „Der Sturm“ oder Tracy Chevalier mit „Othello“, sich an Macbeth heranzuwagen und fängt Düsternis, Brutalität und Korruption gut ein. Vom ursprünglichen Königshaus zu einer verlorenen, dem Drogen verschriebenen Stadt in Schottland, die durch Sucht nach Macht dem Untergang geweiht ist. Kurzweilig, prägnant und blutrünstig wie ein Quentin Tarantino Film, fehlt mir allerdings der unbekannte Ausgang, der bei bekanntem Material natürlich nicht gegeben ist. So bevorzuge ich doch Shakespeare oder Nesbø pur.

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Im Rahmen der Hogarth Shakespeare Reihe sind bereits einige Werke des Barden von bekannten Autoren neuinterpretiert worden, wobei ich mit am meisten auf Macbeth gespannt war. Macbeth ist mein liebstes Stück von Shakespeare und birgt für jede Adaption eine große Herausforderung: Macbeth ist gleichzeitig Protagonist und Antagonist. Sein Weg vom Sympathie- und Hoffnungsträger hin zum kaltblütigen Mörder und schließlich Despoten ist faszinierend und abstoßend zugleich, dabei aber nachvollziehbar. Zu Beginn des Stücks ist Macbeth ein Feldheer, dem die schottische Krone prophezeit wird und ein Großteil der Handlung beschäftigt sich mit dem Weg dorthin und wie Macbeth dabei korrumpiert wird. Wie das am besten für ein modernes Publikum umsetzen? Es gibt viele ikonische Szenen in Macbeth von William Shakespeare, und eine davon ist definitiv in der ersten Szene des vierten Akts zu finden. Hier stehen die drei Hexen um ihren Kessel und werfen unter Beschwörungen allerlei Dinge zum brauen hinein. Einen dieser Verse könnte sich Jo Nesbø dabei besonders für seinen Macbeth zu Herzen genommen haben: „Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe, Feuer sprühe, Kessel glühe!“ (aus William Shakespeare: Macbeth, Reclam (2001), Übersetzung von Dorothea Tieck) EINE STADT FÜR EIN KÖNIGREICH Nesbø verlegt die Handlung in eine verkommene Industriestadt irgendwo im Norden in den 1970er Jahren. Die örtliche Polizei kämpft nach außen hin gegen den Drogenboss Hecate sowie die mit ihm konkurierende Bikergang Norse Riders. Innerlich reiben sich die diversen Behörden und Abteilungsleiter gegenseitig auf, das gesamte System ist korrupt hoch zehn. Inspector Macbeth passt da eigentlich nicht rein, ist er doch unbestechlich und will wirklich was verändern. Selber der Drogensucht entkommen zählt für ihn mittlerweile nur seine Partnerin Lady, welche mit dem Inverness ein gehobenes Casino in der Stadt betreibt, sowie sein väterlicher Freund Banquo und dessen Sohn. Ins Wanken gerät dies nach einem Einsatz und einer Wahrsagung der drei mysteriösen Schwestern, welche Macbeths kommende Beförderung vorwegnehmen. „Der eine verliert, der andere gewinnt“, sagte Strega. „Dies sind die Gesetze des Dschungels. Mehr Tote, mehr Brot. Und wer bekommt wohl das Brot, frage ich mich, wenn Chief Commissioner Duncan stirbst?“ | Seite 95 Die Übertragung der Handlung in den Mikrokosmos einer Stadt ist Nesbø außerordentlich gut gelungen, und ich mochte vor allem seine Einschübe zu Politik, Macht und die Natur des Menschen in diesem Zusammenhang sehr. Das verkommene äußere der Schauorte spiegelt sich direkt im verkommenen inneren der Charaktere, die alle eine gewisse Ambivalenz haben. Es gibt hier nicht die rein Guten oder Bösen, was vor allem in den Szenen aus der Sicht der Norse Riders offensichtlich wird. MACHT ODER KEINE MACHT? Die Geschichte wird immer wieder aus verschiedenen Sichten erzählt, wodurch der Leser ein gutes Verständnis für die Handlungsweisen der Charaktere entwickelt. Macbeth, Lady und Duff bekommen dabei vermutlich die meiste Aufmerksamkeit, während die Strippenzieher im Schatten bleiben. Über Hecate und Swenjo hätte ich gerne noch mehr erfahren, wobei das unter Umständen zu viel des Guten geworden wäre – Macbeth ist mit 624 Seiten bereits ein echtes Schwergewicht! Trotzdem bleiben manche Szenen recht dünn, während andere zu sehr ausgeschmückt werden. Lady beispielsweise ist gerade zu Beginn die treibende Kraft hinter Macbeth, und besteht auf eine bestimmte Tat ihres Partners nach einem Gespräch. Warum sie so darauf pocht, ist mir nicht klar. Dafür weiß ich aber sehr viel über Lily nach der Lektüre… und diesen Charakter gibt es im ursprünglichen Stück nicht. Generell verrennt sich Nesbø sehr in den Hintergrundgeschichten der Charaktere, was es eigentlich gar nicht bräuchte um ihre gegenwärtigen Taten zu erläutern. Ebenso werden einige Nebencharaktere stark unter die Lupe genommen, von denen ich ebenfalls nicht so viel wissen wollte. Viel spannender ist über lange Strecken des Buches doch, wessen Kopf als nächstes rollen wird. HEIL DIR, MACBETH! Bei einer Neuinterpration wie Macbeth ist der Weg das eigentliche Ziel, denn den Ausgang der Geschichte kennt der Leser vermutlich schon. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung der Schwestern bzw. Hecates Zusicherung haben einige Lücken, und das Stück ist aus gutem Grund eine Tragödie. Nesbø findet für so einige Thematiken optimale Entsprechungen (z. B. Zaubertrank brauende Hexen–Drogen brauende Schwestern, Hierarchie im Staat–Hierarchie in der Polizei; Palast–Casino), die beim Lesen nur umso mehr Spaß machen, wenn das Stück bekannt ist. Das führt mich aber auch zu einem Manko des Buchs: Für mich kam mit dem Wissen des Stücks Hecates Zusicherung an Macbeth zu kurz. Hieran beißt sich Macbeth unglaublich fest und vertraut deswegen auf seine Unberührbarkeit. Die Wirkung verpufft im Buch aber stark: Ein Wald ist etwas unbewegliches, ein Fortbewegungsmittel dagegen etwas sehr bewegliches, Sockel hin oder her. Duffs Erklärung geht im Finale dazu unter und wird durch die reißerischen Umstände überschattet… dabei ist Shakespeares Lösung doch so simpel wie genial! Die Geschichte muss nicht künstlich noch blutiger gemacht werden. „Wir sind keine Helden. Wir sind vollkommen gewöhnliche Leute, die vielleicht davon träumen, Helden zu sein. Aber wenn wir uns entscheiden müssen zwischen unserem Leben und unseren Prinzipien, von denen wir so gerne reden, sind wir ziemlich gewöhnlich.“ | S. 561 Jo Nesbøs Macbeth ist etwas eigenwillig. Die Geschichte braucht am Anfang einiges an Zeit um ins Rollen zu kommen, da sowohl Stadt, Charaktere als auch die diversen Machtkämpfe etabliert werden müssen. Wer die Vorlage kennt, wird vermutlich etwas mehr Spaß an den Umsetzungen und Zusammenhängen haben als Nicht-Kenner, aber auch für die sollte der Roman gut nachvollziehbar sein. Warum die Handlung jetzt gerade in den 1970er Jahre spielen muss? Keine Ahnung, es würde auch in unserer Gegenwart solch eine Stadt funktionieren – vielleicht in Anbetracht der teilweise willkürlichen Polizeigewalt sogar gerade in unserer Gegenwart. Wer sich auf diesen dicken Schmöker einlässt, findet auf jeden Fall einen soliden Macbeth vor, der aber an einigen Stellen noch Luft nach oben hat.

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Aus meiner Leseerinnerung heraus ist „Macbeth“ das wohl düsterste und blutigste Drama William Shakespeares. Eines, das von der Gier nach Macht und über Mord, aber auch von Loyalität erzählt. Um 1606 geschrieben, ist es neben „Hamlet“ die bekannteste Tragödie aus der Feder des berühmten Engländers, der die Weltliteratur bis heute und darüber hinaus bestimmt. Anlässlich seines 400. Todestages initiierte der Verlag The Hogarth Press ein besonderes internationales Projekt, mit dem eine Handvoll Werke Shakespeares in ein neues modernes literarisches Gewand gekleidet werden. Knaus verlegte die deutschen Übertragungen. Bekannte Autoren schreiben eine Neuerzählung. Zu der Riege aus insgesamt acht Schriftstellern zählt neben Größen wie Margaret Atwood („Der Sturm“), Howard Jacobson („Der Kaufmann von Venedig“) und Anne Tyler („Der Widerspenstigen Zähmung“) auch der Norweger Jo Nesbø, der – wen wundert es – den Krimi unter Shakespeares Dramen in die Gegenwart holt. Dabei glaubt man zuerst, so dramatisch kann es ja nicht werden. Schließlich wird aus dem königlichen Heerführer ein Inspector, der dem SWAT-Team vorsteht, Recht und Gesetz verpflichtet sein sollte. Macbeth ist respektiert, macht Karriere, aus dem einstigen drogensüchtigen Waisenkind wurde ein angesehener Polizist. Als er jedoch Chef des Bereiches organisierte Kriminalität wird, glaubt er an den Beginn eines Höhenflugs, unterstützt von seiner attraktiven, aber auch um einige Jahre älteren Geliebten namens Lady, die als ehemalige Prostituierte ein Casino führt und ihm suggestiv einflüstert, dass seine Zeit gekommen, er doch für Höheres berufen wäre. Auch tückische Prophezeiungen aus dem Drogenmilieu tun ihr übriges. Macbeth tötet Chief Commissioner Duncan, der nach der korrupten Zeit seines Vorgängers begonnen hatte, in der Stadt für Ordnung zu sorgen und dafür vor allem die brutale Biker-Gang der Norse Riders und das weit verzweigte Drogengeschäft des windigen Kriminellen Hecate ins Visier genommen hat. Doch dieses gut geplante und erfolgreiche Attentat ist erst der Beginn der kommenden blutigen Zeit. Nach und nach lässt er einstige Kollegen, die ihn gefährlich werden könnten, oder deren Familien um die Ecke bringen. Er macht keinen Halt vor Kindern und Frauen und sich auch nicht die Hände schmutzig. Für die Drecksarbeit hat er seine getreuen Vasallen, die seine Mordaufträge skrupellos und akribisch ausführen. Einigen einstigen Polizei-Freunden, doch nunmehrigen Feinden Macbeths gelingt es jedoch, zu fliehen und unterzutauchen – ihnen fällt im späteren Verlauf eine besondere Rolle zu. Sie nehmen wiederum Macbeth ins Fadenkreuz. Es ist ein packendes Katz-und-Maus-Spiel in einer düsteren, von Nebelschwaden und Dauerregen – ein Regentropfen ist ein Begleiter des Lesers – gezeichneten Stadt im Norden, in der Kriminelle die Strippen ziehen, viel Armut herrscht infolge des Niedergangs der Industrie. Drogenhandel, Mord, Prostitution – der kriminelle Sumpf ist tief und schmutzig. Dabei ist Macbeths Ziel ein durchaus löbliches, auch er will die Stadt zu einer besseren machen. Doch anstatt Loyalität und Moral zu wahren, überschreitet er innerlich zerrissen und angetrieben von seiner leidenschaftlichen Liebe zu Lady eine dunkle Grenze und löscht jene aus, die ihm günstig gesinnt waren. Man sollte im Verlauf der Handlung nicht die Toten zählen. Nesbø lässt in seinem umfangreichen Werk reichlich Blut fließen und entwirft brutale Szenen, die mit ihren Details durchaus den Atem stocken lassen, selbst bei jenen, die handfeste Krimikost gewöhnt sind. Es ist eindrucksvoll, wie es dem Norweger gelingt, zwei sehr unterschiedliche Zeiten zu vereinen, auch stilistisch. Der Leser fühlt sich weit zurück in der Vergangenheit und hat zudem eine Story vor sich, die in der Gegenwart spielen kann. Es entsteht dabei nicht die Wahrnehmung einer Zerrissenheit, vielmehr erscheint das Geschehen an einem fiktiven Ort seinen Platz zu finden, allerdings immer mit Blick auf allgegenwärtige und noch immer allgemein gültige Themen. Es geht um Macht und Machtmissbrauch, Lügen und Korruption, Vertrauen und Loyalität. Vor allem die oft dramatischen und tiefsinnigen Dialoge zwischen den Protagonisten laden ein, sich jenen Fragen zu stellen, die Shakespeare in seinem weltberühmten Drama auf engstem Raum zusammengeführt und verdichtet hat. Wie Nesbø das an Seiten eigentlich geringe Stück auf mehr als 600 Seiten in prosahafte Gestalt umgewandelt hat, ohne dass Längen entstehen, und wie er vor allem die Psychologie der Figuren, ihre Wünsche und Ängste, Motive und Obsessionen, zeichnet, imponiert ungemein. Fernab der von vielen Krimilesern geschätzten Harry-Hole-Welt zeigt der Skandinavier zudem, dass er extrem wandelbar ist und dass er nicht ohne Grund zu den Großen seines Fachs zählt.

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‚The Scottish Play‘, so nennen abergläubische Theaterleute Shakespeares Macbeth, denn es bringt Unglück, den Titel der von Hexen und irren Mördern erzählenden Geschichte über den Kampf um die schottische Krone auszusprechen. Der norwegischen Krimiautor Jo Nesbø, Schöpfer des alkoholkranken Mordermittlers Harry Hole, hat das 1611 uraufgeführte Stücke nun im Rahmen des Hogarth Shakespeare Project bearbeitet. Die deutsche Übersetzung Macbeth – Blut wird mit Blut bezahlt basiert nicht auf dem norwegischen Original, sondern folgt der englischen Übersetzung von Don Bartlett und wurde im seit kurzem auch auf Deutsch publizierenden Penguin Verlag veröffentlicht, dem ich herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars danke! Nesbø siedelt seine Geschichte in einer heruntergekommenen Industriemetropole irgendwo im Norden an, in der es nur drei Geschäftszweige gibt, in denen man noch reich werden kann: die Casinos, die Drogen und die Politik (S. 10). Polizist Macbeth und seine Truppe können durch ihr Eingreifen eine von Macbeths Jugendfreund und Kollegen Duff geleitete Aktion gegen den Drogenhändler Sweno und seine Norse Riders retten. Daraufhin wird nicht wie erwartet Duff, sondern Macbeth vom neuen Chief Commissioner Duncan zum Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität ernannt. Aber Macbeths Geliebte Lady reicht das nicht: Die Casinobesitzerin möchte ganz nach oben, und sie weiß, wie sie den Mann an ihrer Seite dazu bekommen kann, alles für dieses Ziel zu tun. Meine Meinung: Bei Macbeth – Blut wird mit Blut bezahlt ist genau das drin, was der Titel verspricht, und das macht die Geschichte zur perfekten Unterhaltung für alle, die sich zu Halloween einmal ganz ohne Vampire gruseln wollen. Da es mein erster Nesbø ist, kann ich nicht beurteilen, ob die dargestellte Brutalität die seiner anderen Krimis übertrifft oder sich nahtlos in eine Reihe damit stellt, aber in jedem Fall hat der Autor hier ganz tief in den Topf mit der Aufschrift ‚Blutoper‘ gegriffen und alles herausgeholt, was darin zu finden war. Keine tiefgründigen psychologischen Erklärungen für die Morde, sondern Machtgier, Sex, Drogen und aus kranker Loyalität und Logik ausgeübte Gewalt, das alles mit Dialogen wie aus einem Opernlibretto und vor einer Kulisse, in der es abwechselnd regnet und nach Exkrementen stinkt und in der auch die Luft tötet. Bei einer richtigen Oper weiß man meist, wie es ausgehen wird, aber man verzeiht die dick aufgetragenen Posen und vorhersehbaren Wendungen, wenn nur der Komponist sein Handwerk versteht und die Töne richtig getroffen werden. Beides ist hier der Fall. Die Figuren sind zwar stereotyp, aber in ihrer Rolle glaubwürdig, und die Story wird packend erzählt. Was mich allerdings etwas irritiert hat, ist die nur vage Festlegung in Raum und Zeit: Eine Stadt im Norden Großbritanniens (?), in der sich Politik, Polizei und organisiertes Verbrechen die Macht aufteilen, 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (?). Der Roman bekommt dadurch den Anstrich einer Dystopie, aber wenn das beabsichtigt war, dann hat sich der Autor mit diesem Anspruch dann doch ein bisschen übernommen. Da helfen auch philosophische Gespräche mit Anspielungen an Adam Smiths Wirtschaftstheorie der „Unsichtbaren Hand“ nicht, vor allem, wenn der Philosoph dann noch vollkommen unerklärlicherweise verklausuliert als Adam Hand eingebaut wird (S.29). Viel besser gefallen hat mir die Umsetzung des Motivs der drei Hexen, des berühmtesten Beispiels einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung in der Literatur: Diese lässt Nesbø als „drei Schwestern“ auftreten, mit allen dazugehörigen Assoziationen und ganz ohne schwarze Magie. Ich denke, wer das Genre und/oder den Autor mag wird den Extrakick des Shakespeare-Plots nett finden und sich beim Lesen gut unterhalten, aber eine in die Tiefe gehende moderne Deutung des alten Stoffs, wie das etwa Edward St. Aubyn mit Dunbar und seine Töchter für King Lear gelungen ist, sollte man nicht erwarten. Eher ist es ein gut getunter Mix aus Sex & Drugs & Crime, leichte Kost für graue Herbsttage.

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Moderne Macbeth Version, durchaus lesenswert

Von: Michael Lausberg aus Doveren

23.10.2018

Der norwegische Autor und Musiker Jo Nesbö hatte seinen literarischen internationalen Durchbruch mit seiner Harry-Hole-Reihe: Hauptperson der Reihe ist der alkoholkranke, alleinstehende Hauptkommissar Harry Hole, der zumeist brutale Mordfälle lösen muss. Der integre Osloer Mordermittler muss sich diesmal mit einem haltlosen Mörder aus Machtgier in einem eher dystopischen Kontext herumschlagen. Der Ausgangspunkt für Nesbös Macbeth war das Hogarth-Shakespeare Projekt, das Schriftstellern die Chance bietet, ihre Neuerzählung eines Shakespeare-Werkes zu präsentieren. Dies ist nun eine moderne Adaption der gut 400 Jahre alten Tragödie, die auf das Ende des 20. Jahrhunderts verlegt wird. Schauplatz des Geschehnisses ist eine lebensfeindliche Stadt namens Capitol, die New York und Glasgow ähnelt. Die Geschichte spielt in den 1970er Jahren inmitten einer Hochzeit des Verbrechens von Mord bis Drogenhandel. Dabei steht die Polizei und deren Hierarchie im Mittelpunkt: Der Chief Commissioner Duncan und Macbeth und Duff als seine Untergebenen. Der im Anfang als rechtschaffener Anführer einer Spezialeinheit vorgestellte Macbeth entwickelt sich durch Drogenkonsum und Unverletztlichkeitsphantasien zu einer machgierigen Maschine, die nach der Macht in Capitol greift. Eine Schlüsselrolle spielt dabei auch seine Geliebte „Lady“, die ihn dabei tatkräftig unterstützt. Es folgen zahllose Morde, Intrigen und Machtspiele wie in der Vorlage von William Shakespeare. Die Verlockung durch die Macht wird am Beispiel Macbeths und seiner Freundin dabei plastisch geschildert. Abgeschlossen wird das blutvolle Geschehen durch einen spektakulären Showdown, der noch nicht verraten wird. Die Morde sind grausam und in Einzelheiten beschrieben, nichts also für Leute mit sensiblen Nerven. Dennoch ist dies kein plumper, billiger Roman mit reiner Gewalt: Es wird die Frage gestellt, warum sich Menschen von der Gier nach Macht überrumpeln lassen und ihren Charakter dafür völlig ändern. Daher ist diese moderne Macbeth Version durchaus lesenswert.

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