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Rezensionen zu
Das Jahrhundert verstehen

Dan Diner

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Dan Diner offenbart in seinem Buch einen außerordentlichen Blick auf die Geschichte Europas. Er verfolgt die Entwicklungen über dominierende Deutungslinien, die sich schon Anfang des 19. Jahrhunderts erkennen lassen. Für ihn sind es der Wiener Kongress 1815 und der Pariser Frieden 1919, die Weichen stellen. Im Falle der Beziehung Russlands mit Europa geht Dan Diner sogar auf das Rechtsverständnis des Römischen Rechts bzw. des napoleonischen Code Civil zurück. Es sind sind politisch ideologische Deutungslinien, die in kurzen Zeitabständen Brüche aufweisen und ethnisch-topographische, die über Jahrhunderte bei den politischen Entwicklungen mitschwingen. Dan Diner sucht sich seinen Aussichtspunkt in der östlichen Peripherie im ukrainischen Odessa, auf den Treppen der Potemkinschen Treppe. Gemeinsam mit dem Leser schweift sein Blick vom Schwarzen Meer über Konstantinopel, den Balkan, Italien, Deutschland, Polen, Russland bis nach Frankreich. Dabei besteht Dan Diner auf sein Recht auf Auslassungen. Besonderen Wert legt er auf den Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland, die" Orientalische Frage", die Balkankriege, die Entwicklung Polens und Frankreichs Rolle nach dem Zweiten Weltkrieg. Immer wieder analysiert er Antagonismen von Staatssystemen, Freiheitsauffassungen oder topologischen Rechtsansprüchen. Das besondere an diesem Buch ist seine Aktualität. Ich denke, es wurde deswegen neu aufgelegt. Ursprünglich ist es 1999 erschienen. Die aktuellen, politischen Ereignisse bewogen den Verlag, das Buch neu aufzulegen. Europas ethnisch-topographische Konflikte sind in den Bereichen um das Schwarze Meer und des Balkan zu suchen. Immer wieder gingen die europaweiten Eskalationen von diesen Bereichen aus. Es kommt nicht von ungefähr, dass die derzeitige Syrien-Flüchtlingskrise von der Türkei ausgeht und sich über den Balkan seinen Weg nach Europa gesucht hat. Dan Diner sieht die einzige Lösung in einem erstarkten Europa - politisch, wie auch militärisch. Es gibt nur ein Zusammenwachsen, oder der Zerfall.

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Der Titel von Dan Diners Buch „Das Jahrhundert verstehen“ formuliert schon einen großen Anspruch an sein Werk und so versucht er, auf 320 Seiten die Geschichte des 20. Jahrhundert zusammenzufassen und ihre Zusammenhänge aufzuzeigen. Der Untertitel „1917 – 1989“ ist dabei eher irreführend. Auch wenn sich seine Ausführungen auf den Zeitraum zwischen Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn einer europäischen Einigung in den 50er Jahren konzentriert, sind viele Zusammenhänge viel umfassender, so dass auch oft Bezüge zur Zeit vor oder während des ersten Weltkriegs eine Rolle spielen. Das Ende des Kalten Krieges und der Zusammenbruch der Sowjetunion spielen hingegen gar keine Rolle mehr in der Darstellung, so dass sie eigentlich in den 60er Jahren endet. Diner versucht in seinem Buch, keine klassische Geschichtsschreibung in rein chronologischer Reihenfolge zu erstellen, sondern legt den Schwerpunkt auf die Beziehungen und Folgen von einzelnen Handlungen, was das Buch gut lesbar und nachvollziehbar macht. Die dadurch zeitweise stattfindenden Zeitsprünge lassen sich beim Lesen recht schnell erschließen und sind kein Hindernis. Als Leser, der sein Wissen aus dem klassischen Geschichtsunterricht der Schule bezogen hat, erkennt man plötzlich neue Zusammenhänge durch die Einnahme einer anderen Perspektive. Diner stellt an vielen Punkten die Perspektive Russlands und der in seinem Umkreis liegender Staaten ebenso wie die griechische oder türkische Situation in den Blickpunkt, was einen neuen Eindruck der Abläufe und Zusammenhänge ermöglicht. Dan Diners „Das Jahrhundert verstehen“ ist ein spannendes und erhellendes Buch für alle Geschichtsinteressierten Leser. Man muss sich jedoch erst einmal auf den Stil einlassen, den ich teilweise etwas gestelzt und künstlich abgehoben fand. An einigen Stellen hätten sich die Zusammenhänge meiner Meinung nach auch einfacher erklären lassen. Nachdem ich mich etwas eingelesen hatte, haben mir die Darstellung Dan Diners und sein Blick auf die Geschichte aber sehr gut gefallen.

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