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Rezensionen zu
Schatten der Toten

Elisabeth Herrmann

Judith-Kepler-Roman (3)

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Im dritten und damit auch letzten Teil „Schatten der Toten“ wird Judith Kepler vor die Wahl gestellt, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Immer wieder gerät sie aufgrund ihrer Vergangenheit und Recherchen mit den Geheimdiensten bzw. ehemaligen Agenten aneinander. Man will die Vergangenheit nicht ruhen lassen und irgendwie gehören die alten Stasi- und BND-Leute fast schon zu ihrem Leben dazu. Auch die kleine Tabea, Judiths ehemalige Nachbarin, die inzwischen in Thüringen bei einer Tante lebt, lässt Judith nicht zur Ruhe kommen. Das Mädchen hält Kontakt zu ihr und als es mit einem Blinddarmdurchbruch im Krankenhaus landet, wird auch Judiths Kontakt zu Tabeas Vater Frederik Meißner, einem V-Mann, der in der rechtsextremen Szene unterwegs ist, wieder enger. Judiths Chef Dombrowski hat einen Herzinfarkt und Judith muss die Geschäfte übernehmen, wobei sie wieder feststellt, dass Dombrowski wohl der einzige Mensch ist, der ihr wirklich nahe steht und der sie kennt. Elisabeth Herrmann gelingt es spielend, an die beiden Vorgänger anzuknüpfen. Fast beiläufig bringt sie die Leser auf aktuellen Stand und nimmt dabei auch diejenigen mit, die die ersten Bände vielleicht nicht gelesen haben oder bei denen es auch so lange her ist wie bei mir. Bastide Larcan, der eine tragende Rolle spielt und noch mehr Aufmerksamkeit bekommt als bisher, ist gewohnt undurchsichtig. Bei den Parts, in denen er handelt, hatte ich schon in den ersten Bänden so meine Schwierigkeiten. Seine Motivation habe ich nie richtig durchdrungen, und auch bei „Schatten der Toten“ war mir nicht ganz klar, welches Spiel er spielt. Das ganze Drama um Sassnitz habe ich wohl bis zum Schluss nicht vollständig durchdrungen, wobei es dieses Mal noch eine Zusammenfassung gab, bei der ich immerhin das Gefühl hatte, es zu verstehen. Erklären könnte ich es aber immer noch nicht. Elisabeth Herrmann schreibt in klarer, schnörkelloser Sprache und nimmt ihre Leser sofort mit. Gerade zu Anfang hatte ich jedoch zeitweise durchaus Durststrecken, wenn es zu wirr und undurchschaubar wurde. Später wurde es mir wiederum manchmal zu hektisch, und das will bei über 600 Seiten schon was heißen. Gerade am Ende passieren viele Dinge gleichzeitig und es sind so viele Personen, die komplett konträre Interessen haben, dass einem schon mal schwummrig werden kann. Judith Kepler war wie immer meine Lieblingsfigur. Eine junge Frau, die trotz ihrer schweren Kindheit und der sie immer wieder einholende Ereignisse sich selbst treu bleibt und das Herz auf dem rechten Fleck hat. Auch Frederik Meißner, den V-Mann, mochte ich sehr, wohl auch, weil er in seiner Motivation und seinem Handeln sehr klar ist. Kellermanns Tochter Isa jedoch, mit der Judith bereits in „Stimme der Toten“ zu tun hatte und die mehr mit Judith gemein hat als vermutet, ist eine aalglatte, eiskalte und berechnende Frau, die für ihre Ziele über Leichen geht. Bastide Larcan, der ja, wie sich im zweiten Band herausstellt, Judiths Vater ist, ist nach wie vor undurchsichtig und unberechenbar. Gleichzeitig muss man fast schon bewundern, wie er immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge zieht und seine Schäfchen ins Trockene bringt. Man muss sich geradezu gewaltsam ins Gedächtnis rufen, dass das Leben auch ihm übel mitgespielt hat und er zuweilen nur ein Spielball der Geheimdienste war und ist. Interessant ist der Schauplatz Odessa, den Elisabeth Herrmann selbst besucht hat, wie man auf Facebook eine Zeitlang verfolgen konnte. Die Szenen mit Ukrainern und Russen werden mit ukrainischen bzw. russischen Wortfetzen untermalt, die man aber auch ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse erschließen kann. Man merkt auch allen drei Bänden der Trilogie die intensiven Recherchen zu den Geheimdiensten deutlich an. Dabei gelingt es Elisabeth Herrmann, Informationen ganz nebenbei und ohne lange Erklärungen einfließen zu lassen. Insgesamt haben mir die ersten beiden Bände besser gefallen. Das Ende hat mich wieder sehr mit einigen Durststrecken versöhnt und ich bin sehr froh, diesen letzten Weg mit Judith gegangen zu sein. Es wäre doch zu schade gewesen, nicht zu erfahren, wie es bei ihr weiter geht. Der Minicliffhanger ganz zum Schluss hätte nach meinem Geschmack nicht sein müssen. Mir ist er zu aufgesetzt und ich finde Judith hat jetzt auch einfach mal Ruhe verdient. © Tintenhain

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Das Cover des Buches ist dunkel gehalten, an einer Mauer führt eine Treppe ins Tiefe. Der Titel ist hell und erhaben, darüber der Name der Autorin Elisabeth Herrmann. Es macht sofort den richtigen Eindruch, dass der Roman ein Thriller ist. Judith Kepler ist Tatortreinigerin. Ihr Chef liegt nach einem wiederholten Herzinfarkt auf der Intensivstation und möchte ihr die Firma übergeben. Als sie einen alten Bekannten wiedertrifft und dann auch noch ihr Kindermädchen, aus dem Waisenhaus stirbt, brechen alte Wunden auf. Judith will sich an ihrem Vater Richard Lindner, alias Bastide Larcan rächen, der ein gesuchter Verbrecher ist und viel Leid verursachte. Aber erst soll er ihr die für sie wichtigste Frage überhaupt beantworten. - Er war zu Zeiten des kalten Kriegs ein Romeo. Er machte sich an Frauen heran, die Geheimnisträger waren. Die Stasi war überall. Ist sie es noch? Wird Judith sich auf die Suche in ihre Vergangenheit begeben, oder so weiterleben wie bisher? Wie der Titel verrät, entscheidet sie sich für Reise zu den Schatten der Toten, die ihr Vater zu verantworten haben soll. Elisabeth Herrmann hat eine wunderbare Art, ihre Charaktere in den Romanen herauszuarbeiten. Der Roman ist sehr spannend und es ist erschreckend, wie grausam Staaten durch ihre Geheimdienste vorgehen, auch heute noch. Für Leser, die die beiden vorhergehenden Romane nicht kennen, ist es leider mühsam, in die Handlung einzusteigen. Der Roman erschien im März 2019 im Verlag Goldmann.

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Wir haben die lange Autorückfahrt aus dem Urlaub genutzt und konnten danach kaum schlafen:) Spannend, packend und sehr ergreifend vorgetragen. Den nächsten Roman von Elisabeth Herrmann habe ich mir schon vorgemerkt.

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Disclaimer: Kann ganz leichte Spoiler enthalten, da Reihentitel! Vorab muss ich gestehen, dass der Thriller »Schatten der Toten« mein erstes Buch von Elisabeth Herrmann war, weshalb ich mich ganz naiv direkt in die Geschichte gestürzt habe. Erst im Verlauf des Buches wurde mir klar, dass es eine Vorgeschichte geben muss, da es immer wieder einen Querverweis auf diese gab, was für das Leseverständnis jedoch kein Problem darstellte. Zur Geschichte selbst: Judith Kepler ist Tatortreinigerin und damit im Großen und Ganzen auch zufrieden – wäre da nicht ihr unbändiger Wunsch, ihren Vater, einen früheren Stasi-Spion, zur Rede zu Stellen. Dies gestaltet sich recht schwierig, da dieser inzwischen unter dem Namen Bastide Larcan sein Unwesen im Untergrund treibt und als gefürchteter Waffenhändler gilt. Das hält sie jedoch nicht davon ab, jede Möglichkeit zu nutzen, ihn aufzuspüren. Als Quirin Kaiserley, ein ehemaliger Spion der BRD, sein neues Buch veröffentlicht, wird Judith von ihrer Vergangenheit eingeholt. In dem Buch wird die misslungene Operation Saßnitz 1984 aufgearbeitet, bei der Bastide Larcan, ehemals Richard Lindner, mit seiner Familie in den Westen geleitet werden sollte – im Austausch für eine Liste der wichtigsten Stasi-Spione. Gleichzeitig liegt Eva Kellermann im Sterben, eine ehemalige BND-Sekretärin, die von Lindner damals verführt worden war, um an geheime Informationen zu gelangen. Diese beiden Ereignisse führen dazu, dass sich Judith plötzlich in einem Umfeld von Ex-Agenten der BRD, der DDR sowie verdeckten Ermittlern und Agenten des BND wiederfindet. Zunächst hält sie das noch für Zufall, da ihre Aufmerksamkeit auf zwei andere Ereignisse gelenkt wird: Ihr Chef Dombrowski wird ins Krankenhaus eingeliefert, weshalb sie das Geschäft leiten muss. Gleichzeitig schwebt Tabea in Lebensgefahr, die ihr in der Vorgeschichte ans Herz gewachsen ist. Als plötzlich deren Vater Frederick in Berlin auftaucht und von einer ehemaligen BND-Agentin aufgesucht wird, ist ihr Interesse geweckt. •Was hat er mit dem BND zu tun und warum kümmert er sich nicht um seine Tochter? Nach etwas Recherche und der Begegnung mit einem weiteren Bekannten aus der Vergangenheit findet sie heraus, dass es einen Waffenhandel im ukrainischen Odessa geben soll. Zufälligerweise wurde ausgerechnet dort zuletzt auch Bastide Larcan, ihr Vater, gesichtet. Nun muss Judith eine wichtige Entscheidung treffen: •Wird sie ihren Verpflichtungen gegenüber ihrem Chef und Tabea gerecht, oder soll sie den Spuren zu ihrem Vater folgen? •Welches Risiko geht sie in einem undurchsichtigen Netz aus Motiven, Intrigen und (falschen) Informationen ein und welche Rolle spielt sie im Dickicht aus BND, KGB, Stasi und radikalen Vereinigungen wirklich? Nun, diese Fragen müsst ihr euch selbst beantworten, indem ihr das kurzweilige Buch von Elisabeth Herrmann lest. Zusammengefasst ist es ein spannungsgeladener Thriller, der sich gut lesen lässt und verschiedene Handlungsstränge zu einem Höhepunkt zusammenführt. Auch wenn für mich der Zusammenhang der Hauptcharaktere schnell klar war, war die Spannung dadurch nicht gemindert vorhanden. Was mich etwas verwundert hat, war die Vielzahl an Handlungssträngen und Verzweigungen, die m. E. nicht alle notwendig gewesen wären, um den Leser an der Nase herumzuführen: Durch den Rückblick zur Operation Saßnitz sowie zur Vorgeschichte, den Kompetenzkampf zwischen BND und Verfassungsschutz, den Verbindungen zwischen den Radikalen und den Ukrainern, den immer noch schwelenden Kräftemessen zwischen Ost und West und den persönlichen Motiven der Hauptpersonen, gab es für meinen Geschmack zu viele Einflüsse. Ein wenig reduzierte Komplexität hätte dem Buch sicherlich nicht geschadet, dem Leser aber einen einfacheren Einstieg und bessere Nachvollziehbarkeit verschafft. Sprachlich ist das Buch sehr gelungen, die Personen beschreibt Herrmann sehr ausführlich und bildhaft. Die Wortwahl in den Dialogen schärft die Eigenschaften der Charaktere und unterstützt dessen Eigenheiten, was sie sehr authentisch werden lässt. Als Stilmittel sind immer wieder scheinbare ukrainische (Dialekt)Wörter eingebaut wie »frantsuz«, »lider« oder »bulteryer«. Der Google Übersetzer konnte mir keinen einheitlichen Sprachursprung nennen, weshalb ich davon ausgehe, dass die Wörter frei gewählt wurden, um den Franzosen Bastide Larcan, den Leader Oleg und den Bullterrier Mikhail in dem Part des Handlungsstrangs in der Ukraine authentischer zu beschreiben, was für mich gut funktioniert hat. Das Setting in Berlin spielt nur eine untergeordnete Rolle, die Umgebung von Odessa dafür umso mehr. Auch die Orte beschreibt Hermann sehr bildlich, wodurch das Geschehen in der Fantasie deutlich sichtbar wird. »Die Eiszapfen an den Wäscheleinen – bizarre Kunstwerke, die an Tropfsteinhöhlen erinnerten. Wintergärten, das Holz ausgeblichen und verwittert, die kaputten Scheiben durch Pappkartons ersetzt. Türme, Erker, Labyrinthe aus Hinterhöfen, in denen man sich verlaufen konnte. Und immer wieder die Farben Odessas, abgeblättert, wie pockennarbige Fresken, von Ausblühungen fast gesprengt: Sahnegelb. Babyblau. Prinzessinnenrosa.« (S. 256) Was ich etwas schade finde, ist, dass das Cover nicht so richtig passt. Es erinnert an einen Ort im Buch, der jedoch etwas anders beschrieben wird. Hier hätte ich mir entweder einen stärkeren Bezug gewünscht oder ein Cover, das den Titel mehr aufgreift. Auch im Vergleich zu den Covern der anderen Bücher finde ich es nicht ganz so ansprechend oder catchy. Aber das ist Geschmackssache. Insgesamt betrachtet ist »Schatten der Toten« von Elisabeth Herrmann ein sehr gut geschriebener und komplexer Thriller, der (obwohl der dritte Band einer Reihe) auch einzeln wunderbar funktioniert. Für Fans von Spionagethrillern ein guter Lesetipp. Euer Jens

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Odessa

Von: wal.li

29.03.2019

Es ist noch nicht vorbei. Zwar ist die Banksache für Larcan gänzlich schief gegangen, das stachelt ihn umso mehr an, sich zu rehabilitieren. Inzwischen hat Dombrowski einen Herzinfarkt und Judith Kepler muss sich einer Aufgabe stellen, vor der sie immer zurückgeschreckt ist. Eva Kellermann stirbt und verrät ihrer Tochter Isa ihr letztes Geheimnis. Isa Kellermann ist schockiert. Noch mehr als je zuvor will sie Larcan zur Strecke bringen. Dafür ersinnt sie einen Plan. Judith, die die kleine Tabea nicht vergessen hat, möchte sich um das Mädchen kümmern, weiß aber nicht recht, wie sie sich der Pflegemutter gegenüber verhalten soll. Von ihrer Neugier gesteuert, trifft sie eher zufällig auf Tabeas Vater. Noch immer gibt es Geheimnisse in Judiths Leben. Nach der Sache Sassnitz wurde Judith in ein Kinderheim gebracht, wo viel getan wurde, um ihr nach ihren Eltern auch noch die Erinnerung an diese zu nehmen. Als Erwachsene fühlt sich Judith immer noch nicht vollständig. Und nun legt Isa Kellermann nach dem Tod ihrer Mutter ein so eigenartiges Verhalten an den Tag, dass Judith einfach herausfinden muss, was Isas Motivation ist. Genauso wie Isa will auch Judith eine Aussprache mit Larcan, der ihr lange totgeglaubter Vater ist. Im dritten Band der Reihe um Judith Kepler kommt es zu einem spannenden Finale. Da besonders die beiden letzten Bände aufeinander aufbauen, empfiehlt es sich die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Mit Freude verfolgt man, wie sich Judith in ihrer Persönlichkeit entwickelt und doch sie selber bleibt. Zunächst wird ihr die Aufgabe, die sie mit der Vertretung Dombrowskis übernommen hat recht schwer, doch bald verblasst dies neben den anderen Ereignissen, die ihre Spürnase Witterung aufnehmen lassen. Dabei kommen sie und Isa sich in die Quere und können sich doch nicht ausweichen. Wie sie schließlich beide in Odessa landen, ist in diesem packenden Krimi nachzulesen. Da geht es um Geheimdienstoperationen, Familiengeheimnisse und eine hartnäckige Judith Kepler, die sich einfach nicht abschütteln lässt. Als Tatortreinigerin ist sie einiges gewöhnt, doch hier wird ihre Resilienz auf eine echte Probe gestellt. Judith aber wächst mit ihren Aufgaben. Ihre Charakterschilderung erhält ebenso neue Facetten wie die ihres Vaters. Am Ende gewinnt Judiths Leben eine hoffungsfrohe neue Richtung, es bleibt aber genau das leichte Kribbeln, dass durchaus wünschen lässt, es gäbe noch mehr zu erzählen.

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… dass ich nicht ruhen werde, bis ich ihn gefunden habe.

Von: Elisabeth Bulitta aus Donaueschingen

23.03.2019

Mit „Schatten der Toten“ schließt Elisabeth Herrmann ihre dreibändige Romanreihe rund um die Tatortreinigerin Judith Kepler ab. Dieser Spionagethriller ist im März 2019 bei Goldmann erschienen und umfasst 672 Seiten. Nachdem ihr Chef einen Herzinfarkt erlitten hat, steht Judith Keplers Leben an einem Wendepunkt. In etwa zeitgleich stirbt die ehemalige Stasi-Spionin Eva Kellermann, die ihrer Tochter, Isa, an ihrem Sterbebett ein lang gehütetes Geheimnis offenbart. Wer oder was steckte wirklich hinter der Operation Sassnitz, die in den Achtzigern der kleinen Judith die Familie nahm? Die Spur führt nach Odessa, wo Bastide Larcan, Judiths Vater und früherer Stasi-Agent, inzwischen als einer der größten Verbrecher sein Dasein fristet. Und nicht nur einer wünscht diesem Mann dem Tod … Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs mit der Lektüre ein wenig schwertat. Die Handlung ist recht komplex, und die beiden Vorgängerbände waren mir nicht mehr 100%-ig präsent. Jedoch gelingt es Herrmann, mit geschickt eingestreuten Informationen in ihrer Leserschaft wieder Judiths Geschichte wachzurufen, sodass man sich doch nach und nach in die Story einfinden kann. Ein gewisses Maß an Konzentration erfordern bis zum Ende die vielen verschiedenen Abkürzungen für Geheimdienste und –organisationen, die man allerdings nach einer Zeit auch gut zuordnen kann. Ist man beim Lesen einmal in den Lesefluss gekommen, präsentiert sich Herrmanns Thriller als interessante Reise durch die beiden Großstädte Berlin und Odessa sowie die deutsch-deutsche Geschichte. Insbesondere die Beschreibungen des heutigen Odessas und seiner Menschen haben mich beim Lesen sehr beeindruckt und zeugen von einer tiefgreifenden Recherche. Zudem stellt die Autorin mit Judith Kepler einen Menschen und sein Schicksal ins Zentrum des Geschehens, die des Erinnerns an diese deutsche Epoche würdig sind. Mag der Mittelteil des Thrillers, in dem viele Vorbereitungen diverser Geheim- und Nachrichtendienste geschildert werden, zuweilen zu langatmig erscheinen, macht dieses der wirklich fulminante und von Überraschungen geprägte letzte Teil dieses Buches fast wieder wett. Im Gegensatz zu den Charakteren des Buches verfügen Leserinnen und Leser über alle wichtigen Informationen, sodass für sie die gesamte Kepler-Reihe zu einem befriedigenden und logischen Ende kommt. Herrmanns Sprache ist vielfältig: So gibt es einige sprachlich wirklich gelungene und feine Passagen, während an anderen Stellen, passend zu Hintergrund und Charakter der Figuren, die Sprache sehr derbe ist. Alles in allem ist das Buch flüssig zu lesen und bereitet in dieser Hinsicht keine größeren Schwierigkeiten. Ein wenig gewöhnungsbedürftig dürften für einige die eher uns fremd erscheinenden ukrainischen Namen sein. In diesem Roman trifft man beim Lesen auf viele aus den Vorgängerbänden schon bekannte Gesichter, was für Neueinsteiger/innen eventuell eine Herausforderung darstellen könnte. Dennoch sind alle Charaktere sehr vielschichtig und – vor allem – wandelbar dargestellt, die Sympathien für die einzelnen Figuren kommen und gehen von Zeit zu Zeit – lediglich Judith Kepler scheint hier eine Konstante zu sein. Das Cover ist düster gestaltet, allein die helle Schrift mit Titel und Namen der Autorin sticht hervor. Die Treppe, die ins Tiefe führt, hat durchaus symbolischen Charakter: ein Abstieg in die Abgründe des Menschen und der Geschichte. Aber auch zum offensichtlichen Inhalt des Buches gibt es Bezüge, spielt der Keller doch mehr als einmal eine Rolle. Alles in allem präsentiert Elisabeth Herrmann mit „Schatten der Toten“ trotz ausgesprochener Längen einen lesenswerten und würdigen Abschluss ihrer Kepler-Trilogie. Der spannende Showdown lässt das Buch zu einem Muss für alle Kepler-Fans werden. Von mir gibt es daher mit dreieinhalb von fünf Sternen eine klare Leseempfehlung.

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Spionage und Geheimnisse

Von: ikatzhorse2005 aus Suhl

15.03.2019

Schatten der Toten von Elisabeth Herrmann, ein atmosphärischer Thriller, erschienen im Goldmann Verlag Im dritte Band begibt sich die Tatortreinigerin Judith Keppler auf Spurensuche nach dem Mann, der ihr Leben von Grund auf veränderte und ihre Chance auf eine sorglose Zukunft zerstörte, ihren Vater. Nach gefühlsgewaltigen Entwicklungen und einem überraschenden Todesfall entscheidet sich Judith, für eine Reise zum Grund dieser bedeutungsvollen Tatsache und eine tragische Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Ich. ... Elisabeth Herrmann ist ein großartiger Thriller gelungen. Mit einer intelligent ausgeklügelten Geschichte und einem logischen Aufbau, auf 669 flüssig lesbaren Seiten, entwirrt die Autorin Verstrickungen von geheimen Machenschaften, illegalen Handlungen von machthabern gedeckt und schicksalhaften Begebenheiten. Mit einer anspruchsvoll konstruierten Story und treffenden, fesselnden Worten muss der Leser aufpassen und mitdenken, um die verschiedenen Verwicklungen und Bündnisse zu verstehen. Bei den Aktionen und Handlungen von Judiths Vater sowie den geschichtlichen Folgen benötigt man alle Sinne, um nicht aus den Takt zu kommen. Definitiv ist das keine Lektüre nach einem arbeitsreichen Tag, wenn man müde ist. Agenten, BND, Stasi und andere tretten auf die Bühne und agieren in dunklen Zeiten. Undurchschaubare Aktionen und unerwartenden Wendungen fördern den Spannungsaufbau bis zum schlüssigen Ende. Fazit: Ein gelungener Spionagefall mit Judith Keppler, der mich fesseln konnte und den ich gern weiterempfehle. Leider geriet die Hauptprotagonistin neben der Haupthandlung fast ein wenig in den Hintergrund und ihre Gedankengänge landeten im Verborgenen. In den Vorgängerbänden war Judith greifbarer und näher am Leser. Ich vergebe 4 sehr gute Punkte für diese scharfsinnige Reise in die Vergangenheit zu den Schatten der Toten.

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