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Rezensionen zu
Das geheime Leben der Violet Grant

Beatriz Williams

Die East-Coast-Reihe (2)

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Netter Schmöker

Von: Ritja

03.07.2016

Durch einen geheimnisvollen Koffer wird ein langgehütetes Familiengeheimnis aufgedeckt. Vivian, die diesen Koffer erhalten hat, wirbelt dabei jede Menge Staub auf und nicht jeder aus der Familie möchte sie dabei unterstützen. Gern hätte man Violet Grant weiterhin totgeschwiegen und aus der Familie verbannt. Aber warum? Genau dieser Frage geht Vivian hartnäckig nach. Der Anfang der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Eine freche Vivian und eine interessante Violet, die im Wechsel aus ihrer jeweiligen Perspektive die Geschichte erzählen. Der Schreibstil von der Autorin ist gut und leicht zu lesen, so dass man durch die Seiten gleitet. Jedoch wird die Geschichte, je weiter sie voranschreitet, immer zäher und unglaubwürdiger. Ich verlor etwas den Bezug zu den Figuren. Für mich passte das Verhalten von Vivian nicht zu der Zeit, in der sie lebte – 60er Jahre. Auch die Liebesgeschichte von ihr und ihrem Dr. Paul war mir zu dominant und hat dadurch die Suche nach Violet etwas verdrängt. Auch Violet Geschichte/Leben wird sehr von ihrem Eheleben und dem Sex mit den Männern (Ehemann/Liebhaber) beeinflusst. Ihre Forschung und ihr Kampf um Anerkennung und Freiheit als Frau wird etwas vernachlässigt, was ich schade fand. Generell war die Geschichte sehr „liebeslastig“ und weniger geheimnisvoll und überraschend. Ich hatte mir etwas mehr Geschichte und weniger Liebesgeschichte erhofft. Insgesamt ist es trotzdem ein netter Schmöker mit zwei großen Lieben in verschiedenen Zeiten, einem Geheimnis und etwas Abenteuer.

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New York, 1964. Vivien Schuyler eilt zum Postamt, um ein Paket abzuholen. Dort trifft sie auf Paul. Der junge Arzt hilft ihr anschließend, das schwere Paket nach Hause zu tragen. Es ist ein Koffer, der eigentlich ihrer Großtante Violet gehört. Von dieser Verwandten hat seit ihrem Verschwinden 1914 niemand mehr geredet, weswegen der Inhalt des Koffers umso geheimnisvoller erscheint. Die junge Journalistin wittert eine große Story und fängt mit den Recherchen an. Gleichzeitig findet sie allerdings heraus, dass ihr Paul ebenso unter dem Namen David bekannt ist und sich mit ihrer besten Freundin Gogo trifft. Berlin, 1914. Violet Grant ist mit ihrem Mann, dem Wissenschaftler Walter Grant, von Oxford nach Berlin gezogen. Sie arbeiten beide in einem naturwissenschaftlichen Institut. Nach nur kurzer Zeit ihrer Ehe hat Violet die Untreue ihres Ehemannes erkannt. Der Schmerz und die Enttäuschung darüber lässt sie den Avancen des jungen Physikers Lionel Richardson nachgeben. Violet sucht einen Weg, sich aus ihrer Ehe zu befreien. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, sieht sie ihre Chance, um mit Lionel in die Schweiz zu fliehen. Bei einem kurzen Handgemenge bleibt Walter verletzt zurück. Beatriz Williams zeichnet das Leben der beiden Frauen nach. Zwischen den beiden Zeitebenen liegen 50 Jahre, die einen großen Umbruch nach sich zogen. Violet war eine der wenigen Frauen, die sich in der Naturwissenschaft einarbeiten durften. Den Stand der Frauen beschreibt die Autorin deutlich im Umgang mit Walter Grant, der Frauen lediglich zu seiner Befriedigung sucht. Um seine Widerwärtigkeit zu unterstreichen unterlässt es Williams, ihm sympathische Züge zuzuschreiben. Dadurch ist anschließend allerdings Violets Handlung nur umso nachvollziehbarer. Dieses seit 50 Jahren in der Familie totgeschwiegene Ereignis wird nun durch die Zustellung des Koffers erneut in Erinnerung gerufen. Dank der Neugier und den Nachforschungen von Vivien kommt endlich Licht in die Angelegenheit. Vivien lebt für die 60-er Jahre recht unabhängig in New York und hat ein vorlautes Mundwerk gepaart mit Spontanität. So ist zu erklären, dass sie sich unsterblich in einen Mann verliebt, den sie gerade zwei Minuten kennt. Die Konstellation wird umso verzwickter, da ausgerechnet ihre beste Freundin bereits mit ihm liiert ist. Paul möchte diese Verbindung zwar lösen, wird jedoch durch die seinerzeit gängigen gesellschaftlichen Regeln an seine Pflichten erinnert. Dieser Part lenkt ein wenig vom Familiengeheimnis ab und verursacht Längen beim Lesen, bevor der Schluss dafür entschädigt. Sämtliche Fäden werden zusammengeführt und es gibt ein rundes Ganzes. Auch wenn das Buch vermutlich nicht zu meinen Jahreshighlights zählen wird, bin ich doch wieder halbwegs versöhnt. Dennoch kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen. Die Familiengeschichte ist zwar interessant gestaltet, bleibt aber zu sehr im diffusen Licht, warum sich die Schwestern von Violet überhaupt nicht mehr für ihren Verbleib interessiert haben. Hier steckt viel mehr Potential drin. Genauso in Bezug auf die politische Situation Deutschlands hätte weit mehr eingegangen werden können. Violet kannte die großen Denker der Nation so gut, dass sie mit ihnen zur Entspannung musizierte, lässt sie dann aber komplett unerwähnt mit ihrem damaligen Schaffen. Der Strang um den jungen Arzt beginnt ebenfalls vielversprechend, um sich dann ständig um sich selbst zu drehen. Hier hätte man sich mehr auf das Investigative in der Familiengeschichte konzentrieren sollen. Nicht jede Dopplung treibt eine Handlung voran.

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