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Rezensionen zu
Ein Jahr auf dem Land

Anna Quindlen

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€ 10,00 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

in Anna Quindlens diesjährigem New York Times Bestseller. Wenn ich als Leserin einen Tipp geben darf, dann diesen: ein sonniges Plätzchen suchen, am besten für einen langen Wochenendtag, mit einem heißen Kaffee beginnen und dann über Rhabarberschorle, geeisten Joghurtdrink am frühen Abend zum Landwein übergehen, und – wer danach noch schlafen kann – mit einem Espresso enden. Der Roman ist eine Ferienlektüre, eine, die in einem Rutsch gelesen werden will. Das steht so natürlich nicht im Klappentext, aber gäbe es Gebrauchsanweisungen für Bücher, und wäre ich Gebrauchsanweisungsschreiberin, nun, ich würde das Buch unter eben diese Rubrik einordnen. Oder unter Wohlfühlbuch, wo nichts, weder Scheidungen, ekelhafte Ehemänner, verrückte Geschwister, demente Eltern noch Geldsorgen wirklich weh tun. Das sind alles Schicksalsschläge, die den Gang der Dinge am Laufen halten, nie wirklich existentielle Sorgen. Auch wenn schon mal der Strom ausgeht und nur noch trockene Toastbrotscheiben im Kühlschrank gammeln. Es gibt allerdings keine Gebrauchsanweisungen für Bücher, also schreibe ich, was ich gelesen habe. Erst mal eine Geschichte, die mir nah geht. Ich bin zwar noch nicht ganz so alt, ich habe weder einen Ex-Mann, noch Kind, ich bin nie berühmt gewesen, und sei es nur für eine einzige Fotoserie, ich lebe auch nicht in New York. Dafür kenne ich das Problem des Allein-seine-Frau-Stehens, das Gefühl, älter zu werden, die Lust am Fotografieren und die saumselige Art liebloser Mütter. Außerdem mag ich Geschichten, die in alte, verkommene Häuser führen, wo improvisiert werden muss, um aus dem Umheimeligen wieder ein zu Hause zu machen, übrigens ein Aspekt in Esther Kinskys “Am Fluss”, der mir ausnehmend gut gefallen hat. Rebecca Winter lernen wir in ihrer dritten Nacht in einem “maroden kleinen Haus” an einer namenlosen Straße irgendwo in der amerikanischen Provinz kennen, wie sie aus dem Schlaf fährt, weil sie einen Schuss, oder das, was sie für einen Schuss hält, hört. Ihr ist, wie zu erwarten, unheimlich, aber sie bleibt stocksteif vor Schreck und vor Ratlosigkeit liegen, denn weder Uhr noch Handy können ihr in dieser fremden Dunkelheit im Funkloch Orientierung geben. Wir ahnen es schon, sie ist wirklich am Ende der Welt angelangt, wäre da nicht so ein feines kleines Café, in dem es garantiert immer beste Muffins und Scones gibt, eine Wirtin mit dem Herzen am rechten Fleck und gleich am Morgen nach dem vermeintlichen Schuss einen Mann wie ein Schrank, der – ich ahne es bereits auf Seite 14 – der zukünftige Mr. Right sein wird: “Er hatte ein verbeultes Metalletui aus der Gesäßtasche gezogen und ihr eine Visitenkarte gegeben. Seine Hände, fand Rebecca, schrien förmlich danach, fotografiert zu werden. Auf den Handrücken wuchsen helle Härchen, und die Hände waren übersät von Narben: winzigen Linien, größere Kreise, am Rand der einen Handfläche schlängelte sich eine lange, hellrosa Zickzacklinie entlang. Am linken Zeigefinger fehlte das letzte Fingerglied. In Schwarz-Weiß, das wusste Rebecca, würden die Narben stärker hervortreten, die Härchen wie fein schraffiert wirken.” Von da an mache ich mir keine rechten Sorgen mehr. Hier und da tropfen kleine Geldsummen auf ihr geschrumpftes Konto, ulkige Vergütungen wie ein Preis, von einem reichen Hobbymaler ins Leben gerufen, der nur an ältere Kunstschaffende ausgegeben wird und kaum einen Heller (bzw. Dollar) wert ist. Mit zu großem Ego wäre für Rebecca vielleicht schon hier Schluss, denn es ist klar, dass die Auszeichnung fast so etwas wie ihr Gegenteil ist, als PreisträgerIn ist man zumindest schon lange Zeit weg vom Fenster (und aus den Galerien). Gut gefällt mir, dass Rebecca ausgerechnet mit einem Foto von ungespültem Geschirr und Resten eines Abendessens mit Freunden ihre Karriere beginnt, einem Foto das ihre verkorkste Ehe zeigt und den hochtrabenden Titel “Stillleben mit Brotkrümel” trägt. Verkorkste Ehe deshalb, weil ihr Mann Peter eine diebische Freude daran hat, seine Frau abends mit umangekündigten Gästen zu überraschen, die dann nicht nur standesgemäß (der Mann ist Professor) bewirtet werden, sondern hinter denen, bis der Mann am nächsten Morgen wieder in der Küche erscheint, auch noch penibel hergeräumt werden muss (dass alles noch schlimmer kommt, ist auch hier schon vorauszusehen). Auch später, wenn sie ihren Sohn oder dessen Spielzeug fotografiert, wird das unter feministischen Vorzeichen markttauglich gemacht, während sie eigentlich nur ihren goldenen Käfig von innen ablichtet. Dass die Autorin ausgerechnet Rebeccas Profession, die Fotografie, zu einem Angelpunkt ihrer Veränderung macht, überzeugt mich allerdings nicht. Auch wenn ich über die anderen Klischees großmütig hinwegsehe, weil die Geschichte, trotz aller Vorhersehbarkeit süffig zu lesen ist und gute Laune macht, weil zumindest hier mal alles ziemlich schnell funktioniert und die Probleme, die einen im Leben Wochen, Monate, auch mal Jahre im Weg stehen, ratzfatz erledigt werden. Und weil wir dauernd in den Wald gehen, einen süßen Zottelhund als Mitbewohner bekommen und Muffins satt essen, ohne zuzunehmen. Nicht, dass ich ihr nicht abnehme, dass das Landleben eben doch einen Zauber haben kann und Großstadtneurotikerinnen, wie Rebecca eine ist, auf einige elementare Dinge des Lebens zu stoßen in der Lage ist. Was ich ihr nicht abnehme, dass sie früher nur Formen, Linien, Schattierungen und Kontraste gesehen hat, um ihre Fotos zu machen und erst in der Einsamkeit des Waldes angesichts merkwürdiger Kreuze, die dort scheinbar wie Pilze aus dem Boden wachsen, das Leben hinter der Kamera wahr nimmt. Doch nicht, wenn man vorher so sehr die Enge des eigenen Lebens zeigt – !? Vielleicht ist die Geschichte nicht die eines “Neubeginns”, wie der Klappentext verspricht, sondern die eines langsamen Ankommens. Und zwar auf den noch nicht so ausgetretenen Spuren vom Luxusappartement am Central Park in ein namenloses Kaff am Rand eines wilden Waldes. Ende gut, alles gut. Allerdings hätte es mir besser gefallen, Rebecca wäre in dem alten klapprigen Häuschen geblieben, statt sich auf dem Grundstück ein nagelneues Haus aus Glas und Zedernhaus mit einem Zinkdach zu bauen, von dem Geld, was natürlich auch wieder fließt. Herzlichen Dank an Random House für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

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Mit dem Anfang der Geschichte habe ich mich doch recht schwer getan, was vor allem am Erzähl- und Schreibstil lag. Der Roman ließ sich zwar von Beginn an recht flüssig lesen, was mich aber gestört hat, waren die übermäßig vielen Rück- und Ausblicke und die inflationäre Verwendung der Phrase "Aber das kam später". Es muss zwar nicht alles immer chronologisch erzählt werden, aber bei Ein Jahr auf dem Land hatte ich teilweise das Gefühl, ein ziemliches Durcheinander vor mir zu haben und habe manchmal erst nach ein paar Seiten gemerkt, dass ich momentan nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft oder Vergangenheit bin. Auch mit der Protagonistin Rebecca hatte ich so meine Probleme, denn sie war für mich irgendwie nicht wirklich greifbar, was nicht nur daran liegt, dass sie mit 60 verhältnismäßig alt ist. Nach meinem Empfinden habe ich nicht wirklich viel über sie und vor allem ihr Innenleben erfahren, sondern nur Oberflächlichkeiten und dass sie nach einem halbwegs luxuriösen Leben nun ständig rechnen muss und knapp bei Kasse ist. Generell betrachtet Quindlen ihre Charaktere aus einer gewissen Distanz, was einfach nicht meinen Geschmack trifft, weil ich so das Gefühl habe, sie lediglich von Weitem zu beobachten und nicht wirklich an ihrem Leben teilzuhaben. Originell, wobei jedoch etwas holprig, sind die verschiedenen Kapitel des Romans gegliedert. Teilweise geben sie kurze Zeitungsartikel wieder oder beschäftigen sich nicht mit der Protagonistin Rebecca, sondern auch mit anderen Figuren, zum Beispiel ihrem Sohn Ben oder dem Dachdecker Jim Bates. Das ist durchaus interessant, stört aber für mich auch den Lesefluss und lässt den Text stellenweise inkohärent wirken, da mir ab und zu die Zusammenhänge und Übergänge fehlen. Auch habe ich angesichts des Titel etwas anderes vom Landleben erwartet. Rebecca zieht für ein Jahr aus New York weg und in eine Kleinstadt, die auf mich nicht besonders ländlich wirkt. Das kann aber daran liegen, dass ich selbst auf dem Land und in einem ziemlich kleinen Dorf aufgewachsen bin. Wenn man aus einer Millionenstadt wie New York kommt, erscheint vermutlich Leipzig mit seinen um die 500.000 Einwohnern schon beinahe ländlich :D Ich jedenfalls hatte irgendwie detailliertere Landschaftsbeschreibungen, Kühe, Apfelkuchen im Herbst und generell eine andere Idylle erwartet. Für die Protagonistin ist jedoch die Kleinstadt schon eine derartige Veränderung, dass sie ihr Leben von grundauf umkrempelt und nun auch Wert auf andere Dinge legt. Diese Veränderung hat mir schon sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie sehr unsere Umgebung uns beeinflusst und dass es sich manchmal lohnt, seinen Horizont zu erweitern und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Diese neuen Eindrücke inspirieren Rebecca nicht nur in Bezug auf ihre Arbeit als Fotografin, sondern geben ihr auch den Mut, sich auf eine neue Liebe einzulassen, die sie in dem deutlich jüngeren Dachdecker Jim findet. Das ist durchaus romantisch, auch wenn die Beziehung zwischen den beiden mir auch nicht besonders glaubwürdig und irgendwie eher zweckmäßig erschien. Das Ende von Ein Jahr auf dem Land ist dann ein typisches Happy End. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass Rebecca endlich ihre Bestimmung findet und auch die anderen Personen glücklich ihrer Wege gehen. Ein schöner Abschluss des Romans, der mich dann doch noch berührt hat, obwohl mir die Geschichte insgesamt ziemlich distanziert und gewöhnlich erschien. Mein Fazit: Ein Jahr auf dem Land von Anna Quindlen transportiert eine schöne Botschaft, nämlich, dass es sich auch mit fortschreitendem Alter noch lohnt, aus seinem gewohnten Trott auszubrechen und sich für Neues zu öffnen. Die Grundidee hat mir wirklich gut gefallen, nur die Umsetzung traf leider nicht ganz meinen Geschmack. Zu den Personen konnte ich keinen wirklich Bezug herstellen und auch hatte ich von Anfang an einfach eine völlig andere Vorstellung von einem Roman, der Ein Jahr auf dem Land heißt. Auch der Schreibstil ist eher gewöhnungsbedürftig, die vielen Rück- und Ausblicke haben den Lesefluss gestört und die kurzen, auch auf andere Personen Bezug nehmenden Kapitel wirkten manchmal deplatziert und überflüssig. Dennoch möchte ich mich beim DVA Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken, denn die wirklich schöne Botschaft und das Ende der Geschichte haben mich wirklich erreicht.

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Als ich “Ein Jahr auf dem Land” das erste Mal gesehen habe, ist mir sofort dieses wunderschöne Cover aufgefallen und als ich den Klappentext gelesen habe, war es klar – das Buch möchte ich lesen und habe mich riesig gefreut, als es vor ein paar Tagen bei mir einzog. Leider wurde ich sehr enttäuscht, vielleicht auch weil ich mir nach dem Lesen der Inhaltsangabe etwas komplett anderes vorgestellt habe. In den Grundzügen ist es eine sehr interessante und informative Geschichte rund um die Fotografin Rebecca, nur habe ich mich mit den Zeitsprüngen und dem Schreibstil von Anna Quindlen nicht anfreunden können. Zeitweise verfing mir leider auch die Lust weiterzulesen, doch ich habe mich durchgekämpft und das Buch beendet.

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... und vielleicht der Grund dafür, dass das Buch und ich nicht warm miteinander wurden... Spätmittelalterliche Fotografin, die bisher von den Tantiemen EINES Fotos gelebt hat (wie geht das eigentlich? Dazu kenne ich mich in dem Thema Fotografie zu wenig aus…), stellt fest, dass dies nun nicht mehr geht. Nach dem Fortgang des Buches zu urteilen, muss ihr Name im Land mehr als bekannt sein, wenn sie in dem kleinen Dorf sofort erkannt wird. Was macht sie? Statt sich auf ihren bekannten Namen zu besinnen und das Marketing anzukurbeln? Sie zieht aufs Land. Weder Rebecca, noch Jim, noch die wenigen anderen Dorfbewohner sind mir wirklich näher gekommen. Die Landschaft mochte ich, sie war gut beschrieben. Ansonsten sind die Sätze kurz, manchmal schon abgehackt. Oft musste ich innerhalb weniger Zeilen komplett umschalten, weil die Autorin plötzlich ganz woanders weitererzählte. Der teilweise schräge und trockene Humor Rebeccas haben mich zwischendurch etwas mit dem Buch versöhnt. Den Grundtenor, dass es immer weiter geht und man nie zu alt für etwas Neues ist, fand ich gut und wichtig. Ich hatte mich sehr auf und über das Buch gefreut, jedoch habe ich dieses Mal beim Lesen keinen Draht dazu gefunden und mich oft mehr oder weniger von Seite zu Seite gequält, besonders der Anfang war zäh. Aber ich werde dem Buch definitiv ein dauerhaftes Zuhause geben und nehme mir vor, es noch einmal zu lesen. Vielleicht war ich ja in einer falschen Stimmung für das Buch.

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Ihre Karriere als Fotografin – längst über den Zenit hinaus. Ihre Ehe – geschieden. Ihr einziger Sohn – ist inzwischen aus dem Haus und steht auf eigenen Beinen. Für Rebecca Winter ist mit Anfang 60 klar: irgendwas muss sich ändern. Jahrelang konnte sie von den Einkünften eines sehr gelungenen Schnappschusses leben, der landauf, landab als Kunstdruck in zahlreichen Küchen und Wartezimmern hängt, aber allmählich versiegt auch diese Quelle und es ist Rebecca kaum noch möglich, die Stadtwohnung in Manhattan zu finanzieren. Die Lösung: raus aus der Metropole und ab aufs Land, zumindest mal für ein Jahr! Und genau hier steigt der Roman ein. Wir befinden uns irgendwo im US-Bundesstaat New York auf dem platten Land, inklusive lauschigem Dorfleben, kleinem Café, klatschfreudigen Bewohnern, Natur pur, und allem, was sonst noch so dazu gehört. Eigentlich wirklich nett – und genau da sind wir auch schon bei dem Problem angelangt, das ich mit diesem Roman hatte. Es war irgendwie alles „nett“: die Schilderung des Dorflebens, die Sprünge in die Vergangenheit, als Rebecca Winter noch „jemand war“, die einzelnen Charaktere und der Erzählstil der Autorin – alles sehr „nett“ und manchmal auch wirklich unterhaltsam. Aber eben nur manchmal. Obwohl ich diesen Roman durchaus nicht als schlecht bezeichnen würde und mir sogar sehr sicher bin, dass er viele Leserinnen glücklich machen wird, wurde ich nicht richtig warm damit. Ich kann nicht genau benennen, woran es gefehlt hat – der Funke ist einfach nicht übergesprungen, eine richtige Begeisterung für Handlung oder Figuren blieb bei mir aus. Dennoch finde ich, dass er eine schöne Geschichte transportiert, die mit einer wichtigen Botschaft verbunden ist: dass es nie zu spät ist, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und sich – in Teilen – von dem zu lösen, was einen bisher ausgemacht (und stellenweise vielleicht auch gehemmt) hat. Dass es sicher etwas Mut benötigt, an gewissen Schrauben im Leben zu drehen und über seinen Schatten zu springen, dass dieser Mut jedoch durchaus belohnt werden kann. Oder wie es im Verlagstext formuliert wird: der unfreiwillige Landaufenthalt ist für Rebecca Winter kein Spaziergang im Central Park – und doch beschert er ihr eine unverhoffte Liebe, neue Inspiration und den Mut, unbekannte Wege zu beschreiten... Vielen Dank an die DVA für das Rezensionsexemplar!

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Man erwartet Landlust, man bekommt mehr. Rebecca Winter ist Fotografin und erfolgreich-gewesen. Im Alter von 60 Lenzen sind ihre finanziellen Mittel aus ruhmreichen Tagen aufgebraucht. Zeit Bilanz zu ziehen, Neuorientierung ist notwendig. Als Fotografin ist sie erledigt-glaubt sie. „Die Währung einstigen Ruhms bringt mit der Zeit immer weniger Zinsen ein.“ Unwürdig erscheint es ihr, Verabredungen für Restaurant und Cafe aus Geldmangel abzulehnen oder Zeitmangel als Grund vorzutäuschen. In dieselbe Kategorie fallen Urlaubs- und Geburtstagseinladungen, die sie mit dem Verweis auf Terminschwierigkeiten ausschlägt. Keine Klagen, immer überwiegt die Ratio. Es wächst jene Idee für die Dauer eines Jahres ihre New Yorker Wohnung zu vermieten, um mit diesen Einnahmen sich ein einfacheres Wohnen auf dem Lande zu ermöglichen. Alter und Lebenssituation (sie ist geschieden-Ben ihr Sohn nicht mehr auf sie angewiesen) haben auch Vorteile. Sie ist unabhängig in ihren Entscheidungen, wenn man von den finanziellen Nöten mal absieht. Alles dreht sich um Neuanfang, um die Frage was bleibt, wenn vieles verloren ist. Ihr ist bewusst, dass das neue Leben auf dem Land kein Spaziergang werden wird. Die ländliche Idylle lässt sich nicht lumpen und zeigt gleich zu Beginn, das sie auch anders kann. Die ersten Nächte sind schlaflos. Jagende Nachbarn und lärmende Waschbären sind Nachtgestalten deren Bekanntschaft sie bisher nicht machte, auf die sie jedoch mit der ihr eigenen Besonnenheit reagiert. Rebecca ist eher Pragmatikerin als Romantikerin. Sie ist eigenständig, gewillt anzukommen. Nichts scheint wirklich mühsam zu sein. Es ist wie es ist. Ihre Tage sind durchstrukturiert. Die selbst auferlegte Ordnung gibt ihr Halt. Sie braucht einen Fahrplan um Sicherheit zu fühlen, erkennbare Routine im Alltag. Rebecca ist dort wo sie ist, das ist ihre große Stärke. Mit nahezu buddhistischer Gelassenheit nimmt sie die Höhen und Tiefen des Lebens an ohne sie zu bewerten. Sie erlebt sich weder als Berühmtheit noch als Versagerin. Sie ist Rebecca, sie lebt jetzt auf dem Land. Allein im Hier und Jetzt taucht sie in das Landleben ein, dass keineswegs so ereignislos ist wie es scheint. Seine Geheimnisse erschließen sich nur nicht auf den ersten Blick. Es gelingt Anna Quindlen im lockeren Plauderton den Alltag sichtbar zu machen, ohne alltäglich zu werden. Es ist ein ruhiger Fluss, unspektakulär, unaufgeregt, sachlich. Erst am Ende des Buches finden sich auch andere Töne. Ich persönlich mag ja ländlich geprägte Romane ganz gern. Man kann sich so schön wiederfinden. Ich wohne auch ländlich und nächtliche Schüsse sind keine Seltenheit. Das außer Rehen, auch mal Katzen oder Hunde getroffen werden, muss als Kollateralschaden gewertet werden. Waschbären lärmen hier nachts noch nicht, aber Marder können ebenso viel Krach machen, neben unermüdlich rasenmähenden Nachbarn am Tage. Quindlens Roman ist kurzweilig und unterhaltsam, auch wenn das reale Landleben manchmal spannendere Momente bereithält. Wie es ausgeht? Verrate ich natürlich nicht, wenn es sich auch erahnen lässt. Zur Autorin: Anna Quindlen, 1952 geboren, ist erfolgreiche Autorin von Romanen und Sachbüchern. Ihre Kolumnen in der New York Times erhielten 1992 den Pulitzer- Preis. Ein Jahr auf dem Land von Anna Quindlen, wurde übersetzt von Tanja Handels und erschien im Februar 2015 bei DVA (Verlagsgruppe Random House).

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