Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Eine Odyssee

Daniel Mendelsohn

(9)
(4)
(0)
(0)
(0)
€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Daniel Mendelsohn gibt an der Universität ein Seminar zu Homers ,,Odyssee". Dieses Mal hat sein pensionierter Vater beschlossen, daran teilzunehmen. Niemand der beiden ahnt, dass dieser alte Mythos entschieden dazu beiträgt, ihre Beziehung grundlegend zu verändern... . Sicherlich kennt jeder die alte Sage von Odysseus, der den griechischen Meeresgott verärgert und deshalb jahrelang mit seinem Schiff umher irren und dabei ein Abenteuer nach dem anderen bestehen muss. Der Professor Daniel Mendelsohn liefert zu dieser Geschichte sehr viele interessante Erläuterungen. Schon alleine wegen der Erklärungen wäre das Buch großartig und spannend, doch besonders fasziniert hat mich, wie er die einzelnen Themen darin auf sein eigenes Leben anwendet und dadurch wieder seinem eigenen Vater ein großes Stück näher kommt. Mendelsohn gibt hier sehr private Eindrücke in seine eigene Kindheit und erzählt von vielen Erlebnissen mit seinem Vater, die oftmals nicht positiv für beide verliefen. Umso erstaunlicher war es für mich zu lesen, dass ausgerechnet die Odyssee dazu beiträgt, dass sich der sonst so kühle und distanzierte Vater mit seinem literarisch geprägten Sohn ausspricht und versöhnen kann. Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es hier gerne weiter.

Lesen Sie weiter

Als begeisterter (griechische) Mythologie-Leser, jedoch nicht des (Alt-)Griechischen mächtig, reizte mich dieser Titel sofort, als ich von ihm las. Nach der Leseprobe war ich allerdings skeptisch und unentschlossen - auf Grund des, bereits auf den ersten Seiten, verschachtelten Erzählstils könnte dieses Buch entweder genial oder unnötig akademisch-komplex werden. Ich habe mich aber entschieden, dem Buch eine Chance zu geben... ... und das nicht bereut! Denn auf etwa 350 Seiten entwirrt der Autor nicht nur die 12.110 Verse der Odyssee, sondern verstrickt diese 10 Jahre Abenteuer Odysseus´ gekonnt mit seinem Leben, dem seines Vaters und anderen Familienangehörigen. Dabei gelingt ihm etwas wunderbares: Er entstaubt dieses über 2500 Jahre alte Epos nicht nur, sondern zeigt auf, dass Geschichte lebt. Was früher die Menschen bewegte, bewegt sie noch immer. Identität, Liebe, Vertrauen und Verrat, Kampf, Tod und Beziehungen beschäftigen Menschen aller Epochen. Dieses Buch verlangt Konzentration - nicht nur ob der Wissensfülle, die Mendelsohn zur Odyssee, ihrem Aufbau, "Autor" Homer, Stilmittel und Sprachbilder während seines Seminars bespricht, sondern insbesondere wegen des unkonventionellen Erzähl- und Schreibstils. Ganz wie die Odyssee, ist auch die Begleitgeschichte keine stringent erzählte, sondern folgt Irrungen und Wirrungen der antiken Erzählung, springt vor und zurück, erklärt erst zu späterem Zeitpunkt Ereignisse und ihre Bedeutung. Passend zur aktuellen Leseposition in Homers Werk und den Debatten der Studieren: Anekdoten aus Daniel Mendelsohns Kindheit, Anmerkungen seines Vaters, gemeinsame Erinnerungen, Anspielungen auf Familiengeheimnisse und Verbindungen zur gemeinsamen Odyssee-Kreuzfahrt. Buch im Buch im Buch - mithilfe dieses Romans kann man nicht nur die Odysee (besser) kennenlernen und das Leben der Protagonisten aus der Jetztzeit erforschen, sondern bekommt quasi einen Lektüreschlüssel zum antiken Werk - man muss sich natürlich nicht an diese vorgegebene(n) Interpretation(en) halten, sondern kann seine eigene bilden. Ich hätte die Bedeutungen einzelner Szenen und Stilmittel auf keinen Fall so erfassen können; zumal ich ja auch des Griechischen nicht mächtig bin. Das Buch ist also eine Zusammenfassung, ein Lektüreschlüssel und zugleich auch ein eigenständiger Roman und zugleich alles auf einmal. So gerne ich auch lesen, durchaus auch Klassiker und Anspruchsvoll(er)es - Literaturwissenschaften, Philologie ("Liebe zur Sprache"), Germanistik und Ähnliches wäre ja gar nichts für mich. Dieses viele Analysieren, diese Ungewissheit, diese Stilmittel... Umso überraschender und beeindruckender war für mich, wie sehr Mendelsohn mir die Liebe zu seiner Disziplin nahbringen und verständlich machen konnte, ohne dass ich das notwendigerweise auch studieren wollen würde. Aber es gelingt ihm eben, indem er mir als Leser das eigenständige Grübeln größtenteils abnimmt und eine Interpretationsrichtung vorgibt, die Gedanken anstößt, das Wunder der Sprache zu offenbaren. Wie genial bestimmte Stilmittel und Bilder zu einer Absicht passen, wie subtil und zugleich offensichtlich etwas angedeutet werden kann, wie eloquent man etwas ausdrücken kann, ohne es dabei gesagt zu haben... FAZIT: Mehr als nur eine fantastische Lesehilfe für die Odyssee; ein Interpretationsangebot, das mit spannenden Einsichten und Verknüpfungen belohnt, wenn man sich dem verworrenen Schreibstil und komplexen Erzählungsaufbau hingibt.

Lesen Sie weiter

„Geschichten sind alles, was wir haben“, sagt einer der bedächtigeren Wikingerkönige in der erfolgreichen TV-Serie „Vikings“. Sobald Menschengruppen eine Größe annehmen, in denen sich nicht mehr jeder persönlich kennt, sind gemeinsame Mythen, Sagen, eben Geschichten, der soziale Kitt, der ein gedeihliches Zusammenleben ermöglicht. Und spätestens seit Darth Vaders „Nein Luke, ich bin dein Vater!“ wissen wir, dass die besten Geschichten Familiengeschichten sind. Einer der klassischen Grundlagentexte abendländischer Kultur, Homers Odyssee, lässt sich ganz wunderbar als Vater-Sohn-Geschichte lesen: Auf der einen Seite der abwesende Vater, der Held Odysseus, dessen Listenreichtum im Trojanischen Krieg längst der Stoff von Legenden ist, auf der anderen Seite der verlassene Sohn, Telemachos, der in der Pflicht steht, seine Mutter Penelope vor den drängenden Freiern, die am Königshof in Ithaka ungehemmt zechen, zu schützen und den großen Fußstapfen des Vaters irgendwie gerecht zu werden. Die Homerischen Gesänge sind, in ihrem ganzen Reichtum an Deutungsebenen und Querverweisen, ein schier unendlicher Schatz existentiell-menschlicher Reflexion. Und speziell in der Odyssee liegen erstaunlich viele Themen verborgen, die in der 4.000 Jahre späteren Gegenwart ungemein resonieren: Identität, Heimat, familiäre Strukturen und Rollenbilder, das wechselseitige Verhältnis von Dichtung und Wahrheit, um nur einige zu nennen. Den Vater-Sohn-Komplex, als die das Epos auch gelesen werden kann, nimmt der Philologe Daniel Mendelsohn zum Anlass, das Verhältnis zum eigenen Vater zu reflektieren. Durch die gemeinsame Seminarlektüre, durch eine gemeinsame Kreuzfahrt auf den Spuren des „Schmerzensmanns“ Odysseus, durch unzählige Gespräche, Rückblicke, Anspielungen und Assoziationen wird der Leser auf sprachlich höchst ansprechende Weise Zeuge einer Wiederannäherung, letztendlich eines wechselseitigen Verstehens, einer Odyssee der Gefühle und der Gedanken. Am Ende ist man nicht nur belesener, sondern auch beseelter. Geschichten sind wirklich alles, was wir haben. Und das ist so unglaublich viel.

Lesen Sie weiter

Kein Zweifel: "Die Odyssee" von Homer ist Weltliteratur und behandelt die großen Themen der Menschheit wie Familie, Kultur und Heimat. Auch Daniel Mendelsohn, Autor und Ich-Erzähler dieses autobiografischen Romans, ist fasziniert von dem Helden der griechischen Mythologie und bringt dessen Abenteuer in einem Uni-Grundkurs seinen Studenten näher. Womit er nicht gerechnet hat: Dass sein 81-jähriger Vater Jay beschließt, ebenfalls an dem Seminar teilzunehmen und – mehr noch – dass der bisher verschlossene und abweisende Mathematiker sich ihm immer mehr öffnet. Dabei macht er es seinem Sohn nicht leicht, wirft er doch immer wieder ein, dass Odysseus ganz und gar kein Held gewesen sei. Er habe geweint, seine Frau betrogen und sich von anderen Göttern helfen lassen. So entspinnen sich interessante Diskussionen zwischen Vater und Sohn, die von den übrigen Seminarteilnehmern amüsiert verfolgt und kommentiert werden. Sie regen auch den Leser an, über Themen wie das Unterwegssein, das Lernen, die Erziehung oder die Ehe nachzudenken. Während der Ich-Erzähler den Inhalt, den Aufbau und die Erzähltechnik des Werkes erläutert, erfahren wir immer mehr über die problematische Beziehung zwischen ihm und seinem Vater. Im Anschluss an das Seminar unternehmen sie sogar gemeinsam eine Mittelmeerkreuzfahrt zu den Schauplätzen der Odyssee. Ich fand es originell und unterhaltend, auf diese Art und Weise Einblick in das homerische Epos zu bekommen. Im Gegensatz zu einem Sachbuch gewinnt die Geschichte durch die Seminarform nicht nur an Dynamik, sondern durch den Bezug zu der Familiengeschichte des Autors auch eine persönliche Komponente. Die Parallelen wirkten manchmal etwas konstruiert, waren im Ganzen aber überzeugend.

Lesen Sie weiter

Es gibt sie meist nur einmal im Jahr, diese ganz besonderen Bücher, die sich abheben von der Masse, die anders sind, in kein Raster passen. In diesem Jahr scheint das Mendelsohns "Eine Odyssee" zu sein. Das Buch eines Altphilologen über die Irrfahrten des Odysseus, aber auch darüber, was man heute noch aus einem jahrhundertealten Epos lernen kann und ein Buch über Beziehungen, zwischen Partnern, zwischen Eltern und Kindern. In hohem Alter entschließt sich Daniel Mendelsohns Vater an einem Seminar seines Sohnes zur Odyssee teilzunehmen. Kurze Zeit danach buchen die beiden Männer gemeinsam eine Kreuzfahrt und schippern auf den Spuren des listigen Helden durch die Ägäis. Geschickt vermengt Mendelsohn Textanalyse mit Anekdoten, findet Parallelen zur heutigen Zeit, zeigt die unveränderlichen Wahrheiten des Epos auf und bleibt dabei durchgängig verständlich und feinfühlig. Es geht um die Vielschichtigkeit des Charakters. Ein Mensch kann im Familienkreis gänzlich anders wirken und sich geben als z.B. am Arbeitsplatz. Es geht um Partnerschaften und was Menschen schlußendlich zusammen hält. Es geht um Erwartungen an andere, die sich aus dem eigenen Lebenslauf ergeben, aber für die anderen nicht nachvollziehbar sind. Kurz, es geht um das menschliche Zusammenleben, das sich in seinen Grundstrukturen seit der Antike nicht groß geändert zu haben scheint. Ich habe dieses Buch unglaublich gern gelesen, geradezu "verschlungen". Man lernt wie nebenbei unfassbar viel über die Interpretationsmöglichkeiten zum Text, über Aufbau und mögliche Intentionen des Dichters. Und das ganze ohne Staub und falsches Pathos. Odysseus ist ein Mensch, der ohne Hilfe der Götter verloren wäre, eigentlich ein Antiheld, einer, der sich um Kopf und Kragen geredet und dabei den Weg verloren hat. Strahlende Helden findet man woanders, aber nicht hier. Was die Odyssee uns heute bedeuten kann, zeigt der Autor anhand der eigenen Familiengeschichte. Die Beziehung zum Vater ist nicht störungsfrei, Jay Mendelsohn ist ein schwieriger Charakter, mit hohen Erwartungen und nur selten offen gezeigten Gefühlen. Das gemeinsame Lesen des Textes führt zu einer Annäherung von Vater und Sohn, die sehr warmherzig und liebevoll beschrieben wird. Man kann nicht umhin, auch über das eigene Beziehungsgeflecht nachzudenken, Vergleiche zu ziehen, Blickwinkel zu ändern. Leser, sich mit den antiken Epen beschäftigt haben, finden wahrscheinlich keine neuen Ansätze und nur altbekannte Thesen. Ich habe mit Freude gelernt und einige Denkansätze mitgenommen und halte dieses Buch daher ganz schlicht für großartig!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.