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Rezensionen zu
Er sieht dich

Sinéad Crowley

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Weil es den Fernsehproduzenten Gerry Mulhern beruflich nach Dublin verschlägt, landen auch Ehefrau Yvonne und Töchterchen Roisin dort. Schon daheim in London hat Yvonne nicht viele Kontakte gehabt, nicht einmal zu ihrer Herkunftsfamilie. Hier in Dublin kennt sie keine Seele. Im Internet stößt sie auf das Forum „Netmammy“, in dem sich werdende und frischgebackene Mütter austauschen. Yvonne meldet sich unter dem Nickname LondonMum an und diskutiert mit. Obwohl sie die Forumsmitglieder, von denen einige aus Dublin und Umgebung stammen, nie persönlich trifft und sie nur unter ihren Nicknames kennt, sind das derzeit die Menschen, die für Yvonne einem Freundeskreis am nächsten kommen. Als Netmammy MyBabba von jetzt auf gleich nicht mehr mitschreibt, auf keine persönlichen Nachrichten mehr reagiert und gleichzeitig das Verschwinden einer 26jährigen Frau und Mutter aus Südwestdublin durch die Medien geht, zählt Yvonne zwei und zwei zusammen. Sehr vieles, was MyBabba im Forum erzählt hat, stimmt mit dem überein, was die Presse jetzt über die vermisste Miriam Twoha schreibt, bis hin zum seltenen Vornamen des Kindes. Yvonne meldet ihre Beobachtung der Polizei. Dort nimmt man sie nicht ernst. Detective Garda Philip Flynn kapiert gar nicht, wovon sie redet. Detective Sergeant Claire Boyle, 39, selbst im 6. Monat schwanger und nicht gewillt, deswegen beruflich kürzer zu treten, geht Yvonne Mulherns Meldung nur halbherzig nach. Unterdessen hat man in einer erst kürzlich vermieteten Wohnung Miriam Twohas Leiche gefunden. Jemand hat die junge Frau unter Drogen gesetzt, misshandelt, missbraucht und schließlich umgebracht. Warum? Wer? Wohin ist der Mieter der Wohnung so schnell verschwunden? Wer ist er überhaupt? Was weiß der Wohnungseigentümer? Und was hat das dubiose Maklerbüro zu verbergen, das dieses Mietverhältnis angebahnt hat? Als ein weiteres sehr aktives Mitglied der Netmammys plötzlich wegbleibt und unerreichbar ist, ist Yvonne Mulhern zwar beunruhigt, aber nach ihren jüngsten Erfahrungen wird sie sich hüten, noch einmal bei der Polizei vorstellig zu werden. Das interessiert doch dort sowieso keinen! Hier irrt sie sich. DS Claire Boyle ist inzwischen krank geschrieben und hängt, streng „bewacht“ von ihrem fürsorglichen Ehemann, gelangweilt zu Hause herum. Das Fernsehprogramm geht ihr nach ein paar Tagen schon auf den Wecker, also surft sie im Internet und landet bei den Netmammys. Es dauert eine Weile, bis sie das Forum mit dem Fall Miriam Twoha und Yvonne Mulherns/LondonMums Hinweis in Verbindung bringt. Dafür fallen ihr Parallelen zwischen den Geschichten der zweiten abgängigen Netmammy zu einer Familientragödie in Galway auf, von der ihre Mutter kürzlich erzählt hat. Claire ignoriert alle wohlmeinenden Ratschläge und ermittelt im Krankenstand auf eigene Faust. Womöglich ist hier ein Serienmörder unterwegs, der gezielt das Forum nutzt, um an junge Mütter heranzukommen. Das heißt, dass eine der Frauen in akuter Lebensgefahr schwebt. Claire muss handeln ... Die Autorin trifft den Ton und die Atmosphäre eines Internetforums sehr gut. Obwohl sich die Mitglieder zum Großteil noch nie persönlich getroffen haben, herrscht unter ihnen eine Vertrautheit wie unter guten Freunden. Sie tauschen sich über höchst private Angelegenheiten aus, als seien sie vollkommen unter sich - dabei kann in dem Forum jeder mitlesen. Diese Tatsache vergisst man in solchen Foren schnell. Es ist gar kein Problem, anhand der Informationen, die die Frauen im Lauf der Zeit über sich und ihre Familie preisgeben, ihre Klarnamen und ihre Adressen herauszufinden, wie Claire Boyle uns an einem willkürlich herausgegriffenen Beispiel eindrucksvoll demonstriert. So anonym, wie sie dachten, waren die Netmammys trotz ihrer Nicknames nie. Wer die Vertrauensseligkeit der jungen Mütter auf welche Weise und zu welchem Zweck ausnutzt, das haut den Leser allerdings um. Darauf wäre man nie im Leben gekommen! Man hat allerdings auch keine Chance dazu, weil entscheidende Informationen erst kurz vor Schluss ans Licht kommen. Besonders abgebrühte Krimileser werden vielleicht mit der Zeit eine der Erzählperspektiven hinterfragen und ihre Schlüsse daraus ziehen, der Lösung des Falls dadurch aber kaum näherkommen. Das ist ganz schön fies konstruiert, nicht unbedingt neu, aber durchaus clever gemacht. Obwohl nicht gerade die Action kracht, würde man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen. Die Netmammys, die ihr Leben so bereitwillig vor aller Welt ausbreiten, sind einem so nahe wie die eigenen Internet-Freunde. Und unwillkürlich beginnt man, über sein eigenes Kommunikationsverhalten im Internet nachzudenken.

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