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Rezensionen zu
Die Großen Denker

Harald Lesch, Wilhelm Vossenkuhl

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€ 14,99 [D] inkl. MwSt. | € 15,50 [A] | CHF 21,50* (* empf. VK-Preis)

Ein gewichtiges Thema in einem gewichtigen Buch. 700 Seiten umfasst das Werk, das die Mitschnitte der Gespräche von Harald Lesch und Wilhelm Vossenkuhl enthält. In diesen Gesprächen, die im bayerischen Fernsehen gezeigt wurden, unterhielten sie sich über die großen Philosophen und Denker. Es ist eine lange Reise vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis in unsere Zeit hinein. Jedes Kapitel widmet sich einem anderen Philosophen und seinen Ideen. Die Gespräche der Professoren, die man hier nachlesen kann, gehen einen sehr persönlichen Weg und entfalten bei jedem besprochenen Philosophen seine Hintergrundgründe und Gedankenwelt. Auf diese Weise werden komplexe Zusammenhänge verständlich und Philosophie begreifbar und fassbar. Das Buch ist zeitlich chronologisch aufgebaut, kann jedoch auch kapitelweise gelesen werden. Der Inhalt bietet unglaublich viel Stoff zum Weiterdenken.

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Die Idee hat mich sofort begeistert, die Sache lag wohl auch nah, denn zuerst gab es eine Fernsehsendung in dem sympathischen Format eines Dialogs. Die Sendung und später auch das Buch heißen “Die großen Denker”, und die beiden Gesprächspartner sind Harald Lesch, Professor für Theoretische Astrophysik, und Wilhelm Vossenkuhl, emeritierter Ordinarius für Philosophie. Ein Buch über die europäische Philosophiegeschichte als Unterhaltung bei einem Glas Wein war mir außerdem gleich plausibel, wie denn, wenn nicht im Gespräch, kann man sich am besten philosophischen Fragen nähern? Und was wiederum liegt näher, als einen Natur- und einen Geisteswissenschaftler ins Rennen zu schicken (höchstens eine Natur- und eine Geisteswissenschaftlerin, die dasselbe tun), denn Philosophie, und darauf weisen die beiden auch am Anfang des Buches hin, war ursprünglich eine Art Generalwissenschaft, die sich mit Natur, Kultur, Politik und Technik gleichermaßen beschäftigte. Meine Begeisterung wurde allerdings gebremst, als ich das 702 Seiten starke Taschenbuch in den Händen hielt. Ebenfalls verwirrte mich die strikte Chronologie der Gesprächsrunden, bzw. -kapitel: Beginn ist am 28. Mai 585 vor Christus in Milet. Schluss ist bei den “philosophischen Hauptströmungen im 20. Jahrhundert”, d.h. in diesem Fall ungefähr im Jahr 1980. Beide Irritationen haben meinen Verdacht auf einen gewissen Etikettenschwindel bestätigt, und die Vorfreude getrübt. Der enorme Umfang (o.k., o.k., Kultromane schaffen heutzutage mindestens das doppelte Volumen…) ergibt sich aus der – wie mir scheint – mehr oder weniger unveränderten Übernahme aus den Sendungsgesprächen in einen Lesetext. Und das geht leider gar nicht. Hey, oh je, richtig?, genau! Ja? jaja! Natürlich, ach, nix da, wem sagst du das? etc. ergeben gelesen keine sprachliche Fluffigkeit, sondern liegen bleiern unter dem, was man von einem geschriebenen Dialog erwartet. Die Redundanz, die ein Fernseh- oder Radiotext dringend braucht, um verständlich zu bleiben (Ohren sind, was das Aufnehmen von Inhalten angeht, langsamer als Augen), geht eben bei einem Sachbuchtext sofort ins Auge: Denn er wird – ohne dass der Inhalt etwas dafür kann – steif und langweilig. Zugegeben, das ist jetzt ziemlich aus der Hüfte geschossen, aber nach meiner Einschätzung hätten 200 Seiten weniger nicht eine einzige wichtige Zeile gekostet. Der Etikettenschwindel besteht für mich genau darin: Als Buch hätte das Gespräch eine komplette Überarbeitung gebraucht. So bleibt es bloß das Buch zum Film. Die strenge Chronologie der Kapitel wiederum langweilte mich schon beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses. Gut, es geht Lesch und Vossenkuhl auch um eine Art “Evolution” der europäischen Philosophie: Wann kam ein Gedanke unter welchen Voraussetzungen zum ersten Mal einem Menschen in den Kopf und von dort ins Gespräch? Diese Frage stellen sie von Kapitel zu Kapitel, um sie immer wieder neu zu beantworten. Gefallen hat mir, dass die beiden ohne zu zögern Goethe und Schiller, Darwin und Freud zu den Philosophen zählen. Dass nicht eine einzige Philosophin ein Kapitel bekommt, ist dagegen nicht nur schade, sondern unhistorisch. Der Etikettenschwindel besteht hier für mich darin (und das ist eher eine persönliche und keine grundsätzliche Kritik), dass Gespräche nicht so “ordentlich” verlaufen. Gerade bei einem Glas Wein rechne ich mit Abschweifungen, Umwegen, hier und da auch mit einem Geistesblitz und eben nicht mit dem Abhaken der berühmtesten Denker von 585 vor bis 1980 nach Christus. Ich lese Bücher, die ich bespreche, stets bis zur letzten Seite. In diesem Fall werde ich diesem Anspruch sicher nicht gerecht werden. Aber ich will die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Denn ich habe das Gefühl, dass ich in dem Buch noch etwas bergen kann, auch, wenn es vielleicht kein ausdrückliches Happy End gibt. An Random House einen herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar.

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