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Rezensionen zu
Ein Mann fürs Haus

Nina Stibbe

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Nachdem sich die Eltern von Lizzie Vogel getrennt haben, ändert sich für die Neunjährige und ihre Geschwister einiges. Ihre Mutter zieht mit ihnen ins ländliche Leicestershire, wo sie in einem viel weniger komfortablen Haus als sie es in London hatten, wohnen. Heutzutage ist es gang und gäbe, dass eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern das Leben meistert. In den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts war es für Mrs. Vogel noch wie eine Tortur. Auch die Kinder spüren die Ablehnung bei ihren Klassenkameraden und in der Freizeit. Schnell wird ihnen klar, dass ein Mann im Haus fehlt, um als vollwertige Familie wieder einen Platz in der Gesellschaft zu bekommen. Die beiden Töchter stellen nun also eine Liste potentieller Ehemänner zusammen. Vor allem helfen sie einigen Verabredungen aber auch mit geschriebenen Nachrichten auf die Sprünge. Die Idee hinter der Geschichte hört sich witzig an und kann mit einigem Humor aufwarten. Der Sprachstil ist dabei eher nüchtern als kindlich und als Leser muss man sich immer mal wieder in Erinnerung rufen, dass die Mädchen noch minderjährig sind. Aus Sicht von Lizzie wird die Entwicklung ihres Lebens nach der elterlichen Scheidung als Rückblick erzählt. Der Kampf der Mutter um Unterhalt wird dementsprechend oberflächlich dargestellt. Nur der immer verheerender werdende Drogenkonsum der Mutter spiegelt das Ausmaß der Verzweiflung. Nahezu ohne Geld und psychisch am Boden begibt sie sich auf die Suche nach einem Job und findet ihn als Fahrerin für einen Wäschelieferanten. Auch hier werden die auf der Hand liegenden Probleme nur angedeutet, da sie Kinder kaum Einblick in diesen Teil der Erwachsenenwelt haben. Nina Stibbe zeichnet ein Gesellschaftsporträt der 70-er Jahre, das nur bedingt lustig ist. Zwar lockern die Überlegungen von Lizzie zu den einzelnen Männern die Handlung auf, indem sie ihnen Attribute wie tierlieb gibt, einen verheirateten Doktor nicht ausschließt, den Lehrer aber eher meiden will und schließlich Mr. Lomax ins Auge fasst. Da hat ihre Mutter aber schon den schmarotzenden Charlie ins Haus gelassen. Die Krise bessert sich also nicht, sondern es kommen noch die äußeren schlechten Bedingungen dazu. Die Autorin beobachtet scharf, wie sich die Dorfgemeinschaft ein Bild macht, das nicht frei von Vorurteilen ist. Das Ausgrenzen wird von ihr plastisch dargestellt und ist zwischen den Zeilen fühlbar. Man empfindet schnell Empathie für den stotternden Jungen und die beiden Mädchen, die viel zu schnell ihre unbeschwerte Kindheit hinter sich lassen mussten. Zwischen Leid und Hoffnung werden alle Emotionen angesprochen, um im nächsten Augenblick mit einem Pony im ersten Stock des Hauses überrascht zu werden. Die Britin hält einige dieser skurrilen Situationen bereit, bevor man aufatmend die letzte Seite beendet. Der Roman berührt. Auch wenn sich in den letzten 40 Jahren die Gesellschaft im Umgang mit Scheidungen geändert hat, ist diese Erinnerung an die alten Zeiten berechtigt. Die brutale Strenge wird herausgenommen, indem der Leser durch Lizzies Augen die Veränderungen betrachtet. Für sie sind ihre Haustiere wichtig und dass sie als Familie auch ohne Vater zusammenhalten. Trotz der witzigen Einschübe ist das Buch aber keineswegs zum Lachen. Es lässt sich schnell lesen, ist aber nicht leicht verdaulich. 2015 bekam Stibbe für ihr Werk einen Buchpreis verliehen. Diese Entscheidung der Preisrichter kann ich ohne Einschränkung nachvollziehen.

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