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Rezensionen zu
Die Erfindung der Flügel

Sue Monk Kidd

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€ 13,00 [D] inkl. MwSt. | € 13,40 [A] | CHF 18,50* (* empf. VK-Preis)

"Die elfjährige Sarah, wohlbehütete Tochter reicher Gutsbesitzer, erhält in Charleston ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk – die zehnjährige Hetty »Handful«, die ihr als Dienstmädchen zur Seite stehen soll. Dass Sarah dem schwarzen Mädchen allerdings das Lesen beibringt, hatten ihre Eltern nicht erwartet. Und dass sowohl Sarah als auch Hetty sich befreien wollen aus den Zwängen ihrer Zeit, natürlich auch nicht. Doch Sarah ahnt: Auf sie wartet eine besondere Aufgabe im Leben. Obwohl sie eine Frau ist. Handful ihrerseits sehnt sich nach einem Stück Freiheit. Denn sie weiß aus den märchenhaften Geschichten ihrer Mutter: Einst haben alle Menschen Flügel gehabt …" (Quelle: btb Verlag) Meine Meinung: Eigentlich ist "Die Erfindung der Flügel" ein Buch, das fernab von meinem eigentlichen Lesegenre liegt. Von allein hätte ich es bestimmt nie gelesen, auch wenn es inhaltlich sehr interessant klingt, und ich bin dem Verlag sehr dankbar dafür, dass er es mir überraschenderweise zugesandt hat. Die Geschehnisse und Charaktere dieses Buches berühren beim Lesen zutiefst und auch später hat mich der Roman noch lange nicht losgelassen. Er wird abwechselnd aus der Sicht von Sarah und Hetty geschildert und begleitet die beiden über viele Jahre. Insbesondere Sarah hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei mir. Sie ist eine ungeheuer mutige Person; sie tritt für so vieles ein, das zu ihrer Zeit überhaupt nicht üblich war, vor allem aber für die Rechte der Frauen und der Sklaven. Sie hat die Vision, etwas zu verändern und widmet sich dem mit voller Leidenschaft. Aber auch Hetty ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit, die in ihrem Leben, ebenso wie andere Sklaven, unheimlich viel erdulden muss. Manchmal war es nur schwer vollstellbar für mich, wie grausam Menschen sein können. Dieser Roman hat Gefühle bei mir geweckt, die sehr eindringlich waren. Ich muss zugeben, gerade deswegen mache ich für gewöhnlich einen großen Bogen um solche Bücher, denn es sind gerade diese Gefühle, die mich sozusagen eine Weile für die Realität aus dem Verkehr ziehen - ich kann sie einfach nicht so schnell abschütteln. Aber genau das macht für mich auch ein gutes Buch aus, dass es mich berührt und nicht mehr loslässt und deswegen bin ich letztendlich doch sehr froh, dass ich es gelesen habe. Fazit: "Die Erfindung der Flügel" hat mich in seine Seiten eingesogen und mich an einer berührenden Geschichte teilhaben lassen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Sehr bewegt habe ich zum Schluss das Buch geschlossen und möchte diesen Roman all jenen empfehlen, die keine Angst davor haben, beim Lesen Gefühle zu investieren.

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"Die Erfindung der Flügel" ist einer der Romane, die sich eindringlich ins Gedächtnis seiner Leser brennt. Der Kampf um Rechte und Freiheit farbiger Sklaven ist eine Teil der Historie, der mich immer wieder stark bewegt und in mir Wut, Scham und Trauer auslöst. "Das versuchte ich ihr zu erklären. Ich sagte:'Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt.' Sie zwinkerte mich an, und dann kamen die Tränen wieder. Sie schillerten wie Glasperlen." Sue Monk Kidd vereint in ihrem Roman die autobiografische Geschichte der Schwestern Sarah und Angelina Grimké, die selbst für Amerikaner eher unbekannt sind, obwohl sie die ersten Frauen waren, die sich öffentlich für die Rechte der Sklaven ausgesprochen haben und dadurch mitverantwortlich sind, für eine ganze Welle an Rebellionen und Veränderungen. "Revoluzzerinnen", die durch den ganzen Schaum an falschen Wertvorstellungen, die in dieser Zeit herrschten und ihnen sogar von ihrer eigenen Familie vermittelt wurden, für mehr Menschenwürde gekämpft haben. " 'Du glaubst, es bestünde keine Sünde darin, wenn ein Sklave lesen lernt? Diese unsere Welt kennt traurige Gewissheiten und eine davon ist, dass Sklaven, die lesen können, eine Bedrohung darstellen. Sie erführen solcherart Nachrichten und Kunden, die sie auf Weisen entflammen würden, die wir nicht beherrschen könnten. Ja, es ist ungerecht ihnen diese Fähigkeit vorzuenthalten, doch dabei geht es um den Schutz höherer Güter.' " Verknüpft wird die Geschichte der beiden Grimké Mädchen mit einer Erzählung aus der Sicht einer Sklavin. Abwechselnd berichten Sarah und deren Kammerzofe Hetty "Handful", die man ihr zu ihrem elften Geburtstag schenkte, aus ihren Leben, die unwiderruflich miteinander verbunden sind. Pflichterfüllung, aber auch Achtung und Respekt und dynamische Formen von Freundschaft verhelfen beiden dazu ihre eigenen Horizonte zu erweitern und für das zu kämpfen, was beiden in unterschiedlichen Formen fehlt: Freiheit. "Ich war nicht sicher, ob es Liebe oder Schuldgefühle waren, was Miss Sarah bewegte. Ich war nicht sicher, ob es Liebe oder der Wunsch nach Sicherheit war, was mich bewegte. Sie liebte und bedauerte mich. Ich liebte und benutzte sie. Es war nie nur das eine oder das andere. An dem Tag aber waren unsere Herzen rein." Durch den Wechsel der Erzählperspektive spricht der Roman noch viel eindringlicher zum Leser, als er es getan hätte, wenn man nur den Blickwinkel einer Protagonistin hätte. Dass Hettys Leben als Sklavin etwas ist, was man nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht, steht außer Frage, wie schwierig es aber auch war, diese Konventionen, die den Sklavenbesitzern eigene Arroganz und Überheblichkeit über Menschenleben, zu druchbrechen, wird in Sarahs Erzählabschnitten nur allzu deutlich. "Ich war erleichtert und entsetzt zugleich. Vor mir stand der geballte Trotz. Das, was Handful ausmachte."

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Sehr berührend ...

Von: Angi

28.02.2015

Meine Meinung: Früher habe ich immer mit großer Begeisterung die TV-Serie “Fackeln im Sturm” gesehen und die Erinnerungen daran haben es mir leicht gemacht, mir die prächtigen Gewänder und den Lebensstil der Südstaatenfrauen vorzustellen, die Sue Monk Kidd so eindrucksvoll beschreibt. Überhaupt ist der Erzählstil einfach toll … bildhaft, atmosphärisch, berührend. Sarah, Handful und Angelina sind sympathische Protagonistinnen, die ich sofort in mein Leserherz geschlossen habe. Man bangt, hofft, fühlt und leidet mit ihnen über viele Jahre hinweg. Tatsächlich gibt es nicht viel Anlass zum Lachen, doch trotzdem ist die Geschichte alles andere als trübsinnig. Es ist eigentlich sehr traurig, wenn man bedenkt, dass auch fast 200 Jahre nach diesen Geschehnissen noch immer keine echte Gleichberechtigung zwischen Farbigen und Weißen und zwischen Männern und Frauen herrscht. Dafür kämpften Sarah und ihre Schwester Angelina mit ganzer Kraft – und sie haben auch sehr viel bewegt. Dieser Roman basiert auf vielen realen geschichtlichen Ereignissen: die “Grimké Sisters” waren wirklich die ersten Frauen, die sich öffentlich für die Rechte von Sklaven aussprachen. Umso unverzeihlicher ist es, dass sie heute so unbekannt sind. Die Geschichte hat mich sofort total in ihren Bann gezogen, gefesselt und auch nach dem Zuklappen des Buchdeckels nicht wieder losgelassen. Vor dem Ende hatte ich etwas Angst, denn ich befürchtete, es würden Taschentücher nötig. Doch dem war nicht so, was ich absolut gelungen fand! Dieses wundervolle Buch kann ich eigentlich allen Lesern/Leserinnen empfehlen, egal ob jung oder alt. Es ist niemals kitschig, es ist nicht zu grausam, sondern einfach unterhaltsam, emotional und stellenweise sogar spannend. Fazit: Eine wundervolle, sehr emotionale Geschichte, die mich extrem berührt hat und die mir wohl noch lange im Kopf herumspuken wird.

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Charleston, 1803: An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, die Tochter eines Plantagenbesitzers, die Slavin Hetty „Handful“ Grimké als Geschenk. Sie soll ihr als Kammerzofe zur Hand gehen. Doch Sarah ist die Sklaverei verhasst. Erst versucht sie, das Geschenk abzulehnen, dann, Handful die Freiheit zu schenken. Ihre Versuche werden von ihren Eltern vereitelt, stattdessen bringt Sarah Handful verbotenerweise das Lesen bei. Neben ihrem Wunsch, die Sklaverei abzuschaffen, hat sie auch für sich selbst größere Pläne als die einer Hausfrau und Mutter: Sie will Anwältin werden. Als Kind wird sie für ihre Ideen ausgelacht, doch Sarah ist bereit, einen steinigen Weg zu gehen, um sich selbst und ihre Ideen verwirklichen zu können. Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Sarah und Handful kennen, aus deren Sichten die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Durch die Ich-Perspektive beider Sichten fühlte ich mich schnell mit den beiden Mädchen verbunden, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, obwohl sie unter demselben Dach leben. Die rebellische Sarah kann sich so manches erlauben und hat nur die Zurechtweisung durch ihre Eltern zu befürchten, während grobe Fehltritte von Sklaven auch mit Peitschenhieben oder dem Arbeitshaus bestraft werden können. Trotzdem leidet auch Sarah unter ihrer Rolle als Frau, die ihr nicht erlaubt, ihrem Berufswunsch nachzukommen. Die eindringlichen Worte der Geschichte ließen mich mit beiden Mädchen mitfühlen. Ich freute mich mit ihnen über jeden noch so kleinen Erfolg, den sie verbuchen konnten und durchlitt mit ihnen jeden herben Rückschlag. Die Geschichte ist sicherlich keine leichte Kost. Das Thema städtische Sklaverei wird schonungslos angesprochen, und vor allem durch Handfuls Augen erfährt man, was es heißt, das Eigentum von jemand anderem zu sein. Indem die Autorin auch Handful eine Stimme gibt, konnte ich als Leserin das Geschehen durch sie noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen. Handfuls fiktive Geschichte wurde von der Autorin geschickt mit Fakten über die historische Person der Sarah Grimké verknüpft, wobei die Autorin sich auch bei Sarah einige Freiheiten erlaubt hat. In der Rolle der Tochter des Hauses kann Sarah gegen diese Missstände jedoch nur wenig ausrichten. Dies soll sich später ändern. Der Leser sieht Sarah heranwachsen, begleitet sie durch ihre Kindheit und jungen Erwachsenenjahre und kann so nachvollziehen, warum Sarah die Entscheidungen trifft, die sie schließlich zu einer der berühmtesten und berüchtigtsten Frauen ihrer Zeit machen werden. Die Geschichte macht immer wieder größere Zeitsprünge, sodass der Leser Sarah und Handful in hohem Tempo heranwachsen sieht. Der Fokus der Geschichte liegt dabei vor allem auf bedeutsamen Ereignissen im Leben der beiden, die ihren weiteren Weg prägen. Da die Autorin sich weitestgehend an die historischen Fakten gehalten hat, zog sich dies für mich jedoch vor allem im Mittelteil ein wenig in die Länge, als Sarah nach dem rechten Platz für sich selbst sucht und sich mehrfach umentscheidet. Über ihr Leben am Höhepunkt des Erfolgs hätte ich hingegen gern noch ein wenig mehr erfahren. Den Zeitpunkt, an dem die Geschichte des Buches schließlich endet, fand ich sinnvoll und gut gewählt, denn hätte die Autorin Sarahs ganze Lebensgeschichte bis zum Ende erzählen wollen, wäre dieses Buch sicherlich noch um einiges dicker geworden. „Die Erfindung der Flügel“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass das Thema städtische Sklaverei schonungslos angesprochen wird. Durch die Perspektive der fiktiven Handful erlebt man die Schrecken der Sklaverei und ersten Ansätzen der Rebellion von Sklaven aus erster Hand. Durch die Perspektive der historischen Person Sarah Grimké erfährt man, wie sie vom kleinen Mädchen, das ihre Kammerzofe befreien möchte, zu einer einflussreichen Kämpferin gegen die Sklaverei und für Frauenrechte wird. Wer sich für diese Thematik interessiert, dem empfehle ich diese Geschichte, die mich durch die geschickte Verknüpfung von Fakten und Fiktion fesseln konnte, gerne weiter!

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"Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist." (Hetty) Die Heldinnen Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Sarah Grimké und der Sklavin Hetty - jeweils in der Ich-Perspektive - erzählt. Da sich die Handlung über mehr als drei Jahrzehnte erstreckt, lernen wir die beiden Protagonistinnen zuerst als junge Mädchen und dann später als "reife" Persönlichkeiten kennen. Sarah Grimké wächst als Tochter eines wohlhabenden Anwalts in Charleston auf - mit zehn Geschwistern und etlichen Sklaven. Sie ist wissbegieriger und intelligenter als andere Mädchen ihres Alters und liebt es, sich in Bücher zu vertiefen. Der Sklaverei steht sie von Kind auf äußerst kritisch gegenüber, sie würde den Haussklaven - insbesondere Hetty - am liebsten die Freiheit schenken. Mit ihrer aufmüpfigen Art handelt sie sich so manchen Ärger ein. Aber sie bleibt ihrem Prinzip, sich für die Sklaven stark zu machen, durchweg treu und setzt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten hingebungsvoll für die Abschaffung der Sklaverei ein. Dabei werden ihr von ihrer Familie, von den Bewohnern Charlestons und von der presbyterianischen Kirche nicht wenige Steine in den Weg gelegt. Schließlich ist Sarah ja "nur" eine Frau - und Frauen hatten zu Beginn des 19. Jahrhunderts keinerlei Mitspracherecht, was Politik anging. Als Abolitionistin (Gegnerin der Sklaverei) wird sie von ihren Mitmenschen zunehmend geächtet und verspottet. Aber als starke Frau hält sie diesen Anfechtungen und Angriffen stand und geht mutig weiter ihren Weg. Unterstützt wird Sarah dabei von ihrer jüngeren Schwester Angelina, die ebenso wie sie ein großes Herz für die Sklaven hat, und von der Haussklavin Hetty. Auch Hetty, die eigentlich Handful heißt, wächst bei der Familie Grimké in Charleston auf - allerdings nicht als gleichwertiges Familienmitglied, sondern als Eigentum der Grimkés. Im Alter von zehn Jahren wird Hetty der damals elfjährigen Sarah zugeteilt - als Geschenk zu deren Geburtstag. Die Mädchen freunden sich rasch an, und Sarah lehrt Hetty das Lesen und Schreiben, obwohl dies strengstens untersagt ist. Aber auf diese Weise erlangt Hetty wenigstens ein Stück Freiheit, nämlich die Freiheit ihres Geistes. Und so entwickelt sie sich immer mehr zu einem Freigeist, der sich innerlich weder brechen noch verbiegen lässt, auch wenn das äußerlich - durch harte Bestrafungen bedingt - manches Mal so wirkt. Hetty erträgt ihr Schicksal mit viel Ausdauer und Mut, aber sie findet sich niemals mit ihrer Situation ab. Anstatt zu resignieren, würde sie (fast) alles für ihre Befreiung tun, denn ihr Wunsch nach Freiheit und Gleichheit ist unfassbar groß. Beide Frauen haben ihr Ziel - die Befreiung der Sklaven - stets vor Augen und kämpfen mit ihren Mitteln unerschrocken, leidenschaftlich und hartnäckig für ihre Ideale. Dabei stehen sie räumlich nicht immer Seite an Seite, sind aber in ihrem Inneren stark miteinander verbunden. Während die Figur der Hetty fiktiv ist, hat sich Sarah Grimké tatsächlich als Abolitionistin für das Ende der Sklaverei eingesetzt sowie sich für die Rechte der Frauen stark gemacht. Ich empfinde großen Respekt für ihr Engagement und bewundere ihren Mut, ihre Kraft und ihre Entschlossenheit. Für mich sind beide Frauen - sowohl die fiktive Hetty als auch die "echte" Sarah - wahre Heldinnen! :-) Die Autorin Der Schreibstil der Autorin ist schlichtweg hervorragend. Sie bedient sich einer bildlichen und an manchen Stellen poetischen Sprache. Sue Monk Kidd versteht es ganz wunderbar, gezielt mit Worten umzugehen und ihre Leserschaft tief in die Geschichte um Sarah und Hetty hineinzuziehen. Dabei vermeidet sie unnötige Dramatisierungen und drückt niemals bewusst auf die "Tränendrüse". Sue Monk Kidd lässt Hetty ihre Erlebnisse sachlich, ja fast schon nüchtern und ohne jegliches Selbstmitleid schildern. Für mich hat diese Erzählweise die Grausamkeiten, die mit der Sklaverei einhergehen, noch verstärkt und die Geschehnisse eindrücklicher wirken lassen. Die Charaktere des Romans zeichnet die Autorin sehr glaubhaft, lebendig und vielschichtig. Auch die historischen Hintergründe bindet sie geschickt in die Handlung ein, so dass man beim Lesen bzw. Zuhören ein vielseitiges Bild von der Situation der Sklaven und den Aktionen der Abolitionisten bekommt. Man merkt, dass Sue Monk Kidd für ihren Roman äußerst gründliche Recherchen betrieben und sich ausführlich mit der wahren Geschichte von Sarah Grimké auseinander gesetzt hat. Die Sprecherinnen "Die Erfindung der "Flügel" wird von den Schauspielerinnen Inka Friedrich und Bibiana Beglau gelesen, wobei Inka Friedrich den Part von Sarah Grimké spricht und Bibiana Beglau in die Rolle der Hetty schlüpft. Zuerst ist es mir schwer gefallen, den beiden Sprecherinnen zu folgen und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an ihre Stimmen gewöhnt hatte. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Sarah und Hetty zu Beginn der Geschichte noch Kinder sind und die Sprecherinnen über sehr "reife" Stimmen verfügen, die nicht gerade einer Kinderstimme entsprechen. Im weiteren Verlauf der Handlung haben mich Inka Friedrich und Bibiana Beglau dann doch überzeugt. Ihre Stimmen passen hervorragend zu den Charakteren von Sarah und Hetty und man kann sich als Zuhörer somit bestens in die Protagonistinnen hinein versetzen und ihr Schicksal fast hautnah miterleben. Während Frau Beglaus Stimme an den Klang eines Reibeisens erinnert - und dies passt sehr gut zu Hetty und ihrer rauen Schale - klingt Frau Friedrichs Stimme eher streng und ein wenig affektiert - so wie man sich eine gebildete Südstaaten-Dame aus gutem Hause vorstellt. Die eigene Meinung "Die Erfindung der Flügel" hat mich bewegt, aufgewühlt, berührt, erschüttert und - beflügelt. Sue Monk Kidd hat mich mitgenommen auf eine Reise in das South Carolina des 19. Jahrhunderts - mitten hinein in das Übel und die Grausamkeiten der Sklaverei. Ich habe Sarah und Hetty bei ihrem Kampf um Freiheit begleitet, habe mit ihnen gelitten, gefühlt und gehofft, habe das Schicksal anderer Sklaven kennen gelernt und die Entstehung des Widerstands gegen die Sklaverei miterlebt. Diese Reise, auf die ich mich lesend begeben habe, war nicht immer unbeschwert und leicht, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt und mein "Literatur-Leben" mit vielen wertvollen Eindrücken bereichert. Besonders schön fand ich auch, dass die Autorin trotz der harten Schicksale ihrer Charaktere stets einen Funken Hoffnung aufschimmern lässt. Ich möchte diesen großartigen und bewegenden Roman aus vollem Herzen weiterempfehlen - sei es als Hörbuch oder in Buchform. :-)

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Mir ist erst durch das Nachwort der Autorin klar geworden, dass es sich bei Sarah um eine historische Person handelt, was die Handlung des Romans nochmal viel interessanter erscheinen lässt. Auch wenn die Autorin sich nach eigener Aussage recht frei an die Fakten gehalten hat. Sarah Grimke, ihre Schwester Angelika Grimke ebenso wie Handful, die leider in Wirklichkeit viel früher gestorben ist, sind faszinierende Frauenfiguren, die aufgrund ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen außerhalb der Konventionen ihrer Zeit standen – weswegen sie auch so interessante Protagonisten in dem Roman abgeben. Die Kapitel sind immer abwechselnd aus Sicht von Sarah und Handful geschrieben, so dass man von beiden Seiten einen Einblick in das Leben in South California und die Sklavenproblematik bekommt. Dabei begleitet man die beiden über mehrere Jahrzehnte dabei, wie sie einen Weg suchen sich selbst und ihre Lebensvorstellungen zu verwirklichen. Beide haben Träume, die als unerreichbar gelten: Handful möchte frei sein und Sarah Anwältin werden. Doch diese Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen ist ihnen verwehrt und ihre Rebellion dagegen scheint lange Zeit nicht erfolgreich zu sein… Sue Monk Kidd schildert sehr anschaulich die Lebenssituationen ihrer Protagonisten, so dass es kein Problem ist, sich vor zustellen, wie das Gesellschaftssystem in Charleston oder auch später die Quäker-Gesellschaft in den Nord-USA funktioniert. Es ist schockierend diese allgemeine, selbstverständliche, alltägliche Grausamkeit gegenüber Sklaven zu erleben und ihre Auswirkungen auf die Menschen zu sehen. Das ist für mich auch einer der am besten gelungen Punkte des Buches: das Aufzeigen mit welchen Maßnahmen und Gesetzen ganze Gruppen – nach Rasse aber auch Geschlecht – systematisch und überlegt unterdrückt werden. So ist es beispielsweise Sklaven verboten lesen und schreiben zu lernen – klar, umso ungebildeter umso abhängiger von ihren Herren sind sie. Aber auch weiße Frauen sind, wenn auch auf andere Art, genauso eingeschränkt. Und das wird hier wundervoll in die Handlung eingearbeitet. Teilweise fand ich es etwas schwer Sarahs und Angelikas Meinungen nachzuvollziehen beziehungsweise eher zu verstehen, wie sie zu der Einstellung gekommen sind. Die Einstellungen kommen in ihrer Radikalität manchmal völlig aus dem nichts, weil vorher nie angedeutet wird, dass sich die Gedanken der betreffenden Person überhaupt in die Richtung bewegen. Das fand ich etwas verwirrend. Und ich hätte gern mehr über Angelika erfahren, die mir eigentlich als die interessantere der beiden Schwestern vorkam, die aber in dem Buch leider etwas zur Seite geschoben wird. Es ist schade, aber nicht sehr überraschend, wie sehr die Geschichtsschreibung diese zwei frühen Vorkämpferinnen von sowohl der Sklavenbefreiung als auch der Emanzipation in Vergessenheit geraten ließ. Schön, dass die Autorin sie mit diesem Buch wieder etwas in das Rampenlicht gerückt hat, denn sie verdienen wirklich eine größere Bekanntheit.

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Sarah Grimke, sie ist die Tochter eines Richters und sie will Anwältin werden in einer Zeit in den USA, da es im Süden die Sklaverei gibt und Frauen solche Berufe nicht ergreifen. Mit knapp 12 Jahren bekommt sie als Geschenk eine junge Frau, eine Sklavin namens Hatty Handful. Sie bringt ihr das Schreiben bei und freundet sich mit ihr an. Sie versucht sie frei zu lassen, aber ihre Familie unterbindet das, ebenso wie ihr Streben nach Wissen. Fast verzweifelt sie daran, aber als ihre kleine Schwester geboren wird, nimmt sie diese unter ihre Fittiche. Wird sie ihren Weg gehen? Hatty Handful, auch über ihr Leben berichtet das Buch. Ihre Mutter rebelliert auf ihre Art gegen die Sklaverei, in die Hatty hineingeboren wird. Sie erzählt Hatty Geschichten von der Großmutter, die aus Afrika kam und die meinte, früher hätten sie Flügel gehabt und die Schulterblätter sind die Rest davon. Werden sie irgendwann wieder fliegen und ebnen die Flügel den Weg in die Freiheit? Die Geschichte wird immer abwechselnd aus Sicht von Sarah Grimke, Tochter eines Richters in South Carolina und ihrer Sklavin, Hatty Handful erzählt. Mir gefiel besonders, dass ich beim Lesen der jeweiligen Kapitel auch ohne die Überschriften gewusst hätte wer gerade berichtet. Die beiden hatten einen ganz eigenen Stil zu erzählen. Es sind 2 Frauen, die anfangs noch Mädchen sind, sie lernen sich im Alter von knapp 11 und 12 Jahren kennen. Was ich sehr mochte, dass sich da schon zeigt, sie haben einen starken Willen. Sarah lehnt die Sklaverei ab, die möchte am liebsten Anwältin werden, ihr Leben selbst bestimmen- Ideen, die zu modern waren für diese Zeit. Handful sie glaubt an ihre Mutter. Diese erzählt ihr die Geschichte, der Flügel, die ihr Volk verloren hat, die aber in Ansätzen der Schulterblätter noch vorhanden sind. Flügel um in die Freiheit zu fliegen, Flügel als Zeichen für Hoffnung. Durch die Sichtweise von Handful bekommt der Leser einen guten Einblick in das Leben und die Bedeutung der Sklaverei für die Menschen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1803 und zieht sich in Abschnitten bis ins Jahr 1838. Die ganze Zeit über begleitet der Leser die beiden Frauen. Das Buch liest sich locker und leicht und es ist wie eine Art Zeitreise in diese Zeit. Ich mag diese starken Persönlichkeiten und Figuren, die sich hier so lebendig darstellen. Im Anhang beschriebt die Autorin noch die historischen Fakten auf denen das Buch beruht, das rundet die Geschichte perfekt ab. Ein eindrucksvolles, gefühlvolles historisches Buch.

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