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Rezensionen zu
Die Lebenden und Toten von Winsford

Håkan Nesser

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Hound

Von: Ortwin Terörde aus Korbach

29.12.2019

The hound of Baskerville taucht aus dem dichten Nebel auf. Überbrückt fünfzig Jahre meines Lesens.

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Im November mietet eine 55-jährige Schwedin unter dem Namen Maria Anderson mit ihrem Hund Castor für sechs Monate ein Haus in dem britischen Heidestädtchen Winsford. Als sie dort angekommen ist, blickt sie auf ihr bisheriges Leben als Frau des Schriftstellers Martin Holinek zurück, der sich im Oktober noch mit seinem Verleger Eugen Bergman getroffen hat, mit dem er ein vielsprechendes Projekt diskutierte. Darin spielen die Sommer Ende der 1970er, die Martin in Griechenland innerhalb einer Schriftsteller-Kommune um das promintente Autorenpaar Tom Herold und Bessie Hyatt verbracht hat, eine zentrale Rolle. In der Abgeschiedenheit der englischen Heide, in der sich Maria bald mit dem einheimischen Mark Britton anfreundet, geht Maria Anderson die handschriftlichen Aufzeichnungen ihres Mannes zu den offensichtlich so interessanten Jahren durch, aber davon abgesehen geht es der Schriftsteller-Gattin vor allem darum, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, die einige tragische Höhepunkte zu verzeichnen hat. Was an ihr aber vor allem nagt, ist die auch in den Medien diskutierte Vergewaltigung, derer ihr Mann angeklagt wurde. „Ich hatte auf diesem polnischen Strand mein altes Leben abgestreift; so beiläufig, wie man den Knochen eines Hähnchens bricht, hatte ich einen Schlussstrich darunter gezogen. Hatte jede Lebensbedingung bis in ihre kleinsten Bestandteile hinein verändert. Oder etwa nicht? Wenn man so wollte, konnte man natürlich genauso behaupten, dass es Martin war, der diesen Schlussstrich herbeiführte, als er in einem Hotel in Göteborg diese Kellnerin vergewaltigte – oder zumindest sein Sperma auf ihrem Bauch hinterließ.“ (S. 180f.) Anderson verfolgt einen teuflischen Plan. Sie beantwortet über Martins Mail-Account seine Mails und lässt seine Kontakte glauben, dass er mit seiner Frau in Marokko an seinem neuen Werk arbeite. Doch dann wird Maria Anderson mit Vorkommnissen konfrontiert, die sie an ihrem Vorhaben zweifeln lassen: erst findet sie im Abstand von wenigen Tagen zwei tote Fasane vor ihrer Tür vor, dann verschwindet ihr Hund spurlos. Und irgendwie fühlt sich die Schwedin von einem Unbekannten verfolgt … Dass der schwedische Erfolgsautor Håkan Nesser mit „Die Lebenden und Toten von Winsford“ keinen konventionellen Krimi abliefert, wird schon nach wenigen Seiten deutlich, als sich die Ich-Erzählerin, die sich unter falschem Namen in der südenglischen Moor- und Heidelandschaft von Exmoor niederlässt, vorstellt und sukzessive die Vergangenheit in ihren Erinnerungen heraufbeschwört. In dieser Hinsicht braut sich einiges zusammen, denn wie sich herausstellt, musste die 55-Jährige in ihrem Leben einige bittere Pillen schlucken. Und wie sich das Puzzle allmählich zusammenfügt, wird auch verständlich, warum es die Schwedin in die Einöde des entfernten England gezogen hat, und er erklärt ihre Handlungsweise. Nesser erweist sich dabei als sorgsamer Erzähler, der sich viel Zeit nimmt, seine Ich-Erzählerin einzuführen, zwischen Gegenwart und verschiedenen wegweisenden Episoden aus der Vergangenheit zu wechseln, um allmählich Licht in das nebelverhangene Dunkel zu bringen. Klassische Krimi-Fans mögen von dem unkonventionellen Plot vielleicht gelangweilt werden, aber Liebhaber skandinavischer Spannungsliteratur dürften die stimmungsvoll erzählte Geschichte, bei der die psychischen Befindlichkeiten der Erzählerin wunderbar mit der unheimlichen Landschaft korrelieren, mehr als zu schätzen wissen.

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