Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Der Zug der Waisen

Christina Baker Kline

(31)
(9)
(3)
(0)
(0)
€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Ich bin immer auf der Suche nach etwas neuem. Einem außergewöhnlichen Thema. Vorallem, wenn es um historische Romane geht. Dieses Genre wird oft von den selben Themen dominiert und das Buch versprach mir etwas Neues zu erzählen. Einen Teil der Geschichte, den ich noch nicht kannte. Denn ganz ehrlich, mir waren diese Orphan Trains, bis dahin, vollkommen unbekannt. Ich wusste, ich wollte dieses Buch lesen. Ich war wirklich enthusiastisch und begann es (kurz vor der Leipziger Buchmesse) zu lesen. Letzte Woche hab ich es endlich zugeklappt. Und das sagt glaube ich Einiges. Ich habe eine Gefühlte Ewigkeit für das Buch gebraucht. Das lag sicherlich nicht an dem Thema, das wirklich spannend ist, oder an dem Schreibstil der Autorin ... wobei ... er doch einiges dazu beigetragen hat, dass ich fast zwei Monate für grade mal 350 Seiten gebraucht habe. Das Buch behandelt ein sehr emotionales Thema. Waisenkinder. Und zwar auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen die Geschichte von Vivian, die Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Familie bei einem Hausbrand verliert und in einem dieser Orphan Trains landet. Und auf der anderen Seite die Geschichte von Molly, auch Waise, die den Dachboden der alten Vivian entrümpeln soll und so deren Geschichte mitbekommt. So weit, so gut. Der Zug der Waisen ist für mich einfach eins von den Büchern die so gut hätten sein können, es aber nicht geworden sind. Die Autorin wollte einen großen Wurf, und hat es einfach nicht hinbekommen. Ja, das Thema war toll, aber sie konnte es nicht rüberbringen. Dazu war es einfach zu unemotional. Ein kalter Bericht von Ereingissen, die eigentlich mich eigentlich hätte berühren sollen. Manche Passagen lasen sich wie Wikipedia Einträge ... und ich war wirklich versucht sie einfach zu überblättern. Was mich aber wirklich hat schlucken lassen, waren die Charaktere. Ich bin ja ein Charakterleser. Ich brauch streitbare, vielschichtige Charaktere. Leute mit Ecken und Kannten und der Zug der Waisen war voll mit Stereotypen. Es beginnt schon am Anfang. Mollys fundamentalistische Pfelgemutter, die sie nur aufnimmt wegen $$. Die Autorin hat aus Molly einen Goth gemacht (um zu zeigen wie aufrührerisch und rebellisch sie ist) aber auch hier: Klischees und hauchdünne Weiterentwicklung der Figur. Eigentlich sind die Lebensläufe von Vivian und Molly fast identisch und überall nur stereotype Figuren. Saufende Pflegeväter (bei beiden); gemeine Pfelgemütter; die gemeine Dame bei der Wohlfahrt. Wenn die Figuren mir schon nichts geben und ich dann nichts bei dem Buch empfinde, weil der Schreibstil über weiter Flächen eher an ein Sachbuch erinnert ... dann kann ich mich nur noch auf die Geschichte stürzen und auch die war, über weite Strecken, einfach 0815-Standard. Fazit: Ein Buch, dessen Thema mich sofort neugirieg gemacht hat, aber dass es am Ende nicht geschafft hat mich auf irgendeine Art zu fesseln 2,5/5 Sternen

Lesen Sie weiter

Klappentext: New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. Molly ist Halbwaise und hat einen Teil ihres Lebens bereits bei einigen Pflegefamilien verbracht. Zu ihrer drogensüchtigen Mutter hat die Siebzehnjährige keinen Kontakt. Als Molly in einer Bücherei ihr Lieblingsbuch stiehlt muss sich das Mädchen zwischen dem Jugendgefängnis oder dem Ableisten von Sozialstunden entscheiden. Molly entscheidet sich wiederwillig für die 50 Sozialstunden. Sie wird mit dem Entrümpeln eines Dachbodens betraut, der mit den Erinnerungen und Andenken - verpackt in vielen Dutzend Kisten - der über 90-jährigen Vivian vollgestopft ist. Bei der Durchsicht der alten Erinnerungsstücke kommen sich Vivian und Molly näher. Die alte Frau erzählt dem Mädchen die Geschichte ihres Lebens und die beiden Frauen stellen fest, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen. Der Roman „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline erzählt eine wahre Begebenheit - ein Stück traurige und tragische amerikanische Geschichte. Es geht um die sogenannten Waisenzüge, in denen mehr als 250.000 eltern- oder heimatlose Kinder zwischen 1854 und 1929 per Eisenbahn aus den Slums von New York in den Mittleren Westen gebracht wurden um dort eine neue Familie zu finden. Aber statt auf Liebe und Zuwendung trafen viele Kinder nur auf kühle Berechnung und Eigennutz. Viele wurden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, misshandelt, vernachlässigt. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten zweier Mädchen: zum einen das Leben des aus Irland stammenden Mädchens Niamh, welches 1929 bei einem Brand ihre Familie verliert und als Waise von Pflegefamilie zu Pflegefamilie herumgereicht wird, wo sie letztlich nicht mal mehr ihren Namen behalten darf. Zum anderen das Schicksal von Molly, eine Siebzehnjährige im Jahr 2011, die ebenfalls bei diversen Pflegefamilien Station gemacht hat und die ihre Frustration und Traurigkeit durch ihre Andersartigkeit zum Ausdruck bringt. Das ähnliche Schicksal dieser beiden Mädchen hat mich berührt und tief bewegt. Der Autorin gelingt es wunderbar die Geschehnisse von damals authentisch und einfühlsam zu beschreiben und trotz all der traurigen und dramatischen Bilder, die das Thema zwangsläufig beim Leser heraufbeschwört, verbreitet es doch auch die Hoffnung, dass auch nach einer schweren Kindheit ein schöner Lebensabend folgen kann. Ein wunderbares gut recherchiertes Buch, mit schön gezeichneten Charakteren und tollem Schreibstil, flüssig und gut zu lesen. Für mich bereits ein Lesehighlight 2015. Leseempfehlung? Auf jeden Fall!

Lesen Sie weiter

Ein vergessenes, düsteres Kapitel amerikanischer Geschichte, die Waisenzüge, wurde in diesem Buch von der Autorin Christina Baker Kline aufbereitet und veröffentlicht. Sie hat sich intensiv mit dem Thema befasst, sehr gut recherchiert und es interessant in ihr Buch transportieren können. Das Zitat, das am Anfang des Buches steht, hat mich sehr angesprochen. Der Prolog ist sehr feinfühlig geschrieben und hat mich direkt in den Bann des Buches gezogen. Auch die Geschichten beider Protagonistinnen, Molly und Vivian, sind sehr interessant und bieten jede Menge Gehalt, sowohl aus erzählerischer Perspektive, als auch in emotionaler Sicht. Und hier liegt das Problem: Meiner Meinung nach hat die Autorin es nicht geschafft, beide Geschichten so miteinander zu verweben, dass daraus eine gelungene, reichhaltige Geschichte entsteht. Das Gegenteil ist der Fall: Das Buch verliert unheimlich an Tiefe, wirkt, bis auf den geschichtlichen Hintergrund, flach und stellenweise auch einfach konstruiert. Unnötigerweise. Weil beiden Themen einzeln genug zu bieten gehabt hätten. Einen Ausflug in indianische Geschichte unternimmt die Autorin ebenfalls. Leider genauso ungelenk. Nach dem Prolog fehlt die feinfühlige Art der Autorin mit den Emotionen der Protagonisten umzugehen und solche beim Leser zu wecken. Harte Schicksalsschläge beider Frauen werden lediglich sachlich und nüchtern beschrieben. Spannung kann ohne Emotionen auch nicht erzeugt werden, so dass mir ab der Hälfte des Buches oft die Lust fehlte, es weiter zu lesen. Das Buch ist sprachlich flüsssig, verständlich und prägnant geschrieben. Cover und Klappentext sind passend gestalten und lassen gleich zu Beginn erkennen, mit welchem Thema man sich hier auseinander setzten soll. Sehr gelungen finde ich die historischen Hintergründe, die auf den letzten Seiten des Buches dargestellt und mit Hilfe von Bildern unterstrichen werden.

Lesen Sie weiter

Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, um zu erfahren wie die Geschichte ausgeht. Auf der einen Seite die 17-jaehrige Molly, die Halbwaise ist und in verschiedenen Pflegefamilien aufwächst, auf der anderen Seite die 91-jährige Vivien, die ebenfalls als Waisenkind in mehreren Familien wohnte. Vivien wurde mit dem sogenannten Zug der Waisen von New York aus, wo ihre Familie ums Leben kam, in den mittleren Westen Amerikas gebracht um von einer Familie, meist als billige Arbeitskraft, ausgewählt zu werden. Hier treffen sich dann die Geschichten von Molly und Vivien und damit prallen 2 unterschiedliche Welten aufeinander, die im Laufe der Erzählung immer ähnlicher werden. Molly lernt durch Vivien ihr selbstzerstörerisches Verhalten zu mildern, Vivien durch Molly sich zu öffnen und einige ihrer Wunden zu heilen. Der Roman ist nüchtern und klar geschrieben, vermochte mich aber sofort zu fesseln. Bekommt somit von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Lesen Sie weiter

Der Zug der Waisen

Von: Manuela Hahn

22.05.2015

Inhalt: Als Molly vor der Wahl steht, 50 Sozialstunden abzuleisten oder ins Jugendgefängnis zu gehen, weil sie ein Buch aus einer Bücherei gestohlen hat, entscheidet sich die 17jährige für die Sozialstunden die sie bei Vivian ableistet. Molly soll der alten Frau helfen ihren Dachboden aufzuräumen, einem Dachboden voller Erinnerungsstücken aus einem langen nicht immer leichten Leben. Während der Arbeit nähern sich die Frauen immer mehr aneinander an und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Meine Meinung: Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline, ist ein beeindruckendes Buch, es erzählt von einem mir bisher völlig unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte, den Waisenzügen. Hundertausende von Kindern wurden zwischen 1854 und 1929 aus den Städten aufs Land verfrachtet, wo sie wie auf dem Viehmarkt vorgeführt wurden und aus den unterschiedlichsten Gründen von Farmern oder Geschäftsleuten aufgenommen wurden, häufig um als billige und rechtslose Arbeitskräfte zu enden, seltener um in einer Familie ein liebevolles Zuhause zu finden. Die Geschichte Vivians, die im Laufe ihrer Pflegekindlaufbahn nicht einmal ihren Namen behalten darf, geboren wurde sie als Niamh ( ausgesprochen Neev), berührte mich tief. Ebenso wie Mollys Leben, die als Pflegekind nirgends wirklich willkommen ist und ihre Traurigkeit darüber ausdrückt in dem sie sich gegen die *Norm* kleidet, inklusive Piercings und Tatoos. Schnell wird dem Leser allerdings klar, das sie im Grunde genauso heimatlos ist, wie es einst Vivian war. Die Autorin schafft ein klares Bild der damaligen Verhältnisse, ihre Charaktere sind realistisch beschrieben, das Leben der Waisenkinder ist gefühlvoll beschrieben ohne allzu sehr ins kitschige abzugleiten, ein klein wenig Kitsch, besonders gegen Ende, ist bei dem Thema sicher erlaubt. Besonders gefallen hat mir das Nachwort, in dem man noch einige Informationen über die Waisenzüge erhält und die mich zu eigenen Recherchen inspiriert haben. Für dieses Buch kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

Lesen Sie weiter

Der Zug der Waisen

Von: Manuela Hahn aus Haigerloch

22.05.2015

Inhalt: Als Molly vor der Wahl steht, 50 Sozialstunden abzuleisten oder ins Jugendgefängnis zu gehen, weil sie ein Buch aus einer Bücherei gestohlen hat, entscheidet sich die 17jährige für die Sozialstunden die sie bei Vivian ableistet. Molly soll der alten Frau helfen ihren Dachboden aufzuräumen, einem Dachboden voller Erinnerungsstücken aus einem langen nicht immer leichten Leben. Während der Arbeit nähern sich die Frauen immer mehr aneinander an und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Meine Meinung: Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline, ist ein beeindruckendes Buch, es erzählt von einem mir bisher völlig unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte, den Waisenzügen. Hundertausende von Kindern wurden zwischen 1854 und 1929 aus den Städten aufs Land verfrachtet, wo sie wie auf dem Viehmarkt vorgeführt wurden und aus den unterschiedlichsten Gründen von Farmern oder Geschäftsleuten aufgenommen wurden, häufig um als billige und rechtslose Arbeitskräfte zu enden, seltener um in einer Familie ein liebevolles Zuhause zu finden. Die Geschichte Vivians, die im Laufe ihrer Pflegekindlaufbahn nicht einmal ihren Namen behalten darf, geboren wurde sie als Niamh ( ausgesprochen Neev), berührte mich tief. Ebenso wie Mollys Leben, die als Pflegekind nirgends wirklich willkommen ist und ihre Traurigkeit darüber ausdrückt in dem sie sich gegen die *Norm* kleidet, inklusive Piercings und Tatoos. Schnell wird dem Leser allerdings klar, das sie im Grunde genauso heimatlos ist, wie es einst Vivian war. Die Autorin schafft ein klares Bild der damaligen Verhältnisse, ihre Charaktere sind realistisch beschrieben, das Leben der Waisenkinder ist gefühlvoll beschrieben ohne allzu sehr ins kitschige abzugleiten, ein klein wenig Kitsch, besonders gegen Ende, ist bei dem Thema sicher erlaubt. Besonders gefallen hat mir das Nachwort, in dem man noch einige Informationen über die Waisenzüge erhält und die mich zu eigenen Recherchen inspiriert haben. Für dieses Buch kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

Lesen Sie weiter

Die rebellische, 17-jährige Molly mit indianischen Wurzeln hat ihren Vater verloren, ihre Mutter sitzt im Gefängnis und sie selbst ist in einer Pflegefamilie untergebracht, wobei das Verhältnis als nicht gerade herzlich bezeichnet werden kann. Die Lage spitzt sich zu, als Molly in einer Bibliothek beim Diebstahl erwischt wird und zu 50 Stunden Sozialdienst verurteilt wird. Durch Zufall kann sie diese bei der 91-jährigen Vivian ableisten, die eine Hilfe zum Ausmisten ihres Speichers benötigt. Was zunächst wie eine unangenehm staubige und dreckige Arbeit aussieht, entpuppt sich bald als Fundgrube an spannenden Erinnerungen, denn nach jeder staubigen Kiste öffnet Vivian ihren Geist ein wenig mehr und gewährt Molly immer tiefere Einblicke in ihre Lebensgeschichte, für die Molly immer größeres Interesse zeigt, denn sie haben trotz des Altersunterschiedes eine Gemeinsamkeit: ein Leben in Pflegefamilien. Vivian verliert im Jahre 1929 bei einem Wohnungsbrand ihre ganze Familie und strandet in einer neuen Welt, in die ihre Familie erst kurz zuvor aus Irland eingewandert ist. Gemeinsam mit anderen Waisen wird Vivian mit einem Zug in den Westen geschickt und an Bahnhöfen fast wie Waren als Haushalts- oder Farmersgehilfen angepriesen. Dabei verliert sie nicht nur neu gewonnene Freunde, sondern auch die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, denn ein liebevolles Heim können nur die wenigsten Waisen erwarten. Für die junge Vivian wird es eine Reise ins Ungewisse, verbunden mit Bitterkeit, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen. Ihre Begegnung mit Molly hilft Vivian, nach vielen Jahren ihr Schweigen zu brechen und die Vergangenheit zu verarbeiten. Dieses Buch berührt unser Herz. Wir können es nicht einfach nach dem Lesen zuklappen und in den Schrank stellen, sondern halten es in den Händen und denken uns, dass es einen ganz besonderen Platz verdient hat, im Bücherschrank als auch in unseren Erinnerungen. Nicht, dass dieser Roman in besonders ausgefeilter Sprache geschrieben wäre oder uns mit reißerischer Spannung überrascht. Nein. Es ist ein eher “leises” Buch, das zum Nachdenken anregt und uns ohne kitschig zu werden, emotional so sehr berührt, dass wir auf den letzten Seiten feuchte Augen bekommen. Die Rahmenhandlung – Mollys rebellisches Leben, ihre Schwierigkeiten mit den Pflegeeltern und ihre Sozialstunden – ist harmonisch und plausibel im Kontext verankert und scheint gewissermaßen durch ein ähnliches Schicksal, wenn auch ein weniger dramatisches, mit Vivians Leben verbunden zu sein. Und während Anfangs Vivians Erinnerungen Mollys Erlebnisse regelrecht durchbrechen und der Leser noch nicht erfährt, warum sie das eigentlich tun, nähern sich die Rahmenhandlung und Vivians Episoden immer weiter an, bis sie sich zu einem Zeitpunkt im Roman treffen, an dem Molly ein solch großes Interesse an Vivians Schicksal gewinnt, dass sie durch aktive Nachforschungen selbst die Lücken in Vivians Biografie zu schließen versucht. In etwa hier erfährt auch der Leser, dass durch die beim Speicherausräumen zufällig gefundenen Andenken bei Vivian Erinnerungen auslösen, die letztendlich zu einer Projektarbeit von Molly für die Schule münden, mit der sie einen fast vergessenen Teil von Amerikas Geschichte neu beleuchten will. Jene Geschichte ist erschütternd, traurig, teilweise unmenschlich und aus heutiger Sicht nur schwer begreifbar. Zwar sind Vivian und Molly nur fiktive Gestalten, aber dennoch ist gerade Vivians Schicksal ein eher dunkles Kapitel der US-amerikanischen Geschichte. Zwischen 1853 und 1929 wurden mit sogenannten “Orphan Trains” ca. 250.000 Waisenkinder aus östlichen Großstädten der USA in den mittleren Westen geschickt, um dort an Familien vergeben zu werden. Doch suchten diese kein Kind zum Liebhaben, sondern unbezahlte Arbeitskräfte für ihr eigenes Heim, die Farm oder den Betrieb. Zwar war die Aufnahme eines Kindes mit der Verpflichtung verbunden, es in die Schule zu schicken, doch daran hielten sich die wenigsten Pflegefamilien. Eine kontrollierende Instanz oder eine soziale Absicherung der Kinder gab es nicht, so dass ein Großteil von ihnen unter unmenschlichen Bedingungen leben musste. Verstärkt wurde das Missfallen gegenüber den Kindern durch die Tatsache, dass sie fast alle als rebellische und schlecht erzogene Kinder von Flüchtlingsfamilien galten. Ihre “Haltung” als regelrechte Sklaven erfolgte daher auch aus einem Gedanken von einer korrekten, christlichen Erziehung mit fragwürdigen Werten und Methoden zur Wiedereingliederung eines “verdorbenen” Kindes in die Gesellschaft. Nur die jüngsten Waisen im Babyalter hatten vermutlich eine Chance darauf, tatsächlich als Familienmitglied akzeptiert zu werden und in einem entsprechend sozial stabilen Gefüge mit Liebe aufzuwachsen. Um den Rest scherten sich die Wenigsten. So finden wir in "Der Zug der Waisen" dann auch jede Menge Traurigkeit und Bitterkeit, aber auch Hoffnung und Glück in unerwarteten Momenten. Ein wirklich sehr lesenswertes Buch, das sehr zum Nachdenken über Werte und Nachforschen über Schicksale anregt, vielleicht – oder besser – gerade deswegen auch für die jüngere Generation sehr gut geeignet. Christina Baker Kline ist eine bei uns recht unbekannte Autorin. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman “Der Zug der Waisen” war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey. Ursprünglich kam sie aus England.

Lesen Sie weiter

New York, 1929. Vivian, Tochter irischer Einwanderer, verliert bei einem Brand ihre komplette Familie. Als 9-jährige Waise wird sie mit vielen anderen Kindem in den sogenannten „Zug der Waisen“ verfrachtet und Richtung mittlerer Westen gefahren. An verschiedenen Stationen können Paare sich Kinder wie Vieh aussuchen und mit nach Hause nehmen. Sie sollen ihnen eine neue Heimat bieten, doch meistens finden die Kinder dort nur ärmliche Bedingungen, harte Arbeit und körperliche Züchtigung vor. Spruce Harbor, Maine, 2011. Molly ist seit dem Tod ihres Vaters Halbwaise und wurde von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht, da ihrer drogenabhängige Mutter sich nicht um sie kümmern konnte. Da sie in einer Bücherei ein Buch gestohlen hat, muss sie Sozialstunden ableisten. Sie soll einer über 90-jährigen Frau dabei helfen ihren Dachboden zu entrümpeln. Zunächst wird Molly zwar freundlich aber sehr distanziert aufgenommen, doch die Erinnerungsstücke sorgen dafür, dass die alte Dame anfängt ihre spannende Geschichte zu erzählen und die beiden Frauen stellen fest, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen. Dieser Roman wurde mir von einer Leserin empfohlen und ich bin sehr froh, dass ich mich von der Autorin bzw. den beiden Sprecherinnen in ein vergessenes Kapitel der amerikanischen Geschichte habe entführen lassen. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen geschildert. Zum einen die Gegenwart (2011) zum anderen die Zeit aus Vivians Kindheit hin bis zum Erwachsensein (1929 — 1940???). Sehr angenehm fand ich, dass die Autorin stets einige Kapitel in einer Zeitebene verweilt und nicht ständig zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her springt. Außerdem sind die Zeitebenen insich chronologisch aufgebaut. Bemerkenswert finde ich, dass die Autorin es geschafft hat, ein ernstes Thema anzugehen, dieses gefühlvoll und emotional zu beschreiben, so dass es mich wirklich berührt hat, ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Ich fand es wahnsinnig bewegend mitzuerleben, wie Vivian eine Kindheit ohne Sicherheit erleben muss, wie sie sich ein neues Heim erhofft, aber doch stets nur auf Ausbeutung trifft und ihr einfach keine Liebe geschenkt wird. Ich habe mich mit der Protagonistin gefreut, als endlich auch einmal etwas Positives in ihrem Leben passiert ist, denn man wünscht es der sympathischen Hauptfigur wirklich sehr. Durch Baker Klines detaillierte Beschreibungen konnte ich mir alle Settings bildlich vor Augen führen. Die Geschichte und ihre Figuren kamen mir nie fremd vor. Alles wirkte so authentisch, als wenn die Autorin ihr eigenes Leben beschrieben hätte. Sie verzichtet auf Effekthascherei, was der Atmosphäre sehr gut tut, und trotzdem ist der Roman niemals langweilig, dafür ist man zu sehr von den beiden Schicksalen gepackt. Die Geschichte wird von den beiden Sprecherinnen Beate Himmelstoß und Susanne Schroeder vorgelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Beide Stimmen sind sehr angenehm und passen zu den jeweiligen Buchpassagen. Es handelt sich bei dem Hörbuch um eine ungekürzte Hörfassung mit über zehn Stunden Laufzeit und ich war positiv überrascht, dass die Einteilung in die jeweiligen Jahre nicht nur im Inlay festgehalten wurden, sondern auch von den Sprecherinnen vorgelesen wurden, so dass einem ein Zeitsprung stets direkt angekündigt wurde. Etwas, dass leider nicht jedes Hörbuch bietet. Fazit: Eine unglaubliche Story über ein fast vergessenes Kapitel der amerikanischen Geschichte, die unglaublich authentisch und fesselnd präsentiert wird. Sowohl die Handlung als auch die Leistungen der Sprecherinnen haben mich begeistert. Absolute Hörempfehlung für alle, die an diesen Geschehnissen Interesse haben. MP3: 1 CD - ca. 10h 23 min Verlag: der Hörverlag; Auflage: ungekürzte Lesung (10. November 2014) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3844517480 ISBN-13: 978-3844517484

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.