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Rezensionen zu
Drive-In

Joe R. Lansdale

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Mit "Drive-In - Die Trilogie in einem Band" huldigt Joe R. Lansdale in epischer Breite dem Charme von B-Movie-Horror-Trash, was sich in einer wild und wahnwitzig Kapriolen schlagenden Geschichte ohne Hemmungen oder Scham niederschlägt, bei der zwar auch hintergründig immer wieder satirische wie teils gar philosophische Aspekte anklingen, die sich ansonsten aber klar über ihren surrealen Anstrich und den wild fabulierenden Geist seines zunehmend aus der Spur geratenen Erzählers definiert, der gemeinsam mit seinen Leidensgenossen in einer alptraumhaft-abgekapselten Zwischenwelt sein Dasein fristet, die ihresgleichen sucht. Ein Trip von einem Buch!

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Joe R. Lansdale ist ja ein sehr vielfältiger Schreiber. Von Krimi über Abenteuer bis zum Western findet man in seinem Repertoire alles. Und so lässt sich dort natürlich auch Horror finden. Und zwar die „Drive-In“ Trilogie. Horror, das sind für mich Untote, Zombies, schlechte Teenie-Grusel-Streifen und vielleicht noch ein paar gute Sachen. Wie z. B. Shining. Oder… na ja, da hört es bei mir schon auf. Horror ist jetzt nicht ganz so meins. Aber Lansdale ist es. Also her mit dem dicken Schmöker – satte 736 Seiten sind es, mit Vorwort von Lansdale höchstpersönlich und Nachwort von Dietmar Dath. Das Orbit ist das größte Drive-In in Texas. Vier Leinwände, viertausend Autos und jeden Freitag eine All-Night-Horror-Show mit B-Movies der Extraklasse. Auch Jack und seine beiden Freunde Randy und Bob, sowie Willard, einen Bekannten, den sie in einer Bar aufgabeln, sind an diesem Abend dort. An dem Abend als ein roter Komet über das Orbit fliegt und in die Erde einschlägt. Schlagartig ist das Autokino vom Rest der Welt getrennt, umgeben von einer grauen Masse, die Menschen auflöst. Also bleiben sie eben drin, im Autokino. Die Filme laufen weiter und spenden Licht und Ton, die Snackbars sind prall mit Softdrinks, Popcorn und Schokoriegeln gefüllt. Doch irgendwann nimmt der Vorrat ein Ende…. Das ist jetzt nur mal der Anfang vom ersten Teil. Da die anderen Teile darauf aufbauen, möchte ich hier vorerst nichts verraten, aber eins kann ich Euch sagen: einen fieseren Albtraum habt ihr nie gelesen. Ich weiß gar nicht so recht, was ich schreiben soll, also fangen wir mal mit etwas einfachem an: die drei Bücher strotzen vor Lansdale. Genau wie die anderen Bücher, die ich von ihm gelesen habe, hat Lansdale für mich eine unheimliche Sprachgewalt. Und das mit ganz einfachen Sätzen, ich meine das nicht literarisch. Sein Stil zieht mich sofort in den Bann und ich bin im Buch, nicht nur dabei. Besonders bei diesem Buch war das nicht immer angenehm. Der Ich-Erzähler ist Jack, der seine Erlebnisse in einem Tagebuch festhält und das Ganze auch noch ein wenig wie einen billigen B-Movie ausstaffiert, mit Fade-Ins und Filmrollen, alles in allem sehr stimmig. Jack ist eigentlich ein ganz normaler Kerl, der mit seinen Freunden einen am Freitag drauf machen will. Leider kommt es ganz anders und Jack macht bzw. muss im Laufe der Bücher mehrere Veränderungen durchmachen. Die Welt verändert sich und so macht das auch Jack. Trotz allem, gehört er – mit wenigen anderen – zu denen, die sich nicht auf die tiefste Ebene herablassen und ihre Moral und ihren Anstand halbwegs behalten. Es ist nicht immer einfach, in dieser neuen Welt, aber verdammt, Jack und seine wechselnden Begleiter (kann halt nicht jeder überleben, in so einem Horrorroman) beißen sich durch und geben nicht auf. Ich kann die Handlung nicht mal ansatzweise beschreiben und würde Euch auch den Spaß verderben, wenn ich es denn täte, und so schmeiß ich Euch jetzt einfach mal ein paar Brocken hin: Gewitter, Popcorn-King, Popcorn mit Augen, das Orbit-Zeichen, Dschungel, Dinosaurier, schlängelnde Filmrollen, das Ende der Straße, Popalong Cassidy, der Bus, das Meer, Ed, der Fisch, BJoe und die Schatten, die Brücke und der Tisch. Wer jetzt wissen will, was das alles bedeutet, der muss wohl die Bücher lesen und ich kann das nur wärmstens empfehlen. Die Geschichte ist abgefahren, völlig schräg, ein wenig eklig, tierisch versaut, total urgs, mit viel Sarkasmus gewürzt und manchmal ein wenig depressiv, grotesk und unglaublich, mit vielen nackten Tatsachen, unterhaltsam und nie langweilig, völlig absurd. Wer hier einen Sinn sucht, sollte ein anderes Buch lesen. Wer aber tiefer blickt, wird auch in diesem Chaos Funken und Fünkchen unserer Gesellschaft überspitzt wiederfinden und wird am Ende wieder ins Hier und Jetzt geholt. Nein, nein, es löst sich nicht einfach alles auf und Happy End, aber es gibt eine Auflösung und zwar eine sehr überaschende und nachdenkliche. Na los, jetzt geht raus und kauft Euch das Ding. Egal, ob Horror Euer Metier ist oder nicht, denn das Buch hier ist ganz anders als das, was ich als Horror kannte. Es ist eben Lansdale-Horror. By the way: Heyne Hardcore – was kann da schon schief gehen? Fazit: Unterhaltsamer, grotesker Roadtrip in einem dreifachen Albtraum – ein Buch wie eine Achterbahnfahrt!

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Drive-In ist Popcorn-Kino. Ein schrilles B-Movie, jenseits aller Sinnhaftigkeit, knallvoll mit bizarren Szenerien, seine Figuren zielsicher in immer irrere Situationen reitend und den Leser von einer unterhaltsamen Irritation in die nächste vergnügliche Irritation jagend. Man möchte nur staunen und sich wundern, was zum Teufel wohl den Autor geritten hat, wenn … ja wenn das nicht der legendäre und allseits verehrte Joe Lansdale wäre. Und damit ist klar, man sollte sich nicht darauf verlassen, dass der Mann schreibt, was man erwartet. Man erwarte das Unerwartete – und im Fall dieser drei Romane trifft genau das mit der Wucht eines Vorschlaghammers ein. Papa Joe schlägt zu. Der erste Roman der Trilogie war anno dazumal in deutscher Sprache erhältlich. Heyne hat uns jetzt alle drei Bücher, versammelt in einem fetten Ziegelstein, auf die Füße geworfen und wir freuen uns darüber, während wir von Buch zu Buch fassungsloser werden, in welche Richtung sich das anfangs als recht beknackte, aber solide Horror-Thema des Romans entwickelt. Offenkundig hat Joe Lansdale das Bizarro-Genre auf die Spitze getrieben, noch bevor es existierte und einen einzigen bemerkenswerten Autor in der Gestalt von Carlton Mellick III hervorbrachte. Übergeschnappt ist irgendwie ein Hilfswort für das, was uns Lansdale hier vorsetzt – ein geschmacklich eigenwilliges Junkfood. Ich denke mal, wer bereit ist, sich vom sicheren Pfad des geradlinigen Horrors zu entfernen, um irgendwelche versumpften Seitenwege zu erforschen, wird an der Trilogie sein diebisches Vergnügen haben. Drive-In ist ein surreales Abenteuer, garniert mit Blut und diversen Körperflüssigkeiten – nicht alle von Menschen stammend. Leser die Lansdale nur von seinen Krimis her kennen oder seinen im Süden angesiedelten Dramen, sollten sich auf eine Überraschung gefasst machen. Wer mit Lansdale näher vertraut ist, hat vielleicht eine Vorstellung davon, dass der Autor sich darauf versteht, ungewöhnliche Geschichten zu erzählen – hier sind es gleich drei ältere Werke, die unter Beweis stellen, wie eigenwillig und originell Lansdale sein kann. Kurz gesagt: • originell • bizarr • kultig Fazit: Texas, Blut und Popcorn trifft den Nagel auf den Kopf und greift zugleich viel zu wenig weit. Muss man gelesen haben.* * Das Nachwort ist mangels Inhalt in meinen Augen verzichtbar.

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Willkommen im Orbit: Statt einer Horrornacht im Drive-In sind die Besucher auf einmal selbst in einem Horrorfilm gefangen. Klingt abgedreht? Ist es auch! Die Story: Die Friday-All-Night-Horror-Show im Drive-In "Orion" ist ein Ereignis, das keiner verpassen möchte: Die ganze Nacht werden im riesigen Open Air-Kino trashige Horrorfilme gezeigt, es wird getrunken, gefeiert und geflirtet. Auch für Jack und seine Freunde ist der Besuch ein Muss - doch eines Nachts rast ein merkwürdiger Meteorit auf das Kino zu und isoliert es von der Außenwelt. Was Anfangs noch spaßig ist, wird immer mehr zu einem Horrortrip: Die Lebensmittel werden knapp, Menschen werden wahnsinnig (u.a. Kannibalen, Bibelfreaks) und dann ist da auch noch der Popkorn-King, den es zu besiegen gilt. Als die Freunde endlich einen Weg aus dem Orion finden, ist der Albtraum aber noch lange nicht vorbei... Meine Meinung: Der knapp 700-Seiten-Wälzer ist aufgeteilt in die drei Bände mit je rund 200 Seiten. Die Geschichte kann man sehr gut mit den Filmen der Friday-All-Night-Horror-Show vergleichen: Ein wahres B-Movie-Spektakel voller abgedrehter Ideen, Splattereinlagen und witzigen Dialogen. Und das Tolle daran: Es nimmt sich selbst nicht zu ernst und ist auch noch flüssig & schnell zu lesen. Wer hier einen realistischen oder anspruchsvollen Roman erwartet ist vollkommen fehl am Platz. Wenn man aber auf der Suche nach einem trashigen Horrorroman ist, kommt man voll auf seine Kosten. Was mich vor allem beim letzten Band gewundert hat: Landsdale hat ein merkwürdiges Faible für männliche Geschlechtsteile - ständig geht es um Schwengel, Dödel oder Schwänze?! Auch das Wort "Scheiße" wird hier in diesem Buch wahnsinnig oft genutzt. Leider war das Ende ziemlich unbefriedigend und ging in eine merkwürdige Richtung, deshalb ziehe ich einen Stern ab. Fazit: Ein trashiges Lesespektakel in B-Movie-Qualität. Wer auf der Suche nach einem abgedrehten Horrorroman ist, kommt man voll auf seine Kosten. Ich vergebe 4 Sterne.

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"Drive-In"

Von: Kaisu

22.09.2015

"Wir hatten Spaß dabei, soffen, fraßen, lachten, brüllten bei den ekligen Stellen, und schließlich begann Toolbox Murders, und als die Hälfte davon rum war, passierte es." [S.57] Bob, Jack und Randy beschließen, wie jeden Freitag, in das nahegelegene Autokino zu fahren. Sie wollen die Horrorstreifen sehen, wo man jeden Gruseleffekt schon von weitem erkennt und die so trashig sind, dass sie sie schon wieder lieben. Sechs verschiedene Filme laufen an diesem Abend. Einer blutiger als der andere. Dennoch fühlen sie sich perfekt unterhalten und mampfen Popcorn und schütten süße Getränke in sich hinein. Doch dann passiert es. Ein Komet rast auf das Autokino zu. Droht alle zu verschlingen. Die Jungs sehen ihr Leben wie ein Spielfilm vor dem inneren Auge vor sich ablaufen. Aber in letzter Sekunde ändert der grässlich grinsende Komet seine Laufbahn. Statt aufzuschlagen, hebt er empor und verschwindet in der Schwärze der Nacht. Alles scheint zum Normalen zurückzukehren, als sie eine plötzlich deutliche Veränderung wahr nehmen. Sie sind umgeben von einer dunklen wabbeligen Masse, die wie ein Kokon über dem Drive-In klebt. Einfach durchfahren denkt man sich! Pustekuchen. Die Masse verschlingt förmlich und bringt jeden um, der in seine Nähe kommt. Was für ein tolles Szenario. Nun müsste eigentlich Panik ausbrechen. Angst herrschen, weil man sich das Ereignis nicht erklären kann. Doch weit gefehlt. Nach 1-2 Fehlversuchen auszubrechen, fügt man sich stumm seinem Schicksal und schaut weiter die Filme. Ist bestimmt nur eine vorübergehende Sache. Morgen früh wird sich alles lichten. Außerdem hat der Kiosk auf dem Drive-In noch genügend Hot-Dogs, Popcorn und süße Getränke. Verhungern werden sie also auch nicht. Wenn man in dieser Stelle angelangt ist, merkt man schon die Absurdität in dem Buch, die sich mal komplett von der Realität entfernt. Mit der Zeit bemerken die Kinobesucher zwar, dass das hier kein vorübergehendes Ereignis ist, doch solange es Unterhaltung und Futter gibt, fügt man sich seinem Schicksal. Wie es jedoch nun mal so ist, kommt es immer anders als man denkt und so auch hier: Das Essen neigt sich dem Ende zu. Erste Spuren von Überzuckerung sind zu spüren, die Langeweile macht sich breit - da hilft auch kein Gerammel auf der Rückbank zur Abwechslung mehr - und dann sind da noch diese komischen Blitze, die aus dem wabbelenden Pudding hervorkommen. So langsam kommt das Urtier in Menschen zum Vorschein und Chaos ist vorprogrammiert. Was nun folgt, ähnelt eher einem trashigen B-Movie, als einem lesbaren Horror-Buch. Aber der Autor sagt auch selbst, dass er sich hiermit nicht in ein Genre stecken lassen will und kann. Zu viele Richtungen werden hier angerissen. Ist es zunächst nur die Gewalt die dominiert, kommt bald das Übersinnliche hinzu. Es passieren Dinge, die so nie passieren würden. Wie zwei Menschen die miteinander verschmelzen, nachdem sie von einem blauen Blitz getroffen worden und von nun an der Popcorn-King sind. Da ist der aufkommende Kannibalismus schon fast etwas Normales, was aus der Not und absolutem Hunger auf engstem Raum entsteht. Man merkt hier schon, dass es sehr derbe zur Sache geht. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Egal ob Vergewaltigung, Mord und Totschlag oder schlichtweg das Essen von rohem menschlichen Fleisch. Wenn man damit nicht zurecht kommt, sollte man "Drive-In" gar nicht erst zur Hand nehmen. Es wird in keiner Sache ins Detail gegangen. Jack - der Erzähler - berichtet alles aus seinen Erinnerungen und konzentriert sich auf das Wesentliche. Und wie das bei Männern so in der Not ist, erfreut man sich auch an frischen Pfirsichspalten bei einer nackten Frau. Diese Brutalität passiert aber nicht nur einfach so. Es gibt eine Geschichte dazu, die einen durchaus zum nachdenken anregen kann. Im Nachwort von Dietmar Dath wird hier genau darauf eingegangen - vor allem auf den Nihilismus, der bei einigen Charakteren herrscht. Außerdem macht die kommende abschließende Erklärung der gesamten absurden Situation klar, was hier eigentlich gespielt wird. Jacks überzuckerte Phantasien, von Göttern, die mit ihren menschlichen Marionetten spielen ist gar nicht so abwegig. Dennoch glaubt ihm nie jemand. Bis seine Begleiter selbst seltsame Begegnungen haben und anfangen zu grübeln. So wird dann auch ein Bogen nach dem Sinn des Lebens gespannt. Man merkt schon B-Movie ist nicht gleich B-Movie! Ein weiterer Punkt, den man sich vor Augen halten sollte ist, dass die ersten beiden Bände 1988 bzw. 1989 erschienen sind. Das merkt man deutlich am Schreibstil. Liest sich Band 1 noch recht zügig weg, verliert man sich in Band 2 zeitweise in seltsamen Erzählungen, die sich etwas ziehen. Zum Glück wird in Band 3, welcher erst 2005 rauskam, das Tempo wieder deutlich angezogen. Sollte nun die Frage aufkommen, ob man die Jahrespause merkt, so kann ich das mit Jain beantworten. Der Stil ist gleich, da spürt man keinen Unterschied. dennoch wirkt alles flüssiger und man hat das dickste und letzte Buch mit am schnellsten durchgelesen. Jetzt folgt die große Frage: Soll ich das Buch lesen? Als Einstieg für Joe R. Lansdale empfehle ich es nicht. Da sollte man auf die Thriller-Bücher von ihm zurückgreifen, wie "Akt der Liebe" oder "Die Kälte im Juli". Lesenswert ist es dennoch! Ich wollte zu keiner Zeit das Buch abbrechen, sondern unbedingt die Auflösung wissen. Die mich auch auf ihre Art und Weise zufrieden zurückgelassen hat. Wer an dieser Stelle immer noch nicht weiß, ob das Buch etwas für ihn ist, dem empfehle ich den Film "Bubba Ho-Tep". Das ist eine Verfilmung seines gleichnamigen Buches mit Bruce Camphell. Selbst ich - die für so strange Filme selten zu haben ist - halte ihn zu sehenswert und unterhaltsam. Schräge Komik, absurde Handlungen, blutiges Gemetzel. Ein trashige Horror-Komödie, die so einiges durch den Kakao zieht. Alles in allem hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Es war komplett anders als erwartet und irgendwie hat genau das mich so beeindruckt und unterhalten. Durch den Hänger in der Mitte gibt es einen gedanklichen Punkt Abzug, der mich ab er nicht davon abhält, diesen dicken Schmöcker zu empfehlen!

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Das Orbit ist das größte Autokino von Texas, jeden Freitagabend wird dort eine große Horrorshow veranstaltet: auf drei Leinwänden werden non-stop Horrorfilme gezeigt. Es gibt so viel Blut auf der Leinwand wie Popcorn bei den Zuschauern: maßlos viel! Eines Abends wird das Orbit durch einen seltsamen Vorfall von der Außenwelt abgeschnitten, die Besucher sind eingesperrt und beginnen bald durchzudrehen. Aus Angst und Hunger werden Gewalt und Kannibalismus geboren, später kommt ein seltsames Wesen (der “Popcorn King“) dazu und bringt alles auf einen tragischen Höhepunkt! Wer Lansdales atmosphärischen und detaillierten Schreibstil schon aus seinen anderen Büchern liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden. Aber völlig anders als in seinen übrigen Werken beherrscht dieses Buch der blanke Wahnsinn und die rohste Gewalt. Die Beschreibungen sind so widerlich und ekelhaft, dass auch ich zum Teil schwer zu kämpfen hatte. Auch die Personen und der Handlungsort sind für diesen Autor völlig ungewöhnlich: weder bewegen wir uns in einem besonderen historischen Kontext, noch bergen die Protagonisten Konfliktpotenzial. Die aberwitzige Ausgangssituation des Buches schafft es jedoch, den Leser zu fesseln und getrieben von Neugier, Entsetzen oder dem puren Willen dem Ganzen ein bisschen Logik abzugewinnen weiterlesen zu lassen. In drei Abschnitten (ehemals einzelnen Büchern) wird erst der wahnsinnige Vorfall im Autokino, später der Kampf ums Überleben und am Ende die Zuspitzung des Dramas beschrieben. Von Abschnitt zu Abschnitt denkt man als Leser „nein, verrückter kann es nicht mehr werden“ und es kann doch. Leider gibt es dabei gerade im Mittelteil einige Längen, die Geschichte verliert die Richtung und wirkt zum Teil etwas zäh. Aufgeben sollte der Leser hier trotzdem nicht (was bei mehr als 700 Seiten manchmal schwer fällt), denn am Ende lohnt das „Aha“ und „Wow“. Dafür muss man sich durchbeißen, bricht man ab ist die Geschichte nur eins: ein billiges B-Movie! Hält man durch bis zum Finale, genießt die sprudelnde und fesselnde Phantasie der Geschichte, bekommt man noch einiges geboten. Die Botschaft hinter der Geschichte ist eine Parole zum durchhalten und durchbeißen, plädiert für Menschlichkeit und kratzt noch nebenbei am Ursprung (und Sinn) allen Lebens. Mir hat „Drive In“ gut gefallen und sich heftig in meine Gedanken gebrannt. Für jeden Leser ist das Buch aber nichts: zu grausam, zu hart und immer mit der Gefahr den Faden zu verlieren. Wer Spaß an “Trash” hat und die Tiefe hinter einer platten Fassade genießen möchte, ist hier aber ganz richtig!

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Der Amerikaner Joe R. Lansdale ist ein vielseitiger Autor. Neben seinen Coming-of-Age Romanen hat er sowohl Krimis als auch Western, Fantasy, Sciene Fiction und Horrorromane geschrieben. Zu letzterer Gattung kann man auch die Ende der Neunziger erschienenen Romane der Drive-In Trilogie zählen, bei denen er ohne Frage dystopische Elemente mit einer gehörigen Portion Pulp und Splatter vermischt. Dazu kommt noch wie immer die typische Portion trockener Lansdale-Humor. Neugierig geworden? Wer einen Überblick über die verschiedenen Schaffensgebiete des Autors bekommen möchte, sollte die Drive-In Trilogie unbedingt lesen, wer Lansdale wegen seiner Thriller schätzt, wird hier nur bedingt bedient. Handlungsort ist Texas, wie üblich für Lansdale, und dort ein riesiges Autokino, das Platz für die gesamte Bevölkerung einer Kleinstadt bietet. Jeden Freitag „from dusk til dawn“ gibt es dort einen Horrorfilm-Marathon, der zahlreiche Besucher anzieht. Aber als bei einer dieser Aufführungen plötzlich ein roter Komet am Himmel auftaucht, wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die die wildesten Phantasien der Kinogänger bei weitem übertreffen. Schwärze legt sich über die Menschen, es gibt kein Entkommen, und bald wird die Verunsicherung von Gewalt in ihren schlimmsten Formen abgelöst. Und über allem wacht der Popcorn-King… Wege gaukeln die Möglichkeit des Entkommens vor, führen aber nur scheinbar in die Freiheit. Das muss zu seinem Entsetzen auch Jack, der Chronist der Ereignisse feststellen, der mit zwei Freunden einen Ausweg sucht, aber am Ende des Roadtrips feststellen muss, dass er wieder am Ausgangspunkt angelangt ist. Und auch die Welt außerhalb des Drive-In ist gefährlich und bevölkert von grausigen Kreaturen, wobei es fast schon vermessen ist, diese Postapokalypse als Lebensraum zu bezeichnen, denn Anarchie und Gewalt herrscht allenthalben. Lansdales Drive-In ist die Hommage an das Autokino, ein Freizeitvergnügen, das mit Sicherheit Generationen seiner Landsleute durch die Jahre begleitet hat, die typische Plattform für B-Movie Vorführungen. Und genau diese Inhalte transportiert die Trilogie mit ihren Gewaltexzessen und dem Blut, das aus jeder Seite tropft. Pulp und Popcorn at it’s best, aber mit Sicherheit nicht für jeden Leser.

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Viertausend Autos fasst das „Orbit“, das größte, an der letzten Ausfahrt der Interstate-45 liegende Autokino in Texas. Nachdem Jack die obligatorische All-Night-Horror-Show am Freitag besucht hat, trifft er sich mit seinen Jungs in Dans Schuppen, wo sie beim Billardspielen den coolen Willard kennenlernen. Randy, Bob und Jack verabreden sich mit Willard für den nächsten Freitag, um mit ihm ins Drive-In zu fahren. Als sie dort eintreffen, ist die Party schon voll in Gange. Bevor die angekündigten Filme „I Dismember Mama“, „Evil Dead“, „Die Nacht der lebenden Toten“, „Toolbox Murders“ und „Texas Chainsaw Massacre“ anlaufen, haben es sich die Cowboys und Cowgirls, Punks, Alt-Hippies und Familien mit ihren Holzkohlengrills und Bierdosen auf Gartenstühlen, Motorhauben und Decken gemütlich gemacht. Kaum hat der Trash-Klassiker „I Dismember Mama“ angefangen, taucht ein gewaltiger roter Komet am Himmel auf und löscht den Nachthimmel mit seinen Sternen aus. Doch nicht nur der Mond und die Sterne sind verschwunden, als der Komet erloschen ist – alles außerhalb des Autokinos liegt in völliger Schwärze. Mehr noch: Als ein Cowboy seinen Arm in die Schwärze außerhalb der Umzäunung ausstreckt, löst sich nicht nur sein Arm auf, sondern sein Körper verflüssigt sich zu einer ekligen Brühe. Was folgt, ist ein Ausnahmezustand der besonderen Art. Während die „Orbit“-Besucher über den Ursprung der Katastrophe die wildesten Vermutungen anstellen, versorgt der Manager die Menschen mit kostenlosem Popcorn und Softdrinks, doch als nach Tagen der Vorrat aufgebraucht ist, steht bald auch Menschenfleisch auf der Speisekarte. Randy und Willard vereinen sich zu einem Wesen namens Popcorn King, der seine Jünger mit außergewöhnlichem Popcorn beglückt. „Bob und ich dösten die meiste Zeit vor uns hin, und wenn wir so hungrig waren, dass wir’s nicht mehr aushielten, gingen wir zum Camper, legten uns auf den Boden und aßen, kauten ganz langsam, redeten hin und wieder, als ob es was zu sagen gäbe, hörten uns einen Film an, dessen Ton gedämpft über den Lautsprecher in den Camper drang. Es fiel mir schließlich schwer, mich an das Leben vor dem Drive-In zu entsinnen. Ich konnte mich an Mom und Dad erinnern, aber ich sah ihre Gesichter nicht vor mir und hätte nicht sagen können, wie sie sich bewegt oder wie sie geredet hatten. Ich konnte mich an keine Freunde erinnern, nicht mal an Freundinnen, deren Gesichter häufig durch meine Träume gespukt hatten. Meine Vergangenheit verflüchtigte sich wie Feuchtigkeit auf einem beschlagenen Spiegel. Und die Filme liefen weiter.“ (S. 133) Doch Jacks eigentliche Odyssee geht erst ab dem zweiten Band („Keins dieser üblichen Sequels“, so der programmatische Untertitel) so richtig los. Dann erwarten ihn und seine Wegbegleiter Cryer und Bob ein urzeitlicher Dschungel mit Dinosauriern und Popalong, ein Fernsehgesicht, das seinen Anhängern Popcorn und Candy und Softdrinks vom Himmel fallen lässt. So richtig abgefahren wird es allerdings im dritten Teil, wenn Jack mit seinen Gefährten erst eine abenteuerliche Bustour unternimmt und nach wochenlangem Treiben auf dem Meer dann wie Noah in einem Wal landet, in dem das nächste Grauen wartet … Der Texaner Joe R. Lansdale ist zwar vor allem durch seine Krimi-Reihe um Hap Collins und Leonard Pine bekannt geworden, doch seinen literarischen Einstand feierte er mit der 1997 begonnenen „Drive-In“-Trilogie, die aus der Einladung des „Twilight Zone“-Herausgebers T.E.D. Klein resultierte, einen Artikel für das Magazin zu schreiben. Lansdale wollte „eine liebevolle Satire auf Horrorfilme und die menschliche Dummheit schreiben. Über unser ureigenes Bedürfnis, so gut wie alles für bare Münze zu nehmen, wenn man sich dabei nur besser fühlt. Religion, Astrologie, Numerologie, was man sich nur vorstellen kann“, so der Autor in seinem Vorwort zur jetzt erstmals komplett auf Deutsch erschienen „Drive-In“-Trilogie (S. 9). Tatsächlich lässt Lansdale in seiner aberwitzigen Tour de Force so einige selbsternannte Prediger und Anführer auffahren, die ihre Anhänger mit den absurdesten Versprechen verführen. Dem Autor gelingt dabei eine höchst unterhaltsame, mit beißendem Humor versehene Hommage an die längst vergessene Autokino-Kultur und den trashigen Filmen, die dort immer wieder zu sehen waren. Zu den Vorführungen von „Die Nacht der lebenden Toten“ und „The Texas Chainsaw Massacre“ bildet „Drive-In“ das literarische Pendant. Mit sichtlicher Freude an den geschilderten menschlichen Gelüsten und den oft abseitigen Wegen zu ihrer Befriedigung seziert Lansdale die bizarre Landschaft der menschlichen Spezies. Das liest sich stellenweise wie bitterböser Horror und ätzende Science-Fiction, aber „Drive-In“ stellt vor allem eine blutgetränkte, nach Scheiße und Sperma stinkende Gesellschaftssatire dar, die einen ganz anderen Autor präsentiert, als wir ihn durch starke, ganz und gar realistisch gezeichnete Psycho-Thriller wie „Die Kälte im Juli“ und „Dunkle Gewässer“ kennen. „Ihre heftige ästhetische Wirkung rührt daher, dass sie etwas mit obsessiver Detailbesessenheit ausgestalten, was im Horror-Genre sonst eher nur einzelne Schockszenen ergibt, hier eine Vignette, da einen Höhepunkt: den Abgrund“, resümiert Dietmar Dath, einer der Übersetzer, in seinem Nachwort (S. 733). Wer also keine Berührungsängste mit einem zutiefst verstörenden Subtext kennt, den uns Lansdale mit seiner ebenso unterhaltsamen wie perfiden Genre-Mixtur präsentiert, wird bei der Lektüre von „Drive-In“ viel zu lachen und einiges nachzudenken haben, wenn der höchste Grad an Vorstellungskraft erst einmal aktiviert ist.

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