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Rezensionen zu
Jahre wie diese

Sadie Jones

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€ 10,00 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Meinung Am Anfang musste ich etwas durchhalten, denn die Geschichte wird leicht und langsam erzählt, enthält nicht viel Spannung und nimmt erst im Verlauf an Fahrt auf. Doch das habe ich sehr gerne auf mich genommen. Dieses Buch ist einfach grandios! Sadie Jones hat einen großartigen Erzählstil. Ihre Figuren erzählt sie aus der Distanz heraus und lässt dabei viel Raum für eigene Gedanken und Emotionen. Ich hatte während des Lesens ein Gefühl von Nostalgie. Sadie Jones erzählt mit viel Feingefühl aus der Vergangenheit der beiden Protagonisten Luke und Nina. Luke ist der ruhige, stille Dramatiker. Nina hingegen eine sehr temperamentvolle Schauspielerin, die aber auch labil ist. Luke weiß mehr oder minder, wo er mit seinem Leben hin will, Nina hingegen lässt sich von ihrem Ehemann leiten. Genau so interessant wie Luke und Nina waren Paul und Leigh. Paul ist Produzent, Leigh ist Inspizientin - sie sind beide gut, in dem, was sie machen. Paul weiß aber genau, wo er hinwill und wie seine Gefühle sind. Leigh ist sich unsicher und wird erst von Paul hinsichtlich ihrer Gefühle wachgerüttelt. Und doch haben alle vier etwas gemeinsam: Sie müssen alle mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. „Niemand zwang ihn, seine Welt so klein zu machen, so geschlossen, so idiotisch, widersinnig, obsessiv, monomanisch - gib es zu, sagte er zu sich selbst: so irrsinnig eng, wie er es tat. Er hatte sich selbst ein Gefängnis geschaffen.“ Zitat S. 66 Im Verlauf der Geschichte kristallisierte sich für mich ganz klar heraus, dass es nicht nur um die Theaterwelt in London geht und dieses Buch viel tiefgründiger ist, als ich angenommen hatte. Hauptsächlich geht es um die Gefühlsfindung und Emotionen der Figuren. Es geht darum, wie unterschiedlich die Handlungen sind, die Gefühlsregungen, wenn Menschen lieben und welche Person geliebt wird. Wie mit Verlust und Verrat umgegangen wird. Ob Freundschaften nichts mehr bedeuten, wenn auf die falsche Person gesetzt wird. Fazit Ein herzzerreißender Roman über die Liebe, die Freundschaft, das Scheitern, das Aufsteigen und dem großen Fall. Wundervoll gezeichnete Figuren in einer aufwühlenden Theaterwelt. Ich habe mich in dieses Buch verliebt! Es hat mich bewegt, es war tiefgründiger als gedacht und sehr emotional. „Jahre wie diese“ bekommt volle fünf Sterne von mir. Weitere Informationen Originaltitel: Fallout Verlag: Penguin Seiten: 416 Erscheinungsdatum: 09. Januar 2017 Preis: 10,00 € Taschenbuch ISBN: 978-3-328-10028-7

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MEINE MEINUNG: Im Fokus der Handlung stehen ganz klar die beiden Protagonisten Luke und Nina. Zu Beginn kennen sich die beiden nicht, das Geschehen setzt im Jahre 1961 ein, beide noch in der Pubertät. Abwechselnd wird aus dem Leben der Beiden erzählt, man lernt beide Charaktere zunächst einmal kennen und begleitet sie beim Heranwachsen. Nina und Luke sind sehr zerbrechliche Persönlichkeiten, auch wenn sie nicht immer so wirken. Das Leben macht ihnen zu schaffen, auf ganz unterschiedliche Weisen. Luke musste von klein auf erwachsen sein, für seinen alkoholabhängigen Vater sorgen, denn seine Mutter befindet sich in einer psychiatrischen Anstalt. Er scheint gut damit zurecht zu kommen, auch wenn man bei der Lektüre immer wieder auf Hinweise stößt, die darauf schließen lassen, dass dem in Wahrheit nicht so ist. Luke ist bewundernswert, so hat er sich aus seiner schwierigen Kindheit heraus etwas aufgebaut, nicht aufgegeben und an seinen Träumen festgehalten, auch wenn ihm nicht immer klar war, von was genau er träumt. Er ist ein Träumer, versinkt in Büchern, Musik und in seiner Obsession für das Theater. Zufällig lernt er Leigh und Paul kennen, seine beiden besten Freunde, mit denen er zusammen eine Theaterkompagnie gründet. Nina wirkt sehr viel schwächer als Luke. Sie definiert sich selbst über die Anerkennung ihrer Mutter, die ihr aber nur selten gegeben wird. Ihre Mutter kümmerte sich nie wirklich um sie, strebte nach einer Schauspielkarriere und versucht nach dem Scheitern dieser, Nina dorthin zu bringen, wo sie selbst gerne gewesen wäre. Nina fügt sich, auch wenn sie es hasst, im Mittelpunkt zu stehen und sich selbst mit der Schauspielerei quält. Ihre Tochter kritisiert sie dauerhaft, achtet streng darauf, dass diese nicht zu viel isst und kümmert sich auch darum, dass Nina einen wichtigen Mann aus der Theaterbranche heiratet, um leichter Fuß fassen zu können. Nina tut alles für ihre Mutter, auch wenn diese kein gutes Haar an ihr lässt und sich herzlich wenig um die Bedürfnisse ihrer Tochter schert. Auch die Ehe zu Tony ist ein Reinfall, im Prinzip gelangt Nina von dem einen Gefängnis in das Nächste. Mit ihren Gefühlen ist sie stets alleine, so kann sie von niemandem wirklich Liebe oder Zuneigung erwarten. Da wundert es nicht, dass sie sich selbst nicht zu lieben scheint und sich selbst einredet, dass alles gut ist, so wie es ist. Da beide Protagonisten in der Theaterbranche tätig sind, ist es vorhersehbar, dass die beiden früher oder später aufeinander treffen. Auch erfährt man bereits über den Klappentext von der Liebe, die sich zwischen den beiden entwickeln wird. Nina ist durch ihren Ehemann an eine Hauptrolle in einem Stück gekommen. In ihrer Rolle als Inhaftierte berührt sie Luke, auf eine Art und Weise, die er selbst nicht zu begreifen scheint. Von ihrem ersten Bühnenauftritt an, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Der distanzierte Schreibstil der Autorin lässt nicht tief in die Gefühlswelt des Protagonisten blicken, man kann nur erahnen, was sich hier anbahnt. Dies empfand ich allerdings als sehr passend, da beide Charaktere nie wirklich gelernt haben, was Liebe bedeutet und damit ihnen völlig neue, bis zu diesem Zeitpunkt an, unbekannte Emotionen entwickeln. Er dachte an Nina Jacobs, die blind und gefesselt auf dem Boden gekniet hatte. Das Stück hatte etwas in ihm aufgerissen, und dann war sie da gewesen, hatte sich selbst zur Rettung dargeboten. Alles war von ihm abgefallen, bis nichts mehr von ihm übrig war, und dann – ihr Anblick, wie eine Antwort. Sie war ihm so richtig vorgekommen. Und sie schien nach ihm zu rufen. – ( Jones, s. 156) Schnell wird deutlich, dass Luke sie retten will und man bekommt den Eindruck, er versuche für sich selbst, etwas wieder gut zu machen. Als hätte er das Gefühl, bis jetzt gescheitert zu sein, so konnte er weder Vater noch Mutter retten. Die Emotionen der Charaktere waren sehr trocken und undurchsichtig dargestellt, trotzdem hat die Autorin es durch ihren Schreibstil geschafft, die Emotionen zu vermitteln. Man muss sich als Leser seinen Teil dazu denken und das hat mir sehr gefallen, weil es die Persönlichkeiten der Charaktere, die Verschlossenheit der Figuren, perfekt unterstreicht. Auch die Nebencharaktere, die Geschichte um Paul und Leigh hat mir gut gefallen, auch diese waren gut ausgearbeitet. Sie wohnen mit Luke zusammen und unterstützen ihn bei der Entfaltung seines Schreibtalents, werden somit zu seiner neuen Familie und geben ihm damit den Halt und die Zuneigung, die er nie hatte. Mit dem Kennenlernen von Nina beginnt das Ganze allerdings auseinander zu brechen. Luke setzt neue Prioritäten und das Theater, die gemeinsame Leidenschaft der drei Freunde, rückt für ihn in den Hintergrund. Relativ gegen Ende kommt es dann zu einer überraschenden Wendung, die die Autorin fast vollkommen unkommentiert stehen lässt. Was das Buch vor allem interessant gemacht hat, war die Frage, ob es denn zu einem Happy End kommt oder nicht. Der Ausgang des Buches hat mir überraschenderweise sehr gut gefallen, auch wenn ich mit etwas anderem gerechnet habe. FAZIT: Ich muss sagen, dass ich am Anfang Schwierigkeiten hatte, in das Buch reinzufinden. Das lag vor allem an dem etwas ungewöhnlichen Schreibstil der Autorin, der mir aber mit der Zeit immer besser gefiel und im Endeffekt haben diese distanzierten Beschreibungen sehr gut gepasst und die Ausarbeitung der Charaktere gefördert. Die Geschichte konnte mich fesseln und überraschen, obwohl nicht allzu viel passiert ist. Im Großen und Ganzen finde ich den Roman von Sadie Jones sehr gelungen und würde ihn weiterempfehlen.

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London, Anfang der siebziger Jahre: Die Theaterszene der pulsierenden Stadt ist im Aufbruch. Politische Satiren, Nackte auf der Bühne, anarchische Inszenierungen. Die kreative WG um Luke, Paul und die schöne Leigh versucht hier Fuß zu fassen. Sie gründen ein eigenes Theater, hadern mit finanziellen Problemen, Selbstzweifeln, verkrusteten Rollenbildern. Von der 68er-Bewegung scheinbar befreit, erkennen sie, dass sich familäre Prägungen nicht so einfach ablegen lassen. Als Luke die fragile Nina kennenlernt, droht die eingeschworene Gemeinschaft zu zerbrechen. Ein wundervoller Rückblick auf die elektrisierende Zeit zwischen Bob Dylan, Bukowski und Batisthemden. Luke Kanowski ist mitten in seinen Zwanzigern und voller Tatendrang. Er beschließt die Provinz mit all ihrem Ballast – zum Beispiel der Mutter, die seit Jahren in einer Psychiatrie lebt – hinter sich zu lassen. In London trifft er auf Freigeister und Gleichgesinnte. Er zieht mit Paul und Leigh zusammen, die ein Paar und zu seiner Ersatzfamilie werden. Gemeinsam eröffnen sie ein Theater, schreiben Stücke, wagen große Träume. Bis Luke auf die depressive Schauspielerin Nina trifft. Als Schwerenöter hat er bislang alle Frauen emotional auf Distanz gehalten, doch in Nina glaubt er eine zerbrechliche Seele gefunden zu haben, die ihn in das unüberwundende Trauma seiner verlorenen Mutter zurück katapultiert. Vor Liebe wie von Sinnen, setzt Luke für Nina alles aufs Spiel. Die Londoner Autorin Sadie Jones, die unter anderem Drehbücher für die BBC verfasste, kennt London wie ihre Westentasche und lässt eine vergangene Ära stilvoll aufleben. Gleichzeitig schafft sie es auf einer psychologisch subtilen Ebene zu arbeiten. Alle Charaktere tragen Prägungen mit sich, die sie unbewusst beeinflussen. Zerbrochene Familien, lieblose Väter, ehrgeizige Mütter, die ihre geplatzten Karriereträume auf ihre Töchter übertragen. Die Figuren handeln menschlich, oft unklug, selbstzerstörerisch. Sie verdrängen so lange, bis sich Gefühle eruptiv entladen. Sie versuchen ihrer Vergangenheit zu entfliehen und rennen dabei geradewegs in eine identische Zukunft hinein. Sie suchen, wo sie nichts finden und übersehen, was direkt vor ihnen liegt. Der „allwissende“ Leser, der ihre Retrospektiven in die Kindheit begleitet, ist versucht, mitten in den Plot zu springen, um sie aufzurütteln. Dies führt zu einer starken emotionalen Bindung, daraus zieht das Buch seine Spannung. Sadie Jones‘ Prosa wirkt hypnosisierend. Wie eines jener Op-Art-Muster, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Einmal in die Hand genommen, ist es nahezu unmöglich, sich von der Geschichte zu lösen. Eine nostalgische Hommage an London, die Siebziger und die große Bühne des Theaters.

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Inhalt: London in den 70ern: eine Stadt von Partys, Whisky und Drogen beflügelt. Auf den Plattenspielern läuft Soul, man debattiert über Ideologien und die Neuerfindung der Kunst. Für Luke, der in der Provinz aufgewachsen ist, ist es das lang ersehnte Paradies. Zusammen mit Paul und Leigh verwirklicht er sich den Traum von einer eigenen Theaterkompagnie – doch dann trifft er Nina, eine labile Schauspielerin, und seine Liebe zu ihr droht alles zu zerstören, was er sich erkämpft hat... Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Bei diesem Buch hat mich vor allem Zeit und Ort angesprochen, aber auch das Cover finde ich gelungen gestaltet. Das Buch beginnt mit einigen Rückblicken, die äußerst wichtig für das Geschehen in der damaligen Gegenwart von 1972 in London ist. Obwohl nicht in der Ich-Perspektive geschrieben wurde fühlt es sich dennoch so an, da die Gedanken und Gefühle der Charaktere oftmals offenbart werden. Am meisten hat mir Hauptprotagonist Luke zugesagt, der einerseits selbstlos, andererseits aber auch zerstörerisch ist, mit Leidenschaft Theaterstücke schreibt und sich hingebungsvoll um seine psychisch kranke Mutter kümmert, die von seinem Vater nie in der Anstalt besucht wird. Aber auch Leigh und Paul waren mir sehr sympathisch, die in London seine Freunde und Mitbewohner sind. Nicht so zugetan war ich einer weiteren Hauptprotagonistin namens Nina, da ich ihr Handeln in einigen Situationen überhaupt nicht nachvollziehen konnte und ich somit nicht dazu in der Lage war, mich in sie hineinzuversetzen. Insgesamt gibt es im Roman zwar nicht so viele lustige Stellen, aber dafür werden einige ernste Themen in den Vordergrund gezogen und behandelt. Außerdem habe ich einen kleinen Einblick in die damalige Welt des Theaters mit den verschiedenen Schritten bis zur Uraufführung und den Personen, die daran teilhaben, bekommen. Das Ende hat mir wirklich gut gefallen, da es super überraschend kam und irgendwie realitätsnah erschien. Zu einem 5 Sterne Buch hat mir jedoch noch das gewisse Etwas gefehlt. Mein Fazit: Jahre wie diese ist ein ehrlicher Roman, der im London der 70er Jahre spielt und mit ausgefeilten Charakteren und einer überzeugenden Handlung beeindruckt. Vielen Dank an den Penguin Verlag für die Bereitstellung des Buches! Jahre wie diese bekommt von mir 4/5 Sterne!

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EIN JUNGES BUCH

Von: Tanja Jeschke aus Stuttgart

02.06.2016

Rezension Sadie Jones: Jahre wie diese. Roman. Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek. Deutsche Verlagsanstalt, 2015. 416 Seiten, 19,99 Euro. Von Tanja Jeschke EIN JUNGES BUCH Die 70ger Jahre mit ihrem unbekümmerten Flair, ihrer schrägen Romantik, ihrer politischen Unkorrektheit, ihren Songs und ihrer grell-bunten, raffinierten Innenarchitektur: sie erfreuen sich nach wie vor allseits großer Beliebtheit. Die Londoner Autorin Sadie Jones nutzt dies in ihrem neuen Roman „Jahre wie diese“, erschienen bei DVA, mit viel literarischem Geschick. Ihr gelingt das, was man ein junges Buch nennen könnte. Die unverbrauchte Experimentierfreude, mit der Luk sich in London ins Theaterleben stürzt; die großzügige Loyalität, mit der Leigh sich zur Bühnenmanagerin entwickelt, und der Glanz, der von Pauls Ideenreichtum als werdender Produzent ausgeht – alles hat dieses Verschwörerische der Jugend. Es geht um etwas, zum ersten Mal im Leben, und alles will entdeckt werden, auch die eigenen Abgründe. Noch ist keiner von ihnen gescheitert, alles ist noch möglich und die Stimmung gespannt, geladen und gut. Nächte werden zum Tag, Arbeit ist Leidenschaft, Zeit ist einfach da und Geld natürlich nicht, aber ein eigenes Theater wird auf die Beine gestellt, und gut muss es schon sein. Talent und Erfolg öffnen Türen, die Gesellschaft drum herum guckt hin. Wie mit einer Kamera läuft Sadie Jones dem Prickeln nach, das in der Luft liegt, nicht nur, als Luk der jungen Schauspielerin Nina in einer irrlichternden Liebe verfällt. Diese Kamera, das ist die Sprache: kristallklar, präzise, eloquent, manchmal witzig, aber nie glatt; in ausgezeichneter Übersetzung von Brigitte Walitzek. Und dann ist da dieses unsentimentale Verständnis der Autorin für den Hunger und das Geschädigtsein ihrer Figuren, das den Text zu begleiten scheint wie ein Sound. Auch das jung, unverbraucht. Es ist viel los in diesem Roman (so waren sie, die 70ger, und so ist sie, die Jugend!), aber es gehört zu seiner Stärke, wie subtil die Ausgewogenheit zwischen Handlung und Reflexion gelingt. „Sie redeten nicht, sie waren einfach beieinander. Es fühlte sich nicht beabsichtigt an. Es fühlte sich nicht schicksalhaft an“, heißt es am Schluss. Das Absichtslose und die Theaterbühne – Sadie Jones kriegt die richtige Mischung hin.

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Hippe Theaterwelt

Von: wal.li

11.02.2016

Quasi entführt der kaum zehnjährige Luke seine Mutter aus der Anstalt. Sie wollte einmal ins Museum nach London, doch sie kommt mit der Welt nicht klar. Dennoch ist es ein schöner Tag. Lukes Vater ist auf andere Art daneben, fast schlimmer als die Mutter hält er sich an den Alkohol. Später, Luke meint immer noch für seine Eltern sorgen zu müssen, geht er von der Schule ab und arbeitet in der Fabrik. Eines Abends jedoch kommt die Veränderung. Luke, der seine Gedanken immer niedergeschrieben hat, trifft auf Paul und Leigh. Die beiden wollen die Welt des Theaters erobern und die Sehnsucht in Luke ist geweckt. Einige Zeit danach folgt er Paul nach London und beginnt mit seinen beiden Freunden ein Theaterstück zu produzieren. Einige der anderen Bücher der Autorin in bester Erinnerung wagt man sich mit einigen Erwartungen an das neue Werk heran. Und der Roman hat auch seine wunderschönen Momente. Als da wäre gleich am Anfang die anrührende Entführung der Mutter aus der Anstalt, um ihr einen normalen Tag zu schenken. Welche Mutter möchte nicht solche Kinder haben. Doch leider sind diese Momente, die das Herz erwärmen gar zu selten. Man gewinnt den Eindruck, die Handlung besteht aus einer großen und gewollten Verirrung, die dazu hergenommen wird, um die Seiten eines Buches zu füllen. Nina vermag in ihrer Kühle und Verzagtheit nicht zu überzeugen. Luke wirkt manchmal verschusselt und unachtsam. Leigh, so könnte man meinen, belügt sich selbst. Schließlich ist Paul, der nicht nur den Respekt seines Vaters gewinnt, sondern auch den des Lesers. Auch wenn Sadie Jones es mit einigen wahrhaft gefühlvollen Szenen schafft, die Leser einzufangen, so hat man doch den Eindruck, das die wilden Siebziger, die swinging Theaterszene Londons zu einem bloßen Hintergrund für die Geschichte einiger Personen geraten. Einer Geschichte, die schließlich keine besonderen Empfindungen weckt. Natürlich mag nicht jeder Leser ähnliche Gedanken hegen, doch verglichen mit anderen Büchern der Autorin scheint dieser Roman nicht ihr stärkster zu sein.

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Die 1967 geborrene Autorin Sadie Jones arbeitete als Drehbuchautorin, unter anderem für die BBC. Ihre bisher veröffentlichten Romane wurde alle große Publikumserfolge. Im März 2015 erschien bei der Deutsche Verlags-Anstalt ihr neuer Roman “Jahre wie diese” in deutscher Sprache. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Brigitte Walitzek. Theater-Szene im London der 70iger Jahre Luke Kanowski lebt zusammen mit seinem alkoholkranken Vater in einer kleinen Wohnung, während seine psychisch kranke Mutter schon seit langem in der Psychiatrie ist. Seine ganze Leidenschaft gilt dem Theater. Tagsüber arbeitet er und in seiner Freizeit schreibt er Theaterstücke. Irgendwann beschließt Luke, sein Elternhaus zu verlassen und in London als Dramatiker sein Glück zu versuchen. In London trifft Luke das junge Paar Leigh und Paul, freundet sich mit ihnen an und gründet mit ihnen erst eine WG und später eine Theatergruppe. Kurz darauf lernt Luke Nina kennen, eine junge Schauspielerin, in die er sich verliebt, obwohl Nina mit Tony liiert ist. Doch Ninas Ehe ist nicht glücklich, denn Tony ist gewalttätig. Es kommt zu heimlichen Treffen zwischen Nina und Luke. Am tragischen Ende verrät Luke seine besten Freunde. Fazit Nachdem ich bereits vom Roman “Der ungeladene Gast” der Autorin total begeistert war, habe ich mich auf dieses neue Buch der Autorin sehr gefreut. Und wurde absolut nicht enttäuscht! Vier junge Menschen, die von einer Karriere am Theater träumen und dabei oft enttäuscht werden. Enttäuscht von den Menschen, die ihnen am nächsten sind. Freundschaften, die geopfert werden und Beziehungen, die nicht sein dürfen. Als Leser bekommt man einen guten Einblick hinter die Kulissen der Theaterwelt und in das Londoner Leben der 70iger Jahre. Die komplexen Beziehungen der Protagonisten untereinander sowie ihre Familiengeschichten sind sehr spannend und interessant. Um alles wirklich gut verstehen und erfassen zu können, sollte man sich beim Lesen nicht ablenken lassen. Die Figuren selbst sind sehr vielschichtig beschrieben. Der Roman hat mich mit seiner Komplexität aus Liebe, Theater und Beziehungen begeistert. Sadie Jones besitzt einen sehr eingängigen, emotionalen Erzählstil, der mir sehr gut gefällt. Dabei kommt die Romantik nicht zu kurz, obwohl der Roman teilweise auch sehr tragisch ist. Ich habe mit Luke und seinen Freunden mitgelitten und gebangt und auf ein gutes Ende gehofft. Ein sehr unterhaltsamer Roman über junge Menschen, die ihren Platz im Leben und in der Theaterwelt suchen. “Jahre wie diese” – Roman von Sadie Jones, erschienen 2015 bei DVA, gebunden, 416 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3421046291 Herzlichen Dank an den DVA für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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"Sie hatte keine Ahnung, dass sich hinter Tante Mats Fürsorge Liebe versteckte, da sie selbst Liebe mit Sehnsucht gleichsetzte." Nina ist die Tochter einer Schauspielerin. Ihre Mutter hat vor allem sich selbst im Sinn. Beruf, Erfolg, Karriere, Ansehen. Die Wirkung auf andere ist ihr so wichtig, dass ihr die eigene Tochter nur hin und wieder ins Gedächtnis gerät. Nina, die bei einer Tante aufwächst, himmelt die Mutter an. Sie verehrt sie auf eine eher ungesunde Weise, möchte ihr gefallen, indem sie alles macht, was die kühle Person die sich Mutter nennt, - die ihre Rolle aber schlechter ausfüllt, als sie es jemals mit ihren Rollen im Theater getan hat -, von Nina verlangt. So beugt sie sich auch dem Wunsch Schauspielerin zu werden. "Jetzt, wo er älter war, waren die Nächte unbestimmter und dunkler, und die Welt war in jedem Fall ein viel zu dunkler, quälender Ort, und so machte er das Licht an, wenn er nicht schlafen konnte, und schrieb." Luke lebt gemeinsam mit seinem Vater in einer kleinen Wohnung. Seine Mutter ist schon seit Jahren in einer Psychiatrie. Lukes ebenso hoffnungsvoller wie verzweifelter Versuch seine geliebte Maman aus der Klinik, die ihm schier unerträglich scheint, für sie aber zum gewohnten Umfeld geworden ist, zu retten, scheitert. Er vergräbt sich in Arbeit, steigt immer höher auf der Karriereleiter. Es mangelt ihm weder an Geld, noch an Frauen, die ihm ihre Liebe aufbinden wollen und doch ist er einsam und unzufrieden. Als er Leigh und Luke, ein junges Paar aus London, das sich ganz und gar dem Theater verschrieben hat, bemerkt er, dass er falsch ist, in dem Leben, das er führt. Die Rettung der Mutter ist gescheitert, doch die eigene hat er immer noch selbst in der Hand. "Da waren sie wieder, die gewohnte, schmerzliche Freude des Suchens und der Mangel; die Distanz zu dem, was Liebe hieß, die ihn geformt hatte. Die Prägung, die dafür gesorgt hatte, dass sein Herz verkümmerte." Der Blickwinkel wird mal verstärkt auf Luke, mal verstärkt auf Nina bzw. deren Umfeld gelegt. Er führt uns in die 70er und 80er Jahre, in die Geschichten vier junger Menschen, die unumgänglich miteinander verwoben sind. Sympathisch sind sie alle. Vom ersten Moment an. Niemand der vier scheint so stark verbunden zu sein wie Luke und Nina, deren ganzes Leben beeinflusst wurde durch die wichtigste weibliche Person im Leben eines jeden Menschen: die Mutter. Luke, der trotz der scheinbaren Schwäche der eigenen Mutter, trotz ihrer körperlichen wie auch manchmal geistigen Abwesenheit, die Stärke der Mutter, ihre Illusionen, ihre Träume und Hoffnungen aufgenommen hat. Auf der anderen Seite Nina, die nie Illusionen aufbauen konnte, da sie ihr von der Mutter ebenso zerstört wurden wie ein klares Bild der Realität. Beide jungen Menschen immer auf der Suche nach dem was sie glücklich macht. Scheinen nicht zu erkennen, dass das Glück manchmal direkt vor der Nase liegt. " '[...] Warum hören wir nie auf, daran zu glauben?' 'Woran?' 'Daran, dass Rettung möglich ist.' " "Jahre wie diese" ist mein erster Roman der Engländerin Sadie Jones, mit Sicherheit aber nicht der Einzige, der den Weg in mein Bücherregal finden wird, denn ich bin ganz verzaubert von ihrem Vermögen Atmosphäre zu erschaffen. Atmosphäre, die mich mitgerissen hat, die mich immer wieder zum Buch greifen lies, das ich bewusst in kleinen Stücken genossen habe. Ich bin gerne zurückgekehrt in die Gesellschaft der vier jungen Menschen, die sich manchmal in ihren Träumen und Hoffnungen verirrt und verloren haben, und doch immer wieder zurückgeholt wurden auf den Boden der Tatsachen. "Jahre wie diese" ist ein ganz fein gezeichneter Roman über die Besonderheiten und Ausprägungen der mütterlichen Liebe, aber auch ein wunderschöner Roman über Liebe, wenn die Geschichte auch manchmal den Weg der Dramatik einschlägt. Umso größer sind die Gefühle dann jedoch, wenn sie sich wieder in die von allen Liebenden erhoffte Richtung entwickeln. Ein Roman, den ich sehr genossen habe und gerne weiter empfehle.

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