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Rezensionen zu
Spademan

Adam Sternbergh

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Spademan war früher Müllmann. Heute ist er das auch noch, nur entsorgt er anderen Müll als damals. „Und falls es Sie interessiert, ich war auch mal Müllmann. Einer, der echten Müll abtransportiert, genau wie mein Dad. Das hab ich hinter mir gelassen So wie ich das meiste auch hinter mir gelassen habe. Also das, was man mir nicht ohnehin bereits genommen hatte. Jetzt töte ich Leute. Ende der Geschichte.“ Damals, das war vor der schmutzigen Bombe am Times Square und den darauffolgenden Bombenanschlägen. Als New York eine Stadt war, die niemals schläft, ein belebter Ort mit Millionen Einwohnern und noch mehr Touristen. Noch nicht mal nach 9/11 sind diese ausgeblieben, aber die schmutzige Bombe hat allen den Garaus gemacht. New York ist jetzt eine Geisterstadt. Mit lebenden Geistern. Die Reichen verstecken sich in den oberen Stockwerken, geschützt von Wachmännern und in bequemen Betten liegend, mit denen sie in die Limnosphäre driften. Die Armen leben in Camps und rotten sich zusammen. Ein paar wohnen dazwischen, besetzen Häuser und Wohnungen. Die Polizei guckt zu. Jeder der es sich leisten konnte und wollte, ist weg aus New York. Spademan nicht. Sein Geschäft floriert. Er ist Auftragskiller und seine bevorzugte Waffe ein Teppichmesser. Er tötet Männer oder Frauen – keine Diskriminierung. Aber Kinder tötet er nicht. Er will nicht wissen, warum er den- oder diejenige töten soll. Er will keinen Background. Er will einen Namen und dann läuft er los. Dann wird er auf Grace, die sich Persephone nennt, angesetzt, die Tochter eines berühmten Predigers und kommt in Gewissenskonflikte. Das ist die Ausgangssituation und zeigt schon wie schwer es ist, Sternberghs „Spademan“ in eine Schublade zu stecken. Ist es ein Noir-Thriller, eine Dystopie oder was? Sternberghs Setting ist einfach klasse – es spielt irgendwie in der Zukunft, aber es fühlt sich so an, als ob nur New York in der Zukunft gelandet ist und die anderen Teile der Welt noch im Jetzt verankert sind, in der normalen Welt sozusagen. Die Atmosphäre dieses zum Untergang geweihten New York schlägt sich auch in Spademan durch. Man erfährt nie seinen richtigen Namen, doch der Autor gewährt einem vereinzelte Rückblicke auf Spademans Vergangenheit. Er ist distanziert und zeigt keinerlei Gefühle. Die sind ihm abhanden gekommen, genauso wie New York. Und dann taucht da diese Rotzgöre auf und wirbelt sein Leben, sein System, seine Prinzipien durcheinander. In diesem Thriller verschwimmt alles, nicht nur das Genre. Gut oder Böse gibt es nicht, es ist aber auch nicht alles Grau. Schon der Held der Geschichte, der Auftragskiller, lässt alle Kategorien sich in Luft auflösen. Heile Welt scheint es nur in der Limnosphäre zu geben, doch Sternbergh dreht auch dieses Stückchen Helligkeit ad absurdum. Und so darf der Auftragskiller auch das wenige Licht in dieser Geschichte bringen – ganz ohne nett und unschuldig zu sein. Sondern sarkastisch, praktisch und brutal. Sternberghs „Spademan“ scheint alles zu haben, was man sich wünschen kann: ein trostloses Setting in einer zerstörten Welt (na ja, in einem zerstörten New York wäre richtiger), einen Einzelgänger, einen Killer mit Prinzipien, ein Mädchen zwischen Gör und Erwachsener, ein Gegner, der alle Sphären ausnutzt und übermächtig zu sein scheint, vorgetragen in einem präzisen, nüchternen Schreibstil. Da passt einfach alles. Und doch lässt mich der Thriller unzufrieden zurück. Warum? Weil ich gern mehr wollte. Ich wollte mehr wissen – über das zerstörte New York, über Spademan, über die Limnosphäre… doch das Buch ist einfach zu kurz! Unverschämtheit, eine so tolle Story, so kurz zu halten. Aber ich verzeihe Mr. Sternbergh. Aber nur aus einem einzigen Grund. Weil es einen weiteren Band geben wird. Deshalb. Fazit: Nach Jahns „Der Cop“ hat auch Sternberghs „Spademan“ mein Hardboiled-Herz höher schlagen lassen. Düster, nüchtern, unheilvoll und spannend – so mag ich das. Bitte weiter so und noch viel mehr davon. Von mir gibt es 4 Schafe.

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Spademan ist Auftragskiller in New York City. So weit, so gut, möchte man meinen, kennt man ja. Der Ablauf dürfte auch klar sein, der Killer bekommt einen Auftrag, in diesem Fall den Mord an der Tochter eines berühmten Fernsehpredigers. Spademan hat natürlich ein paar Regeln, auch nichts neues, wenn man es genau nimmt. Jeder Auftragskiller hat so seine Prinzipien. Bei Spademan ist das recht einfach, Kinder sind tabu, Männer und Frauen zwecks Gleichberechtigung ok, was mit Senioren, Kranken und Hunden ist, wird nicht erwähnt. Ach doch, richtig, es gibt ja keine Hunde mehr in New York City. Ebenfalls wichtig, Spademan will nicht wissen warum er jemanden umlegen soll. Es interessiert ihn schlichtweg nicht, er überbringt auch keine Nachrichten, schließlich sei er nicht FedEx (schönes Zitat gleich auf der zweiten Seite ganz unten) und das ganze Gerede von betrogenen Ehe- oder geprellten Geschäftspartner will er auch nicht hören, Therapeut sei er ja schließlich auch nicht (ebenfalls ein schönes Zitat nur 3 Seiten weiter). Spademan betrachtet sich eher als die Kugel, sein Auftraggeber ist derjenige, der zielt, und trifft. Nun ist in diesem New York City aber irgendwie nicht mehr alles so wie früher. Die Stadt wirkt wie leergefegt, die Reichen haben sich in ihre Lofts zurückgezogen und lassen sich auf der Straße kaum noch blicken. Stattdessen liegen sie in teuren Betten, Krankenschwestern versorgen sie mit Nährstoffbeuteln und überprüfen ihre Vitalfunktionen, während sie in der Limnosphäre unterwegs sind, der Virtual Reality, einer Scheinwelt, in der sie alles sein und vor der Realität flüchten können. Denn die ist ziemlich düster geworden, seit der Bombe. Näher will ich auf den Inhalt auch gar nicht eingehen, denn für mich war beim Lesen gerade das der große Reiz, diese kleinen Häppchen, mit denen einem nach und nach die Hintergründe präsentiert wurden. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln würde, hatte mit einer „typischen“ Auftragskiller-Geschichte gerechnet und war mehr als überrascht, als ich mich in einem postapokalyptischen New York City wiederfand. Dazu die Idee mit der virtuellen Realität, die Kombination einer düsteren Zukunftsvision mit einem klassischen Hardboiled-Figurenensemble, das hat viel schönes. Ein Killer, eine abgefuckte Welt, einige düstere Gestalten, einige reiche Strippenzieher, eine Prise Science Fiction, alles verpackt in einem sehr szenischen Schreibstil, der schönes Kopfkino macht und sich flott lesen lässt. Er ist allerdings auch sehr knapp und auf den Punkt gehalten ist, also keine großen Sprachverliebtheiten, sondern eher pragmatisch, wie Spademan selbst. Der Ton ist dabei rau, aber so richtig ernsthaft böse dann doch nicht, eher „hollywood-böse“, sprich gut verträglich und sehr unterhaltsam. Ein bisschen Luft nach oben gibt es an dieser Stelle noch, es könnte für meinen Geschmack gern etwas raffinierter, etwas unbequemer werden. Im Januar diesen Jahres ist in englischer Sprache übrigens der zweite Spademan-Roman (OT: Near Enemy) erschienen, ich für meinen Teil freue mich auf ein erneutes Leseerlebnis dieser Art und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen im Heyne Hardcore-Programm. Fazit: Thriller, Science Fiction, hardboiled, das Überraschungsei für Krimifans!

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Bornstedts kleine Bücherstube

Von: Nicole Pienkoß aus Potsdam

21.02.2014

4 von 5 Sternen. Tough, drastisch und schnörkellos. Spademan ist ein Auftragskiller der besonderen Art, der den Leser mitnimmt in seine kaputte Welt voller Lügen.

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