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Rezensionen zu
Wenn Hunde sprechen könnten!

Henning Wiesner

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Zwei Hunde liegen gemeinsam vor dem Kamin in Professor Wiesners Haus: Die alte Bernhardiner-Hündin Olga und der unerfahrene Pharaonenhund-Rüde Maxi unterhalten sich über all das, was Menschen über Hunde wissen sollten. Hündische Altersweisheit trifft – gelesen von der wunderbaren Katharina Thalbach -- auf jugendliche Neugier. Sowohl Junghund Maxi als auch zweibeinige Zuhörer lauschen gebannt den Ausführungen der erfahrenen Hundedame. Schließlich weiß sie einiges zu berichten und mit einigen Vorurteilen und Ammenmärchen aufzuräumen. Gleich zu Beginn die erste Richtigstellung: Alle Hunde stammen vom Wolf ab. Punkt. Die These vom Goldschakal als Urvater des Hundes (wie sie Carl von Linné aufstellte und Konrad Lorenz übernahm) ist überholt. Zweitens: Der Hund ist das erste Haustier des Menschen, er wurde bereits in der Steinzeit domestiziert. Wiesner setzt die Hundwerdung des Wolfes vor 16.000 Jahren an. Andere wissenschaftliche Schätzung greifen zwar deutlich weiter zurück (100.000 Jahre), dies muss aus meiner Sicht für ein Kinder-Hörbuch jedoch nicht ausbuchstabiert werden. Mit einem Ammenmärchen macht Olga gleich zu Beginn Schluss: Mit der Mär vom Schnapsfässchen, mit welchem der Bernhardiner angeblich den von Lawinen Verschütteten zur Rettung eilte. Die kluge Hündin weiß es besser: Alkohol ist bei Unterkühlten nämlich sogar schädlich. In 18 kurzen Dialogen arbeitet Henning Wiesner (beziehungsweise seine beiden sprachmächtigen Hunde) auf kurzweilige Weise wesentlichen Themen kynologischer Relevanz ab. Die beiden Hunde plaudern über Knochen und archäologische Funde aus der Frühzeit der Hund-Mensch-Beziehung. Man lernt, dass das Zangengebiss beim Flöhe-Knacken gute Dienste leistet ist, jedoch den gängigen Rassestandards widerspricht. Maxi und Olga geben auch Kuriositäten preis: So erfahren wir, dass sich die Ringelschwänze (die trugen schon die Urhunde) in Europa meist nach rechts ringeln und in Afrika und Asien häufig nach links. Das war mir neu, ebenso wie die Tatsache, dass die frühen Torfspitze vor allem dazu dienten, die Pfahlbau-Siedlungen von Mäusen frei zu halten. Katzen waren nämlich noch nicht domestiziert. Dass Hunde bellen ist allgemein bekannt. Dass Hunde, die bellen, wirklich nie beißen, glaubt heute kaum noch jemand. Henning Wiesner erläutert, dass das hündische Bellen dem Hund nicht von Anbeginn an gegeben war. Das Bellen wurde ihm erst angezüchtet. Als Jagdhund muss er spurlaut sein, als Hütehund muss er Gefahren und Eindringlinge anzeigen. Und wir trainieren dem Hund das Bellen heute wieder ab, der Nachbarn und der eigenen Nerven zu liebe. Auch vor allerlei Unappetitlichem macht Wiesner nicht halt: Wir verstehen nach diesem Hörbuch besser, warum Hunde sich für Häufchen ihrer Artgenossen interessieren und weshalb sie Kot zum Fressen gernhaben. Was wir widerlich finden, ist für Hunde normal. Der Stoff Skatol (als Bestandteil von Kot und Aas) ist für den Hund ein unwiderstehlicher Duft. Niedrig dosiert kommt Skatol übrigens auch in der Parfümindustrie zum Einsatz. Nicht eklig genug? Treuherzig erklärt die kluge Bernhardinerin Olga, dass in der Volksmedizin harte, weiße, gut durchgetrocknete Hundeköttel (am Johannistag gesammelt) als gesund galten. Hygienebewusste müssen jedoch keine Angst vor negativen pädagogischen Folgen des Hörbuchs haben: Henning Wiesner (Tierarzt und langjähriger Zoologischer Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn) weist dezidiert auf die Gefahren hin, die der allzu enge Umgang mit dem Hund haben kann, indem er beispielsweise die Risiken des Fuchsbandwurms erläutert. Wiesners Hündin Olga kann nicht nur sprechen, sondern auch lesen. Die Lektüre von Thomas Manns Idylle „Herr und Hund“ verärgert die Hündin derartig, dass sie jedes Mal knurrt, wenn sie sich dem Bücherregal nähert. Bei aller Begeisterung für Thomas Mann im Allgemeinen und für seine autobiografische Erzählung „Herr und Hund“ im Besonderen: Die Schilderung der Prügelstrafe, die der Hühnerhund Bauschan von seinem Herrn erfährt, ist tatsächlich beim Lesen schwer erträglich. Zeigt sich hier doch eines der Kernprobleme im Zusammenleben von Hund und Mensch: Der Hund ist in seinem Verhalten – verstärkt durch die Zuchtauswahl -- auf bestimmte Aufgaben hin programmiert. In Bauschans Fall ist dies das Jagen. Und genau dafür, dass er diese spezifische Fähigkeit einsetzt, hagelt es Prügel. Weil es dem Menschen – in diesem Fall dem großen Schriftsteller Thomas Mann -- an grundlegender Kenntnis des Hundeverhaltens fehlt. Denn eines ist klar: Alles Prügeln hält den Jagdhund nicht vom Jagen ab. Wiesner stellt klar: Der Mensch nutzt die angeborene Unterordnungsfähigkeit des Hundes (ehemals unter den Leitwolf) aus. Der Hund lässt sich formen und erziehen. Erziehung durch Prügel ist jedoch verboten. Der Mensch muss sich mit hündischem Charakter auskennen. Dies erfordert Kenntnis, Verständnis, Liebe und viel, viel Zeit. Bücher und Hörbücher wie dieses von Henning Wiesner legen eine wichtige Basis für einen solchen Umgang mit dem Hund. Sie vermitteln leichtverständlich und unterhaltsam fundiertes Wissen und schaffen Verständnis. Liebe und Empathie stellen sich von selbst ein, wo Kinder (und Erwachsene) die Gelegenheit haben, sich auf sachgerechte Weise mit Hunden und anderen Tieren zu befassen.

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