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Rezensionen zu
Schere, Stein, Papier

Naja Marie Aidt

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Von Jenny und Thomas den Geschwistern stirbt der Vater, ein Vater der kriminell und gewalttätig war, der in den Geschwistern statt Trauer, alte Wunden zum Vorschein bringt und dann kommen noch mehr Probleme mit seinem Tod. Er hinterlässt beiden nur Schulden. Trotz dass das Verhältnis zwischen den Dreien nicht gut war, gehen die Geschwister in seine heruntergekommene Wohnung und schauen sich um, es ist nichts zu sehen, was etwas Geld bringen würde oder einen Ansatz von Erbe hat, trotzdem möchte Jenny eine Erinnerung aus der Wohnung ihres Vaters mitnehmen, einen defekten Toaster. Thomas hat vor ihn zu reparieren und macht dabei eine Entdeckung. Zudem lernen sie Luke kennen, der ein Verhältnis zum Vater der Geschwister hatte, das sie nicht mal in ihren Träumen hatten. Bei Thomas löst die Entdeckung und die Bekanntschaft eine Veränderung aus, diese wird über das ganze Buch hinweg gut geschildert. Viele Emotionen, Lebensschläge, Veränderung die Menschen ans Limit in jeder Hinsicht bringen. Das Buch braucht am Anfang mehr Seiten als bei anderen Büchern, bis man in der Story ankommt und dann kann man sich gut in die Gefühle und Charaktere hineinversetzen. Wie alles so aus dem Ruder kommen kann und wie doch die Vergangenheit viel mit der Zukunft zu tun hat. Das Buch ist eine Art Geschichte über Schicksale und wie man oft nicht alles in seinem Leben selbst beeinflussen oder lenken kann. Ich konnte mich sehr gut hineinversetzen und mitfühlen. Das Cover und der Titel waren das Erste was mich sehr neugierig machte. Häuser die heruntergekommen aussehen und der Titel der mir eigentlich das Handspiel in Erinnerung rief und ich es mit Gewinnen oder Verlieren asoziierte. Genauso ist das Buch im Grunde, Leben in den man mit seinen Entscheidungen gewinnt oder verliert. Sich selbst, seine Routine, ein geordnetes Leben, seine Träume, einfach alles kann man gewinnen oder verlieren. Ein Buch dass ich jedem empfehlen kann, der Bücher mag in denen Leben sich gravierend ändern, es ist kein Spannungsroman wie ein Thriller oder Krimi das vorweg. Teilweise hätte man sich an mancher Stelle kürzer halten können.

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Wenn sich Literatur der Frage nähert, wer oder was genau für den Verlauf und die Sinnhaftigkeit eines Lebens bestimmend ist, ob es das Schicksal, die genetische Veranlagung oder eigene Willensstärke ist, dann kann daraus eigentlich nur Gutes entstehen. Naja Marie Aidt hat einen verstörenden Roman über ein Leben geschrieben, das sich auf unerklärliche Weise mit solcher Radikalität verändert, das man sagen könnte: hier ist etwas gewaltig aus der Bahn geraten. Als Thomas' und Jennys Vater unverhofft in einer Gefängniszelle stirbt, bringt der Tod statt Trauer einen tief begraben geglaubten Berg aus schrecklichen Kindheits-Erinnerungen hervor. Der Vater war ein Trinker, stets schlecht gelaunt, ein Krimineller, auf den sich die Geschwister nie wirklich verlassen konnten. Es sind diese seelischen Narben, die vor allem Thomas prägen und die ihn – ohne es wirklich zu ahnen – noch eine lange Zeit später schmerzen werden. Inzwischen sind sie erwachsen und führen ein Leben, das nicht unterschiedlicher sein könnte: Jenny lebt mit ihrer 18-jährigen Tochter Alice in einem sozialen Brennpunkt in armen Verhältnissen. Ihren Unterhalt verdient sie sich als schlecht bezahlte Krankenpflegerin. Ein Umstand, für den sie Thomas regelrecht verachtet. Denn sie hat es, anders als er selbst, nicht geschafft, die Kindheitstraumata zu überwinden und ihr Leben nach eigenen Wünschen zu formen und letztlich zu genießen. Thomas hingegen ist sich selbst sein eigener Chef. Er besitzt einen Laden für schickes Büromaterial, den er mit seinem Freund Maloney führt. Seine Lebenspartnerin Patricia ist angesehene Kunsthistorikerin, ihr gemeinsames Leben in einem modern designten Wohnraum könnte nicht besser sein. Wenn Freunde zu Besuch sind, wird bei extravagantem Menü mit teurem Wein über Literatur diskutiert. Man könnte auch sagen: Eine gekonnte Inszenierung von Intellektualität! Als also der Vater stirbt, rührt sich in Thomas nicht viel. Die Geschwister schlagen das Erbe aus und nehmen nur einen alten, verrosteten Toaster mit, in dem Thomas – und das ist scheinbar das Umschlagsmoment der Geschichte – ein Bündel Geldscheine entdeckt. Es muss, denkt Thomas, von Vaters letztem Coup sein. Er versteckt es heimlich in seinem Keller. Das Geld – als Inbegriff des Bösen figurierend –, an dem buchstäblich noch die kriminellen Fingerspuren des Vaters kleben, nimmt auf rätselhafte Art und Weise Einfluss auf Thomas Leben: es verfolgt ihn in seinen Gedanken, raubt ihm jede Ruhe, und schwört in dieser Weise Wahn und Paranoia langsam herauf. Doch, wo ist das Geld tatsächlich hergekommen und wem gehört es? Und so kann Thomas von dunklen Gedanken nicht ablassen und die Suche beginnt, zugleich geschehen seltsame Dinge und niemand weiß, wie ein Leben so leicht zugrunde gehen konnte. Eine wuchtige Geschichte voller Brutalität ertönt in leisen Tönen und berührt mit ihren allzu menschlichen Figuren, die – wie wir alle – verletzlich sind und sich nur schwer von tiefsitzenden Erschütterungen des Lebens erholen können. Großes Kino! Ganz in Knausgårdschem Stil wird dabei alles wahrgenommen, reflektiert und minutiös geschildert. Die Gefühlswelt wird in ihrer Komplexität seziert, nichts ist zu banal und alles hat Bedeutung, wenn man der Sache auf den Grund gehen will. Und mittendrin, so ganz nebenbei lässt Naja Marie Aidt ihre Figuren eine Debatte über das Wesen der Literatur führen, und handelt die Frage aus, ob Letztere, um wirklich gut zu sein, autobiografisch oder fiktional sein muss. Es sei ihr verziehen. Ansonsten: Bravourös!

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Was ist das Böse? Steckt es von Geburt an in uns oder wird es uns anerzogen? Viele literarische Werke haben sich mit dieser Frage auseinandergesetzt, jedoch selten mit einer so schonungslosen Eindringlichkeit wie in diesem Buch der dänischen Schriftstellerin Naja Marie Aidt. Thomas hat seine schreckliche Kindheit hinter sich gelassen und sich erfolgreich in der Gesellschaft hochgearbeitet. Als sein krimineller und gewalttätiger Vater stirbt, schlägt er die Erbschaft aus, bis er in einem Toaster die Diebesbeute seines letzten Coups entdeckt. Thomas behält das Geld heimlich – schon zieht das Böse wieder in sein Leben ein. Vor der Vergangenheit gibt es kein Entrinnen. Nach außen hin führt Thomas ein bürgerliches Leben. Er hat einen Schreibwarenladen, eine Beziehung mit der schönen Kunsthistorikerin Patricia, wohnt in einem angesehenen Stadtteil. Dass er jahrelang mit seiner labilen, jüngeren Schwester Jenny unter den brutalen Erziehungsmethoden seines alkoholkranken Vaters gelitten hat – damit hat er abgeschlossen. Dennoch haben die Erlebnisse Risse in der Fassade hinterlassen. Im Grunde genommen verachtet er seine „schwächliche“ Schwester, die in Armut und Opferrolle verharrt ist. Die Beziehung zu Patricia leidet unter seiner Weigerung, selbst Kinder zu bekommen. Sympathie empfindet er hingegen für seine 18-jährige rebellische Nichte Alice, die er beruflich unterstützen möchte. Thomas entscheidet sich, das Geld zu behalten, um eine Zweigstelle zu eröffnen, die sie eines Tages leiten soll. Der Toaster samt Inhalt fungiert als „Büchse der Pandora.“ Zunächst passieren merkwürdige Dinge in seiner Umgebung – Thomas erhält Drohungen, sein Laden wird zerstört, ein mysteriöser Fremder drängt in seine Familie. Im weiteren Verlauf der Handlung wird nicht nur die mühsam aufgebaute Existenz vernichtet – auch seine Persönlichkeit scheint auseinanderzubrechen und sich in zwei Teile zu spalten. Die dunkle Seite seines Charakters tritt zu Tage und jener Mensch, der ihm am nächsten steht, muss besonders darunter leiden. Thomas hat plötzlich Gewaltfantasien, denen er in einem schwachen Moment nachgibt – mit katastrophalen Folgen. Naja Marie Aidt schreibt klar und schonungslos. Ihre Literatur ist schwer verdaulich, stößt ab und fasziniert zugleich. Spätestens nachdem Thomas die angestaute Wut an seiner Freundin und der gemeinsamen Katze auslebt, genießt der Leser durchaus den tiefen Fall der Hauptfigur. Das Faszinierende an der Geschichte ist nicht die eigentliche Auflösung, wer hinter den ganzen Einschüchterungsakten steckt – sehr schnell tut sich eine Spur auf und es wundert ein wenig, wie lange Thomas braucht, um den eigentlichen Zusammenhang herzustellen. Das Faszinierende liegt in der Auslotung von charakterlichen Grenzüberschreitungen. Wie tief muss ein Mensch fallen, bevor sich sein wahres Wesen zeigt? Wie ist es, eine Person gleichzeitig zu lieben und zu hassen? Welche Auswirkungen haben Entscheidungen, unmittelbar oder über Generationen hinweg? Wer auf Sympathiefiguren in Büchern verzichten kann und sich nicht scheut, einen Blick in menschliche Abgründe zu werfen, wird das packende Buch zu schätzen wissen. Ohne viel Blut, prägen sich bestimmte Szenen tief im Bewusstsein ein.

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