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Rezensionen zu
Die Tuchvilla

Anne Jacobs

Die Tuchvilla-Saga (1)

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Marie Hofgartner ist 18 Jahre alt, als sie 1913 eine Stelle als Küchenmagd im Haus des Augsburger Tuchfabrikanten Melzer antritt. Sie, die nach dem frühen Tod ihrer Eltern bis jetzt in einem Waisenhaus gelebt hat, ist überwältigt von der prächtigen Villa mit dem straff durchorganisierten Dienstboten-Haushalt. Doch die Eingewöhnung fällt ihr nicht leicht, zumal sie von den anderen Angestellten nicht mit offenen Armen empfangen wird. Nach und nach lernt sie die Mitglieder der Fabrikantenfamilie besser kennen: das Ehepaar Johann und Alicia Melzer und deren Töchter Katherina (genannt Kitty), Elisabeth (genannt Lisa) - beide um die 20 Jahre alt - sowie Sohn Paul, der in München Jura studiert. Als dieser sich zur Eröffnung der Ballsaison in der Tuchvilla aufhält, verliebt er sich in Marie, die sich ebenfalls zu dem Firmenerben hingezogen fühlt. Doch einer ernsthafen Verbindung steht der soziale Unterschied im Wege. Die künstlerisch ambitionierte Kitty freundet sich mit der ebenfalls an Malerei interessierten und begabten Marie an, was besonders vom Vater nicht gerne gesehen wird. Doch die Küchenmagd steigt zur Kammerzofe auf, und eines Tages wird dringend ihre Hilfe benötigt. Resümee: Die Handlung dieses ersten Bands der Trilogie spielt von Herbst 1913 bis Juni 1914 überwiegend in Augsburg. Bezogen auf das Leben der Industriellenfamilie ist sie ein Spiegelbild der Epoche: Der Tuchfabrikant Johann Melzer ist ein durch die Industrialisierung zu Wohlstand gelangter erfolgreicher Unternehmer. Zahlreiche Dienstboten zeugen von der hohen sozialen Stellung der Familie, die in einem Prachtbau lebt. Der gesellschaftliche Status beinhaltet Verpflichtungen wie z.B. das Ausrichten von glanzvollen Bällen, ausgesuchte Garderobe, Wohltätigkeitsveranstaltungen und natürlich eine standesgemäße Verheiratung der Kinder. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet - seien es die der Familienangehörigen, der Angestellten oder diverser anderer Akteure. Allerdings ist mir Marie viel zu positiv beschrieben - sie wirkt wie eine Heilige: intelligent und selbstbewusst, mit guten Umgangsformen und diplomatisch, ohne Makel oder charakterliche Schwächen. Die Handlung bedient die gängigen Klischees - um nicht zu spoilern, werde ich an dieser Stelle nicht ins Detail gehen - und ist nicht nur deshalb an vielen Stellen vorhersehbar. Sie bleibt daher weitestgehend unspektakulär und weist einige ermüdende Längen auf. Auch das Geheimnis um Maries Herkunft und ein damit verbundenes, vom Familienoberhaupt bislang sorgsam gehütetes Geheimnis, sind früh durchschaubar. Der drohende Ausbruch des 1. Weltkrieges Ende Juli 1914 - also einen Monat nach Ende der Romanhandlung - sowie die damit einhergehenden Ängste und Sorgen während der Vorkriegszeit werden nur am Rande erwähnt. Hier wäre meines Erachtens mehr Einbettung in die historischen Ereignisse nötig gewesen, zumal mit Sicherheit die Tuchfabrik und Familie von den grundlegenden politischen Veränderungen betroffen sind. Im Gegensatz dazu ist das Geschehen in einer heilen Welt angesiedelt, in der Probleme jedweder Art durch persönliches Engagement und menschliche Stärken positiv gelöst werden. Fazit: im wahrsten Sinne des Wortes ent-spannende, leichte Unterhaltung.

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Die Tuchvilla ist der Auftakt einer Trilogie rund um die in Augsburg ansäßige Industriellenfamilie Melzer. Ab dem Jahr 1913 werden in drei Bänden die Schicksale der Melzer´schen Familie und ihrer Angestellten inmitten deutscher Geschichte dargestellt. Die Wirren des Schicksals, Aufstieg und Fall, Liebe und Freundschaft und ein Krieg, der alles zu zerstören droht. Das Waisenmädchen Marie tritt in der Tuchvilla eine Anstellung als Küchenmädchen an. Ihre letzte Chance doch noch irgendwo Fuß zu fassen, da jeder ihrer vorherigen Dienstherren sie vor die Tür gesetzt hatte. Doch Johann Melzer, dem Oberhaupt der Familie, scheint erstaunlich viel daran zu liegen, dass das junge Mädchen ihren Platz in der Tuchvilla findet. Und so versucht Marie die Villa zu ihrem neuen Zuhause und die anderen Angestellten zu ihren Freunden zu machen. Während sie in der Küche beschäftigt ist, vertreiben sich Katharina und Elisabeth, die beiden Töchter der Melzers, ihre Zeit mit Eifersüchteleien. Die Hübschere der beiden, Katharina, soll in die Gesellschaft eingeführt werden und für die ältere Elisabeth wird es höchste Zeit sich nach einem geeigneten Heiratskandidaten umzusehen. Paul hingegen genießt seine Studentenjahre lieber in München und jagt den Mädchen hinterher. Doch dann trifft er bei der Familie auf das neue Küchenmädchen und ist hin und weg. Und dann ist da noch dieses Geheimnis, welches Maries Herkunft umgibt... Meine Erwartungen an diesen ersten Band waren zur vergleichen mit der Fernsehserie Downton Abbey, die meiner Meinung nach ein grandioses & detailgetreues Gesellschaftsbild seiner Zeit zeigt. Und dabei vor allem zu gleichen Teilen auf die Angestellten, als auch die Herrschaft eingeht, was mir dort besonders gut gefallen hatte. In der Tuchvilla hingegen sticht ganz klar Marie als Protagonistin hervor. Sehr deutlich fungiert sie als Bindeglied zwischen den beiden Ebenen in der Industriellenvilla. Leider ging bei der Anzahl Perspektiven die Tiefe verloren, was ich sehr schade fand. Vor allem ausgerechnet mit Marie hatte ich so meine Probleme. Ihre Eigenwahrnehmung & die von Außen scheinen einfach nicht zusammenzupassen. Andere beschreiben sie oftmals stolz und sogar mit einem arroganten Auftreten. Sie selbst scheint sich aber meistens sehr unsicher zu fühlen. Und ich persönlich war gelangweilt von ihr, weil sie in meinen Augen einfach keine eigene Persönlichkeit zu haben schien. Und als gebürtige Augsburgerin hatte ich natürlich auch Erwartungen die Stadt betreffend. Leider vermittelte mir der Roman eher den Eindruck, Augsburg würde aus der Maximiliansstraße und dem Jakobertor bestehen angereichert mit ein paar schummrigen Gassen. Bei Augsburg als Zentrum der Handlung hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Das klingt jetzt alles sehr negativ, aber so ist es dann auch wieder doch nicht gemeint. Es ist eben kein Downton Abbey und Vergleiche sind ja sowieso blöd. Die Tuchvilla ist die Tuchvilla. Und dennoch habe ich es gemocht und gerne gelesen. Der Schreibstil war flüssig und die Geschichte rund um Marie, Kitty, Elisabeth und die anderen Villenbewohner unterhaltsam. Eine nette Lektüre (wenn auch nicht mehr!). Eben etwas Schönes zu lesen. Kein Buch, das mich begeistern konnte, aber auch keines, über das ich jetzt etwas wirklich Schlechtes sagen könnte!

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1913 tritt Marie, ein Waisenkind, ihre Stelle als Küchenmagd in dem Haushalt der reichen Familie Melzer an. Sie hat es zunächst nicht leicht, bis sich die Tochter des Hauses, Katharina, ihr ihre Freundschaft anbietet. Auch der Bruder von Katharina, Paul ist von der Küchenmagd ganz angetan. eine Liebe zwischen dem Sohn des Hauses und einer Angestellten wäre jedoch fatal. Bald stellt sich heraus das Maries Herkunft nicht so ungewiss ist, wie sie auf den ersten Blick erschienen ist, darüber scheint der Herr des Hauses mehr zu wissen als er preisgibt. Nach den ersten Seiten war ich von dem Buch sehr angetan, dies hat sich dann aber leider schnell geändert. Zum einen wird Marie zunächst als sehr zart und hilfsbedürftig dargestellt, nur ein paar Seiten weiter ist sie so stark und wehrt sich gegen einen anderen Namen und ihre Zimmergenossin. Es ist durchaus schön dass Marie einen so starken Charakter hat und sich zur Wehr zu setzen weiß, mir ging aber die Verwandlung viel zu schnell. Dann hatte ich immer das Gefühl, dass die Handlung auf der Stelle tritt, da jedes Detail ausführlich beschrieben wurde. Ich mag einen bildhaften Schreibstil , bei dem man sich das gelesene vorstellen kann, hier war es mir eindeutig zu viel Weiterhin gestört hat mich dass es keine historischen Fakten gab, die Geschichte hätte jederzeit und überall spielen können. Unter historischer Roman würde ich das Buch nicht einordnen, es gehört in die Rubrik Unterhaltung - Frauenromane. Mit 700 Seiten hat sich die Autorin übernommen, weniger wäre definitiv gut gewesen, dann wären viele langatmige Passagen weggefallen. Ein plus ist, der einfache, gut zu lesende Schreibstil, was mir aber nicht ausgereicht hat um mehr als drei Sterne zu vergeben.

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Im Herbst des Jahres 1913 betritt die junge Marie Hofgartner zum ersten Mal die Tuchvilla. Sie hat eine Stelle als Küchenmädchen bekommen. Zuvor hat sie ihr Leben im Waisenhaus verbracht. Intelligent und hübsch ist Marie, doch sie eckt an, weil sie ihre Meinung zu vertreten weiß. Allerdings merkt sie schnell, dass, auch wenn sie nur die niederen Arbeiten verrichten muss, sie es noch nie so gut gehabt hat, wie hier. Relativ gute Kleidung gab es, sogar einen warmen Mantel und Schuhe. Nicht alle der neuen Kollegen mögen sie und sie muss auch Obacht geben, dass sie nichts sagt, wodurch sie ihre Position verlieren könnte. Doch so langsam beginnt sie, sich wohler zu fühlen und die Hoffnung auf ein besseres Leben zu hegen. Ein Roman um ein junges Mädchen aus einfachsten Verhältnissen, in deren Vergangenheit es ein Geheimnis zu geben scheint. Ein junges Mädchen, dass sich verliebt, dass sich jedoch seiner Position bewusst ist. In die Zeit vor dem ersten Weltkrieg hineingeschrieben spielt die politische Situation in diesem Buch keine große Rolle. In einzelnen Sätzen wird angedeutet, dass Soldaten zur Truppe müssen oder Arbeiter streiken. Das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt jedoch auf den Erlebnissen der beiden Töchter des Inhabers der Tuchfabrik und der jungen Marie. Alle drei haben ihre Wünsche und Träume und versuchen deren Erfüllung zu erreichen. Dieser gefühlvolle Roman unter hält zwar nicht mit geschichtlichen Fakten und zeitgeschichtlichem Hintergrund, aber das Schicksal der Bewohner bietet eine meist spannende Lektüre. Man kann sich gut in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hauptpersonen hineinversetzen. Man fühlt mit ihnen. Zwar muss man sich manchmal fragen, welche Beweggründe sie für ihre Handlungen haben, doch meist kann man die Geschichte erleben als sie man selbst dabei. Ein wenig mehr Historie hätte vielleicht gutgetan, aber als schöner Roman um drei junge Frauen lässt sich das Buch bestens empfehlen. 3,5 Sterne

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Die Tuchvilla

Von: Svanvithe

03.08.2015

*Herbst 1913. Es ist das letzte Jahr vor dem Ersten Weltkrieg, der "Urkatastrophe Europas". Während auf dem Balkan zwei Kriege um das Erbe des zerfallenden Osmanischen Reiches toben, die erahnen lassen, welche Schrecken eine Auseinandersetzung mit Waffengewalt birgt, verbringt das übrige (westliche) Europa eine vermeintlich unbeschwerte Zeit in stabiler Ordnung. Hier herrscht seit vierzig Jahren Frieden, der einen technischen Fortschritt, die Hochindustrialisierung (auch als Zweite industrielle Revolution bezeichnet) ermöglicht, der die Nationen wirtschaftlich miteinander verflechtet. Gleichzeitig konkurrieren die europäischen Großmächte um Kolonien und Weltgeltung, instrumentalisieren die Konfliktparteien auf dem Balkan für ihre jeweiligen Interessen und rüsten ihre Flotten und Armeen auf - natürlich nur für den Verteidigungsfall. Das deutsche Kaiserreich erlebt wirtschaftliche Erfolge und baut vor allem gegenüber Großbritannien als einstigem Industriepionier seine Position aus und steht im Vergleich der Industrieländer an zweiter Stelle.* Von diesem Aufschwung hat auch Johann Melzer profitiert und es als Sohn eines Lehrers im Laufe der Jahre nicht nur zu einer florierenden Tuchfabrik in der Textilstadt Augsburg, sondern zudem zu einer adligen Ehefrau, drei präsentablen Nachkommen und einer mondänen Villa samt Dienstpersonal gebracht. Hier tritt im Herbst 1913 Marie ihre Arbeit als Küchenmädchen an. Bislang hat ihr das Schicksal übel mitgespielt, für das arme, bemitleidenswerte Waisenmädchen ist der Dienst in der Tuchvilla die letzte Chance. In der Hierarchie der Dienstboten nimmt sie die unterste Stufe ein und wird dementsprechend behandelt. Doch die jüngste Tochter des Hauses Katharina hat einen Narren an der gleichaltrigen Marie gefressen und bietet ihr die Freundschaft an, die Marie verwundert, aber dankbar annimmt. In relativ kurzer Zeit steigt sie zur Kammerzofe auf. Noch eine weitere Person des Melzerschen Haushaltes schenkt ihr Zuneigung: Paul. Und obwohl Marie die Gefühle erwidert, weiß sie dennoch, dass sie als Paar keine Zukunft haben. Denn wenn eine Bedienstete sich in den jungen Herrn verliebt, kann daraus nur Unglück erwachsen. Bald stellt sich heraus, dass Maries Herkunft nicht so unklar und rätselhaft ist, wie man es ihr im Waisenhaus darstellte. Darüber hinaus scheint ihr neuer Arbeitgeber, Johann Melzer, mehr darüber zu wissen, als er preiszugeben bereit ist. Deshalb lässt sich Marie auch von ihm nicht abbringen, Nachforschungen anzustellen, um das Geheimnis zu lüften, während in der Zwischenzeit Katharina mit einem Franzosen davonläuft... In ihrem Roman "Die Tuchvilla" erzählt Anne Jakobs eine Familien- und Liebesgeschichte, ohne konkret Bezug auf die historischen Gesichtspunkte der Vorkriegsjahre zu nehmen. Im Grunde stellt sie ein Stück heile Welt dar, in der sich das Leben einer Familie gestaltet, die es zu Ansehen und Vermögen gebracht hat. Denn tatsächlich ist es vermutlich für Familie Melzer nicht von großer Bedeutung, was außerhalb ihres Kosmos' geschieht. Leider führt die geringe oder fehlende Einbeziehung geschichtlicher Gegebenheiten dazu, dass die Handlung zeitlich austauschbar ist. Sie hätte so zu jeder anderen Epoche an jedem anderen Ort spielen können. Ansätze sind durchaus vorhanden. Beispielsweise erhält der Leser eine Beschreibung des Arbeitsgeschehens in der Fabrik, in dem Funktionsweise von Maschinen usw. dargestellt werden. Und Unfälle und Arbeitskampf werden ebenfalls thematisiert. Hingegen wird das hierin liegende Konfliktpotenzial bedauerlicherweise nicht ausgeschöpft. Letzten Endes löst sich alles in Wohlgefallen auf. Der Schreibstil der Autorin stellt keine große Anforderungen. Er ist einfach und solide. Einigen sehr ausführlichen Schilderungen hätte eine Straffung gut getan. Außerdem ist das Geheimnis um Maries Herkunft recht früh zu erkennen, so dass der Leser der Lösung nicht wirklich entgegenfiebert. Insgesamt fehlt es an aufregenden Momenten, die wahrlich berühren und Herzklopfen bescheren. In der Figurenzeichnung gibt es gute Ansätze, allerdings auch Klischees. Marie ist ein Mensch, den der Leser sofort ins Herz schließen kann. Weil sie trotz des Übels, das ihr widerfahren ist, immer Haltung bewahrt, nicht herumjammert, sich nicht einschüchtern lässt und klein beigibt. Sie beobachtet ihre Umgebung und die Menschen intensiv und versucht, eine Wertung vorzunehmen. Sie lässt sich als Mensch nicht erniedrigen, schafft es, ihre Würde zu bewahren und sei es nur im Kampf um die Beibehaltung ihres Vornamens. Zudem beweist sie außerordentliches Talent beim Zeichnen und ist äußerst geschickt mit der Nadel, was alle Damen der Tuchvilla für sich zu nutzen wissen. Doch bei allen positiven Eigenschaften hätte es zu Marie mit den wunderschönen Augen, in denen ihre Seele liegt und so viel Trauer und Sehnsucht, so viel Hunger nach Glück, so viel Müdigkeit und so viel Kraft gepasst, auch die eine Ecke oder Kante zu bekommen, um sie von der armen, standhaften und untadeligen Waise zu einer interessanten Figur zu formen, so dass sie eben nicht fehlerlos gewesen wäre. Bei Paul Melzer ist eine Entwicklung zu erkennen. Zunächst kann er es seinem Vater nicht recht machen. Wiederum bewahrheitet sich im Verlauf der Handlung, dass Paul durchaus Fähigkeiten besitzt, die ihm sein Vater bislang überhaupt nicht zugetraut hat. Daneben wirken die Schwestern Melzer sehr stereotyp: Elisabeth, unscheinbar und pummelig ist zwar äußerst intelligent, gleichwohl aber intrigant, neidisch und gehässig. Ständig fühlt sie sich im Vergleich zur jüngeren, hübschen, weltfremden Katharina abgewertet. Der durchschimmernden Unsicherheit mehr Raum zu geben, wäre eine Abwechslung gewesen. Oder möglicherweise die Einbeziehung der Tatsache, dass sich gerade in dieser Zeit das Frauenbild verändert. So bleibt es dabei, dass Elisabeth der Euphorie und verklärten Schwärmerei ihrer Schwester nichts entgegenzusetzen hat. Selbst dann nicht, als Katharina diejenige ist, die sorglos und ohne Rücksicht auf andere Menschen handelt, kann sie nicht punkten. Insgesamt unterhält der Roman, ohne große Anforderungen zu stellen, und wartet zu guter Letzt mit einem zuckrigen Happy End auf. Es bleibt zu wünschen, dass die Autorin diesen Pfad im zu erwartenden Folgeband verlässt und Dramatik in die Geschichte bringt.

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Die Tuchvilla

Von: Svanvithe

03.08.2015

*Herbst 1913. Es ist das letzte Jahr vor dem Ersten Weltkrieg, der "Urkatastrophe Europas". Während auf dem Balkan zwei Kriege um das Erbe des zerfallenden Osmanischen Reiches toben, die erahnen lassen, welche Schrecken eine Auseinandersetzung mit Waffengewalt birgt, verbringt das übrige (westliche) Europa eine vermeintlich unbeschwerte Zeit in stabiler Ordnung. Hier herrscht seit vierzig Jahren Frieden, der einen technischen Fortschritt, die Hochindustrialisierung (auch als Zweite industrielle Revolution bezeichnet) ermöglicht, der die Nationen wirtschaftlich miteinander verflechtet. Gleichzeitig konkurrieren die europäischen Großmächte um Kolonien und Weltgeltung, instrumentalisieren die Konfliktparteien auf dem Balkan für ihre jeweiligen Interessen und rüsten ihre Flotten und Armeen auf - natürlich nur für den Verteidigungsfall. Das deutsche Kaiserreich erlebt wirtschaftliche Erfolge und baut vor allem gegenüber Großbritannien als einstigem Industriepionier seine Position aus und steht im Vergleich der Industrieländer an zweiter Stelle.* Von diesem Aufschwung hat auch Johann Melzer profitiert und es als Sohn eines Lehrers im Laufe der Jahre nicht nur zu einer florierenden Tuchfabrik in der Textilstadt Augsburg, sondern zudem zu einer adligen Ehefrau, drei präsentablen Nachkommen und einer mondänen Villa samt Dienstpersonal gebracht. Hier tritt im Herbst 1913 Marie ihre Arbeit als Küchenmädchen an. Bislang hat ihr das Schicksal übel mitgespielt, für das arme, bemitleidenswerte Waisenmädchen ist der Dienst in der Tuchvilla die letzte Chance. In der Hierarchie der Dienstboten nimmt sie die unterste Stufe ein und wird dementsprechend behandelt. Doch die jüngste Tochter des Hauses Katharina hat einen Narren an der gleichaltrigen Marie gefressen und bietet ihr die Freundschaft an, die Marie verwundert, aber dankbar annimmt. In relativ kurzer Zeit steigt sie zur Kammerzofe auf. Noch eine weitere Person des Melzerschen Haushaltes schenkt ihr Zuneigung: Paul. Und obwohl Marie die Gefühle erwidert, weiß sie dennoch, dass sie als Paar keine Zukunft haben. Denn wenn eine Bedienstete sich in den jungen Herrn verliebt, kann daraus nur Unglück erwachsen. Bald stellt sich heraus, dass Maries Herkunft nicht so unklar und rätselhaft ist, wie man es ihr im Waisenhaus darstellte. Darüber hinaus scheint ihr neuer Arbeitgeber, Johann Melzer, mehr darüber zu wissen, als er preiszugeben bereit ist. Deshalb lässt sich Marie auch von ihm nicht abbringen, Nachforschungen anzustellen, um das Geheimnis zu lüften, während in der Zwischenzeit Katharina mit einem Franzosen davonläuft... In ihrem Roman "Die Tuchvilla" erzählt Anne Jakobs eine Familien- und Liebesgeschichte, ohne konkret Bezug auf die historischen Gesichtspunkte der Vorkriegsjahre zu nehmen. Im Grunde stellt sie ein Stück heile Welt dar, in der sich das Leben einer Familie gestaltet, die es zu Ansehen und Vermögen gebracht hat. Denn tatsächlich ist es vermutlich für Familie Melzer nicht von großer Bedeutung, was außerhalb ihres Kosmos' geschieht. Leider führt die geringe oder fehlende Einbeziehung geschichtlicher Gegebenheiten dazu, dass die Handlung zeitlich austauschbar ist. Sie hätte so zu jeder anderen Epoche an jedem anderen Ort spielen können. Ansätze sind durchaus vorhanden. Beispielsweise erhält der Leser eine Beschreibung des Arbeitsgeschehens in der Fabrik, in dem Funktionsweise von Maschinen usw. dargestellt werden. Und Unfälle und Arbeitskampf werden ebenfalls thematisiert. Hingegen wird das hierin liegende Konfliktpotenzial bedauerlicherweise nicht ausgeschöpft. Letzten Endes löst sich alles in Wohlgefallen auf. Der Schreibstil der Autorin stellt keine große Anforderungen. Er ist einfach und solide. Einigen sehr ausführlichen Schilderungen hätte eine Straffung gut getan. Außerdem ist das Geheimnis um Maries Herkunft recht früh zu erkennen, so dass der Leser der Lösung nicht wirklich entgegenfiebert. Insgesamt fehlt es an aufregenden Momenten, die wahrlich berühren und Herzklopfen bescheren. In der Figurenzeichnung gibt es gute Ansätze, allerdings auch Klischees. Marie ist ein Mensch, den der Leser sofort ins Herz schließen kann. Weil sie trotz des Übels, das ihr widerfahren ist, immer Haltung bewahrt, nicht herumjammert, sich nicht einschüchtern lässt und klein beigibt. Sie beobachtet ihre Umgebung und die Menschen intensiv und versucht, eine Wertung vorzunehmen. Sie lässt sich als Mensch nicht erniedrigen, schafft es, ihre Würde zu bewahren und sei es nur im Kampf um die Beibehaltung ihres Vornamens. Zudem beweist sie außerordentliches Talent beim Zeichnen und ist äußerst geschickt mit der Nadel, was alle Damen der Tuchvilla für sich zu nutzen wissen. Doch bei allen positiven Eigenschaften hätte es zu Marie mit den wunderschönen Augen, in denen ihre Seele liegt und so viel Trauer und Sehnsucht, so viel Hunger nach Glück, so viel Müdigkeit und so viel Kraft gepasst, auch die eine Ecke oder Kante zu bekommen, um sie von der armen, standhaften und untadeligen Waise zu einer interessanten Figur zu formen, so dass sie eben nicht fehlerlos gewesen wäre. Bei Paul Melzer ist eine Entwicklung zu erkennen. Zunächst kann er es seinem Vater nicht recht machen. Wiederum bewahrheitet sich im Verlauf der Handlung, dass Paul durchaus Fähigkeiten besitzt, die ihm sein Vater bislang überhaupt nicht zugetraut hat. Daneben wirken die Schwestern Melzer sehr stereotyp: Elisabeth, unscheinbar und pummelig ist zwar äußerst intelligent, gleichwohl aber intrigant, neidisch und gehässig. Ständig fühlt sie sich im Vergleich zur jüngeren, hübschen, weltfremden Katharina abgewertet. Der durchschimmernden Unsicherheit mehr Raum zu geben, wäre eine Abwechslung gewesen. Oder möglicherweise die Einbeziehung der Tatsache, dass sich gerade in dieser Zeit das Frauenbild verändert. So bleibt es dabei, dass Elisabeth der Euphorie und verklärten Schwärmerei ihrer Schwester nichts entgegenzusetzen hat. Selbst dann nicht, als Katharina diejenige ist, die sorglos und ohne Rücksicht auf andere Menschen handelt, kann sie nicht punkten. Insgesamt unterhält der Roman, ohne große Anforderungen zu stellen, und wartet zu guter Letzt mit einem zuckrigen Happy End auf. Es bleibt zu wünschen, dass die Autorin diesen Pfad im zu erwartenden Folgeband verlässt und Dramatik in die Geschichte bringt.

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Inhalt Augsburg, 1913. Die junge Marie tritt einen Anstellung als Küchenmagd in der imposanten Tuchvilla an, dem Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer. Während das Mädchen aus dem Waisenhaus seinen Platz unter den Dienstboten sucht, sehnt die Herrschaft die winterliche Ballsaison herbei, in der Katharina, die hübsche, jüngste Tochter der Melzers, in die Gesellschaft eingeführt werden soll. Nur Paul, der Erbe der Familie, hält sich dem Trubel fern - bis er Marie begegnet... Meine Meinung Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und sehr begeistert. Mir gefiel es besonders gut, dass sowohl die Perspektive der Herrschaften, aber auch die der Dienerschaft gut beleuchtet werden. So erhält man einen guten Eindruck von beiden Seiten. Der Schreibstil von Anne Jacobs ist leicht und flüssig zu lesen. Sie beschreibt die Charaktere und Kulisse sehr bildhaft, wodurch ich mich sofort in die Zeit um 1913 zurück gesetzt gefühlt habe. Marie ist die Hauptfigur des Romans und obwohl sie mir sympatisch war, so hat mich doch auch etwas an ihr gestört. Sie wurde mir zu oft zu perfekt und ohne Ecken und Kanten dargestellt. Die restlichen Charaktere haben mir ausnahmslos alle sehr gut gefallen und sie wirkten sehr real und glaubwürdig auf mich. Durch die in der Tuchvilla herrschende Hierachie sind die meisten Charaktere in zwei Lager geteilt. Es gibt die Herrschaften und die Bediensteten. Jeder der Bediensteten im Haus hat sein eigenes Päckchen zu tragen und dennoch müssen alle zusammen arbeiten um den Haushalt auf dem Laufenden zu halten und die Herrschaften zufrieden zu stellen. Aber auch diese haben kein sorgenfreies Leben. Im Gegenteil, es gibt Geheimnisse, Intrigen, Ängste und Probleme. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass die Herrschaften mehr Tiefe und Persönlichkeit hatten, während das Personal eher einfach gestrickt war. Das Erzähltempo des Buches ist sehr ruhig. Leider hatte ich recht oft das Gefühl, genau zu wissen was als nächstes passiert. Spannungsmomente und überraschte Wendungen habe ich immer wieder stark vermisst. Die Geschichte hätte durchaus auch in 200 weniger Seiten erzählt werden können. Ebenfalls vermisst habe ich die historischen Elemente, da dieses Buch ja als historischer Roman ausgeschrieben ist. Bis auf die detailreichen Hintergründe, wie das Leben früher in einem Haushalt wie der Tuchvilla ablief, findet man jedoch kaum Historisches. Fazit "Die Tuchvilla" stellt für mich eine leichte Lektüre dar, die sich trotz wenig Tiefgang gut lesen lässt und mich auch sehr gut unterhalten hat.

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Erwartungen: Besonders in letzter Zeit habe ich schon oft Bücher gelesen, welche zu Beginn des 20 Jahrhunderts und kurz vor dem Ausbruch des 1 Weltkrieges spielen. Alle diese Bücher spielten in Herrschaftshäusern in denen die Bewohner noch nichts von den kommenden Schreckensjahren ahnen konnten. Und zufälliger weise war auf beinahe allen Covern eine Junge Frau vor eben jenen Häusern. Was allerdings nicht negativ zu verstehen ist, denn diese Bücher haben mich stets nie enttäuscht. So bin ich auch von Anfang an auch davon ausgegangen, dass mich die Tuch Villa ebenfalls nicht enttäuschen wird. Der Klappentext lässt bereits erahnen, dass es sich hier zudem um eine Liebesgeschichte handelt, welche sich über die zu der Zeit angesehene Ständeordnung hinwegsetzt. Leseerlebnis: Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven geschrieben, so dass man Einblick in die Sichtweisen verschiedener Protagonisten bekommt. Anfangs wird besonders aus der Sicht von Marie, dem neuen Küchenmädchen und Elisabeth, der Tochter des Hauses, das Geschehen beschrieben. Der Einstieg in das Buch ist besonders wenn es um Marie geht nicht schwer, ihre leicht träumerische Art, macht es einem leicht in das Buch zu versinken, gerade wegen ihrer Nüchternheit aber gleichzeitigen doch leichten Naivität , wird sie interessant und macht einen netten Eindruck . Sobald man allerdings zu Elisabeth und ihrer Familie kommt, gerät man leicht ins Stolpern. Der Unterschied zwischen den Schichten macht sich nämlich auch im Schreibstiel bemerkbar. Hinzu kommt, dass die Frauen der Familie Melzer auf dem ersten Blick ziemlich überheblich und somit für mich unsympathisch wirken. Der Wechsel innerhalb der Perspektiven sorgt dafür, dass man das Leben zur damaligen Zeit nicht nur aus der Sicht der Dienerschaft, sondern auch der Herrschaft kennen lernt, was das Gesamtbild kompakter und klarer werden lässt. Das auf dem Klappentext angekündigte „dunkle Geheimnis“ ist für den Leser schon ziemlich schnell kein Geheimnis mehr, zwar dauert es seine Zeit, bis man es sicher weiß, aber es gibt schon von Anfang an immer wieder Hinweise darauf was es sein könnte. Allerdings gibt es dennoch die ein oder andere unerwartete Wendung und alleine schon deswegen sollte man bestimmte Situationen nicht zu voreilig abstempeln. Generell entwickelt sich die Geschichte stellenweise ein wenig zäh. Mache Geschehnisse werden ausführlich in die Länge gezogen, bringen die Geschichte jedoch nicht weiter. Hingegen sind manche spannenden Szenen nicht gut genug ausgeführt, was dafür sorgt, dass hier und dort keine richtige Spannung aufkommt. Fazit: Leider konnten meine Erwartungen nicht komplett erfüllt werden. Konnte ich andere Familiensagen dieser Epoche schichtweg nicht aus der Hand legen, musste ich hier immer wieder Pausen machen, was aber auch ein Vorteil ist, da man so wenigstens noch ein wenig zu anderen Dingen kommen kann. Es war aber auch keine vollkommende Enttäuschung, im Gegenteil, mir hat die Geschichte durchaus gefallen und auch was die historischen Aspekte, besonders im Sozialen Bereich angeht, ist es Handfest und gut recherchiert. Jedem, der beispielsweise die Bücher von Lelya Rasheed oder auch Downton Abbey –Fan ist, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Aer auch so ist es ein wirklich nettes Buch, dass sich einiger Maßen gut lesen lässt.

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