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Rezensionen zu
Straight White Male

John Niven

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Ganz ohne Vorgeplänkel starte ich dieses Mal meinen Text, denn da das Buch nicht lange um den heißen Brei herumredet, verzichte ich auch darauf und lege direkt los. Das Buch beginnt sprachlich recht derbe, die Umschreibung „Kraftausdrücke“ kommt einem da fast niedlich vor. Aber das Buch ist bei „Heyne Hardcore“ und nicht bei „Heyne Blümchenwiese“ erschienen und inhaltlich hat das letztlich auch alles seine Richtigkeit und entfaltet zu gegebener Zeit seine Wirkung. Vor allem dann, wenn die Kapitel vom fluchenden Protagonisten Kennedy Marr zu den anderen Akteuren des Buches wechseln, merkt man dann sofort, erstens, Niven kann schreiben, und zweitens, die Schimpftiraden samt unflätiger Worte gehören zur Charakterzeichnung der Hauptfigur. Und die hat es in sich. Kennedy Marr ist ein weltweit erfolgreicher Bestseller-Autor, lebt nun als Drehbuchautor in Los Angeles, prasst was das Zeug hält und verbringt seine Tage mit Sex, Alkohol und Drogen. Dabei ist ihm wenig heilig und schon gar nichts wichtig, ein Leben im Überdruss, zu viel Frauen, zu viel Geld, zu viel Ruhm. Doch zumindest das Geld neigt sich langsam dem Ende zu, sein überbordender Lebensstil bringt ihn trotz horrender Tantiemen an den Rand des finanziellen Ruins, er ist mit diversen Drehbuchprojekten in Verzug und Steuerschulden tun ihr übriges. Wie gerufen kommt da ein lukratives Angebot aus England: Kennedy Marr wurde für einen hochdotierten Literaturpreis erwählt, dessen Prämie seine Geldsorgen auf einen Schlag beheben könnte. Wäre da nicht ein winziger Haken an der ganzen Sache. Kennedy soll für ein akademisches Jahr an der Universität von Deeping im englischen Warwickshire unterrichten. An dieser Stelle würde in einem Theaterstück das Publikum in schallendes Gelächter ausbrechen, weil der Schauspieler einen wahnsinnig guten Witz erzählt hat. Kennedy Marr an einer Uni? In England? Auf dem Land? Unterrichten? Die Vorstellung ist ungefähr so absurd wie die eines Elefanten auf einem Einrad. Aber in der Not frisst der Teufel fliegen, und Kennedy Marr unterrichtet Studenten. Unnötig zu erwähnen, dass an ebendieser Uni auch seine Ex-Frau unterrichtet und mit der gemeinsamen Tochter ganz in der Nähe wohnt. Was nun folgt, ist eigentlich ein Entwicklungsroman, denn der Leser erlebt, wie sich die Figur Kennedy Marr zunehmend mit Sinn und Unsinn seines Lebens auseinandersetzt, Verpasstes betrauert, Getanes bereut und dabei trotzdem von einer absurden Situation in die nächste stolpert. Das Buch bietet dabei eine ganze Palette an ironisch-satirischen Anspielungen auf die Filmbranche und den Literaturbetrieb, aufs Stars, Sternchen und vermeintliche Künstlerseelen. Nicht zu kurz kommt dabei ein gewisser Tiefgang, viele Figuren und ihr Leben agieren als Gegenpol zum glamourösen Hollywood-Lifestyle und zeigen Kontraste auf, die so kaum deutlicher hätten werden können. John Niven ist hier in meinen Augen ein wirklich guter Roman gelungen. Die Handlung ist recht vorhersehbar, aber das machte mir in diesem Falle nichts aus, denn die Geschichte ist einfach irre gut erzählt. Niven lässt seinen Protagonisten erst ganz laut und provokativ und dann später immer leiser und reflektierter werden, bis am Ende selbst der Leser ganz versöhnt ist mit dem zu anfangs unausstehlichen Kennedy Marr. Fazit: Ein Entwicklungsroman, der rockt! Sex, drugs & literature, ja das funktioniert hier wirklich gut! Für mich war es mein erster Niven, es wird aber nicht mein letzter sein, denn man merkt, dass hier jemand erzählen kann und dabei auch noch etwas zu sagen hat!

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