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Rezensionen zu
Ashland & Vine

John Burnside

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Mit "Ashland & Vine" hat John Burnside ein beeindruckendes Stück Literatur geschaffen. Nach dem Tod ihres Vaters driftet die Filmstudentin Kate halt- und antriebslos durchs Leben. Als sie für das Projekt ihres Liebhabers an die Tür von Jean Culver klopft, ahnt sie nicht, dass diese ihr Leben von Grund auf verändern wird. Der Pakt, den die alte Dame ihr anbietet, ist simpel: Ihre Lebensgeschichte im Tausch dafür, dass Kate bis zum nächsten Treffen keinen Tropfen Alkohol anrührt. Was wie eine moderne Scheherezade anmutet, dient als Prämisse für einen generationenumspannenden, meisterhaft verwobenen Roman. Jeans Geschichte ist zugleich ein Gemälde amerikanischer Zeitgeschichte, ein philosophischer Einblick in das Seelenleben und die Ideologien der Figuren und das berührende Schicksal einer Frau, die ihren Lebensweg entgegen Konvention und äußerer Erwartungen gegangen ist. Stück für Stück realisiert Kate, dass der Umgang mit Geschichte - der eigenen, persönlichen, der des Landes, der eigenen Familie, wichtiger Teil der eigenen Identität sind. Es ist eine Geschichte, die fast schon märchenhaft, ruhig und klar wie ein Wintermorgen tief im Wald die Leserin in das Leben der Protagonisten eintauchen lässt und mit einer Sprache voll lyrischer Schönheit, Anmut und Präzision verzaubert. Vielschichtig, eindringlich, bewegend - eine unbedingte Leseempfehlung!

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Die Filmstudentin Kate trinkt seit dem Tod ihres Vaters zu viel. Sie lebt mit dem Kurzfilmmacher Laurits zusammen, jedoch sind sie kein Paar. Eigentlich ist es eine Wohngemeinschaft, wobei auch gelegentlicher Sex dazugehört. Kate hilft Laurits bei einem seiner Projekte und lernt dabei die betagte Jean Culver kennen. Diese erkennt sofort Kates Alkoholproblem und schlägt einen ungewöhnlichen Deal vor: Sie will Kate ihre Lebensgeschichte erzählen, aber nur unter der Bedingung, dass Kate nüchtern bleibt. Kate willigt ein und so beginnen regelmäßige Besuche bei Jean bzw. gemeinsame Ausflüge in ein nahegelegenes Café. In John Burnsides neuem Roman „Ashland & Vine“ erzählt Jean als eine Art moderne Scheherazade vom Amerika der letzten Jahrzehnte. Es ist stets eine persönliche Geschichte, in der die großen Ereignisse miteinfließen und manchmal Jeans Leben und das ihrer Liebsten beeinflussen bzw. durchkreuzen. Jean hat einige Schläge in ihrem Leben hinnehmen müssen, sie wuchs ohne Mutter auf und verlor auch ihren Vater früh auf dramatische Weise. Der Titel des Romans steht für diesen tiefen Einschnitt in Jeans Leben: Es war an der Ecke Ashland & Vine, wo ihr Vater unter den Augen von Jeans Bruder erschossen wurde. Im Laufe des Romans verschiebt sich der Fokus von Jean weg und zu Kate hin, deren gegenwärtiges Leben nach dem Verlust des Vaters zunächst wenig Platz einnimmt, während Jean in längeren Kapiteln ihr Leben erzählt. Kates Trauer schwingt eher mit, als dass sie explizit thematisiert und auserzählt würde, so, als würden nicht nur die Protagonisten, sondern auch Erzähler und Autor des Romans wissen, dass es für sie keine adäquaten Worte gibt. Als Leser befindet man sich stets an Kates Seite, ist Zuhörerin Jeans wie sie. Und mit der Zeit, als Kates Leben mehr Raum einnimmt in der Geschichte, sind wir auch hier ganz nah dabei. Jeans Motive waren mir allerdings nicht ganz schlüssig. Ganz hat mich nicht überzeugt, dass sie dieser jungen Frau, die zufällig an ihrer Haustür geklingelt hat, unbedingt so offen aus ihrem Leben erzählen will, auch wenn sie Kates Zustand gleich durchschaut. Dass Kate in ihrer momentanen Verfassung zusagt, erklärt sich dagegen recht klar dadurch, dass diese sich sagt, sie habe erst einmal nichts zu verlieren. Und neugierig auf das, was ihre neue Bekannte ihr zu sagen haben wird, ist sie sicher auch. Ich habe „Ashland & Vine“ gern gelesen, weil es ein Bild des zeitgenössischen Amerika vermittelt und weil es meist überzeugend von diesen beiden Frauen erzählt, die eine am Ende ihres Lebens, die andere noch recht am Anfang. Die eine in einer Krise, aus der sie den Weg heraus allein nicht gefunden hat, die andere eher gelassen und ohne allzu viel Groll zurückblickend, auch wenn sie zu einigen Themen eine recht eindeutige, nicht immer allzu positive Meinung hat. Gerade die Sprache, in der Burnside Jean erzählen lässt, empfand ich dabei jedoch zeitweilig etwas behäbig und wieder einmal habe ich mich gefragt, ob die Menschen wirklich so reden, wie wir es in Romanen so oft lesen. Wahrscheinlich nicht. Das allein macht aber auch nichts, schließlich ist es Literatur, in Jeans Erzählungen aber blieb ich manchmal am angestaubten Stil hängen. „Ashland & Vine“ kommt weniger düster daher als Burnsides frühere Romane und erzählt immer mit einem Schuss Hoffnung und Optimismus, selbst nach schweren Schlägen. Jean weiß aus Erfahrung, was man in der Lage ist, zu verkraften, Kate sucht noch nach einem Weg zurück aus ihrer Krise. Auch wenn die Konzeption nicht ganz überzeugend ist, so ist Ashland & Vine doch ein empfehlenswerter Roman.

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Genial

Von: HEIDIZ

03.10.2017

John Burnside hatte ich bisher noch nicht gelesen. Ich werde ihn zur Buchmesse in Frankfurt erleben und hatte mir gedacht: "Im Vorfeld, musst du wenigstens ein Buch von ihm gelesen haben." Gesagt - getan - ich habe mich für das aktuelle entschieden und möchte euch davon berichten, wie es mir gefallen hat. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind Thema in dem Buch mit dem Titel "Ashland & Vine". Es geht um Kate, die ein Alkoholproblem hat. Ihr Vater ist verstorben, seitdem trinkt sie zu viel. Jean Louise kommt ins Spiel, die beiden lernen sich während eines Filmprojekts kennen. Jean Louise erzählt Kate ihr Leben, nur so lange, wie diese nicht trinkt. Eine Geschichte sozusagen aus 1001 Nacht - vom Mord an ihrem Vater, den man 1935 erschossen hat. Rassismus ist ein Thema, politische Belange Amerikas, die Mc Carthy-Ära, Bürgerrechtsbewegung ..... Kalter Krieg .... Die beiden Frauen unterhalten sich und wir hören sozusagen mit - und in gewissem Sinne ist es auch ein Verarbeiten dieser Zeiten. Das Buch geht in die Tiefe, in die Tiefe dieser brisanten Zeiten, in ein vergangenes Amerika - liest sich spannend aufreibend, emotional und glaubwürdig. Man fühlt sich involviert, als würde man den beiden zuhören - dabei sein und nicht "nur" lesen. Leseprobe: ======== Da ich mich besser fühlte, glaube ich, ich bräuchte nur mit dem Trinken aufzuhören, mich eine Weile zu verkriechen und könnte dann in eine Welt zurückkehren, die nicht nur eine Geschichte war - vorgetragen von einer alten Frau, deren Motive, diese Geschichte zu erzählen und dies ausgerechnet mir, ich kein bisschen besser verstand als zu Beginn. ... Das Buch ist mit einem edlen Lesebändchen versehen. Der Stil des Autors ist ein ganz besonderer, der sich für meine Begriffe sehr gut lesen lässt, lebendig ist und fast schon poetisch lyrisch. Gefällt mir rundherum ausgesprochen gut.

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