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Rezensionen zu
Die Spiegelstadt

Justin Cronin

Passage-Trilogie (3)

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Da ist diese Szene, in der die Präsidentin dem heldenhaft verehrten Peter eine Karte zeigt. Der Plan, vor den Toren der Stadt drei neue Siedlungen zu errichten, die durch „Virals“ völlig zerstörte und weitgehend menschenentleerte wieder so in Besitz zu nehmen, wie es vor dieser brutalen und grausamen Zäsur der Fall war. Schritt für Schritt. „Aber er war auch müde. Ein wichtiger Teil seiner Energie war versiegt. Er hatte genug getan, und was er sich jetzt wünschte, war ein ruhiges, einfaches Leben“. Also sagt er erst einmal (zu aller Überraschung) „Nein“ zum angebotenen Posten des Stabschef. Beide, Peter und die Präsidentin gehen, mit unterschiedlichen Konsequenzen, davon aus, dass das explodierende, noch immer nachbebende Finale im Kampf der Amy gegen die 12 das Ende der Virals bedeutet hat. Wo überhaupt Amy seitdem ist, ob es sie noch gibt, was aus Alicia geworden ist, aus manchem der anderen der Gruppe derer, die den Kampf bis aufs Blut geführt haben, all das ist in diesen nun seit einiger Zeit beruhigten Jahren nicht bekannt, nicht mehr klar. Möge Frieden einfach einkehren und die inneren und äußeren Wunden soweit wie möglich verheilen. Abe alle äuschen sich. In fast allem „Zero“, der „Schöpfer der Vals“ ist durchaus noch lebendig und bereitet seinen Plan vor. Die Welt ein für alle al zu übernehmen. Gefahr zieht auf, Gefährten werden zusammenkommen, sich aber auch auf verschiedenen Seiten begegnen. Es wird gestorben werden, es wird gesiegt und verloren werden. In einer Art des Schreibens, die zwar näher an Stephen King denn an J.R.R. Tolkien ausgerichtet ist, gelingt Cronin mit diesem dritten band wiederum und in noch höherer, kaum zu steigernder Qualität, ganz Eigens. An der Welt, die er schafft. Mit diesem unglaublich differenzierten Sprachstile, der die nüchterne Sachlichkeit auch bei blutrünstigsten Ereignissen ebenso spielend beherrscht, wie die kraftvollen, poetischen Bilder, die den Leser unmittelbar emotional berühren und nicht mehr loslassen. Wenn Alicia eine kleine Grube aushebt. Wenn der Blick eines der Protagonisten über die Landschaft gleitet und Cronin jeden Millimeter Stimmung vom Licht über die Natur bis zur Person hin einfängt und flüssig vermittelt. Wenn er dann (es wird lange dauern, bevor alle „Spieler“ an ihren Plätzen sind und die eigentliche Herausforderung beginnt) alle losen Fäden der ersten beiden Bücher zunächst zusammenführt, die Geschichte des „Zero“, der einmal der Wissenschaftler Timothy Fanning war mit großer Geduld und breit erzählt, dabei aber an Intensität überhaupt nicht nachlässt. Jede Szene, jede Episode im Großen Ganzen geht Cronin dabei mitgleicher, grünlicher Betrachtungsweise an. Das mag als „Längen“ empfunden werden, aber jedes Ereignis hat seinen Sinn im Ganzen und die sprachliche Qualität ist gleichbleibend hoch, so dass keine Seite der Lektüre „verschwendet“ wirkt. Wenn er den Leser nicht nur „auf“ die Personen und Handlungen schauen lässt, sondern „in die Personen“ hineinversetzt, im Kleinen (die Geburt eines „nicht legalen“ Kindes“) und im Großen (wenn fast Schlachten toben), dann ist jederzeit de Akribie Cronins zu erkennen, auch kleinen Schweißtropfen ein stückweit so nachzugehen, dass der Leser fast die Feuchtigkeit im eigenen Gesicht spürt. Es mag alles Geschmacksache sein, aber zur Zeit steht Cronin in seinem Genre mit diesem Buch ganz oben in der Gilde der illustren Fantasy-Horror Geschichtenerzähler und geht dabei weit über die an sich schon fließenden Grenzen dieses Genres hinaus. Ein hervorragendes Buch, überragend verfasst.

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Meinung zur Veröffentlichung: Was fang ich an, wenn Gott und Menschenkind Doch immerzu verteufelt ratlos sind, Ich, ein fremder und kein Held, In nicht von mir geschaff'ner Welt? A.E. Housman, Last Poems Im Jahr 2010 trat der in Neuengland geborene Autor und Hochschullehrer Justin Cronin mit seinem Roman Der Übergang als ersten Teil seiner im großen Stil angelegten Passage-Trilogie an die Öffentlichkeit. Schon hier wurde deutlich, dass man diesen Roman nicht mit normalen Maßstäben messen konnte, handelte es sich doch um ein über tausend Seiten starkes dystopisches Werk, welches den Rahmen des gängigen Horrorromans mit Bravour sprengte. Literarisch auf einem hohen Niveau, gelang es ihm gleichzeitig, gut und spannend zu unterhalten und trotzdem eine generationsübergreifende Handlung zu kreieren, die inhaltlich komplex und auf mehreren Zeitebenen spielend, zahllose lebendig geschilderte Charaktere aufbaute. Zwei Jahre später folgte mit dem Roman Die Zwölf der Trilogie-Mittelteil, der dem Vorgänger in nichts nachstand, den epochalen Rahmen jedoch nochmals erweiterte. Mit Spannung erwartete ich nun das große Finale, welches jetzt unter dem Titel Die Spiegelstadt veröffentlicht wurde. Justin Cronin gelingt es, seinen faszinierenden, sehr ausschweifenden Trip in eine brutale und unwirtliche Welt, die zu Recht, man hat diesen Vergleich auch an anderen Stellen (passenderweise) bemüht, an Stephen Kings „Das letzte Gefecht“ erinnert, dabei aber die spezielle, auf gesellschaftliche Normen ausgerichtete Blickweise und die teils drastische und sehr bildhafte Sprache von Cormac McCarthys „The Road“ verbindet, zu einem epischen, allumfassenden und sehr emotionalen Ende zu bringen. Die Form der zeitlichen Sprünge, der teils abrupten Orts- und Szenenwechsel sind nach wie vor zu Beginn etwas verwirrend, erschaffen aber langfristig einen in sich stimmigen und logischen Spannungsbogen, dem man sich sehr schwer entziehen kann. Denn eines wird hier deutlich, Cronin hat seit der ersten Seite die volle Kontrolle über seine Figuren und deren Handlungen. Alles verfolgt einen festen, übergeordneten Plan, der zeigt, dass der Autor ein eindeutiges, generationenübergreifendes Konzept vor Augen hatte, welches hier nun zu einem fulminanten Ende gebracht wird. Es wird deutlich, dass wir es hier mit einem als Horrorroman getarnten Familienepos zu tun haben, welches sich thematisch der Kindheit, den mittleren Jahren und dem Alter widmet und eine fiktionale Generationschronik darstellt, der man nur folgen kann, wenn man sich in chronologischer Reihenfolge durch die sehr komplexe, atmosphärische Geschichte liest. Ich hatte das Glück, an der gestrigen Lesung teilnehmen zu können und einen aufgrund der langen Reise übermüdeten, aber sehr charmanten Autoren kennenlernen zu dürfen. Unterstützt wurde er von der Autorin und Moderatorin Margarete von Schwarzkopf und dem Schauspieler Heio von Stetten, der den deutschen Lesepart übernahm. Dies war der Start einer mehrtägigen Lesereise, deren genaue Termine man auf der Verlagshomepage erfahren kann. Hier berichtete der Autor ausführlich von dem Prozess des Schreibens und wie der Wunsch seiner damals achtjährigen Tochter, eine Geschichte über ein Mädchen aus dem Nirgendwo zu verfassen, eine zwölf Jahre andauernde Reise in die Welt der Amy geworden ist. Wie er gestand, bereiten ihm nun der Abschluss der Trilogie und das Loslassen von seinen Figuren Schwierigkeiten, waren sie doch über diesen langen Zeitraum enge, immer präsente Begleiter. Es war ein interessanter und angenehm entspannter Abend, der einem die eh schon ans Herz gewachsene Roman-Trilogie noch eine spur greifbarer und sympathischer machte. Die Spiegelstadt (Originaltitel: The City of Mirrors, 2016), Teil drei der Passage-Trilogie, erscheint als schön gestaltete gebundene Ausgabe mit Leseband in einer Übersetzung von Rainer Schmidt bei Goldmann (992 Seiten, €24,99). Ich kann jedem Genrefreund empfehlen, die unglaublich detaillierte, epochale Geschichte um Amy, die Viralen und die Schar der Überlebenden zu lesen, denn etwas Intensiveres und emotional Fesselnderes kann man aktuell kaum finden. Wenn man sich erst mal in die fantastische, teils erschreckend realistisch beschriebene Welt begeben hat, ist man gefangen und kann ihr erst entkommen, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Der würdevolle Abschluss einer beeindruckenden und unvergleichlichen Trilogie! Christian Funke

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Von: wolfgang aus wöllstein

26.10.2016

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