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Rezensionen zu
Stauffenberg

Thomas Karlauf

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Stauffenberg war kein Demokrat

Von: Dr. Michael Lausberg aus Doveren

03.11.2019

Die neue Stauffenberg-Biografie von Karlauf versucht, aufbauend auf dem aktuellen Forschungsstand und unter Berücksichtigung bisher unbekannter Quellen, die Ideenwelt des Attentäters Stauffenberg zu rekonstruieren. Karlauf stellt die These auf, das nationalsozialistische Regime nicht nur am Anfang unterstützt zu haben. So habe sich Stauffenberg bis zum Herbst 1942 mit Hitlers Politik und Kriegsführung im Einklang befunden. Erst danach begann er umzudenken und die politische Verantwortung des Offiziers höher zu stellen als Pflicht und Gehorsam. Dabei hat Karlauf völlig Recht. Seine Beziehungen zu den übrigen Attentätern werden auch intensiv diskutiert. Als er zwei Jahre später das Attentat schritt, fühlte er sich von den meisten seiner Mitverschwörer im Stich gelassen. Der Autor bezieht sich bei seiner Untersuchung nach den geistigen Vorbildern für Stauffenberg und sein Handeln vor allem auf den George-Kreis um den Dichter Stefan George. Schon ab 1890 hatte sich eine lockere Gruppe um ihn und ab 1892 um seine Zeitschrift Blätter für die Kunst gebildet, die sich – allerdings mit nur wenigen personellen Kontinuitäten – um die Jahrhundertwende zu einem festen Anhängerkreis Georges verdichtete. George war ihr Mittelpunkt und wurde als „Meister“ und charismatischer Führer von seinen Anhängern verehrt. In den 1910er und 1920er Jahren erreichte der Kreis über die geistes- und kulturgeschichtlichen Veröffentlichungen seiner Mitglieder sowie deren Lehrtätigkeit an deutschen Universitäten auch Einfluss auf die deutsche akademische Jugend. Mit Georges Tod im Dezember 1933 fand der eigentliche Kreis sein Ende. Der George-Kreis transportierte niemals demokratische Werte. Wegen seiner Naturmystik, seiner Ablehnung der Zivilisation und seines elitären Gestus gehört der George-Kreis auch in den Einflussbereich der antidemokratischen Konservativen Revolution in der Weimarer Republik. Nach Auffassung von Bruno Frei gehörte der George-Kreis mit seinem übersteigert-elitären Ästhetizismus zu den intellektuellen Wegbereitern des Nationalsozialismus. Auch für Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und Thomas Mann zählte der George-Kreis zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus. Stauffenberg war ein Nationalist, der es wagte, in einer ausweglosen Kriegssituation Hitler umbringen zu wollen. Er leistete keinen Widerstand aus Humanität, für Frieden und Demokratie. Für ein demokratisches Gedenken taugt daher Stauffenberg als Person nur wenig. Dies bestätigt das Buch einmal mehr.

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Wer war Claus von Stauffenberg, der am 20.Juli 1944 den Sprengsatz zündete, der Hitler töten sollte. Auch 75 Jahre nach dem Attentat sind sich die Biographen und Historiker immer noch nicht einig, worin die wahren Motive, Ziele und Handlungen der daran Beteiligten bestanden. Im Mittelpunkt steht dabei immer Claus von Stauffenberg. In seiner Biographie stellt Thomas Karlauf nicht moralische Fragen, sondern die „militärisch-politische Motivation“ Stauffenbergs in den Vordergrund. Für mich war es interessant zu erfahren, dass Claus von Stauffenberg, zum Erstaunen seiner adligen Familie, bereits mit 18 Jahren beschloss eine Militärlaufbahn zu absolvieren. Auch war er sofort bereit, der gegen den Versailler Vertrag von Hitler gegründeten Reichswehr beizutreten. Dazu bestand er, nun 28 Jahre alt,1936 die Wehrkreisprüfung. Sein großes Vorbild war Gneisenau, der zum Sieg über die napoleonischen Heerscharen besonders beitrug. Außerdem waren die Brüder Stauffenberg Nachfahren von Gneisenau. Im Buch erfährt man, dass Stauffenberg ein großer Anhänger der Freiheitskriege war, besonders "...die Mischung aus freiheitlichem Pathos und kriegerischer Gesinnung faszinierten ihn." Weiter wird anhand von Briefen und Notizen vom Autor festgestellt, das Stauffenberg davon überzeugt war, "...dass die Deutschen den geschichtlichen Auftrag hatten, Europa zu führen, um das abendländische Erbe zu retten." Damit zeigt er seine Überzeugung zu Richtigkeit der Eoberungspolitik Hitlers, "...solange die deutschen Truppen in Vormarsch waren". Er soll dann aber auch gesagt haben, dass nach dem Endsieg, ..." mit der braunen Pest " aufgeräumt werden muss. Im Kapitel 5 des Buches "Das Erbe" Juni 1936 bis Juni 1938 geht der Autor näher auf „drei Lebenswelten“, von Stauffenberg ein, um so seine Persönlichkeit besser darstellen und seinen Entschluss zum Attentat auf Hitler besser verstehen zu können. Wichtige Bestandteile seiner persönlichen Entwicklung waren dabei das Soldatentum und die Familie und die Bindung an Stefan George. Man erfährt wichtige Etappen in der Entwicklung der adligen Familie Stauffenberg und ihre Stellung zum deutschen Kaiser. Das alles prägte natürlich auch die Persönlichkeit des jungen Stauffenbergs. Was hat Stauffenberg bewegt, das Attentat auf Hitler als dringendste Aufgabe zu sehen? Er, der ja begeistert war von den Machtgelüsten dieses Mannes und bereit war, sein Leben dafür einzusetzen. Laut Autor begann Stauffenberg erst im Sommer 1942, „kritisch über die Bedingungen und Folgen des Krieges nachzudenken“. Bis zu diesem Zeitpunkt „deckte sich Hitlers Politik weitestgehend mit den Vorstellungen und Erwartungen, die Stauffenberg an den durch diese Politik herbeigeführten Aufstieg Deutschlands zur europäischen Vormacht geknüpft hatte“. In der Zeit danach habe für Stauffenberg „nicht das Entsetzen über die Verbrechen des Nationalsozialismus, sondern die Entschlossenheit, den Krieg möglichst rasch zu einem für Deutschland einigermaßen glimpflichen Ende zu bringen“, im Vordergrund gestanden. Da es kaum Aufzeichnungen aus der Zeit des Umdenkens von Stauffenberg gibt, ist es schwer für jeden Biographen, die wahren Hintergründe stichfest zu erfahren. Der Autor geht davon aus, dass es nicht nur moralische oder nur militärische Gründe dieses Umdenkens gab. Ausführlich behandelt der Autor die Lage an der Ostfront Dezember 41 bis Februar 43 und den Beginn der Ausrottung der Juden. Stauffenbergs Versuche im Winter 1942/43 die hohe Generalität zum Handeln zu bewegen, waren vergeblich. Dadurch fiel Stauffenberg in tiefe Depression und sein Kommando in Afrika ab Februar 1943 bezeichnete er selbst dann auch als „Flucht an die Front“. Nach seiner schweren Verwundung kam er nach Deutschland zurück und nach seiner Entlassung aus dem Lazarett erholte er sich bei seiner Frau und seinen Kindern. In den abschließenden Teil der Biographie geht der Autor auf die Planung und auf die Versuche ein, Hitler zu ermorden. Ab Herbst 1943 stand Stauffenberg im Zentrum der Verschwörung im Berliner Bendlerblock. Er sucht und findet Mitstreiter, bereitete grundsätzliche Befehle ebenso vor wie konkrete Truppenverlegungen. Die Beschreibung der Attentatsvorbereitungen ab Herbst 1943 ist vom Autor gut recherchiert und liest sich spannend. Zusammenfassend kann ich sagen, dass durch diese Biographie, mir die Zusammenhänge des Attentats und die Persönlichkeit Stauffenbergs näher gebracht wurden. Auch die Gründe für das Misslingen des Umsturzversuchs wurden gut recherchiert und dem Leser verdeutlicht. Ich wünsche der Biographie viele interessierte Leser.

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