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Rezensionen zu
Besser bauen, besser wohnen

Achim Linhardt

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€ 29,99 [D] inkl. MwSt. | € 30,90 [A] | CHF 40,50* (* empf. VK-Preis)

Wer vor hat, ein Haus zu bauen oder zu renovieren, der muss sich einer Unmenge an Entscheidungen stellen. Die Frage nach dem geeigneten Bodenbelag für die Küche oder das Finden einer schönen Tapete für das Wohnzimmer gehört hier noch zu den leichteren Aufgaben. Wesentlich schwieriger ist es noch, das Haus selbst in Bezug auf die Form und die Grundrisse zweckmäßig und schön zu gestalten. Denn einmal getroffene Entscheidungen lassen sich hier nicht oder nur schwer rückgängig machen. Und dann muss man Jahrzehnte damit leben, und meist auch so lange dafür bezahlen. Die üblichen Vorbilder wie Nachbarn, Zeitschriften oder gar Ausstellungsräume von Sanitär- und Einrichtungshäusern helfen hier auch nur begrenzt weiter, da die Motivation hier in erster Linie entweder Selbstdarstellung oder der Abschluss von Verkaufsgeschäften ist. Den meisten Bauherren sind aber finanziell durchaus Grenzen gesetzt, sie müssen also abwägen, was ihnen in den nächsten Jahren besonders wichtig sein wird und was nicht. „Besser bauen, besser wohnen“ will hier helfen und eine Vielzahl an Ideen für gelungenes Bauen zusammentragen, um so folgenschweren Fehlentscheidungen in allen wichtigen Bereichen des Projektes „Eigenheim“ vorzugreifen. Der Autor Achim Linhardt ist selbst Architekt und hat bereits das eine oder andere Buch zum Thema Umbau, Reparaturen und kosteneffizientem Bauen geschrieben. Zum Aufbau des Buches: Das Buch teilt sich in zwölf Kapitel auf, die jeweils einen in sich geschlossenen Themenbereich wie „Hauszugang und Hauseingang“, „Raumbeziehungen“, „Küche und Hauswirtschaft“, „Heizung und Klima“ oder „Konstruktion und Ausbau“ behandeln. Hierzu wird jeweils in sechs bis zwölf Unterpunkten auf ein bis drei Seiten ein Aspekt des Bauens behandelt, wie z. B. „Komfortable Türbreiten“ oder „Gästezimmer mit separatem Eingang“. Die Gliederung lässt eine Tendenz von einfachen, allgemein zugänglichen Themen hin zu spezielleren Architektur-Fachthemen erkennen, was den Einstieg für fachfremde Leser sicherlich erleichtert. Die Auswahl erscheint mir stimmig, und ich hatte beim Lesen nicht den Eindruck, dass wichtige Punkte fehlen. Es wird wirklich ein großes Spektrum behandelt: von Hinweisen für eine geschickte Auswahl der Außenbeleuchtung über die fachtypischen „Raumbeziehungen“ hin zum Bereich des „Grünen Bauens“ (gemeint ist hier die Dach- und Fassadenbegrünung sowie Gartengestaltung). Das Buch gibt somit zukünftigen Bauherren einen guten Einblick in die Masse an Entscheidungen, die beim Bau ihres Hauses auf sie zukommen wird. Das Layout ist klar und einfach gestaltet und wird in erster Linie durch zahlreiche Fotos und Grundrisszeichnungen bestimmt, was für den Bereich Architektur natürlich sehr wichtig ist. Daher ist es auch erfreulich, dass die Abbildungen der Innen- und Außenbereiche überwiegend sehr gut gelungen sind. Dass es nicht leicht ist, Blickwinkel und Beleuchtung so zu wählen, dass der Charakter eines Raumes realistisch wiedergegeben wird, beweisen unzählige Bilder, die sich in Immobilienportalen, aber auch in „Schöner Wohnen“-Zeitschriften finden lassen. Und während dort teilweise doch recht offensichtlich nur die Vorzüge eines Objektes in den Mittelpunkt gestellt werden, schafft es Herr Linhardt doch in seiner Bildauswahl, die Wirkung der Lokalität sehr nüchtern darzustellen. So vermittelt er sehr gut die zugrundeliegenden architektonischen Konzepte, lässt aber gleichzeitig den Freiraum für eigene Interpretation und Beurteilung. Das Format des Buches von 19,5 x 21,0 cm setzt hier aber auch deutliche Grenzen, und so ist manchmal die im Text beschriebene Wirkung eines bestimmten Elementes auf einer begrenzten Anzahl kleiner Bilder nur schwer nachzuvollziehen. Wirklich schwierig wird es dann aber bei den Grundrissen, die auf 5x5 cm teilweise nur schwer die Interpretation des Autors nachvollziehen lassen. Schön wäre gewesen, wenn man weitere Bilder und höher aufgelöste Grundrisse über das Internet abrufen könnte. Herr Linhardt hat hier zweifellos eine große Zahl an Tipps versammelt, die bei der Planung des Eigenheims durchaus hilfreich sind. Ich persönlich fand zum Beispiel die Idee sehr interessant, im Haus unterschiedliche Klimazonen von Beginn an zu berücksichtigen. Die Begrünung des Daches fand ich schon immer interessant, das Kapitel „Grüner Wohnen“ hat mich jetzt sogar dazu inspiriert, etwas ernsthafter über Fassadenbegrünung nachzudenken. Und die Idee des mobilen, aber massiven Wetterschutzes, die ich auch schon selbst hatte, einmal in Echt umgesetzt zu sehen, hat mich sehr gefreut. An einigen Stellen habe ich mich aber auch gefragt, was das mit „Besser wohnen“ zu tun haben soll. Die beschriebenen Vorteile eines Fingerabdruckscanners an der Haustür beispielsweise kann ich nicht nachvollziehen. Mir erscheint ein Transponder-System praktischer. Zu Flächenheizungen wie Fußboden- und Wandheizungen heißt es nur, bei korrekter Auslegung wären keine zusätzlichen Heizkörper notwendig. Von meinem Architekten erwarte ich mir hier aber, dass er auch darauf hinweist, dass dieser Heizungstyp deutlich langsamer reagiert, und es dadurch deutlich schwieriger ist, die Heizung mit minimalem Verbrauch zu betreiben. Das heißt, zusätzlich zu den höheren Baukosten habe ich später unter Umständen einen geringeren Komfort und höhere Betriebskosten. Es wird auch immer wieder deutlich, wie sehr der Autor nach architektonischer Wirksamkeit des Anwesens strebt. Auch wenn ich das auf eine gewisse Weise nachvollziehen kann, so stellt sich mir doch die Frage, ob das insgesamt wirklich im Sinne des Bauherren ist oder doch eher ein Ausdruck des Geltungsbedürfnisses des Architekten. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich nach 20 Jahren in meinem Haus die eine oder andere Unzulänglichkeit doch irgendwie lieb gewonnen habe, dafür aber den damals vermeintlich großen Wurf so gar nicht mehr ausstehen kann. Kandidaten hierfür wären: Wand und Decke mit dem gleichen Holz vertäfelt oder gar ganz aus Sichtbeton, Fassadenverkleidungen aus Welltafeln und Lichtfinger für das Untergeschoss, sowie Treppen ohne Absturzsicherungen. Da ist es fast schon bemerkenswert konsequent, dass der Autor auf barrierefreies Bauen so großen Wert legt und von dem Hauseigang bis zum Badezimmer alle Räume bereits rollstuhlgerecht vorbereiten will. Den Kapiteln Solarthermie und Photovoltaik hat mein besonderes Interesse gegolten, zum einen weil ich dem Thema Energieeffizienz einen hohen Stellenwert einräume, und zum anderen, weil ich selbst beruflich in der Photovoltaik tätig bin. Das Buch gibt hier dem uninformierten Leser einen durchaus interessanten Einblick in die Planung einer Anlage. Allerdings wird das Thema doch sehr uninspiriert behandelt. Herr Linhard scheint die Nutzung der Sonnenenergie nur als notwendiges Übel zu sehen, das uns der Staat durch Bauverordnungen aufzwingt. Das mag mit der Einstellung eines Großteils der Deutschen überein stimmen, ich persönlich halte diese Sichtweise aber doch für wenig zeitgemäß. So wäre die aktuelle und spannende Gegenüberstellung von Photovoltaik und Solarthermie ein auch aus architektonischer Sicht sicher nicht uninteressantes Gebiet gewesen. Die Kombination einer dachintegrierten Photovoltaik mit Batteriespeicher, aktiver Lüftungsanlage und Wärmepumpe erscheint mir als technikaffinem Leser wesentlich interessanter als ein Fingerabdruckscanner, Gegenstromanlage im Pool und Elektroinstallationsbus, zumal die erste Kombination möglicherweise sogar langfristig Kosten sparen könnte. Fazit: Das selbst gesetzte Ziel war es, dem Bauherren eine Orientierung bei der Gestaltung des Anwesens und der Auswahl der Ausstattungsmerkmale zu bieten und auch ein Kostenbewusstsein zu schaffen. Die Mehrzahl der angebotenen Tipps wie höhenverstellbare Waschtische, automatische Türöffner oder der Swimmingpool mit Gegenstromanlage wird aber eher zu einer Verteuerung des Bauvorhabens führen. Spartipps gibt es auch hier und da, allerdings sind sie oft nicht quantifiziert. Für einen Architekten hätte es kein Problem sein sollen, für jedes Kapitel eine fundierte Aussage zum Einfluss der Maßnahme auf die Gesamtkosten zu machen. Hier habe ich in anderen Baubüchern schon hilfreichere Angaben gefunden. Auffällig ist, dass inbesondere an Stellen, die besonders teuer werden dürften (Swimmingpool), keine Angaben gemacht werden. Genau hier vertut hier das Buch aber seine Chancen, bei der versprochenen Orientierung zu helfen. Wenn ich eine Angabe hätte, ein Pool in der einfachsten Ausführung ist ab z. B. 20.000 € zu haben, kostet im Monat nochmal 200 € für Wartung und Betrieb und hält im Schnitt 20 Jahre, dann kann ich überlegen, ob es mir das wert ist. So kann ich nur sagen: „Das ist Luxus, da kann ich noch drüber nachdenken, sobald ich mein Haus fertig habe.“ Besonders unschön ist mir dann beim Thema Elektroinstallationsbus dieser Satz aufgestoßen: „Was haben Sie für das Komfort-Paket bei Ihrem letzten Neuwagenkauf bezahlt? Eine Ihrem Baubudget entsprechend hohe Summe sollte da für den Komfort im Haus doch angemessen sein.“ Abgesehen davon, dass ich Neuwagenkäufe zu vermeiden suche und bei oft überteuerten Komfortpaketen sehr zurückhaltend bin – bei einem Eigenheim, das um den Faktor 10 teurer sein dürfte als das Auto, ist man objektiv gesehen gut beraten, genau zu überlegen, was wirklich sinnvoll ist. Leider verfestigt sich damit der Eindruck, den ich auch schon an anderen Stellen hatte: Die optimale Lösung für den Bauherren zu finden, steht hier nicht im Mittelpunkt. Vielmehr handelt es sich um eine Leistungsschau der Architekten für eine Zielgruppe, bei der Kosten keine große Rolle spielen. Der Aspekt „Besser wohnen“ ist daher aus meiner Sicht nicht wirklich gut umgesetzt. Für jemanden, der sich bislang noch kaum mit dem Hausbau beschäftigt hat, bietet das Buch aber sicherlich einen guten ersten Überblick.

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