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Rezensionen zu
Leidenschaft

Irène Némirovsky

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Irène Némirovskys Novelle "Leidenschaft", der dritte Teil ihres berühmtesten Werks "Suite Française", zählt für mich zu den besten Erzählungen über Liebe, Leidenschaft und zerstörerische Lebenslügen. Die Autorin erzählt diese tiefgründige Geschichte mit einer schlichten Sprache, die den Leser jedoch ins Mark trifft und gerade durch ihre beständige Einfachheit so eindringlich ist. Einfaches Glück in der Provinz Die Geschichte spielt in den 30er Jahren in Moulin-Neuf tief in der französischen Provinz und wird aus der Perspektive des alten Sylvestre, genannt Silvio, dem verbitterten und desillusionierten Cousin von Hélène Érard, erzählt. Hélène und ihr Mann François sind glücklich, als ihre Tochter Colette einwilligt, den um Jahre älteren Mühlenbesitzer Jean Dorin zu heiraten. Für Colette sind ihre Eltern, die – so scheint es – eine stets glückliche Ehe führten, ein großes Vorbild, und sie möchte ihnen unbedingt nacheifern. Selbst der ständig zweifelnde Sylvestre, der sich mehr und mehr von den Menschen zurückgezogen hat, ist versucht zu glauben, dass Colettes und Jeans Ehe unter einem guten Stern steht. Leidenschaftliche Affäre mit fatalen Folgen Colette versucht, das zurückgezogene Leben in Moulin-Neuf mit ihrem Mann, für den sie eine ehrliche Zuneigung empfindet, zu schätzen und eine gute Ehefrau zu sein. Doch sie findet bei ihm nicht die Leidenschaft, die sie sich erhoffte. Und dann passiert das Unweigerliche: Sie lässt sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit dem jungen Bonvivant und Frauenhelden Marc Ohnet ein. Sylvestre, der Colette eines Tages unangekündigt einen Besuch abstattet als ihr Mann verreist ist, durchschaut ihr merkwürdiges Verhalten sofort, denn aus seiner Lebenserfahrung heraus kennt er das Feuer und die Leidenschaft der Jugend nur allzu gut und beschließt, Colette nicht zu konfrontieren bzw. blosszustellen. Mysteriöser Tod und das Ende der Lügen Als Colettes Mann dann unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, gerät alles aus den Fugen, und die ehrbar-bürgerlichen Fassaden bröckeln. Schnell stellt sich der vermeintliche Unfall ihres Mannes als Mord heraus, und Colette, die an ihren Gewissensbissen fast zerbricht, plagt die schreckliche Ahnung, dass sie den Mörder ihres Mannes kennt. Zu ihrem Entsetzen muss Colette am Ende zudem erkennen, dass auch ihre Mutter, die für sie stets der Inbegriff von Anstand und Moral war, ein dunkles Geheimnis hütet, mit dem Sylvestre untrennbar verbunden ist… Gelungenes Sittenporträt ihrer Zeit Leidenschaft ist eine außergewöhnlich berührende Novelle, die der Gesellschaft der damaligen Zeit und hier insbesondere der strengen Elterngeneration schonungslos den Spiegel vorhält. Obwohl sie in ihrer Jugend selbst über die Strenge geschlagen und Moral und Anstand ignoriert haben, lassen sie bei ihren Kindern eine nicht nachvollziehbare Härte walten und bringen für deren Fehlverhalten keinerlei Verständnis auf. Irène Némirovsky zeichnet ein sehr gelungenes Sittenporträt ihrer Zeit, das von Doppelmoral und Heuchelei geprägt war. Die Figuren der Geschichte sind meisterhaft gelungen, allen voran der alte Sylvestre, dessen einfache Analyse und Beurteilung der Menschen und ihrer Situation nicht treffender sein könnte. Das überraschende Ende zeigt, dass sich auch Sylvestre dem Sog der Leidenschaft nicht entziehen konnte und dafür einen hohen Preis zahlen mußte.

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