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Rezensionen zu
Imperium

Robert Harris

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Der Name Cicero war für mich eine vage Erinnerung aus dem Lateinunterricht, als ich mich vor einigen Wochen auf die Suche nach einer passenden Reiselektüre für ein Wochenende in Rom machte. Bei Robert Harris, den ich erst im November als Stargast der BuchWien erlebt hatte, bin ich fündig geworden, und ich war begeistert. Harris widmet dem römischen Staatsmann eine Trilogie, in der sich der freigelassene Sklave Tiro im Alter von fast 100 Jahren an seine Zeit als Privatsekretär des Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.), erinnert, „eine anfangs aufregende, dann überraschende, später mühsame und schließlich äußerst gefährliche Aufgabe„. Sowohl diesen Tiro (er war der Erfinder der Kurzschrift) als auch seine Biographie des Cicero hat es tatsächlich gegeben, und Robert Harris lässt das verlorengegangene Werk in Romanform wiederauferstehen. In Teil I Imperium erinnert sich Tiro an die Zeit von den gemeinsamen Studienreisen bis zu Ciceros Wahl zum Konsul im Jahr 63 v. Chr. Soweit ich das beurteilen kann, sind alle handelnden Personen geschichtlich belegt, und Harris erzählt unter anderem einiges über die politischen Anfänge von Caesar, Pompeius und Crassus, die später das erste Triumvirat bildeten. Der Roman ist nicht nur eine unterhaltsame Geschichtsstunde, sondern gleichzeitig auch eine Lektion in politischer Bildung. Cicero gelingt es mit Scharfsinn, Menschenkenntnis, rhetorischen Kniffen und Ausdauer, durch immer neue Allianzen und Schachzüge seine Gegner auszumanövrieren und seine politischen Ziele zu erreichen. Vergleiche mit aktuellen politischen Geschehnissen und heutigen Politikern drängen sich auf und haben nur bedingt dazu beigetragen, mein Vertrauen in demokratische Prozesse zu stärken. Der Erzähler Tiro ist hochgebildet (was ebenfalls den geschichtlichen Tatsachen entspricht), und als persönlicher Vertrauter Ciceros verfügt er über Hintergrundinformationen, die er in einer sehr modernen Sprache mit uns teilt und dabei auch persönliche Gefühle und Informationen über den Alltag im Antiken Rom einfließen lässt. Dadurch habe ich mehr über römische Geschichte und Kultur erfahren, als mir 6 Jahre Lateinunterricht vermitteln konnten.

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Im ersten Teil seiner Romantrilogie über den berühmten Politiker und Redner Cicero setzt Robert Harris zu Beginn der Karriere des großen Staatsmannes ein. Der junge Cicero will sich als Anwalt einen Namen machen, um Aussicht auf ein einflussreiches Amt in der römischen Republik zu haben, doch er kommt in seinen Reden nicht zum Ende und leidet unter seinem Stottern. Gemeinsam mit Tiro, einem Sklaven seines Vaters, der in den kommenden Jahrzehnten als Ciceros Sekretär arbeiten wird, macht er sich auf den Weg nach Griechenland. Dort leben die wichtigsten Lehrer der Redekunst und dort feilt der junge Mann an sich und seiner Sprache. Doch auch mit frisch erlernter Redegewandtheit lässt sich die Karriere zunächst schleppend an: Cicero ist schließlich ein Homo Novus, ein neuer Mann. Er entstammt nämlich nicht einer der alteingesessenen Aristokratenfamilien Roms und so kann er bei seiner Karriere nicht auf deren Unterstützung hoffen; diese Männer sind schließlich sehr darauf bedacht, die Macht in ihren Händen zu behalten. Einer von ihnen ist Hortensius, der nicht nur Senator ist sondern sich auch, wie Cicero, als Anwalt betätigt. Hortensius gilt als bester Anwalt Roms; Cicero wird bald als Zweitbester gehandelt. Die Rivalität zwischen den beiden Männern gipfelt in dem Gerichtsverfahren, mit dem Cicero sich einen Namen machen wird und das ihn endlich für ein höheres Amt ins Rennen bringt: er vertritt eine Gruppe von sizilianischen Kaufleuten, die unter dem korrupten Statthalter Siziliens, Verres, zu leiden haben, von ihm drangsaliert und enteignet werden. Verres wird von Hortensius verteidigt. Fieberhaft arbeitet Cicero an diesem Fall, er leiht Geld von seiner Frau um eine Reise nach Sizilien zu finanzieren und nötiges Beweismaterial zu beschaffen. Immer dabei: der treue Tiro, der nebenbei die erste Kurzschrift entwickelt um mit dem schnellen Redefluss seines Herren Schritt halten zu können. Tiro ist es auch, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird und das ist eine sehr gute Idee von Robert Harris. Würde Cicero als Erzähler fungieren, so wäre der Ton schlicht zu ernsthaft und besonders in den kommenden Teilen, zu denen die Rezensionen im Lauf des Wochenendes folgen, auch zu salbungsvoll und einseitig. Denn Cicero hat seinen Stolz und ist überzeugt von seinen Talenten. Tiro bewundert seinen Herren zwar, aber er erzählt eben hier und da mit leichter Ironie von peinlichen Szenen, denen sich Cicero zu stellen hat - von Aristokraten die ihn bei öffentlichen Ereignissen ignorieren zum Beispiel, aber auch von Situationen in denen Cicero sich schlicht verrechnet hat und in denen Ereignisse völlig anders eintreten als von ihm erwartet, erhofft und geplant. Ciceros Leben ist den meisten - zumindest in Grundzügen - wohl bekannt, und so verrate ich kein Geheimnis wenn ich sage, dass Cicero zum Schluss dieses ersten Buches seinen Traum erfüllt: er erreicht das Imperium, was im Lateinischen (politische, offizielle) Macht bedeutet. Er wird im zweiten Buch das höchste Amt der römischen Republik bekleiden: das des Konsuls. Spannend bleibt es trotzdem, zeichnet sich doch Gefahr ab: selbst als Konsul ist Cicero schließlich nicht unantastbar und vielen Aristokraten ist er weiterhin ein Dorn im Auge... Sprecher des Hörbuchs ist Christian Berkel, dem man gerne zuhört. Gekonnt setzt er Pausen und bedient sich in den Tonlagen teils leichter Ironie, teils genau der Prise Wehmut, die man erwarten sollte von Tiro, der sich nun, zu Ende seines Lebens, daran macht, seine Jahre an Ciceros Seite Revue passieren zu lassen. Es handelt sich bei diesem Hörbuch um eine gekürzte Version der Romanvorlage, doch in den sechseinhalb Stunden wird trotzdem nicht nur Ciceros Aufstieg zum Konsul erläutert, sondern nebenbei auch das politische System der römischen Republik erklärt - wie funktionieren die Wahlen, welches Amt ist mit welchen Rechten und Vollmachten versehen, welche Rolle spielen die Frauen der wichtigen Männer im Staat? Das wird nie langweilig oder zu trocken, denn Harris wahrt die Balance und erklärt stets nur so viel wie für ein Verständnis des Geschehens nötig ist.

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