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Rezension zu
Sonntags Tod

Erweiterter Suizid einer Jugendfreundin. Eine Lokalreporterin ermittelt

Von: Edith N.
04.09.2018

Bad Oeynhausen in Westfalen: Lokalreporterin Ira Wittekind, Jahrgang 1960, glaubt aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen nicht an die Mär von der heilen Familie. Sie ist als Tochter einer geschiedenen, allein erziehenden Mutter aufgewachsen, was in einer kleinstädtischen Umgebung in den 1960er und 1970er-Jahren definitiv kein Spaß war. Iras Schulfreundin, die Polizistentochter Verena Friese, war als Halbwaise nicht besser dran. Erst kümmerte sich eine wenig zugängliche Oma um sie, danach ihre Stiefmutter. Jetzt ist Verena tot, genau wie ihr Ehemann Richard Schäfer. Vergiftet, beide. Erweiterter Suizid, sagt die Polizei. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Zur Beerdigung kommt Neu-Single Ira, die lange in Köln gelebt hat und erst vor kurzem nach Bielefeld gezogen ist, wieder an den Ort ihrer Kindheit. Vieles ist dort anders geworden, und manch einem Freund und Bekannten aus ihrer Jugendzeit hat das Leben übel mitgespielt. Ihre einst so hübsche Freundin Verena, die schicke Friseurmeisterin, war in ihrer Ehe mit dem Hotelerben Richard Schäfer sehr unglücklich und sie hatte sich durch ihre Alkoholabhängigkeit äußerlich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Was hat die Eheleute Schäfer in den erweiterten Selbstmord getrieben? Wenn sie es nicht mehr miteinander ausgehalten haben, warum haben sie sich dann nicht einfach scheiden lassen? Ihr gemeinsamer Sohn Patrick ist genauso ratlos wie die (Adoptiv-)Eltern der Schäfers. Was Ira bei ihren Recherchen zutage fördert, entpuppt sich als furchtbare Tragödie. Die vielen Schicksalsschläge, die Schäfers und Weyers heimsuchen, haben nichts mit schnödem Pech zu tun – sie hängen auf komplexe Weise zusammen. Und wenn man genau hinschaut, nimmt alles schon vor Jahrzehnten seinen Anfang, mit einem unverarbeiteten Trauma, dessen Folgen ein halbes Dutzend Menschen aus drei Generationen ins Unglück stürzen. Für ein bisschen humorvolle Auflockerung in dieser düsteren Geschichte sorgen Andys gastfreundliche und trinkfeste Tanten Frieda und Sophie, beide über 80. Die sind seit Jahrzehnten fest in der Gemeinde verwurzelt und kennen eine Menge alter Geschichten. Ihr Wissen hilft Ira enorm weiter. Die Geschichten der beiden alten Damen böten mit Sicherheit auch Stoff für einen eigenen Roman, doch das lassen sie nur zwischen den Zeilen anklingen. Manche Erinnerungen hält man lieber unter dem Deckel. Das ist wieder einer der Krimis, über die man alles um sich herum vergisst, das Essen anbrennen und den Kaffee kalt werden lässt, weil man unbedingt wissen will, wie die tragischen Einzelschicksale miteinander verbunden sind. Alle beteiligten Personen schweigen, schwindeln und vertuschen, keiner redet Klartext und so weiß man bis zum Schluss nicht, was tatsächlich vorgefallen ist. Aber auf eines ist Verlass: Wenn Ira Wittekind an einer Sache dran ist, geht sie ihr auch auf den Grund. Sie muss ja nicht alles, was sie herausfindet, auch in die Zeitung bringen. Ich würde jedem Neueinsteiger raten, die Ira.-Wittekind-Reihe mit dem vorliegenden Band, zu beginnen, obwohl der Verlag die Bände in einer anderen Reihenfolge veröffentlicht. Hier lernt man Iras Vorgeschichte und Umfeld – vor allem die große Familie Weyer – in aller Ruhe kennen. Steigt man mit einem späteren Band ein, ist man von der Fülle des Romanpersonals überwältigt und hat ständig das Gefühl, dass einem wichtige Vorkenntnisse fehlen. Wer am Anfang anfängt, hat’s echt leichter. ;-)

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