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Rezension zu
Dr. Siri und die Tränen der Madame Daeng

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Auch im Ruhestand noch lange nicht auf dem Altenteil

Von: Michael Lehmann-Pape
03.09.2018

Ruhig könnte es sein. Harmonisch, friedlich und mit langen Tagen zu zweit. Dr. Siri, ehemaliger Pathologe in Laos, glücklich vereint mit seiner Madame Daeng, rüstig, aber dem Alter doch entgegengehend (Siri schon vorgeschrittener als seine Madame), das ruft doch nach Ruhe und Entspannung. Wenn da nicht diese Eigenart Siri´s wäre, sich nun wirklich gar nicht gefallen zu lassen. Was zunächst die staatliche Propaganda hier und da zu erleben hat. Denn die Lautsprechermasten, die überall öffentlich „Erziehung“ verkünden, sind nicht alles ihrer Standfestigkeit sicher. Zumindest nicht, wenn sie ihre Botschaften in Dr. Siri´s Hörweite zu verbreiten gedenken. Was aber auch ominöse Begebenheiten beim findigen Pathologen auslösen. Zumindest, wenn ihm jemand einen Finger, eingenäht in einen traditionellen laotischen Rock (ein Phasin), zukommen lässt. Ohne nähere Einzelheiten ist Siri intuitiv klar, dass hier eine Botschaft an ihn gerichtet ist, der er nachzugehen hat. Und das in nicht nur persönlicher nun eingetretener Unruhe und Neugier, sondern auch in unruhigen Zeiten. Vietnam ist in Kambodscha einmarschiert, China scharrt unruhig mit den Füßen und verlegt Truppen an die Grenze (der Roman spielt im Jahr 1978). Was zwar drohend im Raum steht, aber eigentlich noch nicht unbedingt nahe rückt. Allerdings, nach eingehender Betrachtung des Rockes durch Madame Chantas vom Laotischen Frauenverband ergibt sich eine erste, vage Spur. Denn unzweifelhaft stammt der Rock aus dem Norden des Landes. Ebenda, wo es eng an den Grenzen ist und gefährlich zugehen könnte. Was weder Siri noch seinen ebenso alten Vertrauten, den Genossen Civalai Songsawat noch Madam Daeng davon abhalten wird, dem Rätsel des Fingers im Rock entgegen zu reisen. Mit der, inzwischen vielfach bekannten, humorvollen (und trotzdem in den rechten Momenten durchaus spannenden) Erzählweise Cotterills sind die Grundpfeiler des 10. Dr. Siri Bandes gesetzt. In Verbindung mit der fundierten Kenntnis von Land, Leuten und Geschichte jener unruhigen Gegend Asiens gelingt es Cotterill wieder einmal spielend, den Leser in den Bann zu ziehen. Mit zu ermitteln. Und dabei oft ein Schmunzeln über die legere, coole Persönlichkeit Siris und seiner Getreuen ins Gesicht zu zaubern und, wie nebenbei, eine Menge über die speziellen Umstände und die Lebensweise in Laos und benachbarten Ländern zu erfahren. Was schon damit beginnt, dass es gar nicht so einfach für Siri ist, irgendwohin zu reisen zu jener Zeit in jenem Land. Ohne Verbindungen läuft da nichts. Bedauerlicherweise liegt eine Konstellation seiner persönlichen „Beziehungen“ in einflussreiche Kreise vor, die Siri erst einmal dazu zwingen, einen ganz anderen Fall anzugehen, um überhaupt „seinem Finger“ nachspüren zu können. Alles in allem eine lehrreiche, dennoch lockere, eine spannende und dabei mit viel Humor gewürzte Lektüre, die blendend unterhält.

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