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Rezension zu
Die vergessenen Inseln

Im Segelboot auf den Spuren von Selbsterkenntnis und Menschheitsgeschichte

Von: Eva Krafczyk
06.08.2018

Im Segelboot auf den Spuren von Selbsterkenntnis und Menschheitsgeschichte Der Himmel, der Wind, das Meer. Das entschleunigte Leben auf einem Segelboot, entlang der Küsten und zu den Inseln des Mittelmeer. Thomas Käsbohrers Buch „Die vergessenen Inseln“ verdeutlicht einmal mehr: Manchmal ist der Weg das Ziel. Und viele Reisen führen letztlich zu sich selbst. Eigentlich müsste „Sailing“ beim Lesen von „Die vergessenen Inseln“ in Dauerschlaufe laufen – diese raue Stimme, die die Romantik des Segelns und die große Freiheit auf dem Wasser heraufbeschwört. Eigentlich müsste der Blick auf einen Horizont gehen, der endlose Weite zeigt, vielleicht gerade mal die diffusen Umrisse der Küste oder der nächsten Insel in weiter ferne. Doch egal ob am Strand, auf dem heimischen Sofa oder auf einem Balkon mit Blick aufs Betonmeer – das Buch von Thomas Käsbohrer nimmt mit auf eine Reise, und das gleich dreifach. Da ist vordergründig natürlich die Seglergeschichte, die Reise von Insel zu Insel, in Lagunen und Häfen, der Kampf mit den Elementen, das Leben auf dem Schiff „Levje“, wo immer etwas gemacht werden muss. Dass Thomas Käsbohrer auf dem Wasser sein Element gefunden hat und das Segeln eine ungebrochene Faszination ausübt, ist jeder Seite anzumerken. Daneben ist da die „innere Reise“ – allein auf dem Boot, den Gedanken nachhängend, die Langsamkeit des Seins genießend. Es ist ein entschleunigtes Leben ohne Terminkalender – wichtiger sind Gezeiten und Sturmvorhersagen. Es gibt keine Überflutung mit ständig neuen Reizen, die für die meisten Menschen in der westlichen Gesellschaft mittlerweile zum Alltag gehören und die innere Ruhe buchstäblich verdrängen. Zeit zu haben, um einfach mal nachzudenken, ist ein Luxus geworden, und den hat Käsbohrer reichlich. So ist das Unterwegssein im Mittelmeer auch eine Reise der Selbsterkenntnis. Zur Selbsterkenntnis gehört aber auch: Wir kommen nicht unversehends aus dem Nichts, gerade am Mittelmeer trafen Zivilisationen zusammen, wurden Menschen sesshaft, trieben Handel, führten Kriege. Hier entstanden Philosophie, Mathematik, Rechtssysteme, die unsere Gesellschaften noch heute prägen. Einen Teil der Geschichte der Menschheit kann man auf dem noch heute funktionierenden Kurs eines Bootes durch das Mittelmeer nachvollziehen. Käsbohrer verwebt Faktenwissen mit eigenen Vorstellungen: So könnte es gewesen sein. Vielleicht versorgten sich so die Jäger und Sammler der Steinzeit auf den Inseln mit Obsidian, vielleicht verlief der Abend vor der Seeschlacht von Salamis so, vielleicht… es ist nicht reines Seemannsgarn, aber ein bißchen Fantasie wird auf durchaus lesenswerte Weise mit historisch belegten Fakten verwoben. Der Blick über das endlose Wasser, er regt schließlich zu Nachdenken an. Für Freunde des Segelns und der Reiseliteratur eigentlich ein Muss, aber auch für alle Landratten empfehlenswert, die erst noch erkennen müssen, was die Faszination des Unterwegsseins ausmacht.

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