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Rezension zu
Ein Kleid aus Staub

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Originelle Mischung aus Geschichte und Fantasy

Von: Mikka Liest
09.03.2015

Das Cover hat mich direkt angesprochen. Es hat etwas Mystisches, Düsteres an sich, und doch etwas Realistisches mit einem Hauch von verblichener Vergänglichkeit- und damit passt es perfekt zu diesem Buch. Denn Sara Zettel präsentiert uns hier eine wunderbare, originelle Mischung, in der dunkle und lichte Feen ebenso eine Rolle spielen wie die furchtbaren Staubstürme, die in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts in Kansas wüteten. Das fiel für mich übrigens unter die Rubrik "Wieder was gelernt!" - oder wusstet ihr schon, dass es damals tatsächlich eine mehrjärige Dürre gab und danach öfter dichte Staubwolken durch Kansas wüteten, die so hoch waren wie Hochhäuser? Im Buch wird eindringlich und bildhaft beschrieben, wie Menschen durch kniehohen heißen Staub waten und kaum atmen können, und wie Häuser im Sand versinken. Es ist fast unmöglich, Mahlzeiten zuzubereiten, ohne dass danach beim Essen Sand zwischen den Zähnen knirscht, und das Wasser wird zunehmend knapp und kommt nur noch als warmes, braunes Rinnsal aus der Leitung... Die Protagonistin ist erst 13 Jahre alt, aber sie hat schon eine Staublunge wie ein erwachsener Mienenarbeiter und sieht ihrem wahrscheinlich baldigem Tod ins Auge. Viele plastische Details lassen das schwere, von Durst und Krankheit geplagte Leben der Menschen in dieser Zeit und an diesem Ort wieder auferstehen, und auch ohne die Fantasyelemente wäre daraus sicher ein spannendes Buch geworden - denn hier liest sich das wahre Leben so unglaublich und fantastisch wie ein modernes Märchen. Aber in die staubige Welt, die Sara Zettel hier schildert, schleicht sich nach und nach das Übernatürliche ein. Callie hört Stimmen im Wind, die sie rufen, und nach dem Verschwinden ihrer Mutter begibt sie sich mit dem jungen Jack, den sie zufällig kennenlernt, auf eine Reise, die auf mehr als eine Weise ihr Leben verändert. Denn Callie ist mehr als nur ein ganz normales Mädchen. Es hat seinen Grund, warum ihre Mutter sie nie auf dem Klavier hat spielen lassen, dass ihrem Vater gehörte. Und es hat seinen Grund, dass der Vater noch vor Callies Geburt verschwand und nie mehr zurückkehrte. Und diese Gründe schlagen die Brücke zwischen den beiden Genres: geschichtlicher Roman und Fantasyroman. Dabei sind die Fantasy-Elemente hier alles andere als tausendfach durchgenudelter Durchschnitt! Auch wenn man viele Wesen aus anderen Fantasybüchern schon kennt, sind sie hier doch auf ganz eigene Art beschrieben, und gut und böse sind nicht in Stein gemeißelt sondern eher wandelbare Konzepte. Viele Szenen wirken geradezu abstrus, schräg und verdreht wie ein fieberinspirierter Albtraum, und dann hat das Übernatürliche wieder eine verträumte Schönheit. Langweilig wurde es dabei für mich nie, und auch der fantasievolle Schreibstil mit seinen wunderbaren Bildern trug dazu bei, dass das Buch für mich von der ersten bis zur letzten Seite ein pures Leservergnügen blieb. Das Buch konzentriert sich auf wenige Charaktere, aber die sind gut und schlüssig beschrieben. Mit Callie konnte ich problemlos mitfühlen und -fiebern, und auch Jack war mir direkt sympathisch. Die beiden hatten von Anfang an eine gute Chemie, die die Geschichte problemlos tragen konnte. Allerdings kamen mir beide deutlich älter vor als ihr angegebenes Alter - besonders Callie spricht und handelt für mich weit eher wie eine 16-jährige als eine 13-jährige! Das liegt auch an der im Klappentext versprochenen zarten Romantik, die einfach plausibler und glaubwürdiger wirkt, wenn beide Beteiligten ein kleines bisschen älter sind. Wobei die Romanze für mich nicht im Mittelpunkt steht - für mich ist das Buch vor allem ein Genremix aus Abenteuer, Fantasy und Geschichte, und die Romanze ist dabei eher die Prise Salz in der Suppe. Mein einiger Wermutstropfen: das Buch ist der erste Band einer Trilogie und man kann das Buch meiner Meinung nach nicht wirklich gut als Einzelband lesen - deswegen wollte man nur zu "Ein Kleid aus Staub" greifen, wenn man die Trilogie dann auch weiterlesen will! Fazit: Im Buch ist weniger Romantik drin, als der Klappentext verspricht - aber ich habe nichts vermisst und diesen wunderbaren Genremix aus Abenteuer, Geschichte und Fantasy mit viel Vergnügen gelesen. Ein bisschen las es sich wie Steampunk ohne Steam: es hat diesen Hauch der Geschichte, verbunden mit fantastischen Elementen.

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