Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Dan-Sha-Ri: Überflüssiges loswerden, das Leben aufräumen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nachlese: Dan-Sha-Ri (Hideko Yamashita)

Von: Minimalismus21
10.06.2018

Sie werden Aufräumkönige genannt. Oder Clutter Consultants. Manchmal auch Entrümpelungsexperten oder einfach nur Coaches. Mit ihren Ratgebern füllen sie längst ungezählte Regalwände auf ungezählten Metern weltweit. Und dennoch ist der Trend zu aktuellen Publikationen rund um Minimalismus sowie ein einfaches und bewusstes Leben ungebrochen. Wie viel Lektüre muss man aber eigentlich konsumiert haben, um die Kunst des Loslassens zu erlernen? Aber noch interessanter: Wie viele (andere) Bücher sind – frei nach der Romanfigur Edgar Wibeau („Die neuen Leiden des jungen W.“) – in einem enthalten? Fast alle (anderen)? Ich selbst bin bei Neuerscheinungen zum Thema mittlerweile skeptisch geworden. Aber dennoch neugierig geblieben. Das Leben entrümpeln, die Seele befreien: Das verspricht die Japanerin Hideko Yamashita seit 2017 mit ihrer deutschen Ausgabe von Dan-Sha-Ri in drei simplen Schritten. Was am Ende zu drei Millionen verkauften Exemplaren rund um den Globus führte. Und zu neuen Denk- und Sichtweisen auf meiner minimalistischen Reise. Bereits 2009 veröffentlichte Yamashita ihr Buch in Tokyo und reiht sich damit neben Bestsellerautorin Marie Kondo („Magic Cleaning“) ein. Im Mittelpunkt der rund 190 Seiten steht von Anfang an das aktive eigene Ich und der Versuch, sich wie beim Yoga von der Anhaftung an alles Materielle zu lösen und damit das unter dem Gerümpel begrabene Selbst wieder freizuschaufeln. Wer sich den Prinzipien und der Methode von Dan (Dinge verweigern), Sha (Wegwerfen) und Ri (Befreien und auf das Wesentliche konzentrieren) anschließt, muss sich für eine aktive Beziehung zum Jetzt entscheiden. Denn die existentielle Frage ist, ob wir Hier und Heute zu einem Gegenstand eine lebendige Beziehung pflegen und wie wir unser Zeitgefühl von „Jetzt“ definieren. Als unmittelbare Gegenwart? Als Zukunft, die jeden Moment eintreten kann, oder als ein Festhalten, gar als ein Klammern an der Vergangenheit? Frei nach Pareto lautet das Fazit: Ich habe den Eindruck, dass tatsächlich bei 80 Prozent der Objekte in einem Haus die Zeitachse entweder in die Vergangenheit (>>zu schade<<) oder in die Zukunft (>>irgendwann brauche ich es<<) verschoben ist. Die übrigen 20 Prozent haben ihre Zeitachse ganz im >>Jetzt<<. Vermüllen heißt energetisch Vergammeln Sind wir folglich Sklaven unseres Besitzes oder „beherrschen“ wir die Dinge? Überlegungen, auf die es unzählige individuelle Antworten gibt. Um diese für sich zu bekommen, arbeitet die Verfasserin mit zahlreichen (Sprach-)Bildern. Sie führen einem schonungslos vor Augen, dass das Zuviel an Gerümpel im schlimmsten Fall einem energetischen Vergammeln gleichkommen und als äußeres Zeichen für Stillstand gelten kann – bis hin zu körperlichen Beeinträchtigungen wie schlechtem Schlaf, den die Berge von Kram uns förmlich rauben, bis unter die Decke, unter der man im doppelten Sinne liegt. Davor hatte übrigens auch schon Declutter-Koryphäe Karen Kingston gewarnt ebenso wie vor einem möglichen Zusammenhang von Konsumrausch und Völlerei. Dan-Sha-Ri greift etliche Szenen aus dem Alltag auf und unterzieht sie einer genauen Analyse, darunter die Frage, warum ein voller Kleiderschrank dennoch assoziieren kann, nichts zum Anziehen zu haben. Love people. Use things. The opposite never works (The Minimalists) Welche Sichtweise mir in diesem Zusammenhang besonders gefallen hat, war neben der Konzentration auf das Jetzt der Tipp, den Fokus auf sich selbst, d.h. auf das Subjekt zu setzen. Nicht auf die Dinge. Die Idee dahinter: Dinge bekommen erst ihren eigentlichen Wert, wenn wir sie auch benutzen. Tun wir das nicht und laden Gegenstände mit einem Gefühl von „Zu schade zum Wegwerfen“ auf, verschiebt sich das Subjekt-Objekt-Verhältnis zu unseren Ungunsten. Kleiner Trick: Fragen Sie sich also öfter mal, ob Sie (als Subjekt) im Mittelpunkt Ihres Lebens und Denkens stehen oder die Objekte um Sie herum. Entscheiden Sie dann, welche Objekte Sie wirklich brauchen und auf welche Sie nun verzichten können. Weil Leben und leben ständigen Wandel und Veränderung bedeuten, ändert sich auch unser Verhältnis zu den einzelnen Besitztümern, mehr noch: Viele Minimalistinnen und Minimalisten einschließlich unsereiner haben von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass das Aussortieren kein Ende nimmt. Bei Dan-Sha-Ri sagen wir, dass nun der >>Gerümpel-IQ<< gestiegen ist. Aus Erfahrung sagt Minimalismus21, dass man auf einmal Sachen loslassen kann, von denen man es nie für möglich gehalten hätte. Eine typische Bewusstseinsänderung. Und die muss am eigenen Verhalten trainiert werden. Lernen durch Wiederholungen sozusagen. Frei nach der Autorin lassen sich dann sogar überflüssige Informationen und langjähriges Gerümpel im Kopf aussortieren. Dinge werden von Menschen und/ oder von Maschinen unter Einsatz von Rohstoffen und Ressourcen gemacht. Deswegen sollten wir ihnen nicht achtlos und unkritisch begegnen. Aber, so viel sei gesagt, Willen und Emotionen sucht man bei ihnen ebenso vergeblich wie ein Gefühl von Unendlichkeit. Denn Besitz ist letzten Endes nur eine Illusion auf Zeit.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.