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Rezension zu
In einem weiten Land

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Australische Familiensaga aus dem 19. Jh.

Von: Klusi
05.03.2015

Sydney Town, New South Wales, 1827: Einer Verleumdung wegen musste die junge Fanny Byron ihre Heimat London verlassen. Nach einer langen Seereise hofft sie auf einen Neuanfang in der Sträflingskolonie. Das wenige Geld, das sie hat, wird ihr bald nach ihrer Ankunft gestohlen, so dass sie völlig mittellos in dem fremden Land steht. In ihrer Not geht sie auf das zweifelhafte Angebot von Montague Severin ein, der ihr und ihrer kleinen Stiefschwester ein Zuhause verspricht, wenn Fanny für ihn arbeitet. Sie soll in seinem Spielclub dafür sorgen, dass die dort verkehrenden reichen Männer möglichst viel Geld im Glücksspiel einsetzen. Er bezeichnet Fanny als seine Muse und stellt immer höhere Ansprüche an sie, als er merkt, dass ihr die Männerwelt zu Füßen liegt. Unter dem Künstlernamen Vianna Francis steigt sie zur „Venus von Sydney“ auf, aber sie zahlt dafür einen hohen Preis. Severin verlangt immer mehr von ihr und hat immer ausgefallenere Wünsche. Zudem hat er ihr Daisy weggenommen, und Vianna weiß nicht, wo ihre Stiefschwester ist. Vianna genießt einerseits das luxuriöse Leben, aber sie kommt sich auch wie Severins Gefangene vor. Unter ihrer rasch wachsenden Verehrerschar befinden sich zwei junge Männer, die sich auf den ersten Blick in die schöne Frau verliebt haben. Es gelingt den beiden, Vianna aus ihrem „goldenen Käfig“ zu befreien, aber die Folge sind immer neue Feindseligkeiten und Kämpfe zwischen den Halbbrüdern. Das Leben in diesem Teil Australiens zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist sehr anschaulich und lebendig geschildert. Gerade die landestypischen Details und Eigenheiten kommen gut zur Geltung. Im Grunde genommen geht es im Roman zum einen um Fannys (Viannas) Schicksal, aber zugleich ist es eine Familiengeschichte, die hier erzählt wird, denn Felix und Mungo, die beiden Söhne des reichen Kentigern L'Estrange spielen beide eine tragende Rolle in ihrer Rivalität um Vianna, ihre gemeinsame große Liebe. Felix hat hier anscheinend die besseren Karten, denn er besitzt Geld, während sein Halbbruder Mungo, als Kentigerns Bastard, weder Besitz noch einen guten Namen vorweisen kann. Seinen Ruf hat er ein paar Jahre zuvor verloren, als er wegen eines unlauteren Geschäfts eine Haftstrafe in der Sträflingssiedlung Moreton Bay, unter dem brutalen Regiment von Captain Patrick Logan, verbüßen musste. Die unmenschliche Haft hat Spuren an seinem Körper und seiner Seele hinterlassen, und er wird von schweren Albträumen gequält. Die Dreiecksbeziehung zwischen den Brüdern und Vianna nimmt für meinen Geschmack einen fast zu großen Raum im Roman ein. Das ist ein ständiges Hin und Her und könnte durchaus etwas kürzer erzählt werden. War die Geschichte anfangs noch sehr interessant, so zog es sich doch im Mittelteil gewaltig in die Länge. Auch blieben die meisten Charaktere ein wenig flach und blass. So richtig konnte ich mich mit kaum einem der Protagonisten anfreunden. Severin ist ein richtiger Unsympath, der nur auf seinen Nutzen sieht und dafür über Leichen geht. Obwohl Vianna mit der Zeit seinen miesen Charakter erkennt, trifft sie im Lauf der Handlung Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Sie machte auf mich einen etwas oberflächlichen Eindruck, denn Luxus und Reichtum scheinen ihr wichtiger zu sein als große Gefühle, und sie gibt sich gerne kapriziös. Felix kam mir oft vor wie ein verwöhnter kleiner Junge, der alles vom Leben beansprucht, aber eigentlich nicht weiß, was er wirklich will. Kentigern und seine Frau spielen zwar durchgehend eine Rolle, die auch wichtig ist, und doch blieben sie mir fremd. Eigentlich waren es drei Personen, die mir die Geschichte dann bis zuletzt schmackhaft gemacht haben. Da ist einmal Dr. Alexander Gordon, den Mungo in Moreton Bay kennenlernt und der ihm ein guter Freund wird. Auch Jane Quayle, Mungos Mutter, war mir sehr sympathisch, eine tatkräftige Frau mit Herz und Verstand, und nicht zuletzt Mungo. Er ist für mich die stärkste Figur in der Geschichte, ein vielschichtiger, natürlicher und interessanter Charakter, mit Stärken aber auch mit Schwächen. Sein Schicksal, seine Entwicklung und seine Pläne haben mir das Buch bis zum Schluss lesenswert gemacht. Aus seiner Sicht erfährt man von den Zuständen im Gefangenenlager, unter Logan, der ja eine der realen historischen Personen im Buch ist. Aber durch Mungos Augen entdeckt man auch die Schönheiten der Landschaft und der Natur Australiens. Ihm ist es auch zu verdanken, dass ich bis zuletzt durchgehalten und dem Roman letztendlich doch noch vier Sterne gegeben habe.

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