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Rezension zu
Spademan

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Better call Spademan!

Von: WortGestalt
05.03.2015

Spademan ist Auftragskiller in New York City. So weit, so gut, möchte man meinen, kennt man ja. Der Ablauf dürfte auch klar sein, der Killer bekommt einen Auftrag, in diesem Fall den Mord an der Tochter eines berühmten Fernsehpredigers. Spademan hat natürlich ein paar Regeln, auch nichts neues, wenn man es genau nimmt. Jeder Auftragskiller hat so seine Prinzipien. Bei Spademan ist das recht einfach, Kinder sind tabu, Männer und Frauen zwecks Gleichberechtigung ok, was mit Senioren, Kranken und Hunden ist, wird nicht erwähnt. Ach doch, richtig, es gibt ja keine Hunde mehr in New York City. Ebenfalls wichtig, Spademan will nicht wissen warum er jemanden umlegen soll. Es interessiert ihn schlichtweg nicht, er überbringt auch keine Nachrichten, schließlich sei er nicht FedEx (schönes Zitat gleich auf der zweiten Seite ganz unten) und das ganze Gerede von betrogenen Ehe- oder geprellten Geschäftspartner will er auch nicht hören, Therapeut sei er ja schließlich auch nicht (ebenfalls ein schönes Zitat nur 3 Seiten weiter). Spademan betrachtet sich eher als die Kugel, sein Auftraggeber ist derjenige, der zielt, und trifft. Nun ist in diesem New York City aber irgendwie nicht mehr alles so wie früher. Die Stadt wirkt wie leergefegt, die Reichen haben sich in ihre Lofts zurückgezogen und lassen sich auf der Straße kaum noch blicken. Stattdessen liegen sie in teuren Betten, Krankenschwestern versorgen sie mit Nährstoffbeuteln und überprüfen ihre Vitalfunktionen, während sie in der Limnosphäre unterwegs sind, der Virtual Reality, einer Scheinwelt, in der sie alles sein und vor der Realität flüchten können. Denn die ist ziemlich düster geworden, seit der Bombe. Näher will ich auf den Inhalt auch gar nicht eingehen, denn für mich war beim Lesen gerade das der große Reiz, diese kleinen Häppchen, mit denen einem nach und nach die Hintergründe präsentiert wurden. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln würde, hatte mit einer „typischen“ Auftragskiller-Geschichte gerechnet und war mehr als überrascht, als ich mich in einem postapokalyptischen New York City wiederfand. Dazu die Idee mit der virtuellen Realität, die Kombination einer düsteren Zukunftsvision mit einem klassischen Hardboiled-Figurenensemble, das hat viel schönes. Ein Killer, eine abgefuckte Welt, einige düstere Gestalten, einige reiche Strippenzieher, eine Prise Science Fiction, alles verpackt in einem sehr szenischen Schreibstil, der schönes Kopfkino macht und sich flott lesen lässt. Er ist allerdings auch sehr knapp und auf den Punkt gehalten ist, also keine großen Sprachverliebtheiten, sondern eher pragmatisch, wie Spademan selbst. Der Ton ist dabei rau, aber so richtig ernsthaft böse dann doch nicht, eher „hollywood-böse“, sprich gut verträglich und sehr unterhaltsam. Ein bisschen Luft nach oben gibt es an dieser Stelle noch, es könnte für meinen Geschmack gern etwas raffinierter, etwas unbequemer werden. Im Januar diesen Jahres ist in englischer Sprache übrigens der zweite Spademan-Roman (OT: Near Enemy) erschienen, ich für meinen Teil freue mich auf ein erneutes Leseerlebnis dieser Art und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen im Heyne Hardcore-Programm. Fazit: Thriller, Science Fiction, hardboiled, das Überraschungsei für Krimifans!

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