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Rezension zu
Versunkene Welten und wie man sie findet

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Einführung in die Archäologie - für alle, die mal Archäologen werden wollten

Von: Esthers Bücher
20.05.2018

Archäologie ist für viele ein Kindheitstraum. Irgendwann geben sie diesen Traum jedoch auf, gehen einem anderen Beruf nach. Ihr Interesse an der Archäologie bleibt aber, und irgendwo tief drinnen träumen sie noch immer davon, an archäologischen Ausgrabungen teilzunehmen. Dieses Buch ist für sie. Und somit auch für mich. Seit ich 6 war, wollte ich unbedingt Archäologin werden. In unserem Garten lagen nach jedem Regen kleine Keramikscherben herum, die ich einfach nur einsammeln musste, um mich als großen Entdecker zu fühlen. Heute weiß ich natürlich, dass meine Vorgehensweise falsch war, damals hatte ich aber noch keine Ahnung, wie Archäologie in der Praxis funktioniert. Deshalb habe ich einige Jahre später meinem Geschichtslehrer geglaubt, als er mir erzählte, Ausgrabungen seien nur in meiner Phantasie so interessant, in der Wirklichkeit bestehen sie nur daraus, kleine Knochenstücke mit einer Zahnbürste sauber zu kriegen. Er hat meinem zehnjährigen Ich den Traum ausgeredet, er konnte aber mein Interesse an Geschichte und Archäologie nicht völlig ausrotten. Bis heute lese ich deshalb gerne Bücher zum Thema, so war es ganz natürlich, dass ich Versunkene Welten und wie man sie findet von Eric H. Cline lesen wollte. Allerdings machten mir der reißerische Titel und das zu stark nach Photoshop riechende Cover ein wenig Angst, dass es sich hierbei um Pseudo-Archäologie handeln wird, deshalb recherchierte ich zunächst den Autor, der sich als echter Archäologe entpuppte, der an der George-Washington-Universität lehrt und in den Jahrzehnten seines Werdegangs an etlichen Ausgrabungen teilgenommen hat (so zum Beispiel in Megiddo und Tel Kabri). Eric Cline ist aber nicht nur ein erfahrener Archäologe, er schreibt auch sehr gut. Es ist, als würde er vor mir sitzen und mir eine spannende Geschichte nach der anderen erzählen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diesem Buch seine Vorträge aus seinem Kurs „Einführung in die Archäologie“ als Basis dienen. Im Buch zeichnet er die Entwicklung der Archäologie nach, erzählt aber auch viel über die praktische Seite seines Fachs. Das Buch führt den Leser zu ganz bekannten Grabungsstätten, nach Troja, Mesopotamien, Ägypten, und erzählt dabei über die Anfänge der Archäologie und über die ersten Archäologen, die meistens natürlich noch keine Archäologen waren, weil es dieses Fach noch nicht gab und die Funde sehr oft genauso behandelt wurden, wie ich es damals als Kind gemacht habe: es wurde alles ausgegraben, zusammengepackt und nach Hause gebracht. Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis sich die heute gängigen Methoden ausgebildet haben und Funde endlich in ihrem Kontext behandelt wurden (und man nicht nur nach „Schätzen“ Ausschau hielt). Die bekannteste Geschichte ist hier wahrscheinlich Schliemanns Suche nach Troja und die Nachfolgende Ausgrabung, bei der Funde zusammen präsentiert wurden, die gar nicht an der gleichen Stelle gefunden wurden. Cline bereist die ganze Welt mit uns, und wir überqueren dabei nicht nur Meere, Ozeane, Wüsten und Berge, sondern auch Jahrtausende. Zwischendurch sind kleine Abstecher eingefügt, wo wir der Methodik der Archäologie detaillierter nachgehen: „Woher weiß man, wo man graben muss?“, „Woher weiß man, wie man graben muss?“, „Wie alt ist das Objekt, und warum blieb es erhalten?“ und „Darf man das, was man gefunden hat, behalten?“ sind die Fragen, die dabei beantwortet werden. Viele der Ausgrabungsstätten und Geschichten waren mir schon bekannt, aber auch in den Bereichen, wo ich mich als doch bewandert betrachte, konnte er mir Neues erzählen. Und hinzugekommen sind noch weitere Episoden aus der ständig wachsenden Geschichte der Archäologie, die ich nicht gekannt habe. Besonders gut hat mir gefallen, dass er einzelne Entdeckungen immer wieder auch zeitlich zueinander in Relation brachte. Die Geschichte der Archäologie ist eine Geschichte, die kein Ende findet. Die Zeit schreitet unentwegt voran, was heute unsere Gegenwart ist, ist morgen bereits vergangen. Irgendwann werden unsere Nachfahren unser heutiges Leben mit dem gleichen Eifer erkunden, wie wir heute den Alltag in Pompeji zu rekonstruieren versuchen. Auch die Technik entwickelt sich ständig, so dass wir nicht unbedingt graben müssen, um mehr über die Geschichte einer Landschaft in Erfahrung zu bringen. Unsere Vergangenheit ist dabei aber auch gefährdet. Kriege haben viel dazu beigetragen, dass Zeugnisse vergangener Zeiten verloren gegangen sind (und auch heute noch verloren gehen), und der schwarze Markt für gestohlene Objekte hilft auch nicht. Mich hat dieses Buch dazu inspiriert, mich noch mehr mit meinem Kindheitstraum von der Archäologie zu befassen und das in Zukunft nicht mehr nur in Theorie zu tun: Ich habe mich als Helfer bei einer Ausgrabung angemeldet. Ich glaube, eine eindeutigere Leseempfehlung kann ich an dieser Stelle nicht aussprechen.

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