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Rezension zu
Fay

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Fay - ein gelungener Südstaaten-Roman.

Von: Bücherserien.de
11.04.2018

Die hübsche, 17-jährige Fay ist ein typisches Landei aus den amerikanischen Südstaaten: Absolut ungebildet, ziemlich naiv (zumindest zu Beginn) und total ahnungslos. Bitterarm aufgewachsen, verlässt sie eines Tages ihre Familie – denn woanders kann es eigentlich nur besser sein. Der Vater ist gewalttätig, die Mutter schwach, die Gegend hart und rau. Fay will mehr vom Leben, sie hat Träume. Die sind nicht leicht zu erreichen. Das Mädchen wird die Geliebte des Polizisten Sam und von ihm schwanger, muss nach einem tödlichen Zwischenfall verschwinden und findet in Aaron, dem gewalttätigen Rausschmeißer eines Strip-Lokals, den nächsten Liebhaber. Doch weil der ihr immer zwielichtiger erscheint, möchte sie zu Sam zurück. Das Drama nimmt seinen Lauf … Sehnsucht ist ein großes Thema in diesem Südstaaten-Epos von Larry Brown. Der amerikanische Autor, der bereits 2004 verstarb und erst nach und nach ins Deutsche übersetzt wird, zeigt ein trostloses Bild des typischen “white trash”. Fay weiß nichts von der Welt, kennt nichts – nicht einmal im Kino war sie mit ihren 17 Jahren jemals -, sie kann kaum lesen und will nur eins: ans Meer. Denn dort, so stellt sie sich vor, ist alles besser. Dort soll ihr Leben anfangen. Larry Brown veröffentlichte “Fay” im Jahr 2000, zeitlich angesetzt ist der Stoff jedoch etwa zwanzig Jahre früher. Das aber ist eigentlich egal, denn die Geschichte ist zeitlos: Das junge Mädchen, das nicht weiß wie schön es ist, wird von Männern begehrt; so sehr, dass die für sie sterben würden. Fay ist, ohne es zu wissen, eine Lolita, wenngleich ihr das Berechnende und die Raffinesse fehlen. Sie zieht Männer an, die sich um sie kümmern, aber auch solche, die sie einfach besitzen wollen. Es sind starke und dramatische Beziehungen, die sich in diesem Roman entwickeln, geschrieben in einer trockenen, einfachen Sprache. Browns Stil ist schlicht, aber keineswegs simpel. Seine Figuren wirken authentisch. Larry Brown lebte selbst am Mississippi, er beschrieb Charaktere so, wie er die Menschen dort tatsächlich erlebt hatte. In “Fay” geht sein Sinn für Realismus allerdings an einigen Stellen etwas zu weit: In allen Einzelheiten zu lesen, wie die Protagonistin Kaffee trinkt, fernsieht, sich sonnt und weiteren banalen Alltagstätigkeiten nachgeht, darauf könnte man das Eine oder Andere mal durchaus verzichten. Brown ist etwas zu ausschweifend in seinen Bemühungen, der Geschichte und den Figuren Authentizität zu verleihen und verliert sich gerne in seinen detaillierten Beschreibungen. Auch so manchen Dialog hätte man sich sparen können, trotz des angenehmen und flüssigen Schreibstils. Doch sei es drum, ob die Story nun einhundert Seiten mehr oder weniger hat, es ändert nichts an der schlichten Schönheit der Geschichte. Die 17-Jährige muss an den Dingen reifen, die ihr geschehen. So bleibt sie nicht lange so naiv wie zu Anfang, aber sie verzweifelt nie am Leben. Es ist ein Roadtrip, den sie immer wieder unternehmen muss, unterbrochen von Phasen scheinbarer Stabilität in wechselnden Beziehungen. Zum Ende hin hofft man für das Mädchen, das eine echte Kämpferin ist, dass sie die Kurve bekommt. Und so sehr auch der Beginn eines neuen Lebens für Hoffnung sorgen sollte, so befürchtet man doch bald, dass ein rundes Happy End das Letzte ist, was der Autor seiner Figur gönnen will. Mein Fazit zu “Fay”: “Fay” ist ein fabelhafter Roman, der sich trotz eindeutiger Krimi-Elemente nicht in ein Schema oder Genre pressen lässt. Larry Brown war nie der geborene Schriftsteller; er arbeitete als Feuerwehrmann und schrieb in seiner Freizeit. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, er kannte das einfache Leben, und er konnte es beschreiben. Das Buch ist ein Roman für Südstaaten-Fans, für Freunde des sogenannten “großen amerikanischen Romans” und schlicht ein lesenswertes Buch für Menschen, die in eine faszinierende Geschichte eintauchen möchten.

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