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Rezension zu
Schere, Stein, Papier

Die Geschichte einer Krankheit

Von: C. Widmann
09.02.2018

Ähnlich wie Das Parfum ist Schere, Stein, Papier ein vielseitiger Roman, der Lesern verschiedener Genres gefällt. Der Krimi-Liebhaber kann rätseln über den Fund im Toaster, den Einbruch im Schreibwarenladen, das eingeritzte Zeichen in der Tür. Der Romantiker findet mehrere Paare: Thomas und Patricia, Maloney und Jenny. Alice und Luke, ja oder nein? Am meisten fesselt dieser Roman aber diejenigen Leser, die sich für Psychologie interessieren. Ohne, dass jemals das Wort fiele, ist Schere, Stein, Papier die Geschichte einer bipolaren Störung, früher nannte man es manische Depression. Thomas O'Malley Lindström hat sich hochgearbeitet aus dem Armenviertel, ihm gehört die Hälfte eines Schreibwarenladens, er wohnt in einer teuren Gegend. Dann stirbt sein krimineller Vater. Thomas muss seine labile Schwester wiedersehen, zur Beerdigung gehen. Er stürzt in eine Depression, dann schlägt seine Stimmung ins Gegenteil um. Wir Leser, gemeinsam mit Thomas' Freunden, sehen hilflos zu, wie er sich hineinsteigert in wahnwitzige Pläne, Eifersucht und Verfolgungswahn. Am Ende bleiben viele Fragen offen. Ich hätte mir Antworten gewünscht. In der Hauptsache aber hat Naja Marie Aidt ein Meisterwerk geschaffen: Sie zeigt, wie eine bipolare Störung von innen aussieht, für den Betroffenen, der selber nichts merkt. Und dass die manische Seite der Krankheit schlimmer ist, tausendmal schlimmer als die Depression. Die Autorin benutzt starke Metaphern und schafft facettenreiche Figuren. Dichter sollten mehr Romane schreiben.

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