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Rezension zu
Wenn Prinzen fallen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Only The Sky Is The Limit: Absturz eines Wall Street Jongleurs

Von: Rosa Emma
20.01.2018

Die 80er Jahre – das wohl exaltierteste und schillerndste Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts. Neben eigensinniger Mode und innovativen Musiktrends war die Ära auch und vor allem geprägt durch Extravaganz, Luxus und Dekadenz. Letztere Attribute spiegelten sich insbesondere in den schwindelerregenden Spekulationen und riskanten Geldgeschäften wider, die eine Vielzahl von ambitionierten, großspurigen Wall Street Playern jeden Tag abwickelten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. "Only the sky is the limit" war das Motto der selbstgefälligen "Prinzen von Manhattan", in deren Wortschatz Ethik und Moral nicht vorkamen. Sie flogen hoch und fielen tief – ein Absturz, den einige nicht überlebten – zu groß war die Demütigung, zu vernichtend der Gesichtsverlust und die Vorstellung, ein Verlierer zu sein. Retrospektive eines Geläuterten Hier setzt Robert Goolricks neuester Roman "Wenn Prinzen fallen" an: Sein Protagonist Rooney, 36, ist auf dem existentiellen Tiefpunkt angelangt. Nach einem exzessiven Leben als erfolgreicher Wall Street Trader und zügelloser Playboy arbeitet er nun als Verkäufer bei der Buchhandelskette Barnes & Noble. Geläutert und wehmütig blickt er auf seinen glanzvollen Aufstieg und seine einzigartige Karriere zurück, die grenzenlos schien und doch ein so abruptes, ruhmloses Ende fand. Dabei geht Rooney hart mit sich und seiner hochmütigen Who-Cares-Attitüde ins Gericht: Er verschönt nichts, aber bereut vieles, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Jetzt steht er vor den Scherben seines narzisstischen Höhenflugs – dabei war der Beginn einst so verheißungsvoll… Kometenhafter Aufstieg Nachdem der junge Rooney desillusioniert feststellt, dass er nicht zum Bohemian taugt und weder als Maler noch als Schriftsteller noch als Schauspieler besonders talentiert ist, beschließt er widerwillig, Wirtschaftswissenschaften zu studieren und damit dem Wunsch seines Vaters zu entsprechen. Es gelingt ihm schließlich, einen Job als Junior Trader bei einer Top Wall-Street-Firma zu erhalten – und dafür muss er sich noch nicht mal besonders anstrengen: Sein tougher, unkonventioneller Chef hält nichts von Bewerbungsgesprächen und noch weniger von Zeugnissen. Wenn Rooney es allerdings schafft, ihn beim Pokern zu besiegen, hat er den Job. Und ihm gelingt das Unmögliche: Innerhalb kürzester Zeit wird er eines der vielversprechendsten Trader-Talente. Obwohl ihm der Job keinerlei Spaß macht und sein arbeitsintensiver Alltag ihm alles abverlangt, liebt er den Nervenkitzel und das Jonglieren mit Unsummen, das seine reichen Mandanten noch reicher macht. Bis zum Exzess: Leben auf der Überholspur Doch damit kann Rooney leben, denn seine Boni sind exorbitant ebenso wie sein Lebensstil, dessen Dekadenz dem Wall Street Zeitgeist entspricht: Goldene Manschettenknöpfe mit Monogramm, maßgeschneiderte Edelanzüge und ein Haarschnitt, der so teuer ist wie eine Monatsmiete – all diese Dinge werden für ihn zur Normalität und lassen ihn in seiner unermesslichen Arroganz und Selbstverliebtheit die Nase über die langweiligen Normalo-Spießer rümpfen, die in seinen Augen keine Ahnung haben, wie man das Leben genießt. Wie gut, dass er sich wohltuend von diesen Losern unterscheidet: Jede Nacht feiern er und seine Kollegen mit den schönsten Frauen in den angesagtesten Clubs und werfen mit Geld nur so um sich – das Beste ist für die Auserwählten gerade gut genug. Auch Drogen zur Entspannung dürfen da natürlich nicht fehlen – eine Koksline nach der anderen gepaart mit Unmassen von Alkohol helfen, den Stress abzubauen und dem tagtäglichen Druck standzuhalten. Niedergang und Neubeginn Doch das Leben auf der Überholspur fordert schließlich seinen Tribut: Rooneys durchzechte Nächte und sein steigender Drogenkonsum wirken sich negativ auf seine Arbeit aus, er wird zunehmend aggressiv und unberechenbar. Und so kommt es, wie es kommen muss: Er gerät ins Straucheln und begeht schließlich einen fatalen Faux Pas bei einem wichtigen Mandanten, der ihn den Job kostet. Doch damit nicht genug: Sein ihm ehemals wohlgesonnener Chef sorgt dafür, dass er als Trader kein Bein mehr auf die Erde bekommt. Auch sein Privatleben geht den Bach runter: Sein große Liebe Carmelia reicht die Scheidung ein und nimmt ihm alles, was er besitzt. Aber Rooney ist längst an einem Punkt angelangt, an dem ihm auch das nichts mehr ausmacht. Als er denkt, dass ihn nichts mehr wirklich berühren kann, rückt eine bis dato unbekannte Krankheit in den Fokus der Öffentlichkeit: AIDS. Auch in seinem nahen Umfeld erkranken und sterben viele Freunde und Bekannte. Rooney ist schockiert und kann nicht fassen, dass sein Leben von heute auf morgen zerfällt. Als er nach langer Suche endlich einen Job bei Barnes & Noble erhält, scheint ein wenig Ruhe einzukehren, doch kann er seine alte Luxus-Existenz so einfach hinter sich lassen? Eine eindrucksvolle Zeitreise ins dekadente Wall Street Business der 80er Jahre Mit seinem neuesten Werk "Wenn Prinzen fallen" ist Robert Goolrick ein einzigartiger Roman über das Schicksal eines erfolgsverwöhnten Traders im Manhattan der glorreichen 80er Jahre gelungen. Mittels Rooneys Lebensgeschichte, die im Ablauf einem griechischen Drama gleicht – Aufstieg, Hybris, Absturz und Katharsis – versetzt uns der Autor zurück in eine Ära, die zwar von Überfluss und viel Glanz und Glitter geprägt, deren Untergang aber bereits vorprogrammiert war. Der wehmütige Rückblick des geläuterten Protagonisten ist nicht ohne Scham und Reue, die jedoch für die Menschen, die er benutzt und weggeworfen hat, viel zu spät kommt. Gerne würde er um Verzeihung bitten, doch kaum jemand möchte noch etwas mit ihm zu tun haben. So bleibt ihm nur die Einsamkeit und die Erinnerung an bessere Zeiten. Selbstmitleid wäre hier allerdings fehl am Platz – das ist Rooney nur allzu bewusst. Von seinem "Prinzenleben" ist ihm lediglich immens teure Bettwäsche geblieben, die er als Andenken an seine Glanzzeiten aufbewahrt. Auch seinen exklusiven Kleidungsstil hat er beibehalten, was ihn zu einem Paradiesvogel bei Barnes & Noble macht. Doch sein altes Leben lässt sich eben nicht wie eine zweite Haut abstreifen, was auch er letzten Endes schmerzlich erkennen muss. Es gibt kein Zurück, aber einen Neubeginn, der – so gewöhnungsbedürftig er auch immer sein mag – ganz banal impliziert, dass das Leben auch nach einem Höllensturz weitergeht. Mein Fazit: Ein brillanter Roman und Must Read – überaus lesenswert!

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